Über stolze Menschen, alte Autos und grosse Zahlen. Schon fast zwei Wochen sind wir jetz bereits zu Hause und sind voll damit beschäftigt uns irgendwie an all die Gegebenheiten unserer Heimat zu gewöhnen.
Darum hat es etwas gedauert bis es unser letzter Bericht auf die Homepage geschafft hat.
Cuba war der perfekte Schlusspunkt unserer Reise.
Dieses Land faszieniert mit traumhaften Stränden, kolonialen Städten, den alten amerikanischen Autos, karibischer Musik, einer vielfältigen Kultur und einer äusserst interessanten Geschichte. Was Cuba aber wirklich so spannend macht sind die Menschen dieses Landes. Stolz Cubaner zu sein, gehen sie mit einer ansteckenden Gelassenheit durch ihr nicht immer leichtes Leben. Wenn man als Tourist ihnen die Chance gibt sorgen sie mit viel Herz und Gastfreundschaft dafür, dass ein Besuch ihres Landes ein unvergessliches Erlebniss wird. Das harmonisch wirkende Gemisch aus Latinos, Mischlingen und Schwarzen, welches sich auch in der Musik, der Religion dem Essen und der ganzen Lebensart niederschlägt, sorgt für ein Lebensgefühl, dass uns ab der ersten Minute eingesogen hat. Müssten wir einen Werbeslogan für dieses Land finden würden wir "Endspannt spannend" sehr treffend finden.
Uns wurde hier unsere spontane Art zu reisen das erste mal zum Verhängnis. Eigentlich wollten wir Cuba mit einem Mietauto bereisen. Als wir aber 2 Tage vor Abreise aus Kolumbien ein Fahrzeug mieten wollten wurden wir nur ausgelacht. Alle Autos sind auf Monate hinaus schon ausgebucht. Der Tourismus in Cuba boomt. Waren es 1991 noch 500'000 Touristen, wollten 2013 bereits 2.9 Millionen den karibischen Inselstaat besuchen.
Schlussendlich war es aber gar nicht mal so schlimm kein eigenes Auto zu haben. Wir waren immer mit Taxis unterwegs. Mal waren es private Taxis und mal Collectivos, welche man mit anderen Leiten teilt. Immer waren es aber alte amerikanische Limusienen, welche erstens eine sehr silvolle Art des Vorwärtskommen sind und zweitens auch die Möglichkeit bieten, mit anderen Leuten in Kontakt zu kommen. Das Ganze hat eigentlich sehr gut geklappt auch wenn teilweise das Taxi ein anderes Auto war als abgemacht und uns zu einer anderen Zeit, mit anderem Fahrer und anderer Passagierzahl abholte.
Die Reise von Kolumbien nach Cuba hat sich etwas in die Länge gezogen.
Es gab zwar einen Direktflug von Bogota nach Havana doch war er sehr teuer. So sind wir hald zuerst nach Quito geflogen um nach einer Nacht am Flughafen über Panama nach Cuba zu fliegen. Wir waren so anstatt 4 Stunden ganze 15 Stunden unterwegs haben aber auch viel Geld für viele Mojitos gespart. Wie es sein kann, dass drei Flüge billiger sind als einer, bleibt uns ein Rätsel.
Ausser den letzten 5 Tagen haben wir immer in sogenannten Casa Particulares übernachtet. Diese Casas sind Privathäuser in denen man als Tourist ein Zimmer mieten kann. Ebenfalls kann man, gegen einen Aufpreis, frühstücken oder zu abend essen. Wir wurden immer sehr herzlich empfangen und die Nähe zur Besitzerfamilie ermöglicht eine schöne Einsicht in das tagtägliche Leben von cubanischen Familien. Jeder Vermieter muss eine Lizenz beantragen und pro Zimmer monatliche Abgaben bezahlen (unabhängig von Haupt- oder Nebensaison und der tatsächlichen Zahl empfangener Gäste). Dazu kommen monatliche Gebühren für das optionale Aufhängen eines Werbeschilds und die obligatorische Verköstigungslizenz sowie eine progressive Einkommensteuer (mind. 10 %) am Ende des Jahres. Für die Besitzer gibt es regelmäßige strengen Kontrollen von Inspektoren, die selbst bei kleineren Verstößen drakonische Geldstrafen (bis zu 1500 CUC) verhängen, bei mehrmaligen Verstößen gar die Wohnung konfiszieren können. Schwierig ist es auch den Service für die Gäste auf hohem Level zu halten. In der Mangelwirtschaft Kubas, oft eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Ein gutes Beispiel ist das Zubereiten des Frühstücks, das in ein Organisationschaos ausarten kann. Denn die frischen Zutaten gibt es selten alle auf einem Markt, sondern sie müssen von verschiedenen Stellen zusammengetragen, mitunter sogar in Nachbarstädten besorgt werden.
Dazu noch ein cubanischer Witz:
Was sind die drei größten Errungenschaften der Revolution? Gesundheit, Bildung und Sport. Und was sind ihre drei größten Mängel? Das Frühstück, das Mittag- und das Abendessen.
Begonnen haben wir unsere Reise in Cubas Hauptstadt Havanna.
Havanna ist nicht nur die Metropole Kubas, sondern auch die größte Stadt der Karibik. 2,1 Mio. Einwohner, also fast jeder fünfte Kubaner, leben hier. Fast alle grossen Industrien und die wichtigsten staatlichen Forschungszentren und Dienstleistungsunternehmen befinden sich hier. Eine typische Hauptstadt also? Keineswegs. Havanna ist irgendwie anders. Einzigartig. Die gewöhnlichen Symbole der Moderne sieht man kaum – weder die überdimensionalen Werbereklamen noch die kühlen Geschäfts- und Bürogebäude, die weltweit die Großstädte überflutet haben. Havannas Straßen verströmen keinen gesichts- und leblosen Kommerz, sondern wirken sehr authentisch. Dieses ungekünstellte Alltagsleben ist vielleicht sogar die größte Sehenswürdigkeit der Stadt.
Im historischen Zentrum sind viele Gebäude restauriert und schön hergerichtet. Man fühlt sich wie auf einer Zeitreise oder auf einem Spaziergang durch ein seht realistisch gemachtes Freiluftmuseum. Wunderschön und doch hat uns der alte, zerfallene Teil der Altstadt fast ein wenig besser gefallen. Vielfach sind hier die Strassen von Schlaglöchern übersät, und an so mancher Ecke quellen Mülltonnen über. Doch strahlen ihre Bewohner jede Menge trotzig-kreative Alltagsenergie aus. Hier zeigt sich die Metropole von ihrer ungeschminkten und gerade deshalb besonders interessanten Seite.
Während sich hier einige Straßen und Häuser noch mit steinernem Willen gegen den Zerfall wehren, wirken andere so, als hätten sie gerade einen Krieg überstanden. Bei manchen Gebäuden hat man das Gefühl nur Barfuss daran vorbeilaufen zu dürfen, um die Bausubstanz nicht unötig zu beanspruchen. Alles strömt aber einen unglaublich morbiden Charme aus.
Nach langen Jahren der Vernachlässigung ist der Kampf gegen den Verfall heute ein Wettlauf gegen die Zeit. Jedes Dritte der als historisch wertvoll eingestuften Bauwerke ist in einem bedenklichen Zustand. Noch schlimmer sieht es bei den Wohnhäusern aus, zumal die Altstadt zu den am dichtesten bevölkerten Regionen der Erde zählt. Oft lebt eine ganze Familie in einer Ein-Zimmer-Wohnung. Viele Gebäude können dieser Überbelastung nicht standhalten und sind stark einsturzgefährdet – jährlich kommt es zu mehr als tausend Hauseinstürzen.
Und wie sah unsere weitere Route durch Cuba aus? Den Osten des Landes haben wir bewusst ausgelassen, um einerseits Stress zu vermeiden und andererseits die besuchten Orte wirklich geniessen zu können.
Unsere Stops waren das mitten in Karstfelsen gelegene Tabakanbaugebiet um Viñales, das französisch angehauchte Cienfuegos, die 500 Jahre alte, und wunderschöne Kolonialstadt Trinidad, kleinere Städchen wie Sancti Spiritus, Morón und Remedios, die traumhaften Strände auf den Cayo Coco und Cayo Santa Maria, die Universitäts und Che Guevarastadt Santa Clara und zum Schluss das für traumhafte Badeferien bekannte Varadero.
Das Reisen ist meisst faszinierend, manchmal anstregend, oft aber auch einfach lustig. Manchmal hält das Unterwegssein sogar Comedy vom Feinsten für einen bereit. So geschehen in Trinidad. Seit kurzer Zeit ist Cuba an das Internetnetz von Venezuela angeschlossen. In jeder grösseren Stadt ist der Hauptplatz mit Wifi ausgerüstet. Um dieses nutzen zu können, muss man an DER Verkaufsstelle ein Guthaben kaufen. Wir sind für so eine Karte angestanden und vor uns drei Damen aus unserem südlichen Nachbarland.
Kennt ihr den alten Sketch vom Kabaret Rotstift mit dem Deutschen in der Warteschlange vor einem schweizer Skilift? Genau so wars. Die drei haben sich fürchterlich aufgeregt, dass es nicht vorwärts ging. Da Cubaner auch noch andere Dinge in diesen Läden zu erledigen haben, wurden sie teilweie vom Türsteher vorgeholt. Das ging für die drei Damen ja gar nicht. Bei jedem öffnen der Tür haben sie versucht ihre dicken Hinterteile ins Büro zu drängen und wurden jedesmal vom Türsteher aufgehalten.
Es dauerte nicht lange bis Sätze wie: "das ist doch willkür" oder " das gäbe es bei uns in Deutschland nicht" fielen. Die drei haben sich so richtig in Rage geredet.
Als dann nach etwa einer Stunde der Sicherheitsman die Damen darauf aufmerksam machte, dass es schon lange keine Internetkarten mehr hat, war für die drei der Gipfel der Frechheit und für uns der humoristische Höhepunkt der Situation erreicht. Wir haben uns köstlich amüsiert, auch wenn wir ebenfalls keine Karte bekommen haben.
Aufgefallen ist uns wie präsent Che und die Revution von 1959 noch ist. Überall sieht man die aufgemalten Gesichter von Jose Mari, Che, Emillio Cienfuegos und anderen Helden, oder man liest die Namen von Fidel und Ràul Castro. An den Strassen stehen oft, riesige, im Sowjetlook gestaltete Plakate, welche die komunistischen Ideen dieser Personen loben und die Bevölkerung dazu aufrufen, diese Ideen aktiv zu leben.
Einerseits sind die Kubaner unendlich Stolz auf ihr kleines Land, dass der stärksten Macht der Welt erfolgreich Widerstand geleistet und weitgehende politische Unabhängigkeit erlangt hat. Andererseits wird die Revolutionsgeschichte und ihre Helden von der Regierung seit fünf Jahrzehnten gezielt beschworen, um die kubanische Gesellschaft zusammenzuschweißen.
Gerne würden wir in diesem Bericht mehr über Che, die Revolution, die dunkle Zeit der Zuckersklaven und die wirklich interessante Geschichte dieses Landes beschreiben doch um dem ganzen Gerecht zu werden, müsste der Bericht sehr sehr lang sein.
Die letzten 5 Tage haben wir uns im touristischen Varadero noch etwas Ferien gegönnt. Aber nach 18 Monaten ohne Ferien haben wir uns das auch verdient! Das Hotel hatte für jeden Tag einen Stern und war das totale Kontrastprogramm zu der vergangenen Reise. 24 Stunden lang gabs irgendwo im Hotel was zu Essen und zu Trinken und das ganze war inklusive. Nicht das eigendliche Cuba aber sehr erholsam.
Noch etwas anderes zu Cuba und seinem System.
Geht es bei Berichterstatungen von westlichen Medien nicht um Cuba als Feriendestination geht es meistens um Menschenrechtsverketzungen und die Mangelwirschaft in diesem Land. Was man aber kaum hört, sind die positiven Aspekte des komunistischen System dieser Nation.
Kuba besitzt eines der fortschrittlichsten Bildungs-, Gesundheits- und Sozialleistungssysteme Lateinamerikas. Beeindruckend ist dabei nicht nur, dass dieses hohe Niveau von einem Land der Dritten Welt erreicht worden ist, sondern dass es selbst in grossen Krisen aufrechterhalten werden konnte.
Bis in den entlegensten Winkel durchzieht ein Netz von Kliniken und Hausarztpraxen das Land, und jeder Kubaner genießt kostenlose medizinische Dienste bis hin zu komplizierten Operationen. Die Säuglings- und Kindersterblichkeit ist 4,2 bei 1000 Geburten – ein weltweiter Spitzenwert. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist 78 Jahre, das Niveau westlicher Industrienationen.
Seit Jahrzehnten entsendet Cuba Ärzten und Krankenschwestern in 66 Entwicklungsländer (derzeit über 50'000). Mütter können ihre Säuglinge ab dem 45. Tag nach der Geburt in einer Krippe unterbringen und so durchgängig erwerbstätig bleiben. Allen Kindern ab drei Jahren steht ein Kindergartenplatz zu und jedes Kind bekommt bis zum siebten Lebensjahr vom Staat einen Liter Milch pro Tag.
Kuba hat eine neunjährige Schulpflicht mit breitem Bildungsangebot für alle Schüler unabhängig von ihrer sozialen Herkunft. Der Staat übernimmt sämtliche Kosten (Verpflegung, Lehrmaterialien, Schuluniformen, Unterkunft und Ausflüge aufs Land).
Etwa 12,9 % des Staatshaushalts (fast das Dreifache des Prozentanteils von Deutschland und mehr als in skandinavischen Ländern) fließen in den Erhalt und Ausbau des Schulsystems. Es gibt Sozialhilfe, Lohnfortzahlung bei Krankheit, Arbeitslosenunterstützung, Invaliditäts-, Hinterbliebenen- und Altersrente sowie Mutterschutz. Vom einheitlichen kubanischen Arbeitsrecht können Arbeiter in anderen Entwicklungsländern nur träumen (Achtstundentag, Urlaubsanspruch und Überstundenregelung). Das Renteneintrittsalter liegt bei 65 Jahren für Männer und bei 60 Jahren für Frauen. Nach 15 Jahren Beschäftigung haben Pensionäre Anspruch auf 40 % des zuletzt bezogenen Lohns, und für jedes weitere Jahr steht ihnen ein zusätzliches Prozent zu. Zudem hat jeder Ruheständler Anspruch auf einen kostenlosen Platz im Altenheim (circulo de abuelos). Es gibt kaum Mietkosten (etwa 95 % der Wohnungen sind Eigentum ihrer Bewohner, die gesetzliche Höchstmiete beträgt ansonsten 10 % des Einkommens). Geringe Gas-, Strom- und Wassertarife sowie günstige Transport-, Telefon- und Eintrittspreise sind weitere Aspekte.
