Reiseberichte

cuba

Über stolze Menschen, alte Autos und grosse Zahlen. Schon fast zwei Wochen sind wir jetz bereits zu Hause und sind voll damit beschäftigt uns irgendwie an all die Gegebenheiten unserer Heimat zu gewöhnen.

Darum hat es etwas gedauert bis es unser letzter Bericht auf die Homepage geschafft hat.

Cuba war der perfekte Schlusspunkt unserer Reise.

Dieses Land faszieniert mit traumhaften Stränden, kolonialen Städten, den alten amerikanischen Autos, karibischer Musik, einer vielfältigen Kultur und einer äusserst interessanten Geschichte. Was Cuba aber wirklich so spannend macht sind die Menschen dieses Landes. Stolz Cubaner zu sein, gehen sie mit einer ansteckenden Gelassenheit durch ihr nicht immer leichtes Leben. Wenn man als Tourist ihnen die Chance gibt sorgen sie mit viel Herz und Gastfreundschaft dafür, dass ein Besuch ihres Landes ein unvergessliches Erlebniss wird. Das harmonisch wirkende Gemisch aus Latinos, Mischlingen und Schwarzen, welches sich auch in der Musik, der Religion dem Essen und der ganzen Lebensart niederschlägt, sorgt für ein Lebensgefühl, dass uns ab der ersten Minute eingesogen hat. Müssten wir einen Werbeslogan für dieses Land finden würden wir "Endspannt spannend" sehr treffend finden.

 

Uns wurde hier unsere spontane Art zu reisen das erste mal zum Verhängnis. Eigentlich wollten wir Cuba mit einem Mietauto bereisen. Als wir aber 2 Tage vor Abreise aus Kolumbien ein Fahrzeug mieten wollten wurden wir nur ausgelacht. Alle Autos sind auf Monate hinaus schon ausgebucht. Der Tourismus in Cuba boomt. Waren es 1991 noch 500'000 Touristen, wollten 2013 bereits 2.9 Millionen den karibischen Inselstaat besuchen.

Schlussendlich war es aber gar nicht mal so schlimm kein eigenes Auto zu haben. Wir waren immer mit Taxis unterwegs. Mal waren es private Taxis und mal Collectivos, welche man mit anderen Leiten teilt. Immer waren es aber alte amerikanische Limusienen, welche erstens eine sehr silvolle Art des Vorwärtskommen sind und zweitens auch die Möglichkeit bieten, mit anderen Leuten in Kontakt zu kommen. Das Ganze hat eigentlich sehr gut geklappt auch wenn teilweise das Taxi ein anderes Auto war als abgemacht und uns zu einer anderen Zeit, mit anderem Fahrer und anderer Passagierzahl abholte.

Die Reise von Kolumbien nach Cuba hat sich etwas in die Länge gezogen.

Es gab zwar einen Direktflug von Bogota nach Havana doch war er sehr teuer. So sind wir hald zuerst nach Quito geflogen um nach einer Nacht am Flughafen über Panama nach Cuba zu fliegen. Wir waren so anstatt 4 Stunden ganze 15 Stunden unterwegs haben aber auch viel Geld für viele Mojitos gespart. Wie es sein kann, dass drei Flüge billiger sind als einer, bleibt uns ein Rätsel.

 