Klar darf man dabei nicht vergessen, dass es an vielem fehlt und es die Bevölkerung nicht leicht hat. Doch nur weil dieses System anderst ist, bedeutet das nicht, dass alles schlecht ist. Es bleibt abzuwarten wie die kommende Kapitalisierung die Lebenqualität der Menschen in Cuba verändert.
Wir wünschen Cuba und allen Cubanern alles gute für die ungewisse Zukunft. Klar wird es Veränderungen geben und vielleicht verschwinden auch die alten Autos und die verfallenen Kolonialbauten werden renoviert
Vielleicht verliert Cuba dadurch auch viel von seinem Charme. Doch setzt man die vielleicht etwas romantisch beschlagene Touristenbrille ab, sollte man erkennen, dass auch dieses Land und die Menschen einen Anspruch auf Vortschritt haben.
Wir hoffen aber das, wohin die Reise auch immer hingehen wird, sich die Menschen ihr Wesen behalten können.
Ja und dann setzten wir uns ins Flugzeug nach Hause. Nach zweimaliger Verschiebung der Abflugszeit, Verpassen des Anschlussfluges und einem Flughafenwechsel per Taxi in Deutschland, sind wir in der Heimat gelandet. Wir wollen uns auf diesem Weg nochmals bei allen ganz herzlich bedanken, die mit der Organisation, oder mit ihrer Anwesenheit uns so einen schönen Empfang bereitet haben.
So! Das wars mit unserer kleinen Reise. Ganz nach JulesVerne: In 80 Wochen um die Welt. (oder waren es dort Tage?)
555 Tage oder 80 Wochen oder 13'320 Stunden oder 799'200 Minuten waren wir unterwgs.
Wir haben 21'097 km in einem Bus, Taxi oder irgendwas das von den Besitzern uns als solches Verkauft wurde verbracht.
53'806 km waren wir in der Luft und haben von grossen Gesellschaften, über Mitglieder von schwarzen Listen, bis hin zu kleinen Propellermaschienen alles für unser luftiges Vorwärtskommen verwendet.
Für 3'173 km haben wir eine Schiene gebraucht und 1'115 km sind wir mit Schiffen, Booten oder so was ähnlichem über etliche Gewässer getukert.
28'095 km haben wir in einem eigenen Auto zurückgelegt, dies durch endlosen roten Sand, durch enge indonesische Dörfer, vorbei an neuseeländischen Gletscher und tasmanischen Teufeln und durch chaotische kolumbianische Städte.
Für 1'986 km haben wir nur zwei Räder unter dem Hintern gehabt und haben auf einem Roller die Freiheit genossen.
Dazu kommen 240 km auf einem Fahrrad und für 242 km haben wir die Wanderschuhe geschnürt. Nicht dabei sind die unzähligen Kilometer welche wir beim schlendern durch Städte und Ruinen, entlang von Stränden und Wäldern und auf der Suche nach Hotels und Restaurants zurückgelegt haben. Übrigens war dieses Suchen nach Restaurants so ziemlich die einzige Situation, bei der es manchmal kleine Reisegruppeninterne Unstimmigkeiten gegeben hat. Vorallem wenn der eine Teil der Reisegruppe schon grossen Hunger hatte!
Gesammthaft waren wir 109'753 km unterwegs. Das würde reichen um 2,7 mal die Erde zu umrunden, oder für 305 mal die Strecke St.Gallen-Genf.
Doch was haben wir zwischen dem Vorwärtskommen gemacht? Vorwiegend geschlafen!
Wir haben an 245 Orten übernachtet. Verteilt auf die 555 Tage macht das im Schnitt 2.2 Übernachtungen pro Ort. Darunter sind 5 Nächte in einem Flugzeug, etwa 15 Nächte in einem Bus, 4 Nächte auf einem Flughafen, 5 Nächte in einer Hängematte, zwei Nächte im Auto und eine Nacht in einem Hauseingang.
285 verschiedene Mineralwassermarken haben wir in den 13 besuchten Landern getrunken., für 404 Minuten sind wir abgetaucht und mussten insgesammt 12 neue Sonnenbrillen kaufen.
Nach 37'000 Wurfbewegungen ging unser Würfelwettkampf mit 343 zu 342 äusserst knapp an den männlichen Teil der Reisegruppe! Tja entweder man kanns oder man kann es nicht!!!
Vielleicht noch was zum Finanziellen. Für die ganze Reise mit allen Flügen haben wir 50'000 Franken gebraucht.
Rechnet man das durch die 555 Tages haben wir 2'740 Franken pro Monat und 90 Franken pro Tag gebraucht.
Und was nehmen wir aus diesen 555 Tagen mit oder wie haben uns die 109'900 km auf den Strassen dieser Welt verändert,
Das alle Menschen, egal wo auf der Welt, als erstes einfach mal Menschen sind. Menschen mit den genau gleichen Wünschen und Bedürfnissen wie wir. Klar beeinflusst durch kulturelle, finanzielle oder politische Einflüsse und doch im tiefsten innern genau gleich wie du und ich. Entgegned man diesen Menschen auch als solche bekommt man auf Reisen sehr viel zurück.
Raum lassen für das Unerwartete. Die schönsten Momente, Situationen und Begegnungen entstanden meist dort wo etwas nicht so funktioniert hat wie geplant. Sei es durch das Festsitzen in einer Stadt oder durch das Verlaufen auf einem Spaziergang. Gerade in unserer durchorganisierten und strukturierten Gesellschaft kann diese Orientierungslosigkeit sehr befreiend sein.
Keine Erwartungen haben. Geht man ohne Erwartungen in einen Tag, an einen Ort oder auf einen Ausflug wird man viel weniger Enttäuscht. Hat man keine Erwartungen ist man auch viel offener und flexibler gegenüber den oben genannten unerwarteten Situationen. Diese Einstellung war ein Grund warum wir es so lange ausgehalten haben denn auf Reisen ist nichts sicher und alles möglich.
Wörter wie ruhig, eng, voll, schnell, bald, sauber, schön, lecker, teuer, langweilig, langsam und und und werden in jedem Land etwas anderst interpretiert.
Was haben wir weiters noch gelernt?
Die Welt ist schön, Zufriedenheit ist keine Frage des Geldes, Hühnerfüsse kann man essen, Verkehr funktioniert auch ohne Regeln, Autos kann man auch mit Seilen reparieren, Unterhosen kann man viel länger tragen als man denkt, Babys überleben auch ohne Folgemilch, nicht jeder Muslim ist böse, Zähneputzen geht auch ohne Wasser, ein Bus ist nicht unbedingt schneller als ein Fahrrad, auf einen Roller passen 4 Menschen, Mäuse lieben Campervans und Zigaretten, nicht jeder Pickup hat Allrad, Duschen bedeutet nicht immer dass man danach sauberer ist, Matratzen können leben und Franzosen sind komisch!
Wir widmen uns in den nächsten Wochen intensiv dem Einleben hier in der Schweiz. Es wird sehr wahrscheinlich recht schnell wieder völlig normal sein und doch hoffen wir die Flexibilität, die Gelassenheit gegenüber neuen Situationen und Problemen auch in der herannahenden Routine behalten zu können.
Diese Reise war die beste Entscheidung die wir in unserem Leben getroffen haben oder anderst Gesagt:
Sie haben da eine Lücke im Lebenslauf! Ja! War Geil!!!!!
Über budgetfreundliche Ölförderung, vergessene Kulturen und sandige Pannen.
Und schon haben wir einen neuen führenden in unserer Südamerikarangliste. Ein Werbeslogan des kolumbianischen Tourismusverband lautet: Die einzige Gefahr die in Kolumbien besteht, ist dass man bleiben will. Wir wären wirklich gerne noch etwas länger geblieben. Es ist ein faszienierendes Land mit so herzlichen, fröhlichen und hilfsbereiten Menschen. Wir wurden zum Essen eingeladen, uns wurde ein Auto geliehen und es gab viele andere wundervolle Begegnungen mit Einheimischen.
Ein Land in dem die "herzlich Willkomen" Schilder an den Dorfeingängen auch wirklich stimmen und wir uns zu jeder Zeit einfach wohl fühlten.
Welchen Zusammenhang hat eine neue Ölfördermethode mit dem Reisebudget von zwei schweizer Reisenden? Ganz einfach! Ein Grund das der Ölpreis momentan so niedrig ist, ist die Tatsache, dass die USA mit ihrem Fraking so viel Öl fördern, dass sie auf kein importiertes Öl angewiesen ist. Dementsprechend wird zur Zeit mehr Öl gefördert als verbraucht und darum sinkt der Preis. Da die kolumbianische Wirtschaft, und somit auch die Stärke des Pesos, sehr stark vom Ölpreis abhängig ist, befindet sich die kolumbianische Wirtschaft auf so tiefem Stand wie schon lange nicht mehr. Bezahlte man hier vor 7 Monaten noch 1500 Pesos für einen Dollar, kostet er jetzt 3300 Pesos. Anderst gesagt ist Kolumbien für Reisende mit einer Starken Währung im Bauchtäschchen nur noch halb so teuer wie vor einigen Monaten. Kolumbien war für uns so das günstigste südamerikanische Land.
Der Grenzübertritt nach Kolumbien war aussergewönlich einfach. Kurz bei den Ecuadorianern vorbei um zu sagen, dass man dann mal weg ist, zu Fuss über die Grenzbrücke und bei den kolumbianischen Kollegen kurz Hallo sagen. Ein kurzer Blick in den Pass um zu überprüfen ob das Foto einigermassen mit der Person vor dem Schalter übereinstimmt, eine kurze Frage nach dem Beruf und schon hatten wir einen neuen Stempel in unserem roten Sammelbuch. Mit einem freundlichen "Wilkommen in Kolumbien" wurden wir ins Land gelassen.
Über die Provinzstadt Pasto sind wir nach Popayan und von dort nach Tierradentro gereist
Diese Landschaft in der Cordillera Central südlich von Popayan wird von zahlreichen unterirdischen Grabanlagen durchzogen, die aufgrund ihrer Größe und der Treppenzugänge einzigartig sind.
Die Grabkammern gehen wahrscheinlich auf die Tierradentro-Kultur zurück, eine Ackerbaukultur mit einem hoch entwickelten Totenkult. Über die Kultur ist nur sehr wenig bekannt. Datiert wird sie auf eine Zeit zwischen dem 7. und 8. Jahrhundert.
Von dieser vergessenen Kultur übriggeblieben sind bis zu sieben Meter tief, in den rohen Fels geschlagene Schachtgräber. Diese unterirdischen Stätten dienten der Aufbewahrung von Urnen. Die Wände der am besten erhaltenen Kammern sind mit geometrischen Mustern in Weiß, Schwarz und Rot bemalt.
Es gibt hunderte dieser Kammern in dieser Region doch nur wenige sind zugänglich. Das Unesco Label ist nicht immer ein Garant für ein zufriedenstellendes Erlebnis, sicher aber für hohe Eintrittspreise und viele Touristen. Hier war es aber so wie es eigentlich sein sollte. Eine wirklich sehenswürdige Sehenswürdigkeit, kaum andere Touristen und ein sehr fairer Eintrittspreis.
Vielleicht ist dies auch wegen dem etwas beschwerlichen Anfahrtsweg so. Mit einem sehr betagten Bus sind wir 6 Stunden auf einer engen Stra... Nein! Mit einem sehr betagten Bus sind wir 6 Stunden durch einen 100 km langen Felsturz gefahren. Entweder fehlte auf der einen Seite ein Teil der Strasse weil Fels, Geröll oder Bäume darauf lagen oder auf der anderen Seite lag die Fahrbahn einige Meter weiter unten am Abhang.
Auf dem Rückweg nach Popayan waren wir auf bestem Weg einen neuen Rekord für diese Strecke aufzustellen. Leider war die letzte Landung nach einer der vielen Flugphasen etwas zu unsanft für unseren Bus und so standen wir anschliesend für eine Stunde an einer Tankstelle. Bei uns hätte eine verbogene Achse und eine demolierte Federung sicher das Ende des Rennens bedeutet. Aber in Kolumbien gibt es ja Seile!!!!!
Der neue Rekord war aber natürlich nicht mehr möglich.
In Tierradentro oder besser gesagt in San Andres haben wir Patrick aus dem Zürioberland kennengelernt. Für die nächsten fast drei Wochen haben wir mit ihm eine Reisegemeinschaft gebildet.
Über Cali, übrigens Kolumbiens Salsahauptstadt und ehemalig zweitgefährlichste Stadt der Welt sind wir nach San Cipriano gefahren. Auf diesem Abschnitt hatten wir anscheinend den lang verschollenen Bruder von Luis Hamilton als Fahrer. Die kurvige Strecke gepaart mit seiner unglaublichen Geschwindigkeit hat dazu geführt, dass bei manch einem Kolumbianer die Frühstücksarepas noch mal Hallo gesagt haben. Gerade rechtzeitig zum Ende des Kotztütenvorrats sind wir am Abzweiger Richtung San Cipriano angekommen.
San Cipriano liegt mitten im Dschungel, auf halber Strecke zwischen Cali und der Hafenstad Buenaventura an der Atlantikküste. Von der Hauptstrasse ins Dorf gibt es keine Strasse sondern nur eine alte Eisenbahnschiene. Leider gibt es auch keinen Zug. Die einzige Möglichkeit das Dorf zu ereichen sind sogenannte Brujitas (Hexchen). Dabei handelt es sich um Holzwagen mit kleinen Metallrollen an die auf der Seite ein Motorrad befestigt wird. Das auf der rechten Schiene stehende Motorrad bildet so den Antrieb dieses lustigen Gefährts. Klingt zwar komisch, ist aber so!
Nach einer weiteren Nacht in Cali sind wir nach Salento gefahren. Hier gibt es den kolumbianischen Nationalbaum zu bestaunen. Die Ceroxylon quindiuense oder auch Wachspalme ist die grösste Palmenart der Welt. Sie wächst auf einer Höhe zwischen 2000-3000 MüM und wird bis zu 60m hoch.
Nächster Stopp war Medellin.
Gewalt und Armut hielten Touristen lange aus dieser Stadt fern - bis jetzt. In den vergangenen Jahren hat Medellin sich generalüberholt und hofft nun, dass der Ruf sich verbessert. Einst wurden hier mehr als 6800 Menschen im Jahr umgebracht, was die Stadt in den Neunzigern zur Gefährlichsten Stadt der Welt machte. Medellin war ein Synonym für den Drogenkrieg. Pablo Escobar, der mächtige und brutale Drogenbaron war einer der reichsten Männer der Welt. Er, sein Medellinkartell und die FARC Rebellen versetzten die Menschen in Medellin jahrzehntelang in Angst und schottete sie quasi von der Außenwelt ab. Heute liegt Medellin auf der Rangliste der Städte mit den höchsten Mordraten nicht mehr unter den Top 50. Mit großen Infrastrukturprojekten hat sich die Metropole zu einer der fortschrittlichsten und lebenswertesten Städte Lateinamerikas entwickelt. 2013 wurde Medellin dafür sogar von der Entwicklungshilfeorganisation Urban Land Institute mit dem Preis für die "innovativste Stadt der Welt" ausgezeichnet. Die Metropole habe eine der "bemerkenswertesten Kehrtwenden aller Zeiten" vollbracht, hieß es in der Begründung.
Und wie gings für uns weiter?
Parick hat in Quito eine Familie aus Bogota kennengelernt, die ihm angeboten haben ihm ihr Auto, welches in Baranquilla, steht zu Verfügung zu stellen. Alleine hätte er dies nicht gemacht, aber wir waren jetzt ja zu dritt.
Und schon sasen wir im Flieger von Medellin nach Baraquilla an kolumbiens Karibikküste.
Lester, ein Freund des Besitzers des Autos, kam uns sogar am Flughafen abholen.
Als wir Lester die Adresse unseres Hostels angegeben haben hat er nur den Kopf geschüttelt und uns gefragt ob wir nicht doch in ein anderes Hostel fahren sollen. Leider hatten wir bereits gebucht. Bei der Fahrt dorthin haben wir gesehen warum Lester etwas Bedenken hatte. Wir haben uns noch gewundert warum diese Grossstadt in unserem Reiseführer nicht beschrieben war.
Polizeipräsenz würde in diesem Barrio sicher was bringen aber die getraut sich dort nicht hinein.
Naja, das Hotel war versteckt hinter dicken Mauern und so haben wir diese Nacht gut überlebt.
In Coveña haben wir eine weitere Reiselektion gelernt. Pass immer auf, wie du eine Frage formulierst.
Weil wir nicht auf lange Restaurantsuche gehen wollten, haben wir den Besitzer gefragt ob das Hotel ein Restaurant hat. Si Señor! War die Antwort.
Als wir ihn zwei Stunden später gefragt haben was es denn gäbe, meinte er nur heute leider nichts. So verhält es sich mit vielem.
Ein, Si Hay Wifi, bedeutet nicht dass es auch funktioniert, Ein, Si Hay Aqua Caliente, bedeutet nicht dass das Wasser auch warm ist wenn du gerade Duschen willst und ein, Si Hay Aire Acondicionado bedeutet nicht, dass diese lärmende Maschiene an der Wand auch für Abkühlung sorgt.
Weiter gings nach Cartagena. Die Stadt an der Küste ist für uns eine der schönsten Städte in Südamerika. Die koloniale Altstadt ist herausgeputzt, alle Häuser bunt angemalt und mit Blumen geschmückt.
Die Stadt ist zwar touristisch aber irgendwie auf eine sehr angenehme Art.
Und wie ist das Fahren in Kolumbien? Auserhalb der Städte ist das Fahren eigentlich recht angenehm und entspannt. Es sind wenig Fahrzeuge auf der Strasse und es gibt genügend Platz zum Überholen. Auf der Gegenfahrbahn, dem Pannenstreifen oder dem Pannenstreifen der Gegenfahrbahn. Fahren kann man so schnell wie man will, den die Tafeln welche eine Höchstgeschwindigkeit anzeigen sind anscheinend nur da damit die Leute welche diese Tafeln herstellen was zu tun haben. Das ganze ändert sich sobald man in die Nähe einer Stadt kommt. Hier gilt das Gesetz des stärkeren, schnelleren oder einfach egoistischeren. Auch wenn es eigentlich schneller gehen würde, wenn einer mal ein kleinwenig nachgeben würde.
Und falls mal etwas nicht so läuft wie vorgedacht, sind die Locals mit einer Reaktionszeit eines Profisprinters auf der Hupe. Um zu überleben gibt es nur eine Lösung, totale Anpassung. Mit unserem Riesenpickup waren wir in Sachen Stärke und Geschwindikeit schon mal sehr weit vorne und auch der Egoismus stellt sich nach den ersten zwei drei Nervtötenden Hupkonzerten von selbst ein.
Wir hoffen, dass wir die uns angeeignete Fahrweise wieder ablegen können, da sonst Probleme mit den Schweizer Ordnungshüter vorprogrammiert sind. Und das wollem wir ja nicht!!!!!!
Von Cartagena sind wir entlang der Küste nach Santa Marta gefahren, um von dort am nächsten Tag in den
Tayrona Nationalpark zu fahren. Nach einem herrlichen Weg entlang der Küste, kann man an einem traumhaften Strand für 6 Franken in Hängematten übernachten.
Aufpassen muss man hier bei den Parkrangern, denen beim Durchsuchen der Rucksäcke schon mal eins, zwei Geldscheine in die Taschen fallen können. Auch auf mein selbstgemachtes Messer aus Laos hatten sie es abgesehen. Erst nach langer Diskussion und dem Versprechen, dass ich niemanden umbringe haben sie es mir wieder zurückgegeben.
Als nächstes folgte ein kleines Abenteuer. Da wir schon ein geländegängiges Fahrzeug mit Allrad hatten, wollten wir dies auch ausnutzen. Zum Allrad später etwas mehr!!!
Fährt man von Riohacha aus weiter in den Norden kommt man auf die Guajira Peninsula. Englische Piraten, holländische Waffenschmuggler und spanische Perlenjäger, haben alle diese trockene und gottverlassene Region für sich in Anspruch nehmen wollen. Doch keiner konnte sich gegen die kämpferischen Wayuu-Indianer durchsetzen. Noch heute sind Wayuu gefürchtet. Zusammen mit Benzinschmuggler aus Venezuela machen sie den Grossteil der Bevölkerung aus. Die Halbinsel an der Grenze zu Venezuela ist touristisch kaum erschlossen und ohne eigenes Fahrzeug fast nicht bereisbar.
Nach drei Stunden durch das trockene Land haben wir Cabo de la Vela erreicht. Nach einer Nacht in Hängematten wollten wir hier unser Auto für den Wüstentrip Richtung Puntas Gallinas noch mal auftanken. Benzin gabs zu genüge und das sogar zu äusserst billigen Preisen. Der ganze Sprit wird nämlich von Venezuela über die Grenze geschmuggelt. So weit so gut! Unser Pickup brauchte aber Diesel. Bei Abfahrt in Riohacha haben wir uns extra noch erkundigt, ob es dort oben auch Diesel gäbe und zur Antwort ein überzeugtes Si, Claro! No Problem! bekommen. Wiedereinmal haben wir gemerkt, dass ein südamerikanischen "No Problem" nicht bedeutet, dass man auch keine Probleme bekommt. Aber was wiederum schön ist: Es gibt immer irgendeine Lösung! Ein paar Telefonate später fand man ein Freund eines Freundes eines Cousins zweiten Grades der im nahegelegenen Kohlehafen arbeitet. Wo Schiffe, da auch Diesel!
Ob es wirklich Autodiesel war, oder ob uns da billiger Schiffsdiesel verkauft wurde, war uns nicht ganz klar. Unser Hilux hat uns Motortechnisch jedenfalls nicht im Stich gelassen.
Jetz gab es noch ein weiteres Problem. Hoch zum nördlichsten Punkt des südamerikanischen Festlandes gibt es keine Strassen und ohne Guide ist diese Strecke fast nicht machbar. Wir hatten Glück, dass am gleichen Morgen eine Tour das gleiche Ziel hatte. Durch einen kleinen Zustupf erkauften wir uns die Erlaubnis dem Fahrzeug zu folgen. Um den Rückweg alleine zu finden, haben wir wärend der Fahrt auf der GPS Karte Punkte markiert, denen wir später folgen konnten.
Auf dem Weg Richtung Norden galt es noch etwa vierzig Strassensperren zu überqueren. Die Kinder der Dörfer sperren die Strasse mit Seilen ab und lassen einem erst nach der Übergabe von einer Handvoll Süssigkeiten passieren. Eine in gesundheitlicher und sozialer Hinsicht etwas Bedenkliche Handhabung, aber es gab hald keine andere Möglichkeit als bei dem Spiel mitzuspielen.
Kurz vor dem Ziel waren wir etwas unachtsam und schon steckten wir mit unserem Auto im tiefen Sand fest. Komisch dachten wir das sollte mit einem Allrad eigentlich nicht passieren. Alls wir dann gesehen haben, dass nur die hinteren Räder am durchdrehen waren, wurde uns schlagartig klar, dass wir da unser Fahrzeug etwas überschätzt hatten. Fragt uns nicht woher all die Leute plötzlich kamen, aber innerhalb von zwei Minuten standen da 10 Einheimische, welche uns aus dem Sand befreit haben. Natürlich wollten sie anschliessend auch etwas Geld für die Hilfe. Am nächsten Morgen mussten wir die gleiche Strecke zurück. Und obwohl wir mit viel Anlauf auf den Sand zugerast sind, blieben wir auch diesmal wieder stecken.
Wir sind uns nicht sicher ob der Sand wirklich aus natürlichen Gründen dort liegt oder ob er von geschätstüchtigen Locals dort hingetragen wurde, denn kaum Stehengeblieben hörte man es aus den Büschen jubeln. Diesmal brauchten wir sogar die Hilfe einer Seilwinde um aus dem fiesen Sandloch zu kommen.
Um ehrlich zu sein haben wir ihnen gerne was bezahlt, denn wenn man gesehen hat, wie diese Leute auf dieser Halbinsel leben, können sie jeden Rappen gebrauchen.
Nach Nächten in Palomino, Santa Marta (wo wir uns von Patrick getrennt haben) sind wir in die kolumbianische Hauptstadt Bogotá geflogen.
Zwei Dinge haben uns in dieser Stad wirklich fasziniert. Das erste ist die unglaubliche Menge an Street Art, welche diese Stadt verschönert. Auf den ersten Blick ist Bogotá farblos. Auf den zweiten Blick ist die Metropole jedoch bunt. Denn an den ehemals blassen Wänden in den Häuserschluchten Bogotás gibt es jede Menge Street Art zu entdecken. Willkommen in der Hauptstadt von Kolumbien, willkommen in der südamerikanischen Hauptstadt der Graffiti.
Hier gibt die 8-Millionen-Metropole ein besonders interessantes Bild ab. Es ist diese Kombination aus architektonisch uninspirierten Hochhäusern, in die Jahre gekommenen Fassaden, engen Gassen und bunten Graffiti, die Farbe in das Grau der hektischen, nicht immer einladend wirkenden Großstadt transportieren.
Fast alle großen Arbeiten sind mit den Eigentümern abgesprochen oder wurden sogar von ihnen beauftragt. In diesen Fällen hat die Polizei keine Handhabe. Aber auch so: Bogotá ist sehr liberal in Sachen Street Art. Wird ein Sprayer erwischt, wenn er ohne Erlaubnis sprüht, droht ihm nur eine milde Geldstrafe.“
Wir haben einen ganzen Nachmittag all die Kirchen, Museen und Statuen links liegengelassen und sind auf Street Art Seightseeing gegangen.
Das zweite ist die Ciclovia. Seit 1976 werden in Bogota jeden Sonntag 120 km Strassen abgesperrt und so zu einem gigantische Radweg umfunktioniert.
Rund zwei Millionen Bogotanos nutzen dieses Angebot jede Woche und fahren mit Freunden, Familie oder Hund auf Velos oder Skates durch die Autofreien Strassen. Entstanden ist die Ciclovia aus einem Studentenprotest auf Rädern, der auf mehr öffentlichen Raum in der Metropole abzielte. Verkäufer mit Snacks und Fahrradmechaniker säumen die Straßen. In den Parks wird gepicknickt und kostenlose Aerobic-Klassen ergänzen das sonntägliche Sportprogramm.
Um dem Lärm der Grossstadt zu entfliehen sind wir nach Villa de Leyva gereist, wo wir die letzten Tage unseres Aufenthaltes geniesen wollten. Das schmucke kolonialstädtchen war genau der richtige Ort um unser nächstes Land zu Planen.
Ganz konnten es wir aber doch nicht lassen und so haben wir am zweiten Tag Bikes gemietet und sind 6 Stunden durch die Gegend gefahren. Oben auf dem letzten Hügel sassen Julio, Lydia und Adrian. Kaum tief luftgeholt waren wir schon betrunken, denn die beiden kolumbianer waren in Spendierstimmung.
Julio und Lydia haben uns kurzerand für den nächsten Tag in ihr Haus in Bogotá zum Abendessen eingeladen.
Wir hatten einen wunderschönen Abend mit den beiden und es war ein Erlebnis was das Wesen der Kolumbianer perfekt wiederspiegelt. Gastfreundlich, kontaktfreudig, offen und herzlich.
Und jetz gehts nach Cuba.
Mal schauen was da auf uns zukommt, denn wir bereisen das Land in der Karibik zu einer speziellen Zeit.
Am 21.3 besucht Barack Obama als erster US Präsident den Inselstaat und am 24.3 geben die Rolling Stones in Havanna ein Gratiskonzert.
Zum Schluss möchten wir uns, bei allen die bis jetz durchgehalten haben, noch für die länge dieses Berichts entschuldigen. Aber sowas kommt hald dabei raus, wenn einem ein Land ungemein gut gefällt und man irgendwie alles mit allen Teilen will.
Bis in 28 Tagen und wir freuen uns auf euch.
Eure Domis
Über verworrene Wege, gebratene Haustiere und dicke Frauen
Ecuador hat es in nur drei Wochen an die Spitze unserer Südamerikarangliste geschafft. Das Land hat auf kleiner Fläche unglaublich viel zu bieten und wird von freundlichen Menschen bevölkert. Vielleicht profitierte Ecuador aber einfach auch davon, dass wir es als drittes Land besuchten. Denn nach Peru und Bolivien waren wir etwas Busmüde und so kamen uns die kurzen Distanzen in Ecuador gerade recht. Vielleicht waren auch die Leute in Ecuador gar nicht mal so nett. Doch nach Bolivien braucht es hald nicht viel um nett und offen zu wirken. Leider schafft es dieses Land auch auf der Preisniveaurangliste sehr weit nach oben. Wir waren überrascht wie teuer Ecuador im Vergleich zu den anderen Ländern war.
Nach dem Grenzübertritt haben wir uns in Cuenca etwas Zeit genommen um unsere Reise durch das kleinste südamerikanische Land zu planen.
Cuenca ist eine Stadt nach dem Motto: Schau eine Kirche, und dort noch eine, und da noch eine!!!!!
Was vorallem dem einen Teil unserer Reisegruppe gefallen hat ist die Tatsache, dass es hier an jeder Ecke eine Bäckerei mit vielen Süssigkeiten gibt. Etwas, was es in Bolivien und Peru kaum zu finden gab. Genau das richtige um die in diesen beiden Ländern verlorenen Kilos wieder draufzupacken.
Cuenca ist eine wirklich schöne Stadt deren Altstadt auf der Liste der Unesco Weltkulturerben steht. Doch nach einigen Stadtspaziergängen, Museen und Kirchenbesichtigungen zog es uns auch hier wieder raus ins Grüne,
Wir wurden schon ein paar mal gefragt, wie wir es finanziell schaffen so lange zu reisen. Einerseits hald einfach jahrelanges Sparen im Vorfeld der Reise. Doch gibt es auch auf der Reise unglaubliches Sparpotential. Am extremsten ist es aus unserer Sicht bei Touren zu irgendwelchen Sehenswürdigkeiten.