Ausser den letzten 5 Tagen haben wir immer in sogenannten Casa Particulares übernachtet. Diese Casas sind Privathäuser in denen man als Tourist ein Zimmer mieten kann. Ebenfalls kann man, gegen einen Aufpreis, frühstücken oder zu abend essen. Wir wurden immer sehr herzlich empfangen und die Nähe zur Besitzerfamilie ermöglicht eine schöne  Einsicht in das tagtägliche Leben von cubanischen Familien. Jeder Vermieter muss eine Lizenz beantragen und pro Zimmer monatliche Abgaben bezahlen (unabhängig von Haupt- oder Nebensaison und der tatsächlichen Zahl empfangener Gäste). Dazu kommen monatliche Gebühren für das optionale Aufhängen eines Werbeschilds und die obligatorische Verköstigungslizenz sowie eine progressive Einkommensteuer (mind. 10 %) am Ende des Jahres. Für die Besitzer gibt es regelmäßige strengen Kontrollen von Inspektoren, die selbst bei kleineren Verstößen drakonische Geldstrafen (bis zu 1500 CUC) verhängen, bei mehrmaligen Verstößen gar die Wohnung konfiszieren können. Schwierig ist es auch den Service für die Gäste auf hohem Level zu halten. In der Mangelwirtschaft Kubas, oft eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Ein gutes Beispiel ist das Zubereiten des Frühstücks, das in ein Organisationschaos ausarten kann. Denn die frischen Zutaten gibt es selten alle auf einem Markt, sondern sie müssen von verschiedenen Stellen zusammengetragen, mitunter sogar in Nachbarstädten besorgt werden.

Dazu noch ein cubanischer Witz:

Was sind die drei größten Errungenschaften der Revolution? Gesundheit, Bildung und Sport. Und was sind ihre drei größten Mängel? Das Frühstück, das Mittag- und das Abendessen.

 

Begonnen haben wir unsere Reise in Cubas Hauptstadt Havanna.

Havanna ist nicht nur die Metropole Kubas, sondern auch die größte Stadt der Karibik. 2,1 Mio. Einwohner, also fast jeder fünfte Kubaner, leben hier. Fast alle grossen Industrien und die wichtigsten staatlichen Forschungszentren und Dienstleistungsunternehmen befinden sich hier. Eine typische Hauptstadt also? Keineswegs. Havanna ist irgendwie anders. Einzigartig. Die gewöhnlichen Symbole der Moderne sieht man kaum – weder die überdimensionalen Werbereklamen noch die kühlen Geschäfts- und Bürogebäude, die weltweit die Großstädte überflutet haben. Havannas Straßen verströmen keinen gesichts- und leblosen Kommerz, sondern wirken sehr authentisch. Dieses ungekünstellte Alltagsleben ist vielleicht sogar die größte Sehenswürdigkeit der Stadt.

Im historischen Zentrum sind viele Gebäude restauriert und schön hergerichtet. Man fühlt sich wie auf einer Zeitreise oder auf einem Spaziergang durch ein seht realistisch gemachtes Freiluftmuseum. Wunderschön und doch hat uns der alte, zerfallene Teil der Altstadt fast ein wenig besser gefallen. Vielfach sind hier die Strassen von Schlaglöchern übersät, und an so mancher Ecke quellen Mülltonnen über. Doch strahlen ihre Bewohner jede Menge trotzig-kreative Alltagsenergie aus. Hier zeigt sich die Metropole von ihrer ungeschminkten und gerade deshalb besonders interessanten Seite.

Während sich hier einige Straßen und Häuser noch mit steinernem Willen gegen den Zerfall wehren, wirken andere so, als hätten sie gerade einen Krieg überstanden. Bei manchen Gebäuden hat man das Gefühl nur Barfuss daran vorbeilaufen zu dürfen, um die Bausubstanz nicht unötig zu beanspruchen. Alles strömt aber einen unglaublich morbiden Charme aus.

Nach langen Jahren der Vernachlässigung ist der Kampf gegen den Verfall heute ein Wettlauf gegen die Zeit. Jedes Dritte der als historisch wertvoll eingestuften Bauwerke ist in einem bedenklichen Zustand. Noch schlimmer sieht es bei den Wohnhäusern aus, zumal die Altstadt zu den am dichtesten bevölkerten Regionen der Erde zählt. Oft lebt eine ganze Familie in einer Ein-Zimmer-Wohnung. Viele Gebäude können dieser Überbelastung nicht standhalten und sind stark einsturzgefährdet – jährlich kommt es zu mehr als tausend Hauseinstürzen.

Und wie sah unsere weitere Route durch Cuba aus? Den Osten des Landes haben wir bewusst ausgelassen, um einerseits Stress zu vermeiden und andererseits die besuchten Orte wirklich geniessen zu können.