In der Nähe von Cuenca liegt der Nationalpark Cajas. Reiseagenturen in der Stadt bieten Tagestouren für 45 Dollar pro Person an. Wir haben für 2 Dollar einen Bus in den Park genommen und haben nach dem Wandern mit einem Sprung auf die Strasse einen Bus zum anhalten gezwungen, welcher uns wieder nach Quenca brachte.
Kosten des Ausflugs 8 Dollar und eine Differenz von 82 Dollar im Vergleich zur Tour.
Da wegen dem schlechten Wetter die meisten Wege geschlossen waren zeigte sich ein weiterer Vorteil des Alleinreisens. Denn mit einer geführten Tour hätte man sich sicherlich an das Verbot halten müssen. Alleine kann man sich auch mal über solche Verbote hinwegsetzen und so hatten wir den ganzen Nationalpark für uns alleine.
Von Cuenca gings nach Riobamba. Riobamba als Stadt wäre eigentlich keinen Halt wert. Wir haben uns aber hier mit Nadja verabredet, da sie ebenfalls am reisen war. Wir genossen einige Plauderstunden und ein gemeinsames Nachtessen.
Noch was zum Thema: Kann man wissen. Muss man aber nicht.
Nahe Riobamba liegt der Vulkan Chimborazo. Der 6267m hohe Gipfel des Chimborazo ist wegen seiner Nähe zum Äquator der Punkt der Erdoberfläche, der am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernt ist. Da der Radius der Erde am Äquator grösser ist als an den Polen, ist dieser Vulkan näher an der Sonne als der Mount Everest. Nimmt man den Erdmittelpunkt als Bezugspunkt, so übertrifft der Chimborazo den Mount Everest um mehr als zwei Kilometer.
Von Riobamba sind wir mit dem Bus, welche in Ecuador übrigens recht preiswert sind, nach Baños gefahren. Hier gibt es neben unzähligen Adventureaktivitäten vorallem viel fallendes Wasser zu sehen. Da wir vieles hald schon gemacht haben und keine Lust auf irgendwelche Touren hatten, haben wir uns ein Bike gemietet und sind entlang der "Wasserfallstrasse" dem Amazonas entgegen geradelt. Bei dem Wasserfall der am weitesten von der Strasse entfernt lag, haben wir dann tatsächlich ein idylisches Plätzchen gefunden, welches auch unseren verwöhnten Reiseansprüchen genügte.
Um wieder nach Baños zurück zu fahren fehlte uns die Kraft und so haben wir unsere Fahrräder auf einen kleinen Lastwagen geladen und sind, ganz Latinostyle auf der Ladefläche sitzend nach Hause geholpert.
Von Latacunga aus haben wir uns auf eine 4 tägige Wanderung durch die Berge gemacht. Dieser Quilotoa Loop genannte Rundweg führt vorbei an kleinen Bergdörfer und endet an der Laguna Quilotoa, einem türkisfarbenen Kratersee auf fast 4000 Meter Höhe.
Da standen wir nun in einem kleinen Dorf, mitten in den ecuadorianischen Anden und waren auf einmal nicht mehr so sicher ob das ganze so eine gute Idee war. Wir hatten zwar eine Wegbeschreibung aus dem Internet dabei, doch bereits nach etwa 5 km passte die Beschreibung nicht mehr ganz mit dem Landschaftsbild überein. Dort wo eigentlich ein Weg sein sollte war ein Fluss und dort, wo es raufgehen sollte, gings runter. Anderst gesagt wir hatten keine Ahnung mehr wo wir sind. Irgendwie haben wir dann doch unser Hostal gefunden aber wissen bis jetz noch nicht genau wie. Die beiden folgenden Tage durch die traumhafte Landschaft haben wir dann ohne nennenswerte Umwege geschafft. Auch weil uns die Hostals für den jeweils folgenden Abschnitt eine Beschreibung mit auf den Weg gegeben haben. Mit Sätzen wie: folge dieser Hecke für 200m bis zu zwei grossen Kakteen, geh dann nach rechts über den Steinbruch bis zum Bach, überquere den Bach und durchquere das Wäldchen leicht diagonal!!! wurde diese Wanderung zu einer Art Foxtrail durch die Anden,
Unterwegs gerieten wir in einem kleinen Dorf noch in einen Hinterhalt. Bewaffnet mit Wasserballonen griff uns ohne Vorwarnung eine Schulklasse an. Nass zwar, aber sonst ohne weitere Verletzungen haben wir die Flucht aus dem Dorf geschafft.
Das scheint übrigens hier irgend ein Karnevalsbrauch zu sein. In mehreren Städten wurde so die Stadtbesichtigung zu einem Spiessrutenlauf vorbei an fliegenden Eiern, Mehlwolken, Rassierschaumfontänen und Wasserballonensalven. Elegant und graziös, wie wir hald sind, haben wir es aber immer wieder geschafft, den fliegenden Objekten auszuweichen.
Die 4 Tage waren ein grossartiges Erlebnis. Die unendlich weiten Landschaften, die kleinen Andendörfer, die freundliche Landbevölkerung, die verworrenen Wege und die riesige Lagune, machten diese Tage zu einem zwar körperlich anstregenden, aber geistig erholsamen Abenteuer.
Der Kratersee ist übrigens 250 meter tief, doch für die Einheimischen bildet er einen bodenlosen Zugang ins innere von Mutter Erde.
Da gerade Markttag war machten wir bei der Rückreise nach Latacunga halt in Zumbahua. Aus allen umliegenden Dörfchen kommen die Leute hierhin und verkaufen alles was man hald so braucht. Für 70 Dollar haben wir hier sogar ein Lama angeboten bekommen. Um ehrlich zu sein haben wir uns echt kurz überlegt das Angebot anzunehmen.
Lustig wurde es als Dömi versucht hat einer alten Marktfrau, welche gerade hezigen Haustieren feuer unterm Hintern machte, beizubringen wie man auf Deutsch Cuy, also Meerschweinchen sagt, Ihr "mschweische" hat bei der ganzen Gästeschaft ihres Marktstandes lautes Gelächter ausgelöst. Nach dem 10 erfolglosen Versuch hat auch die Marktfrau aufgegeben und gemeint "cuy es mejor y mas facil."
Von Latacunga aus wären wir eigentlich noch gerne auf den Cotopaxi gekraxelt, doch leider sind momentan viele Vulkane in Ecuador aktiv und darum geschlossen. Und so sind wir am nächsten Tag weiter entlang der Strasse der Vulkane nach Quito gereist. Quito ist die Hauptstadt von Ecuador. Die Stadt liegt 20 Kilometer südlich des Äquators auf einer Höhe von 2.850 und ist somit die höchste Hauptsradt der Welt. Quito hat heute ca. 2.7 Mio. Einwohner und ist nach Guayaquil die zweitgrösste Stadt von Ecuador. Die Stadt ist nur 4 km breit aber fast 60 km lang.
Hier traffen wir uns wieder mit Rafael und Katharina welche wir in Cusco kennengelernt haben. Da wir aber in gegengesetzte Richtungen reisten blieb es leider nur bei einem gemeinsamen Abendessen. Wir werden uns aber ja in Kuba nochmals sehen. Oder ihr zwei?
Wir hatten hier eines der unfreundlichsten Hotels unserer Reise. An der Türe fragte die Besitzerin schon mal sehr unfreundlich was wir den hier wollen. Als wir ihr dann den Zusammenhang von Hotel und Zimmer und ankommenden Gästen erklärt haben, hat sie uns wenigstens die Türe geöffnet. Aber auch beim Check In hatten wir stets das Gefühl uns für unser Erscheinen entschuldigen zu müssen.
Das Frühstück am nächsten Morgen wurde nicht auf den Tisch gestellt, sonder kam aus gefühlten 2 Metern Entfernung an den Tisch geflogen und als hätte der Chef den Angestellten verboten in ganzen Sätzen zu sprechen bestand jede Frage oder Aufforderung an uns aus entweder einem Nomen oder einem Verb. Doch wenn man schon so lange unterwegs ist, schafft man es irgendwie solche Dinge als eine Art skurrile Unterhaltung zu sehen.
Quito selbst ist wie Cuenca eine schöne Stadt mit Unesco Zertifizierter historischem Stadtkern. Ausser dem üblichen" durch die Stadt strolchen" haben wir aber nichts nennenswertes gemacht.
Noch was zur Frauenwelt in Südamerika. Das weibliche Geschlecht liebt hier ihre Rundungen. Es ist unglaublich was diese wandelnden Belastungstests für Strechstoffe so alles in eine enge Hose bringen. Einerseits erstaunlich wie wohlwollend gewisse Frauen darüber hinwegschauen dass das T-shirt bei jeder Bewegung den Kampf gegen den Bauch verlieren könnte
Andererseit für den Betrachter mit einem gewissen Hang zur Estetik, einfach zu viel Frau für so wenig Kleidung!
Von dicken Frauen zu dünnen Männern. 2 Stunden westlich von Quito liegt mitten in den Nebelwäldern dieser Region das kleine Städtchen Mindo. Auf dieser Fahrt haben wir übrigens das erste mal auf unserer Reise den Äquator auf dem Landweg überquert.
Untergekommen sind wir beim spindeldürren Willy aus Winterthur. Er lebt schon seit 24 Jahren in Ecuador, hat 9 Jahre lang das Bahnradteam von Quito trainiert ( ja das gibts) und vermietet nun 4 Bungalows mitten im Dschungel. Ein lustiger aber auch etwas spezieller Artgenosse.
Mindo ist bekannt für seine Vogelwelt. 500 Arten soll es um Mindo geben, was diesem Ort den ersten Platz im weltweiten Vogelartenranking einbringt. ( ja! Auch so was gibt es.) Eigendlich wollten wir mit einer Seilbahn auf die andere Talseite um dort einige dieser 500 Vogelarten zu sehen. Die Taxifahrer wollten fuer diese 4 km 10 Dollar ( entspricht etwa 300km mit dem Bus) und so sind wir die Strecke hald zu Fuss gegangen-
Unterwegs fuhr ein Pickup mit einem riesigen Motor auf der Ladefläche an uns vorbei. Nach einer Stunde sind wir oben angekommen und haben gemerkt, dass dieser Motor für die Seilbahn war, die wir eigentlich gleich benutzen wollten. Keiner in den vorbeifahrenden Autos kam auf die Idee uns mitzuteilen, dass heute die Seilbahn nicht funktioniert. Es sind ja grundsätzlich wirklich liebe Menschen hier in Südamerika, aber vorausschauendes Handeln und Denken scheint nicht von allen eine Stärke zu sein. Kurzerand haben wir unseren Plan geändert und sind mit einem kanadischen Pärchen in einem naheliegenden Naturschutzgebiet wandern gegangen. Nach dieser 5 stündigen Wanderung konnten wir endlich ein weiteres Häkchen auf unserer "want to see" Liste machen. Wir haben endlich einen Tucan gesehen.
Von Mindo gings über Quito nach Otavalo.
Hier findet jeden Samstag einer der grössten Märkte Südamerikas statt. Wir waren an einem Donnerstag da und haben so nur die light Version dieses Marktes gesehen. Dieser Markt wird in den Reiseführern als traditioneller Andenmarkt verkauft. Wie traditionell ein Markt ist, bei dem 80% der Ware aus farbigen Alpaccakleidern und irgendwelchen Gegenständen mit einem Ecuadoraufdruck besteht, sind wir uns aber nicht ganz sicher. Und so waren wir eigentlich froh, uns nicht durch den grossen Samstagmarkt kämpfen mussten.
Und schon standen wir wieder vor der nächsten Landesgrenze. Wir werden aber sicherlich irgendwann nach Ecuador zurückkommen. Da gibt es eben noch die Galapagos oder den Amazonas oder die Pazifikküste und dann runter nach Chile und Argentinien und rauf nach Brasilien und dann Mittelamerika und dann Mexico oder rüber nach Japan, China oder die Philipinen oder Aaaaahhhhhhhh! Wir freuen uns auf zuhause, damit wir endlich unsere nächsten Ferien planen können!!!
Jetzt gehts aber nach Kolumbien. Dieses Land stand eigentlich nie auf unserem Reiseplan. Wir haben aber von anderen Reisenden so viel gutes über dieses Land gehört, dass wir auch da noch kurz vorbeischauen. Liegt ja in der Nähe und wenn man schon mal das ist!
Wir haben nun noch 5 Wochen Zeit für dieses Land und dann wartet mit Kuba schon der letzte Stopp unserer Reise auf uns. Mit riesen Schritten nähert sich also ein Moment der, beim daran denken, mit ganz unterschiedlichen Gefühlen verbunden ist. Momentan ist es noch ein Gewirr von Verdrängung, Freude, Angst, Heimweh und Ungewissheit. Wir hoffen aber, dass am 8. April die positiven Gefühle überwiegen werden.
Wir wünschen allen viel Kraft um euch in den nahenden Frühling zu retten und wir gesellen uns dann zu euch.
Liebe Grüsse von uns zwei!
Über die Strecke von La Paz bis rauf an die Grenze zu Ecuador folgt nur ein kurzer Bericht da wir auf diesen 2833 km nur 4 Stops gemacht haben. Und er kommt etwas spät da es hier in Ecuador einfach zu viel zu unternehmen gibt.
Von La Paz gings auf direktem Weg nach Arequipa. 24 Stunden waren wir unterwegs mit einem Bus der sich Bolivia Hop nennt. Dieser Backpackerbus ist eigentlich eine gute Idee. Man kauft ein Ticket für eine Strecke kann aber in gewissen Städten austeigen und an einem anderen Tag weiterfahren. Eigentlich eine gute Idee aber einmalmehr haben wir gemerkt, dass wir nicht gemacht sind für solch durchorganisierte Dinge. Einerseits wirkt die gegenseitige Anziehung welche vorallem jüngere Backpacker untereinander zu haben scheinen, auf uns eher abstossend. Andererseits mögen wir es einfach nicht, wenn uns jemand sagt wann wir austeigen, einsteigen, essen und fotografieren sollen. Für unser Ziel, möglichst schnell in Arequipa anzukommen war es aber eine gute Lösung.
Arequipa ist eine wirklich schöne Stadt welche wegen den vielen aus weissem Vulkanstein gebauten Häusern auch die weisse Stadt genannt wird. Wahrscheinlich schon die dritte oder vierte Stadt mit diesem Namen.
Hier haben wir uns auf heiliges Land gewagt. Nach unzähligen Budistischen Tempel war der Besuch im Kloster Santa Catalina unser erstes Gebäude aus der christlichen Ecke der Glaubenswelt. Das Kloster wurde im 16. Jahrhundert erbaut und beherbergte bis zu 300 Nonnen und 400 Dienstmädchen. Was hinter diesen Mauern geschah blieb der Öffentlichkeit 300 Jahre verborgen. Erst 1970 wurde das 20000 m2 grosse Kloster für die Bevölkerung geöffnet.
Über Huacachina, einer sehr touristischen Wüstenoase, in der Nähe der Stadt Ica, sind wir nach Trujillo im Norden Perus gereist.
In Trujillo lag unser Hotel neben einem Platz für den Müll der Nachbarschaft und dies kann in Südamerika den Schlaf stören.
Nicht der Gestank ist das Problem sonder der Lärm. Nicht der Müll macht Lärm sondern der Müllwagen. In Südamerika machen diese Unratsentsorgungsfahrzeuge Musik oder sonstige komische Geräusche um den Leuten ihre Ankunft mitzuteilen.
Stellt euch vor was los wäre wenn nachts um halb zwölf der Müllwagen durch Schweizer Strassen führe und mit etwa 100db der "Schacherseppeli" aus den Boxen dröhnt
Da kommen uns gleich noch einige weitere Beispiele zu diesem Thema in den Sinn
Stellt euch vor was los wäre wenn:
Postautos mit Aufklebern in Form von Hanfblättern, Abbilder von Che oder Bob Marley und religiösen Schriftzügen verziert wären und bei jedem zweiten Halt mehrere tüchtige Verkäufer einsteigen, welche Esswaren oder irgendwelche Wundermittel gegen allerlei Beschwerden verkaufen wollen.
Wenn sich am Postplatz in St.Gallen die Postautochauffeure vor ihr Fahrzeug stellen und ungefragt jedem Passanten das Ziel der Reise ins Gesicht brüllen würden.
Wenn Polizisten bei aufkommendem Hungergefühl einfach willkürliche Bussen verteilen würden um ihr Mittagessen zu finanzieren.
Wenn man mangels Sitzplätze gezwungen wäre auf einer sechsstündigen Fahrt zu stehen.
Wenn 5 jährige alleine entlang stark befahrenen Strassen oder durch gefährliche Stadtteile zur Schule gehen müssten oder der Schulbus einfach nur ein Lastwagen mit offener Ladefläche wäre.
Wenn die Lehrperson in der Dorfschule kein Lehrer wäre sondern einfach jemand der nicht gerade zu den dümmsten des Dorfes gehört
Wenn man jeden Samstagmorgen Stunden vor der Bank warten müsste um seinen Check einzulösen da man kein Bankonto eröffnen kann.
Wenn Abfalltrennung nur bedeuten würde das man sich hald irgendwie vom Abfall trennt.
Und all das sind nur kleine Probleme mit denen die Menschen in den von uns bereisten Ländern tagtäglich umgehen müssen.
Ja auf so einer Reise relativieren sich die Probleme in der Schweiz irgendwie und mit leichtem Schmunzeln lesen wir teilweise was es in unserem Land so in die Zeitungen schafft. Dass es politisch diskutiert wird das die SBB die Frechheit besitzt 10 jähriges Rollmaterial einzusetzen, dass in skrupellosen Aktionen Wahlplakate verunstaltet wurden oder dass ein halbwegs bekannter Stadtschreiber eine Ladung Konfetti in sein Bloggergesicht bekommen hat. Sorry den verstehen vielleicht nicht alle. Auch bei Themen wie der Migration, welche es wirklich zu diskutieren gilt sollte man, nebst der sachlichen Diskusion, auch einfach froh sein, dass wir in einem Land wohnen, wo andere rein und nicht wir raus wollen.
Jetzt aber zurück zu unserer Reise
Nahe Trujillo gibt es zwei Ruinen welche wir besichtigen wollten. Chan Chan und die Huanca de la Luna.
Chan Chan war die Hauptstadt des präkolumbischen Chimú-Reiches. Sie entstand etwa um 1300 und erstreckt sich noch heute über eine Fläche von 28 km². Sie war wahrscheinlich die größte Stadt der damaligen Zeit auf dem südamerikanischen Kontinent und eine der größten der Welt, die aus Lehmziegel sogenanten Adobe errichtet wurde. Zu ihrer Blütezeit beherbergte die Stadt etwa 60.000 Einwohner. Der einzige, restaurierte Komplex wurde übrigens nach dem schweizer Archeologen Johann Jackob von Tschudi benannt.
Die Huanca del Sol und de la Luna sind etwas älter und stammen aus der Zeit Moche. Die beiden Tempel wurden zwischen dem 3. und 8. Jahrhundert erbaut. Inka, Chimú und Moche. Man lernt nie aus und obwohl es ein ziemlich geschichts-und lehmlastiger Tag war, war er sehr interessant.
Von Trujillo gings für uns der Küste entlang nach Mancora.
Mancora ist ein aufstrebendes Touristenörtchen, 3 Stunden vor der ecuatorianischen Grenze. Um dem Trubel direkt an der Küste etwas zu entfliehen haben wir ein Bungalow auf einem Hügel mit Sicht aufs Meer gebucht.
Der Besitzer des Hostels hiess übrigens Jürg und stammt aus dem Zürcher Oberland.
Nach der langen Zeit in den Anden war es wirklich schön das Meer wiedermal rauschen zu hören. Obwohl allzu berauschend war der Ort und der vorgelagerte braune Sandstreifen auch nicht. Wir sind da hald etwas verwöhnt. Zum Ausruhen war das Örtchen genau das richtige und irgendwie haben wir das Gefühl, dass es in der Karibik noch eins zwei schöne Strände geben könnte.
Von Mancora gings einmalmehr mit einem Nachtbus weiter. Eigentlich sind wir unterdessen recht geübte Nachtbusschläfer aber auf dieser Strecke kamen wir nicht allzuviel dazu. Der Bus fuhr um 0.30 in Mancora los. Nach einer Stunde, kaum unsere Körper irgendwie bequem den Sitzen angepasst, nahm es irgendwelche übereifrige Polizisten wunder, was sich da für Nationalitäten im Bus befinden. Alle raus, Pass zeigen und wieder rein in den Bus.
Eineinhalb Stunden später, also um 3Uhr Nachts, kamen wir an die Grenze zu Ecuador. Mit einer Kadenz von etwa 40 PpS "Personen pro Stunde" haben die ecuadorianischen Zollbeamte versucht sich in den Feierabend/morgen zu retten. Wir waren etwa an Stelle 90 sprich nach 2 1/2 Stunden waren auch wir wieder zurück im Bus. Die restlichen 5 Stunden holte der Fahrer auf der kurvigen Strecke alles aus seinem Fahrzeug raus, sodass wir auch da nicht ins Land der Träume fanden. Heil aber müde kamen wir schlussendlich in Cuenca an und am Ende sind wir immer froh, wenn an Grenzübergängen ausser langen Wartezeiten, alles reibungslos abläuft.
Wir werden uns für Ecuador rund 3 Wochen Zeit nehmen dabei aber auf die Galapagosinseln verzichten. Die Inseln sind für unser, schon arg in mitleidenschaft gezogenes, Reisebudget einfach zu teuer. Wir standen vor der Endscheidung 10 Tage Galapagos oder einen Monat Kolumbien und da wir nicht in den schweizer Winterzurück wollen, war die Endscheidung schnell getroffen.
Dazu kommt, dass man ja noch Ziele für weitere Reisen braucht.
Wir melden uns aus Ecuador wieder, dann sicherlich wieder mit einem etwas ausführlicheren Bericht.
Bis dann, eure Rucksackdomis.
Über silberne Berge, rosarote Porsches und schwarze Märkte.
Nach der Rückkehr aus der Salzwüste sind wir noch am gleichen Tag ins 4 Stunden entfernte Potosi gefahren.
Potosi liegt auf fast 4000 Meter und ist mit 180000 Einwohnern eine der höchsten Grosstädte der Welt. Der Grund warum sich diese Stadt genau an diesem Ort befindet ragt gleich hinter der Stadt 1000m in den Himmel. Der Cerro Rico, ein mit Silber und Zinn gefüllter Berg aus dem bereits die Inkas Silber gefördert haben und vom dem die Stadt noch heute abhängig ist.
Durch das Vorantreiben des Abbaus durch die Spanier war Potosi um 1550 eine der grössten und reichsten Städte der Welt. Man sagt, dass man mit allem Silber welches aus dem "reichen Berg" geholt wurde, eine Brücke von Potosi bis nach Madrid bauen könnte. Potosí war jahrhundertelang ein Synonym für Reichtum. So gibt es im Spanischen immer noch die Redensart vale un Potosí für: „Es ist ein Vermögen wert“.
Doch gibt es auch eine Kehrseite der Silbermünze. Alle jene, welche die eigentliche Arbeit im Berg verichteten und immer noch verrichten, stehen auf dieser Seite der Münze. Bis zu 15000 Arbeiter schuften tagtäglich in der Miene. Kaum Sicherheitsvorkehrungen, Unfälle, unkontrollierte Explosionen und Langzeitschäden durch die schlechte Luft führen dazu das die Lebenserwartung der Arbeiter weit unter dem Durschnitt liegt. Die Anzahl der Menschen, welche in den vergangenen 500 Jahren ums Leben kamen, geht in die Millionen. Auch der spanische Versuch, schwarze Sklaven einzuführen, scheiterte an der Sauerstoffarmen Höhenluft. Die meisten starben, bevor sie unter Tage eingesetzt wurden.
Wir haben uns einer Tour angeschlossen um diese Miene zu besuchen.Vor der eigentlichen Besichtigung muss man aber noch auf den Mercado de Mineros um Geschenke für die Minenarbeiter zu kaufen. Und was schenkt man einem Mienenarbeiter? Dinge die er hald so braucht um erfolgreich zu sein. Cocablätter, Bier, Schnapps, Handschuhe und natürlich Dynamit. Dieser Markt ist der einzige Ort auf der Welt auf dem man ganz legal Dynamit kaufen kann.
Da sich meine(Dömi) Platzangst nach etwa 15 Minuten in der Mine bemerkbar gemacht hat musste ich die Tour leider abbrechen. Draussen angekommen nahmen mich unverzüglich drei Mineros in ihre feuchtfröhliche Arbeitsvorbereitungstrinkrunde auf. Morgens um 10 Uhr, 97% igen Alkohol gemischt mit Orangensaft aus einem Benzinkanister trinken und dass auf 4000 MüM.
Als Domi 40 Minuten später aus dem Berg kam hatte ich es bereits äusserst lustig mit den dreien.
Auch sie hatte anschliessend keine Chance sich vor dem trinken zu drücken.
Kurzerhand haben sich die drei entschlossen heute nicht zu arbeiten und dafür mit uns in der Minerosbar noch einige Biere zu trinken. Ist eh gesünder!!! Viva la Bolivia dachten wir uns das ist mal eine Arbeitseinstellung.
Nach zwei weiteren Stunden mussten wir aber die Segel streichen und ins Bett. Es war aber auch schon zwei am Nachmittag.
Weihnachten wollten wir in Boliviens Hauptstadt Sucre verbringen. La Ciudad blanca ist genau der richtige Ort für dies. Einigermasen ruhig, schöne Caffees und gute Restaurants. Wir haben uns hier selbst beschenkt und sind für vier Tage in ein etwas teureres Guesthouse gezogen. Da über die Festtage irgendwie alles geschlossen war, haben wir die Zeit mit den schönen Caffees, den guten Restaurants, mit Berichte schreiben, Fotos bearbeiten, weitere Reiseroute planen, über fehlende Internetverbindung ärgern, Wäsche waschen und spazieren gehen verbracht. Alles Dinge hald welche man in so einer Reisepause macht. Was uns hier, vielleicht mehr als an jedem anderen Ort auf unserer Reise, aufgefallen ist war die sehr offensichtliche Schere zwischen Arm und Reich. Auf dem Plaza 25 de Mayo, dem zentralen Platz der Stadt zeigte sich diese am extremsten.
Aufgedackelte Frauen und Männer in Begleitung eines nicht weniger aufgedackelten Dackels der in Sachen Kleidung und Farbe der Fingernägel der Besitzerin angepasst wurde. Ihnen dicht auf den Fersen ein weiteres Mitglied der Familie, welches in einem rosaroten Elektrospielzeugporsche den anderen Passanten in die Beine fährt. Gleich nebenan eine arme Familie vom Land welche bettelt, irgendwelche Kleinigkeiten verkauft oder einfach nur wartet bis irgendwo in der Nähe ein Auto den Kofferraum öffnet, da sie hoffen, vielleicht diesmal eines der von Hilfsorganisationen verteiltes Weihnachtsgeschenk zu ergattern. Die Frau traditionell gekleidet. Ein Kind mit einem Tuch auf den Rücken gebunden und ein zweites halb nackt vor ihren Füssen auf dem kalten Boden mit einem Plastikbecher spielend. Der Mann mit alten dreckigen Kleidern, einfachen Schuhen aus alten Autoreifen und einem Gesicht welches durch die harte Arbeit und die starken Höhensonne mindestens 15 Jahre älter erscheint als er wirklich ist. Kreuzen sich dann die Blicke dieser zwei Extremen passiert aber etwas erstaunliches. Denn in den Blicken der armen Landbevölkerung fand man kein Neid oder Hass. Eher lies sich Gleichgültigkeit, Unverständniss und manchmal sogar ein klein wenig Belustigung erkennen. Vielleicht war dies aber auch nur Interpretation unsererseits um diese soziale Ungeretigkeit für uns etwas erträglicher zu machen.
Ebenfall merkt man wie priviligiert wir eigentlich sind und wie schön das es ist auf der Elektroporscheseite des Lebens zu stehen.
Mit dem Nachtbus gings von Sucre nach Cochabamba von wo man in den nahegelegenen Nationalpark von Torotoro gelangt. Das stand auf jedenfall so im Reiseführer. Für jemanden der in schweizer Distanzverhältnissen aufgewachsen ist bedeutet nahe aber manchmal etwas anderers als draussen in der grossen Weiten Welt. 6 Stunden ging es in einem kleinen Minivan über eine von Hand gefertigte Pflastersteinstrasse auf die Hochebene des Parks. Das ist etwa so wie wenn man sagt, das nahe bei Rorschach eine Stadt liegt in der 2006 die Olympischen Winterspiele stattgefunden haben.
Auf dieser Fahrt haben wir den zweiten Lucho unserer Reise kennengelerrnt. Er ist in Torotoro aufgewachsen und hat uns nach der Ankunft gleich sein Dorf gezeigt und uns zum Tee eingeladen. Ein wirklich interessanter alter Mann der uns zwei Stunden aus seinem Leben erzählt hat.
Nach ein paar Jahren in Torotoro ist seine Familie nach Valegrande nahe Santa Cruz gezogen wo er dann als 17 Jähriger mehrere male auf einen Mann Namens Ernesto Rafael Guevara de la Serna oder einfach Che Guevara traf. Er hat dort auch die Ermordung dieser Kultfigur miterlebt.