Unsere Stops waren das mitten in Karstfelsen gelegene Tabakanbaugebiet um Viñales, das französisch angehauchte Cienfuegos, die 500 Jahre alte, und wunderschöne Kolonialstadt Trinidad, kleinere Städchen wie Sancti Spiritus, Morón und Remedios, die traumhaften Strände auf den Cayo Coco und Cayo Santa Maria, die Universitäts und Che Guevarastadt Santa Clara und zum Schluss das für traumhafte Badeferien bekannte Varadero.

Das Reisen ist meisst faszinierend, manchmal anstregend, oft aber auch einfach lustig. Manchmal hält das Unterwegssein sogar Comedy vom Feinsten für einen bereit. So geschehen in Trinidad. Seit kurzer Zeit ist Cuba an das Internetnetz von Venezuela angeschlossen. In jeder grösseren Stadt ist der Hauptplatz mit Wifi ausgerüstet. Um dieses nutzen zu können, muss man an DER Verkaufsstelle ein Guthaben kaufen. Wir sind für so eine Karte angestanden und vor uns drei Damen aus unserem südlichen Nachbarland.

Kennt ihr den alten Sketch vom Kabaret Rotstift mit dem Deutschen in der Warteschlange vor einem schweizer Skilift? Genau so wars. Die drei haben sich fürchterlich aufgeregt, dass es nicht vorwärts ging. Da Cubaner auch noch andere Dinge in diesen Läden zu erledigen haben, wurden sie teilweie vom Türsteher vorgeholt. Das ging für die drei Damen ja gar nicht. Bei jedem öffnen der Tür haben sie versucht ihre dicken Hinterteile ins Büro zu drängen und wurden jedesmal vom Türsteher aufgehalten.

Es dauerte nicht lange bis Sätze wie: "das ist doch willkür" oder " das gäbe es bei uns in Deutschland nicht" fielen. Die drei haben sich so richtig in Rage geredet.

Als dann nach etwa einer Stunde der Sicherheitsman die Damen darauf aufmerksam machte, dass es schon lange keine Internetkarten mehr hat, war für die drei der Gipfel der Frechheit und für uns der humoristische Höhepunkt der Situation erreicht. Wir haben uns köstlich amüsiert, auch wenn wir ebenfalls keine Karte bekommen haben.

Aufgefallen ist uns wie präsent Che und die Revution von 1959 noch ist. Überall sieht man die aufgemalten Gesichter von Jose Mari, Che, Emillio Cienfuegos und anderen Helden, oder man liest die Namen von Fidel und Ràul Castro. An den Strassen stehen oft, riesige, im Sowjetlook gestaltete Plakate, welche die komunistischen Ideen dieser Personen loben und die Bevölkerung dazu aufrufen, diese Ideen aktiv zu leben.

Einerseits sind die Kubaner unendlich Stolz auf ihr kleines Land, dass der stärksten Macht der Welt erfolgreich Widerstand geleistet und weitgehende politische Unabhängigkeit erlangt hat. Andererseits wird die Revolutionsgeschichte und ihre Helden von der Regierung seit fünf Jahrzehnten gezielt beschworen, um die kubanische Gesellschaft zusammenzuschweißen.

Gerne würden wir in diesem Bericht mehr über Che, die Revolution, die dunkle Zeit der Zuckersklaven und die wirklich interessante Geschichte dieses Landes beschreiben doch um dem ganzen Gerecht zu werden, müsste der Bericht sehr sehr lang sein.

Die letzten 5 Tage haben wir uns im touristischen Varadero noch etwas Ferien gegönnt. Aber nach 18 Monaten ohne Ferien haben wir uns das auch verdient! Das Hotel hatte für jeden Tag einen Stern und war das totale Kontrastprogramm zu der vergangenen Reise. 24 Stunden lang gabs irgendwo im Hotel was zu Essen und zu Trinken und das ganze war inklusive. Nicht das eigendliche Cuba aber sehr erholsam.

 

Noch etwas anderes zu Cuba und seinem System.