Nach dem Nationalpark gings über Cochabamba, wo wir das neue Jahr begrüsst haben, bereits wieder nach La Paz. Weder Cochabamba selbst noch der Silvesterabend haben aber eine weitere Erwähnung verdient!
Wie und was ist La Paz.
Ist es die grösste Stadt Boliviens? Nein das ist Santa Cruz de la Selva. Ist es die Hauptstadt Boliviens? Nein das ist Sucre. Und ist es die schönste Stadt Boliviens? Nein sicherlich auch nicht. Doch was ist die wohl bekannteste Stadt Boliviens eigendlich?
Auf den ersten Blick ist La Paz erstmal ein riesiger Kessel gefüllt mit roten Backsteingebäuden. Ein rotes Häusermeer. Steile Felshänge welche selbst für die mutigsten Einwohner zu steil sind um ihr Heim hinzustellen sind die einzigen "Grünflächen" in dieser Stadt
Ja " La nuestra Señora de la Paz" ist auf den ersten Blick wirklich nichts schönes und sie rollt für Touristen schon gar keinen Roten Teppich aus. Doch irgendwie hat die Señora was. Uns wurde es in den sechs Tagen zu Besuch bei ihr auf jedenfall nie langweilig.
La Paz ist El Alto. 400 Meter hoch über La Paz befindet sich der ehemalige Stadtteil. El Alto bot zu Zeiten der Neuansiedlung Raum für die Armen der Gesellschaft, für die Aymara-Indianer aus den umliegenden Dörfern des Hochlandes, die in La Paz ihr Glück, aber vor allem Arbeit suchten. Inzwischen gehört die Vorstadt El Alto nicht mehr zu La Paz. El Alto, eine Ansammlung aus Backsteinbauten und Wellblechdächern, ist eine eigenständige Stadt. Eine der größten und am schnellsten wachsenden Städte des Landes. Niemand weiß genau, wie viele Menschen inzwischen in El Alto leben. Schätzungsweise mehr als 900 000, damit hat El Alto La Paz überhohlt
La Paz ist auch eine Armada an alten, farbig angemalten amerikanischen Schulbussen welche zusammen mit einer unglaublichen Anzahl an weissen Minibussen die Möglichkeit des öffenlichen Vorwärtskommen bilden. Bunte Tafeln an den Frontscheiben zeigen wohin der Buss fährt, wenn er dann fährt. Das der Fahrer vor lauter Tafeln ein nur sehr eingeschränktes Sichtfeld hat ist hier nur nebensächlich.
Irgendwo am Fahrzeug findet sich auch ein Aufkleber der Bestätigt das Jesus mitfährt, das Jesus die Mitfahrenden liebt, das der Fahrer Jesus liebt, oder das Jesus grundsätzlich ein cooler Typ war!
La Paz sind die hunderten Schuputzer welche mit schwarzen Skimasken getarnt den gestressten Geschäftsleuten für 20 Rappen die Schuhe polieren. Die schwarzen Masken tragen sie nicht um sich vor den starken Abgasen zu schützen sondern aus Scham diese Arbeit ausüben zu müssen.
La Paz ist auch eine riesige Marktfläche. Sei es der Mercado Negro, der inoffiziell, offizielle Schwarzmark auf dem es einfach alles zu kaufen gibt. Oder der Mercado Hechereria der Hexenmark wo es Kräuter, Amulette, Talismänner und Lamaföten zu kaufen gibt. Ein Lamafötus wird übrigens beim Bau eines Hauses im Fundament vergraben, was das Haus und deren Bewohner vor Bösen Geistern schützen soll.
Ansonsten werden ganze Strassen einfach zu einem Markt umgewandelt wo die Marktfrauen den ganzen Tag auf dem Boden sitzen und fünf Bananen oder drei vier Tomaten verkaufen.
La Paz ist San Pedro. Das berüchtigte, mitten in der Stadt gelegene, Gefängnis. Die Anstalt ist wie eine kleine Stadt in der Stadt mit eigenen Gesetzen und Regeln. Die Häftlinge leben dort mit ihren Familien, es gibt Läden, Jobs und es ist ein offenes Geheimnis das die Insassen das reinste Kokain des Landes produzieren. Die Zellen variieren in der Ausstattung je nachdem wieviel Geld der Häftling aufbringen kann. Die Räume werden regelrecht gehandelt und wen jemand nicht genügend Geld für eine eigene Zelle hatt kann er einen Raum bei einem "reichen" Häftling einen Raum mieten. Obwohl unterdessen eigentlich Illegal könnte man dieses Gefängniss als Tourist immernoch besuchen. Auf dieses Abenteuer haben wir aber gerne verzichtet.
La Paz ist auch der Flughafen El Alto. Mit 4061 MüM der höchstgelegene internationale Flughafen der Welt. Piloten brauchen eine Spezialausbildung um hier Landen zu dürfen. Die Startbahn ist 4 km lang und die Flugzeuge müssen mit einer viel höheren Geschwindigkeit Starten um in der dünnen Höhenluft genügend Auftrieb zu erhalten.
Wie gesagt, La Paz ist eine sehr spezielle Stadt.
Von La Paz aus haben wir uns am letztenTag auf auf den Camino de la muerte getraut. Dies ist nicht irgendeine Jahrmarktsatraktion sondern eine Strasse nahe der Stadt.
Wir schreiben das Jahr 1930. Bolivien befindet sich gerade im Krieg mit Paraguay. Es geht um den Chaco, den eigentlich niemand will und braucht. Doch das wissen die Kriegsbeteiligten noch nicht. Auf beiden Seiten kommt es zu Gefangenen, mit denen sie gar nichts anzufangen wissen. Nach reichlichen Überlegungen kommen beide Parteien zu mehr oder weniger intelligenten Lösungen.
Die bolivianischen Gefangenen holzen den paraguayischen Chaco ab, um Platz für Städte zu schaffen und Paraguayer arbeiten an einer Straße die La Paz mit dem Regenwald im Norden Boliviens verbinden soll. Bis dahin gibt es keine Verbindung zwischen dem kalten Altiplano, auf über 4500 Metern, und den Yungas, den warmen, immer feuchten Wäldern des Amazonasbeckens, tief unten auf 1200 Metern. Die paraguayischen Zwangsarbeiter schlagen sich mehr als 60 Kilometern durch das dichte Gestrüpp der Yungas und überwinden dabei 3450 Höhenmeter. Das Resultat ist eine einspurige, schlecht ausgebaute Straße, direkt am Abhang gelegen. Leitplanken gibt es keine. Regen, Nebel, Steinschläge und Erdrutsche gehören zu den größten Gefahren auf dieser Strecke. Hier ereigneten sich immer wieder Unfälle mit tödlichem Ausgang. Jedes Jahr fanden 200 bis 300 Menschen auf dieser Straße ihren Tod. In über 70 Jahren verlohren knapp 22.000 Menschen ihr Leben auf der Strecke, weshalb sie 1995 von der Interamerikanischen Entwicklungsbank zur „gefährlichsten Straße der Welt“ ernannt wird. 1983 stürzt auf dem oft matschigen und morastartigen Untergrund der Straße ein Reisebus in die Tiefe und mit ihm 100 Menschen in den Tod. Seit 2006 gibt es eine neue Strasse und die Death Road wurde für den Tourismus geöffnet. Mit dem Bike und fährt man die 3450 Höhenmeter auf dieser Schotterpiste hinunter ins Tal Es war wirklich ein cooles Erlebniss und wenn man nicht wie ein völliger Vollpfosten auf dem Mountainbike sitzt gar nicht so gefährlich.
Was auch La Paz, oder besser gesagt Bolivien, ist sind Strassensperren. Wenn es den Leuten in El Alto zum Beispiel nicht passt was die Regierung unten im Kessel von La Paz so zusammen regiert blockieren sie hald eine der wenigen Zufahrtsstrasse um ihren Willen durchzusetzen. So passiert als wir La Paz Richtung Titicacasee verlassen wollten. Unser Busfahrer fand glücklicherweise eine andere Strecke in dem er kurzerhand irgendwelche Kartoffelfelder, Flussläufe und Fussballplätze als Strasse missbrauchte.
Noch kurz was zum Reisen in Südamerika.
Was hier, im Vergleich zu Asien, sehr angenehm ist, ist ist die Tatsache, dass man ohne Visapflicht von Land zu Land reisen kann. So auch nach Bolivien ausser man ist Staatsbürger der USA. Die Regierung der Vereinigten Staaten hat, um die Einwanderung aus Bolivien etwas einzudemmen, ein 150 Dollar Visum für Bolivianer eingeführt. Als Racheakt hat die bolivianische Regierung kurzerhand ein 160 Dollar Visum für US Bürger eingeführt. Diese Visumspflicht gilt auch, da gute Freunde der Amis, für Israelis.
Das Problem ist nur, dass genau diese zwei Nationen einen grossen Teil der Touristen ausgemacht haben und jetzt fernbleiben. Gut für uns, da weniger Touristen und vorallem weniger Israelis, schlecht für den bolivianischen Tourismus, dem jährlich geschätzte 180 Millionen Dollar durch die Finger gleiten.
Wir werden jetz nach Peru zurückkehren und für unsere Verhältnisse zügig an die Grenze zu Ecuador reisen um für die nächsten Länder noch genügend Zeit zu haben.
Bis bald eure Domis!!!!!!
Um noch vor Weihnachten diese Region an der Grenze zu Chile besuchen zu können, sind wir nach nur einem Tag in La Paz, direkt ins kleine Wüstenstädtchen Uyuni gereist. Der, sagen wir mal, nicht gerade attraktive Ort ist Ausgangspunkt für Jeeptouren in die Salzwüste. Mit Jeep, Fahrer und östereichisch-französischer Begleitung gings für drei Tage auf Strolchenfahrt.
Die Salar de Uyuni ist die grösste Salzwüste der Erde mit 10.000 qkm. Ihre Entstehung liegt etwa 16 Millionen Jahre zurück, als der südamerikanische Kontinent noch eine andere Form hatte. Wo sich heute die Anden und die Salzwüste befinden, war vor langer Zeit ein grosser, zum Atlantik offener Salzsee. Mit der Kontinentdrift, der Verschiebung der pazifischen Platte auf den südamerikanischen Kontinent begann die Bildung der Anden und die Anhebung des Salzsees. Der See trocknete vor 10000 Jahren zur Salzwüste aus und liegt heute auf 3.650 m Höhe. Eine gewaltige Leistung der Natur, aber wir würden auch so einiges schaffen, hätten wir 16 Millionen Jahre Zeit. Die Salzmenge des Salar de Uyuni wird auf ungefähr zehn Milliarden Tonnen geschätzt. An gewissen Stellen soll die Salzschicht 120m tief sein und es werden jährlich etwa 25.000 Tonnen abgebaut und in die Städte transportiert. Diese Landschaft könnte aber bald etwas anderst aussehen da im Salzsee grosse Mengen an Lithium liegen. Das Vorkommen an Lithium wird auf etwa 5,4 Millionen Tonnen geschätzt. Das Element Lithium wird zur Herstellung von Lithium- Ionen-Akkus verwendet und ist inzwischen ein wertvoller Rohstoff für die Automobilindustrie mit hohem Wachstumspotential. Darum will die bolivianische Regierung in den nächsten Jahre mindestens 600 Millionen Dollar in neue Fabriken investieren. Nach dem ersten Tag in der Salzwüste und einer Nacht in einem gänzlich aus Salz erbautem Hotel gings am zweiten Tag in das Reserva Nacional de Fauna Andina Eduardo Abaroa. Dieses Reservat ist mit mindestens 60.000 Besuchern pro Jahr der meistbesuchte Nationalpark in Bolivien. Es erstreckt sich über eine Fläche von etwa 7147 km² und liegt zwischen 4000 und 5000 Meter über dem Meeresspiegel. Farbige Lagunen, Wüsten, Vulkane, Steinformationen und Geysiere bilden fast schon sureal wirkende Landschaften. Ein Vergnügungspark für Naturliebhaber der hinter jedem Hügel mit neuen Attraktionen aufwartet. Apropo sureal. Ein Ort heisst hier Desierto Salvador Dali weil diese Wüste genauso sureal ist wie die Bilder vom Surealist. An die Familie Jähnichen. Ja, wir wissen es heisst eigentlich "des Surealisten" (oder so!) aber dann funktioniert das Wortspiel nicht mehr!
Unser Fahrer Juan war übrigens kein Mann vieler Worte. Dafür ein erstklassiger Fahrer, und leider ein etwas berschränkter DJ. Anderst gesagt: Tour durch die Salzwüste, 650 Bolivianos. Eintritt in den Nationalpark, 150 Bolivianos. Mit hundert Sachen und Modern Talking aus den Lautsprechern durch das weisse Nichts rasen, unbezahlbar.
Viel mehr Worte braucht es eigentlich nicht, Schaut euch einfach die Fotos an.
Liebe Grüsse und bis bald eure domi's!
Über magische Blätter, bierbäuchige Indianer und tanzende Gringos.
Von Lima aus gings als erstes Richtung Osten in die Andenstadt Huancayo. Luftlinie sind es eigentlich nur 160 km und trotzdem dauert die Fahrt 9 Stunden. Es liegt da nämlich eine kleine Hügelkette Namens Anden im Weg. Kurz nach Lima beginnt die Strasse zu steigen und tut dies für ganze sechs Stunden. Das Resultat dieses Höhenflugs, ein Höhenunterschied von 4818 m. Für die nächsten drei Wochen bewegten wir uns höhentechnisch immer so zwischen Säntis und Mont Blanc.
In Huancayo sind wir Lucho über den Weg gelaufen. Lucho ist 65 und sieht aus wie ein bierbäuchiger Zwergenversionwinethou. Er führt eine kleines Unternehmen welches in der Region Wandertouren anbietet. Eigentlich wollten wir uns zuerst etwas an die Höhe gewöhnen und nicht schon auf Wanderschaft gehen, doch Lucho sprach so voller Enthusiasmus und Freude über die Tour, dass wir keine Chance hatten Nein zu sagen.
Wir hatten wirklich etwas Bedenken so kurz nach unser Ankunft in den Anden schon Wandern zu gehen doch Lucho meinte es käme ja noch ein Brite und ein älteres Ehepaar mit und das wir das schon schaffen werden. Am nächsten Morgen hat sich dann herausgestellt, dass dieser Brite eigentlich aus Indien stammt und sein Heimatdorf auf 4800 liegt und das das ältere Ehepaar seit einem Jahr mit dem Fahrrad durch Südamerika reist. Na toll dachten wir da werden wir wohl hinterherkeuchen. Mit Hilfe von Unmengen an Cocablätter haben wir den Aufstieg auf 5000 MüM aber Überraschend gut geschafft. Die Wanderung war der Hammer und unser Zeltplatz direkt am Huaytapallanagletscher äusserst speziell. Nur an Schlaf war die ganze Nacht nicht zu denken da es dafür schlichtweg zu wenig Sauerstoff gab. Zurück in Huancayo hat uns Lucho noch zum Abendessen in seinem kleinen Restaurant eingeladen und uns beim Essen Geschichten aus seinem Leben erzählt.