Geht es bei Berichterstatungen von westlichen Medien nicht um Cuba als Feriendestination geht es meistens um Menschenrechtsverketzungen und die Mangelwirschaft in diesem Land. Was man aber kaum hört, sind die positiven Aspekte des komunistischen System dieser Nation.

Kuba besitzt eines der fortschrittlichsten Bildungs-, Gesundheits- und Sozialleistungssysteme Lateinamerikas. Beeindruckend ist dabei nicht nur, dass dieses hohe Niveau von einem Land der Dritten Welt erreicht worden ist, sondern dass es selbst in grossen Krisen aufrechterhalten werden konnte.

Bis in den entlegensten Winkel durchzieht ein Netz von Kliniken und Hausarztpraxen das Land, und jeder Kubaner genießt kostenlose medizinische Dienste bis hin zu komplizierten Operationen. Die Säuglings- und Kindersterblichkeit ist 4,2 bei 1000 Geburten – ein weltweiter Spitzenwert. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist 78 Jahre, das Niveau westlicher Industrienationen.

Seit Jahrzehnten entsendet Cuba Ärzten und Krankenschwestern in 66 Entwicklungsländer (derzeit über 50'000). Mütter können ihre Säuglinge ab dem 45. Tag nach der Geburt in einer Krippe unterbringen und so durchgängig erwerbstätig bleiben. Allen Kindern ab drei Jahren steht ein Kindergartenplatz zu und jedes Kind bekommt bis zum siebten Lebensjahr vom Staat einen Liter Milch pro Tag.

Kuba hat eine neunjährige Schulpflicht mit breitem Bildungsangebot für alle Schüler unabhängig von ihrer sozialen Herkunft. Der Staat übernimmt sämtliche Kosten (Verpflegung, Lehrmaterialien, Schuluniformen, Unterkunft und Ausflüge aufs Land).

Etwa 12,9 % des Staatshaushalts (fast das Dreifache des Prozentanteils von Deutschland und mehr als in skandinavischen Ländern) fließen in den Erhalt und Ausbau des Schulsystems. Es gibt Sozialhilfe, Lohnfortzahlung bei Krankheit, Arbeitslosenunterstützung, Invaliditäts-, Hinterbliebenen- und Altersrente sowie Mutterschutz. Vom einheitlichen kubanischen Arbeitsrecht können Arbeiter in anderen Entwicklungsländern nur träumen (Achtstundentag, Urlaubsanspruch und Überstundenregelung). Das Renteneintrittsalter liegt bei 65 Jahren für Männer und bei 60 Jahren für Frauen. Nach 15 Jahren Beschäftigung haben Pensionäre Anspruch auf 40 % des zuletzt bezogenen Lohns, und für jedes weitere Jahr steht ihnen ein zusätzliches Prozent zu. Zudem hat jeder Ruheständler Anspruch auf einen kostenlosen Platz im Altenheim (circulo de abuelos). Es gibt kaum Mietkosten (etwa 95 % der Wohnungen sind Eigentum ihrer Bewohner, die gesetzliche Höchstmiete beträgt ansonsten 10 % des Einkommens). Geringe Gas-, Strom- und Wassertarife sowie günstige Transport-, Telefon- und Eintrittspreise sind weitere Aspekte.

Klar darf man dabei nicht vergessen, dass es an vielem fehlt und es die Bevölkerung nicht leicht hat. Doch nur weil dieses System anderst ist, bedeutet das nicht, dass alles schlecht ist. Es bleibt abzuwarten wie die kommende Kapitalisierung die Lebenqualität der Menschen in Cuba verändert.

Wir wünschen Cuba und allen Cubanern alles gute für die ungewisse Zukunft. Klar wird es Veränderungen geben und vielleicht verschwinden auch die alten Autos und die verfallenen Kolonialbauten werden renoviert

Vielleicht verliert Cuba dadurch auch viel von seinem Charme. Doch setzt man die vielleicht etwas romantisch beschlagene Touristenbrille ab, sollte man erkennen, dass auch dieses Land und die Menschen einen Anspruch auf Vortschritt haben.

Wir hoffen aber das, wohin die Reise auch immer hingehen wird, sich die Menschen ihr Wesen behalten können. 

Ja und dann setzten wir uns ins Flugzeug nach Hause. Nach zweimaliger Verschiebung der Abflugszeit, Verpassen des Anschlussfluges und einem Flughafenwechsel per Taxi in Deutschland, sind wir in der Heimat gelandet. Wir wollen uns auf diesem Weg nochmals bei allen ganz herzlich bedanken, die mit der Organisation, oder mit ihrer Anwesenheit uns so einen schönen Empfang bereitet haben.

So! Das wars mit unserer kleinen Reise. Ganz nach JulesVerne: In 80 Wochen um die Welt. (oder waren es dort Tage?)

555 Tage oder 80 Wochen oder 13'320 Stunden oder 799'200 Minuten waren wir unterwgs.

Wir haben 21'097 km in einem Bus, Taxi oder irgendwas das von den Besitzern uns als solches Verkauft wurde verbracht.

53'806 km waren wir in der Luft und haben von grossen Gesellschaften, über Mitglieder von schwarzen Listen, bis hin zu kleinen Propellermaschienen alles für unser luftiges Vorwärtskommen verwendet.

Für 3'173 km haben wir eine Schiene gebraucht und 1'115 km sind wir mit Schiffen, Booten oder so was ähnlichem über etliche Gewässer getukert.

28'095 km haben wir in einem eigenen Auto zurückgelegt, dies durch endlosen roten Sand, durch enge indonesische Dörfer, vorbei an neuseeländischen Gletscher und tasmanischen Teufeln und durch chaotische kolumbianische Städte.

Für 1'986 km haben wir nur zwei Räder unter dem Hintern gehabt und haben auf einem Roller die Freiheit genossen.

 

Dazu kommen 240 km auf einem Fahrrad und für 242 km haben wir die Wanderschuhe geschnürt. Nicht dabei sind die unzähligen Kilometer welche wir beim schlendern durch Städte und Ruinen, entlang von Stränden und Wäldern und auf der Suche nach Hotels und Restaurants zurückgelegt haben. Übrigens war dieses Suchen nach Restaurants so ziemlich die einzige Situation, bei der es manchmal kleine Reisegruppeninterne Unstimmigkeiten gegeben hat. Vorallem wenn der eine Teil der Reisegruppe schon grossen Hunger hatte!

Gesammthaft waren wir 109'753 km unterwegs. Das würde reichen um 2,7 mal die Erde zu umrunden, oder für 305 mal die Strecke St.Gallen-Genf.

Doch was haben wir zwischen dem Vorwärtskommen gemacht? Vorwiegend geschlafen!

Wir haben an 245 Orten übernachtet. Verteilt auf die 555 Tage macht das im Schnitt 2.2 Übernachtungen pro Ort. Darunter sind 5 Nächte in einem Flugzeug, etwa 15 Nächte in einem Bus, 4 Nächte auf einem Flughafen, 5 Nächte in einer Hängematte, zwei Nächte im Auto und eine Nacht in einem Hauseingang.

285 verschiedene Mineralwassermarken haben wir in den 13 besuchten Landern getrunken., für 404 Minuten sind wir abgetaucht und mussten insgesammt 12 neue Sonnenbrillen kaufen.

Nach 37'000 Wurfbewegungen ging unser Würfelwettkampf mit 343 zu 342 äusserst knapp an den männlichen Teil der Reisegruppe! Tja entweder man kanns oder man kann es nicht!!!

Vielleicht noch was zum Finanziellen. Für die ganze Reise mit allen Flügen haben wir 50'000 Franken gebraucht.

Rechnet man das durch die 555 Tages haben wir 2'740 Franken pro Monat und 90 Franken pro Tag gebraucht.

Und was nehmen wir aus diesen 555 Tagen mit oder wie haben uns die 109'900 km auf den Strassen dieser Welt verändert,

 

Das alle Menschen, egal wo auf der Welt, als erstes einfach mal Menschen sind. Menschen mit den genau gleichen Wünschen und Bedürfnissen wie wir. Klar beeinflusst durch kulturelle, finanzielle oder politische Einflüsse und doch im tiefsten innern genau gleich wie du und ich. Entgegned man diesen Menschen auch als solche bekommt man auf Reisen sehr viel zurück.