Kurz was zu den Cocablättern: Coca ist ein Strauch, der in 300 bis 2000 Metern Höhe wächst. Das Hauptanbaugebiet mit fast 50 % Anteil an der weltweiten Ernte ist Peru.
Getrocknete Cocablätter enthalten ca. 0,5 bis 2,5 % Alkaloide, davon bestehen bis zu drei Viertel aus Kokain. Cocablätter sind die Basis zur Kokainherstellung, bei der übrigens auch Schwefelsäure und Benzin verwendet wird, weshalb ihr Anbau verständlicherweise streng reglementiert ist. Coca-Cola enthielt übrigens von 1885 bis 1929 Kokain und wurde als Aufputschmittel gegen Müdigkeit angepriesen. Coca hilft gegen Hunger, Müdigkeit, Kälte und die Höhenkrankheit, die hier “Soroche” genannt wird, da die Blätter helfen, die Sauerstoffaufnahme zu erhöhen.
Außerdem werden die großen Blätter als Opfergaben an Pacha Mama, die “Mutter Erde”, verwendet. Man kann Coca entweder als Tee trinken, “Mate de Coca”, oder man kaut die ganzen Blätter
Coca kann man fast auf jedem Markt kaufen und eine große Tüte kostet umgerechnet etwa 25 bis 50 Cent. Mann sollte darauf achten das sie nicht zu trocken sind und man sie biegen kann ohne das sie brechen.
Gekaut werden sie von den Einheimischen meist mit “Lejía” einer knirschigen Pflanzenasche. Lejia dient als Katalysator, wandelt Kokain in ein nicht süchtig machendes Alkaloid um und erhöht außerdem die Wirkung. Lejía kann aus der Asche von Quinoa-Pflanzen oder Kartoffeln bestehen. Es gibt sie in den verschiedensten Geschmackrichtungen: steinhart und salzig, hart und nach Backpulver schmeckend, oder hart oder weich und nach Stevia / Kamille / Banane / Anis / Pfefferminze schmeckend.
Ach ja, der Stiel des Blattes muss auch noch entfernt werden. Für das hält man den Stiel des Blattes in der linken Hand, mit der rechten Hand faltet man das Blatt zur Mitte hin (Oberseite nach oben) und zieht dann gefühlvoll nach rechts. Auf unserer Reise haben wir gelernt das man dies in Bolivien ganz einfach mit den Zähnen macht, ausser in La Paz, wo man das ganze Blatt kaut. Ob das stimmt werden wir sicher noch erfahren. Wir hatten dank diesen magischen Blättern nie grosse Probleme mit der Höhe vielleicht hätten wir dies aber auch ohne sie nicht gehabt. Einen kleinen Nebenefekt hat das kauen der Pflanze. Nach einigen Minuten kauen werden Lippen, Backen und Zunge taub. Nicht umsonst wurden die Blätter früher auch als Betäubungsmittel bei Zahnoperationen benutzt! Die Wirkung verfliegt aber kurz nach dem Ausspucken der grünen Masse wieder.
Mit dem Zug gings von Huancayo weiter ins kleine Städchen Huancavelica. Mit 13 Soles, also etwa 4 Franken war diese 6 stündige Zugfahrt echt günstig. Zugfahren kann in Peru aber auch äusserst teuer sein. Aber zu dem etwas später im Bericht. Huancavelica ist ein kleines schmuckes Andenstädtchen in dem wir irgendwie die einzigen Touristen waren. Da war für unsere unkoordinierten Spanischvokalen endgültig der Moment gekommen sich zu hilfreichen Sätzen zu formieren.
Und einmal mehr haben wir gemerkt, dass sobald man die touristische Hauptreiseroute verlässt, es einerseits schwieriger wird vorwärts zu kommen, man andererseits aber mit der Einsicht ins authentischen Leben der Einheimischen belohnt wird. In Asien heisst diese Hauptreiseroute übrigens Bananapancake Trail in Südamerika wird sie Gringotrail genannt.
Man sagte uns, das es zwar ein Bus nach Ayacucho gäbe, der aber nur in der Nacht fahre und sich momentan nicht mal die Einheimischen getrauen diesen Bus zu nehmen, da sich nächtliche Raubüberfälle auf dieser Strecke gehäuft haben. So mussten wir die neun Stunden in kleinen Sammeltaxis, sogenannten Collectivos, zurücklegen. Oft sind Collectivos kleine Busse manchmal aber auch ganz normale Autos die losfahren wenn sie voll sind. Voll ist aber, wie sauber, pünktlich oder sicher, ein weiterer Begriff, deren Definition sich auf unserer Reise sehr ausgedehnt hat. So durften wir das kleine Auto mit fünf Peruanern teilen.
Ayacucho ist die Stadt in der in den 60er Jahren unter der Führung von Abimael Guzman der maoistisch geprägte Sendero Luminoso entstand. Nach dem Ende der Militärdiktatur 1980 ging diese Gruppe in den Untergrund und löste durch Bombenanschläge und Entführungen einen Bürgerkrieg aus. Bis zur Verhaftung von Guzman 1992 starben in dem Konflikt über 70000 Menschen vorallem aus dem indigenen Bevölkerungsteil. Bis heute sind kleine Gruppen dieser Organisation in den Bergen um Ayacucho aktiv und verdienen ihr Geld mit Drogenanbau und illegaler Abholzung. Am 27. Juli 2015 befreiten Regierungstruppen 26 Kinder, zehn Frauen und drei Männer aus einem Lager des Sendero Luminoso. Die Geiseln, mussten in Produktionslagern arbeiten, Feldarbeit verrichten und Vieh züchten. Eine Woche darauf befreiten Soldaten weitere acht Erwachsene und sieben Kinder aus der Gewalt des Leuchteten Pfads.
Nächstes Ziel war Cusco und wie ist diese Stadt zu erreichen? Klar! mit einem Bus.
Ganz egal in welchem Zustand der Bus auch ist, es gibt einen Platz im Bus der noch viel schlimmer ist. Der Ort nämlich wo unserer beiden Rucksäcke die langen Fahrten verbringen. Was unsere mobilen Kleiderschränke im Verlauf unserer Reise in den dunklen, dreckigen und feuchtwarmen Bäuchen von unzähligen Fahrzeugen erleben mussten wäre für uns kaum auszuhalten. Darum vielen Dank ihr zwei dass ihr uns so tapfer begleitet und Sorry für all dass, was wir euch angetan haben und noch antun werden.
Darum ist es immer wieder spannend in welchem Zustand unser Hab und Gut aus dem Gepäckfach kommt. In Cusco angekommen haben unsere Rucksäcke getropft. Leider war es kein Wasser sondern Chicha. Wir wissen nicht ob es der riesige Höhenunterschied war der das Gefäss zum Explodieren brachte oder ob es ein hinterlistiger Anschlag auf unsere Gringorucksäcke war, auf jedenfall haben wir für Tage nach Alkohol gestunken. Zum Verständnis: Chicha ist eine Art Bier das schon von den Inkas getrunken wurde und im Allgemeinen durch Fermentation verschiedener Pflanzen hergestellt wird. Dabei wird Speichel verwendet welcher die Stärke zu Zucker zersetzt. Daher kommt auch der gelegentliche Name „Spuckebier“. Eine alkoholfreie Variante ist Chicha Morada. Dafür wird violetter Mais ausgekocht und kalt, mit Zucker und Limettensaft verfeinert, als Limonade getrunken.
Cusco hat uns sehr gut gefallen. Die Koloniale Stadt ist zwar etwas touristisch bietet dafür aber alles was man so nach einer Woche in den Anden braucht.
Um das Jahr 1200 herum gründete der erste Inka Manco Cápac, der Sohn der Sonne, mit seiner Schwester Mama Ocllo die Stadt. Das Wort Cusco (Qusqu) entstammt dem Quechua und bedeutet „Nabel der Welt“. Genau dies war Cusco für die Inkas über lange Zeit auch. Von Cusco aus wurde das Inkareich welches sich Zeitweise von Quito im heutigen Equador bis nach Santiago in Chile erstreckte, regiert.
Als Francisco Pizarro die Inkas besiegt hatte und 1535 die Stadt Lima gründete, verlor Cusco seine Bedeutung. Erst als 1911 die Inkastadt Machu Picchu entdeckt wurde stieg die Bedeutung der Stadt wieder. Genau zu diesem Weltkulturerbe wollten wir als nächstes.
Man kann Machu Picchu von Cusco aus auch auf eigene Faust erkunden. Rechnet man aber alles zusammen kommt eine Tour nicht viel teurer. Alleine die knapp zweistündige Fahrt von Cusco nach Aquas Caliente kostet 60 Dollar. Tja! Peru hat hald keinen Preisüberwacher! Da wir kein peruanisches Halbtax haben entschieden wir uns für eine 4 tägige Bikewanderziplinetour. Ein Dank an die M&M's für den Tip!
Am ersten Tag gings mit dem Bike von 4300 MüM auf einer Passstrasse hinunter ins Tal. Resultat nach 3000 Höhenmetern: erster Dömi, zweite Domi. Dies ist aber nicht eine allzugrosse Leistung in einer Gruppe von ängstlichen Koreanern, nicht gerade bergerprobten Holländern und zwei Küstenperuanern.
Übrigens hat es auf der ganzen Fahrt geregnet Nein! Geschifft. In Santa Maria, dem ersten Übernachtungsort war gerade ein Fest zu Ehren irgeneiner Jungfrau. Wo bei uns religiös angehauchte Feste öfters etwas prüde daherkommen so wird in Peru fast jedes Fest mit Musik, Tanz und Alkohol begangen. Nach einer Minute hatten wir bereits ein Bier in der Hand und wurden zum Tanzen aufgefordert. Schnell hat sich herumgesprochen das da Gringos versuchen einigermassen akzeptable Tanzpartner zu sein. Irgendwie wollten alle mit uns Tanzen. Nach zwei Stunden mussten wir aufgeben da uns die Füsse wehtaten,
Ach ja! Als ein Trompetenspieler Lust auf eine Zigarette hatte drückte er Dömi kurzerhand sein Instrument in die Hand. Gemerkt hat man den Unterschied nur wenig, da alle Musikanten bereits mehr damit beschäftigt waren, sich auf den Beinen zu halten als die richtigen Töne zu treffen.
Nach zwei weiteren Wandertagen sind wir dann in Aquas Caliente angekommen von wo wir am nächsten Morgen um 4:30 Uhr die steilen Treppen zur Inkastadt hinaufstiegen. Der Ort ist wirklich eine Reise wert und dank Nebensaison gar nicht mal so überfüllt. Das grandiose Wetter hat ebenfalls dazu beigetragen das dieser beeindruckende Ort positiv in unsrer Erinnerung bleibt. Nach den vier anstrengenden Tagen waren wir echt am Ende und haben von der Zugfahrt nach Cusco nicht mehr viel mitbekommen.
Um nebst der Küste und den Anden auch noch die dritte Region Perus zu erleben sind wir als nächstes nach Puerto Maldonado gereist. 3000 meter tiefer, 20 Grad wärmer und um 60% höhere Luftfeuchtigkeit.
Die geografische Vielfallt und die damit zusammehängenden klimatischen Unterschiede sind wirklich extrem in diesem Land.
Peru wird in Ost-Westrichtung in Costa, Sierra und Selva aufgeteilt. Man könnte also am ersten Tag bei 20 Grad an einem Strand an der Pazifikküste liegen, 6 Stunden Busfahrt später in den Anden auf 5000m und 5 Grad wandern gehen um nach weiteren 6 Stunden im tropisch heissen Amazonasbasin durch den Dschungel schlendern.
Nach 12 Stunden Busfahrt, 1 Stunde mit dem Boot auf dem Rio Madre de Dios, 2 Stunden zu Fuss und nochmals eine halbe Stund mit dem Boot über den Lago Sandoval sind wir in unserer Lodge im Tambopata Natur Reserve angekommen. Auch hier hatten wir riesiges Glück mit unserer Gruppe. Jedes Mitglied war äusserst angenehm. Wir hatten nämlich einen Guide und fast die ganze Lodge für uns alleine. Der 4-tägige Aufenthalt war die gewünschte Abwechslung zu der Zeit in den Anden. Tiere beobachten, kleinere Wanderungen durch den Dschungel oder einfach in der Hängematte den Waldgeräuschen lauschen.
Nächster Stopp: Bolivia
Nach Bolivien werden wir zurück nach Peru reisen und uns dann endgültig auf den Heimweg machen. Dies aber nicht ohne kleine Aufenthalte in Equador, Kolumbien und Kuba. So sieht auf jedenfall unser Plan aus, aber wie wir uns kennen, sind Änderungen nicht auszuschliessen.
Wir wünschen euch allen erholsame Festtage und denkt doch bitte bei dem einen oder anderen Festtagsschmausbissen an uns.
Natürlich auch einen super Rutsch und alles Liebe und Gute fürs 2016 :)
Über Bäuche von Eseln, Glücksspiele und rohem Fisch
Nach 33 Stunden unterwegs sind wir heil aber verdammt müde auf dem neuen Kontinent angekommen. Diese Müdigkeit hat sich im verlaufe der Woche als äusserst hartnäckig erwiesen. Wir waren müde bis zum Moment wo wir schlafen wollten und dann verhinderte ein unerwarteter Energieschub das Einschlafen. Aber das ganze ist wohl kein wunder bei einer Zeitverschiebung von 12 Stunden. Die Flüge mit Ethiopian Airline über Adis Ababa und Sao Paolo haben sich als gute Wahl herausgestellt. Die im ersten Moment etwas abenteuerlich klingende Airline bot neben dem unschlagbaren Preis auch brandneue Flugzeuge und einen super Service. Anderst gesagt: Wir waren irgendwie immer am essen. Unser erster Eindruck von Lima: riesig, laut, grau und trist. Wir waren wirklich froh, dass uns Nadja für die erste Woche Starthilfe gab und wir bei ihr wohnen durften. Danke dir nochmals von Herzen für deine Unterstützung.
Im Grossraum dieser Megacity leben 11 Millionen Menschen was fast ein drittel der peruanischen Gesamtbevölkerung ausmacht. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist die Einwohnerzahl Limas explosionsartig angestiegen. So sind auf den trockenen Böden und Berghängen am Stadtrand große Elendsviertel entstanden. Diese informellen Siedlungen werden "pueblos jovenes" genannt. In diesen „jungen Dörfern“ leben etwa zwei Drittel der Bevölkerung Limas. Die ersten Tage in Südamerika haben uns gezeigt dass es hier kulturell, kulinarisch, archidektonisch, ethnisch, meteorologisch, logistisch und botanisch völlig anderst ist als in Asien. Und das ist auch gut so! Denn genau diesen Wechsel auf allen Ebenen des Reisens haben wir gesucht. Nur eines ist gleich geblieben. Das man nämlich durch sein Äusseres schon von weitem als Fremdling erkannt wird und somit eine unglaubliche Anziehungskraft auf lernwillige Schüler ausstrahlt, welche ihre Englischkenntnisse aufbessern wollen. Als wir aber versuchten aus den noch lose in unseren Synapsen herumirrenden Spanischvokalen einen eingermasen sinnvollen Antwortsatz zu bilden, wurde uns gesagt wir sollen bitte in Englisch antworten, denn das sei die Vorgabe des Lehrers. Nach unserer Zeit bei Nadja haben wir ein Studentenapartment gemietet welches wir mit einem Holländer einer Amerikanerin und einer Peruanerin geteilt haben. Eine lustige Mischung.