Raum lassen für das Unerwartete. Die schönsten Momente, Situationen und Begegnungen entstanden meist dort wo etwas nicht so funktioniert hat wie geplant. Sei es durch das Festsitzen in einer Stadt oder durch das Verlaufen auf einem Spaziergang. Gerade in unserer durchorganisierten und strukturierten Gesellschaft kann diese Orientierungslosigkeit sehr befreiend sein.

Keine Erwartungen haben. Geht man ohne Erwartungen in einen Tag, an einen Ort oder auf einen Ausflug wird man viel weniger Enttäuscht. Hat man keine Erwartungen ist man auch viel offener und flexibler gegenüber den oben genannten unerwarteten Situationen. Diese Einstellung war ein Grund warum wir es so lange ausgehalten haben denn auf Reisen ist nichts sicher und alles möglich.

Wörter wie ruhig, eng, voll, schnell, bald, sauber, schön, lecker, teuer, langweilig, langsam und und und werden in jedem Land etwas anderst interpretiert.

Was haben wir weiters noch gelernt?

Die Welt ist schön, Zufriedenheit ist keine Frage des Geldes, Hühnerfüsse kann man essen, Verkehr funktioniert auch ohne Regeln, Autos kann man auch mit Seilen reparieren, Unterhosen kann man viel länger tragen als man denkt, Babys überleben auch ohne Folgemilch, nicht jeder Muslim ist böse, Zähneputzen geht auch ohne Wasser, ein Bus ist nicht unbedingt schneller als ein Fahrrad, auf einen Roller passen 4 Menschen, Mäuse lieben Campervans und Zigaretten, nicht jeder Pickup hat Allrad, Duschen bedeutet nicht immer dass man danach sauberer ist, Matratzen können leben und Franzosen sind komisch!

Wir widmen uns in den nächsten Wochen intensiv dem Einleben hier in der Schweiz. Es wird sehr wahrscheinlich recht schnell wieder völlig normal sein und doch hoffen wir die Flexibilität, die Gelassenheit gegenüber neuen Situationen und Problemen auch in der herannahenden Routine behalten zu können.

Diese Reise war die beste Entscheidung die wir in unserem Leben getroffen haben oder anderst Gesagt:

Sie haben da eine Lücke im Lebenslauf!    Ja! War Geil!!!!!

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kolumbien

Über budgetfreundliche Ölförderung, vergessene Kulturen und sandige Pannen.

Und schon haben wir einen neuen führenden in unserer Südamerikarangliste. Ein Werbeslogan des kolumbianischen Tourismusverband lautet: Die einzige Gefahr die in Kolumbien besteht, ist dass man bleiben will. Wir wären wirklich gerne noch etwas länger geblieben. Es ist ein faszienierendes Land mit so herzlichen, fröhlichen und hilfsbereiten Menschen. Wir wurden zum Essen eingeladen, uns wurde ein Auto geliehen und es gab viele andere wundervolle Begegnungen mit Einheimischen.

Ein Land in dem die "herzlich Willkomen" Schilder an den Dorfeingängen auch wirklich stimmen und wir uns zu jeder Zeit einfach wohl fühlten.

Welchen Zusammenhang hat eine neue Ölfördermethode mit dem Reisebudget von zwei schweizer Reisenden? Ganz einfach! Ein Grund das der Ölpreis momentan so niedrig ist, ist die Tatsache, dass die USA mit ihrem Fraking so viel Öl fördern, dass sie auf kein importiertes Öl angewiesen ist. Dementsprechend wird zur Zeit mehr Öl gefördert als verbraucht und darum sinkt der Preis. Da die kolumbianische Wirtschaft, und somit auch die Stärke des Pesos, sehr stark vom  Ölpreis abhängig ist, befindet sich die kolumbianische Wirtschaft auf so tiefem Stand wie schon lange nicht mehr. Bezahlte man hier vor 7 Monaten noch 1500 Pesos für einen Dollar, kostet er jetzt 3300 Pesos. Anderst gesagt ist Kolumbien für Reisende mit einer Starken Währung im Bauchtäschchen nur noch halb so teuer wie vor einigen Monaten. Kolumbien war für uns so das günstigste südamerikanische Land.

Der Grenzübertritt nach Kolumbien war aussergewönlich einfach. Kurz bei den Ecuadorianern vorbei um zu sagen, dass man dann mal weg ist, zu Fuss über die Grenzbrücke und bei den kolumbianischen Kollegen kurz Hallo sagen. Ein kurzer Blick in den Pass um zu überprüfen ob das Foto einigermassen mit der Person vor dem Schalter übereinstimmt, eine kurze Frage nach dem Beruf und schon hatten wir einen neuen Stempel in unserem roten Sammelbuch. Mit einem freundlichen "Wilkommen in Kolumbien" wurden wir ins Land gelassen.

 

Über die Provinzstadt Pasto sind wir nach Popayan und von dort nach Tierradentro gereist

Diese Landschaft in der Cordillera Central südlich von Popayan wird von zahlreichen unterirdischen Grabanlagen durchzogen, die aufgrund ihrer Größe und der Treppenzugänge einzigartig sind.

Die Grabkammern gehen wahrscheinlich auf die Tierradentro-Kultur zurück, eine Ackerbaukultur mit einem hoch entwickelten Totenkult. Über die Kultur ist nur sehr wenig bekannt. Datiert wird sie auf eine Zeit zwischen dem 7. und 8. Jahrhundert.

Von dieser vergessenen Kultur übriggeblieben sind bis zu sieben Meter tief, in den rohen Fels geschlagene Schachtgräber. Diese unterirdischen Stätten dienten der Aufbewahrung von Urnen. Die Wände der am besten erhaltenen Kammern sind mit geometrischen Mustern in Weiß, Schwarz und Rot bemalt.

Es gibt hunderte dieser Kammern in dieser Region doch nur wenige sind zugänglich. Das Unesco Label ist nicht immer ein Garant für ein zufriedenstellendes Erlebnis, sicher aber für hohe Eintrittspreise und viele Touristen. Hier war es  aber so wie es eigentlich sein sollte. Eine wirklich sehenswürdige Sehenswürdigkeit, kaum andere Touristen und ein sehr fairer Eintrittspreis.

Vielleicht ist dies auch wegen dem etwas beschwerlichen Anfahrtsweg so. Mit einem sehr betagten Bus sind wir 6 Stunden auf einer engen Stra... Nein! Mit einem sehr betagten Bus sind wir 6 Stunden durch einen 100 km langen Felsturz gefahren. Entweder fehlte auf der einen Seite ein Teil der Strasse weil Fels, Geröll oder Bäume darauf lagen oder auf der anderen Seite lag die Fahrbahn einige Meter weiter unten am Abhang.

Auf dem Rückweg nach Popayan waren wir auf bestem Weg einen neuen Rekord für diese Strecke aufzustellen. Leider war die letzte Landung nach einer der vielen Flugphasen etwas zu unsanft für unseren Bus und so standen wir anschliesend für eine Stunde an einer Tankstelle. Bei uns hätte eine verbogene Achse und eine demolierte Federung sicher das Ende des Rennens bedeutet. Aber in Kolumbien gibt es ja Seile!!!!!

Der neue Rekord war aber natürlich nicht mehr möglich.

In Tierradentro oder besser gesagt in San Andres haben wir Patrick aus dem Zürioberland kennengelernt. Für die nächsten fast drei Wochen haben wir mit ihm eine Reisegemeinschaft gebildet.

Über Cali, übrigens Kolumbiens Salsahauptstadt und ehemalig zweitgefährlichste Stadt der Welt sind wir nach San Cipriano gefahren. Auf diesem Abschnitt hatten wir anscheinend den lang verschollenen Bruder von Luis Hamilton als Fahrer. Die kurvige Strecke gepaart mit seiner unglaublichen Geschwindigkeit hat dazu geführt, dass bei manch einem Kolumbianer die Frühstücksarepas noch mal Hallo gesagt haben. Gerade rechtzeitig zum Ende des Kotztütenvorrats sind wir am Abzweiger Richtung San Cipriano angekommen.