An dieser Stelle noch ein kleiner Spartip für allfällige Perureisende. Was macht man, wenn man eine warme Mahlzeit will, aber nicht dafür bezahlen möchte?
In Lima ist die Antwort ganz einfach: Man geht ins Casino. Sobald man an einer Maschiene sitzt gibts dort nämlich gratis Essen und Getränke. Unsere Bilanz: 4 Gratisessen 8 Gratisbiere und eine Ausgeglichene Bilanz beim Spielen.
Die fast vier Wochen in Lima haben uns wirklich gut getan. Nach 14 Monaten unterwegs, war es schön für einige Wochen ein "Zuhause" zu haben und sich nicht um Busse, Hotels und Reiserouten kümmern zu müssen. So haben wir die Zeit nach der Schule, und nach dem erledigen der Hausaufgaben versteht sich, oft in unserem Apartment verbracht und das "an Ort und Stelle ruhen" genossen.
Doch nach 3 Wochen konnten wir es bereits wieder spüren. Das leichte kribbeln, dass von den Beinen hoch in den Kopf steigt, sich dort vorbei an den immer noch ziemlich unkoordinierten Vokabeln schleicht, um im Endteckerzentrum die Lust auf neue Abenteuer anzuregen. Wir sind wieder Startklar!
Wie sehen wir Lima nach fast einem Monat im Sog dieser Stadt. Klar ist sie laut und klar ist sie in manchen Gegenden grau, gefährlich oder dreckig. Doch welche Stadt mit über 10 Millionen Einwohnern kann schon von sich behaupten genau dies nicht zu sein. Es gibt sicherlich schönere Orte auf dieser Welt. Wir haben uns aber wärend der ganzen Zeit durchaus wohl gefühlt und auch zwei, drei wirklich gemütliche Plätze gefunden. Auch in Sachen alltäglicher Verköstigung hat Lima einiges zu bieten. Zum Beispiel Ceviche – ein Salat mit Zwiebeln und rohem Fisch welcher aber durch die Zugabe von Limettensaft gar ist. Oder Causa Limeña, eine kalte Vorspeise, die aus gestampften Kartoffeln und Thunfisch oder Hühnchen besteht. Dies Zutaten werden wie in eine Form gepresst und dann aufeinander geschichtet. Etwas das man vorallem an kleinen Essensständen in den Straßen der Stadt findet, sind Anticuchos. Kleine Spiesse mit mariniertem Rinderherz. Klingt zwar komisch ist aber verdammt lecker.
Wo die Stadt wirklich nicht zu überzeugen vermag, ist beim Wetter. Gerade mal an zwei Tagen zeigte sich die Sonne. Ansonsten war es einfach nur Grau. In allen möglichen Abstufungen zwar aber hald einfach Grau. Durch den kalten Humboldstrom, der an der Küste von Süden nach Norden fließt, wird die warme Pazifikluft abgekühlt und kondensiert zu Nebel. Der Nebel wird “La Garua” genannt und hängt von Mai bis Oktober über Lima. Diese dicke Wolkenschicht, von den Limeños auch Panza de burro (Bauch des Esels) genannt, wird oft von Nieselregen und niedrigen Temperaturen begleitet.
Gerade auch wegen des Wetters freuen wir uns jetzt auf den restlichen, den wahren Teil von Peru. Denn, wie selbt Peruaner sagen, Lima als ganzes, und schon gar nicht die modernen Stadtteile Miraflores, Baranco und San Isidro zeigen das wirkliche Peru. Hoffentlich, denken wir uns da, und machen uns erwartungsvoll auf den Weg.
Da wir, neben unserem reiseerschöpften Geiste, auch der Kamera eine Ruhepause gönnten, sind in diesen Tagen des intensiven Fremdsprachen büffeln, kaum Fotos entstanden. Damit es für die Freunde des Lichtbildes doch noch etwas zu sehen gibt, hat es eine kleine Auswahl an Bildern in der Galerie welche unter dem Titel "Well used" zusammengefasst sind. Die Fotos sind alle im Laufe des letzten Jahres entstanden und zeigen Gegenstände, die ihre beste Zeit schon hinter sich haben, gut gebraucht hald. Dinge die bei uns schon längst entsorgt, ersetzt, übermalt, restauriert, renoviert, modernisiert, oder einfach vergessen worden wären. Dinge die sich mit treuer Pflichterfüllung eine Daseinsberechtigung erhalten oder die durch das Fehlen von Ressourcen seitens der Besitzer eine Galgenfrist bekommen.
Euch allen eine schöne Vorweihnachtszeit (uns ist als hätten wir dies schon einmal geschrieben)
Hasta la próxima!
Eure Domis
Über urbanen Grössenwahn, Inselgehoppe und die Heimat.
Nach zwei Wochen sind wir an der Sulu Sea das erste mal etwas gestrandet und gleich sechs Tage am gleichen Ort geblieben. Da die vorgelagerten Inseln als weltbekanntes Tauchgebiet gelten und das
Tauchen hier recht guenstig ist, haben wir uns entschieden unser Tauchbrevet zu machen. Das Gebiet um Semporna ist in den letzten Jahren oft in den Schlagzeilen gewesen, da es erstens im
Februar2013 zu einer Auseinandersetzung zwischen philippinischen Rebellen und der Malaysischen Armee kam und zweitens vermehrt Touristen entfuehrt wurden. Die Gruende dafuer sind
vielschichtig. In einem Territorialstreit um Nordborneo erheben die Philippinen Ansprueche auf das Gebiet des malaysischen Bundesstaats Sabah. Basis der Ansprueche ist dabei der historische
Einflussbereich des Sultans von Sulu, der sich urspruenglich vom Sulu-Archipel bis in die noerdlichen Teile von Borneo erstreckte. Das von Sultan Jamal-ul Azam am 22. Januar 1878 verkaufte Land
wollen die Philippinen jetzt zurueck, da es reich an Rohstoffen ist. Verschiedene Abkoemmlinge des Sulatans von Sulu feuern den Konflikt an und gelten als Initianten des Angriffs auf das
Malysische Teritorialgebiet. Andererseits will die auf den Philippinischen Inseln taetige Terrororganisation Abu Sayyaf welche der AL-Kaida nahe steht, auf den ueberwiegend katholischen
Philippinen mehr Autonomie fuer die muslimische Minderheit erkaempfen. Immer wieder veruebt die Gruppe Ueberfaelle und versucht, Loesegelder zu erpressen um ihren Kampf zu finanzieren. Erst im
April wurden eine Chinesische Touristin und eine Philippinerin von Abu-Sayyaf-Kaempfern aus dem Archipel entfuehrt. Zudem wurden im Mai und Juli zwei Chinesen von der Taucherinsel Mabul
verschleppt. Nachdem uns einige Einheimische gesagt haben, dass die Armee seit Juni ein riesiges Aufgebot an Schiffen in die Sulu Sea gesannt hatt und es darum sicher sei, haben wir uns
entschieden dort zu bleiben. Sicherheitshalber haben wir unsere Unterkunft aber nicht auf einer der Inseln sondern in Semporna gebucht, wo es bis jetzt noch keine Entfuehrungen gab.
Semporna selbst ist eine stinkende und dreckige Hafenstadt die wirklich nicht zum verweilen einlaedt. Mit "Semporna" hat sich fuer immer eine neue Geruchsmischung in unseren Koepfen manifestiert, Aber mit dem Wissen, dass man morgens auf das Boot steigen kann, um direkt ins Paradies zu fahren, liess es sich aushalten.
Mit unserem Tauchlehrer Taylor aus LA hatten wir einen zwar sehr profesionellen aber auch aeusserst gemuetlichen Zeitgenossen erwischt. Die Freude war gegenseitig, da sich Taylor sonst eher aengstliche, des Schwimmens nicht maechtige Chinesen gewohnt war. Wir waren jeden Tag ziemlich schnell mir unseren Skills fertig und konnten so den Rest des Tages mit "fun dives" verbringen.
Wenn eine, der bis zu 1.5m grossen Schildkroeten, unseren Weg kreuzte, waren Domi Dinge wie Druckausgleich und langsames aufsteigen ploetzlich voellig egal und sie konnte nur noch mit Muehe an den Flossen zurueckgehalten warden.
Nach drei Tagen hatten wir unser Brevet, was wir am Abend mit Taylor bei einem ausgedehnten "après-dive" Bier ordentlich feierten. Der Abend endete mit den LEICHT betrunkenen Worten von Domi:
"It was nicefull but I am full now".
Am naechsten Morgen sind wir von Tawau ueber Kota Kinabalu nach Miri geflogen. Nach weiteren drei Stunden Busfahrt haben wir unser Ziel, den Niah Nationalpark erreicht. Leiden hatte eine ganze Schule aus Kuching genau an diesem Tag das gleiche Ziel, was dazu fuehrte, dass die nette Dame am Empfang uns mit grossen Augen ansah und die Worte aussprach, welche Reisende nicht sehr gerne hoeren, "Ooohhhh Sorry fully Booked.
Die grossen Augen darum, weils sie genau wusste, dass wir um diese Zeit nicht mehr zurueck ins naechste Dorf kommen. Sie hat uns dann aber freundlicherweise einen sehr gemuetlichen Hauseingang zu verfuegung gestellt wo wir unter unserem Moskitonetz die Nacht verbringen konnten. Da Hauseingaenge im Dschungel den Tiefschlaf nicht gerade foerdern sind wir frueh morgens aufgebrochen und hatten die riesigen Kalksteinhoehlen des Nationalparks fuer uns alleine. Die groesste Kammer des Hoehlensystems ist etwa 1000m lang, 500m breit und bis zu 78m hoch und kann mit Stirnlampe auf eigene Faust erkundet warden. Unsere Reise ging am naechste Tag ueber Bintulu nach Sibu einer mittelgrossen Stadt am Batang Rajang von wo wir mit dem, nennen wir es mal Boot, nach Kuching weiterreisten. Der erste Teil der Reise sei angeblich sehr schoen hiess es. Leider war das eigentliche Boot gerade in Reperatur so dass wir in einer engen Rostbuechse platznahmen wessen verdreckten plastikscheiben die Landschaft nur erahnen lies. Auf halbem Weg stoppte das Boot mitten im Fluss da das eigentliche Boot doch noch fahrtauglich gemacht wurde. Der Bootswechsel von einem zum anderen schwankenden Boot mit schweren Rucksaecken an uns und Krokodilen unter uns war, sagen wir mal, spannend. Da diese Route anscheinend nicht von sehr vielen Touristen befahren wird waren wir die ganzen sechs Stunden unter genauer Beobachtung und wurden zum Sujets einiger: schau mal was ich auf der Reise gesehen habe, Fotos. Auf der Fahrt haben wir Fajsal aus Kuching kennengelernt der anbot uns beim Eintreffen in Kuching zu unserem Hostel zu fahren. Aus der eigentlich recht kurzen Fahrt wurde eine groessere Stadtrundfahrt um die vier Katzenstatuen auf welche die Leute aus Kuching aus einem, uns unersichtlichen Grund, sehr Stolz zu sein scheinen. Der naechste Stop war der Nationalpark von Bako am Suedchinesischen Meer. Hier habe ich meine neuen Lieblingstiere gefunden. Die nur in Borneo vorkommenden Nasenaffen. Diese Armen Kerle tragen ihren Penis im Gesicht und versuchen mit ihrem eigentlichen, knallroten und stets errigiertem Glied krampfhaft vom Gesicht abzulenken. Der genaue Nutzen des grossen Riechorgans bei den Maennchen ist unsicher, moeglicherweise dient es der sexuellen Atraktivitaet: je grosser die Nase desto grosser die Chancen bei den Weibchen. Ein Schelm wer auch hier paralellen zur menschlichen Anatomie erkennt.
In einer Pause wurden wir Opfer eines hinterlistig geplanten Ueberfalls der Junglemafie. Die Makackenbande hatte es auf unsere Plastiksaecke abgesehen. Mutig stellte sich Domi dem Anfuehrer entgegen und kaempfte mit ihm um unser Hab und Gut. Der minutenlange kampf ging leider Unentschieden aus. Domi konnte zwar den Waeschesack retten musste dem Feind aber ihre Banane ueberlassen.
Neben einem neuen Lieblingstier haben wir auch ein neues Lieblingsrestaurant gefunden. Das Topspot ist eine Ansammlung von Seafoodstaenden auf dem Dach eines siebenstoeckigen Parkhauses wo man sich fuer 5 Franken mit Hummer und Co den Bauch vollschlagen kann.
Wir verlassen nun die Insel Borneo, uebrigens die drittgroesste Insel der Welt und Reisen ueber Singapur und Kuala Lumpur an die Thailaendische Grenze.
Bis bald d Domis
Erstmal vielen Dank an alle die mit uns diesen schönen, lustigen, traurigen, emotionalen, feucht-fröhlichen Abend verbracht haben. Ein weiteres Dankeschön für die vielen kreativen Geschenke
welche uns den Aufenthalt in der grossen weiten Welt etwas "erleichtern". Sei es bei Langeweile mit endlosem Entfalten von Banknoten die Zeit vertreiben zu können. Sei es allfällige wilde Tieren
mit den angeeigneten "Tennisballwurfferigkeiten" in die Flucht zu schlagen. Sei es den aufkommenden Drang Sport zu treiben mit einer schweisstreibenden Partie Goro Memory zu befriedigen. Sei
es bei Flugangst uns mit beruhigenden Flugzeuggeräuschen auf kommende Flüge vorzubereiten. Oder uns in kalten Nächten am heimeligen Zippo Feuer zu wärmen. Ebenfalls Danke an alle die uns
finanziell, mit hilfreichen Tipps oder mit beruhigenden Worten etwas näher an die Verwirklichung unseres Traums gebracht haben.
Das grösste Geschenk das ihr uns macht ist aber dass ihr einfach da seit. Das wir wissen egal wann wir wieder nach Hause kommen Menschen auf uns warten die uns willkommen heissen.
Wir werden euch vermissen!!!!!
Ps. Ich bitte alle Leser dieses, und allen folgenden Blogs, allfällige Rechtschreibefehler und grammatikalische Unstimmigkeiten nicht als Folge einer simplen Legasthenie oder des Versagens des
Schweizer Schulsystems, sondern als Ausdruck einer künstlerischen kreativen Freiheit zu sehen.