San Cipriano liegt mitten im Dschungel, auf halber Strecke zwischen Cali und der Hafenstad Buenaventura an der Atlantikküste. Von der Hauptstrasse ins Dorf gibt es keine Strasse sondern nur eine alte Eisenbahnschiene. Leider gibt es auch keinen Zug. Die einzige Möglichkeit das Dorf zu ereichen sind sogenannte Brujitas (Hexchen). Dabei handelt es sich um Holzwagen mit kleinen Metallrollen an die auf der Seite ein Motorrad befestigt wird. Das auf der rechten Schiene stehende Motorrad bildet so den Antrieb dieses lustigen Gefährts. Klingt zwar komisch, ist aber so!

Nach einer weiteren Nacht in Cali sind wir nach Salento gefahren. Hier gibt es den kolumbianischen Nationalbaum zu bestaunen. Die Ceroxylon quindiuense oder auch Wachspalme ist die grösste Palmenart der Welt. Sie wächst auf einer Höhe zwischen 2000-3000 MüM und wird bis zu 60m hoch.

Nächster Stopp war Medellin.

Gewalt und Armut hielten Touristen lange aus dieser Stadt fern - bis jetzt. In den vergangenen Jahren hat Medellin sich generalüberholt und hofft nun, dass der Ruf sich verbessert. Einst wurden hier mehr als 6800 Menschen im Jahr umgebracht, was die Stadt in den Neunzigern zur Gefährlichsten Stadt der Welt machte. Medellin war ein Synonym für den Drogenkrieg. Pablo Escobar, der mächtige und brutale Drogenbaron war einer der reichsten Männer der Welt. Er, sein Medellinkartell und die FARC Rebellen versetzten die Menschen in Medellin jahrzehntelang in Angst und schottete sie quasi von der Außenwelt ab. Heute liegt Medellin auf der Rangliste der Städte mit den höchsten Mordraten nicht mehr unter den Top 50. Mit großen Infrastrukturprojekten hat sich die Metropole zu einer der fortschrittlichsten und lebenswertesten Städte Lateinamerikas entwickelt. 2013 wurde Medellin dafür sogar von der Entwicklungshilfeorganisation Urban Land Institute mit dem Preis für die "innovativste Stadt der Welt" ausgezeichnet. Die Metropole habe eine der "bemerkenswertesten Kehrtwenden aller Zeiten" vollbracht, hieß es in der Begründung.

Und wie gings für uns weiter?

Parick hat in Quito eine Familie aus Bogota kennengelernt, die ihm angeboten haben ihm ihr Auto, welches in Baranquilla, steht zu Verfügung zu stellen. Alleine hätte er dies nicht gemacht, aber wir waren jetzt ja zu dritt.

Und schon sasen wir im Flieger von Medellin nach Baraquilla an kolumbiens Karibikküste.

Lester, ein Freund des Besitzers des Autos, kam uns sogar am Flughafen abholen.

Als wir Lester die Adresse unseres Hostels angegeben haben hat er nur den Kopf geschüttelt und uns gefragt ob wir nicht doch in ein anderes Hostel fahren sollen. Leider hatten wir bereits gebucht. Bei der Fahrt dorthin haben wir gesehen warum Lester etwas Bedenken hatte. Wir haben uns noch gewundert warum diese Grossstadt in unserem Reiseführer nicht beschrieben war.

Polizeipräsenz würde in diesem Barrio sicher was bringen aber die getraut sich dort nicht hinein.

Naja, das Hotel war versteckt hinter dicken Mauern und so haben wir diese Nacht gut überlebt.

In Coveña haben wir eine weitere Reiselektion gelernt. Pass immer auf, wie du eine Frage formulierst.

Weil wir nicht auf lange Restaurantsuche gehen wollten, haben wir den Besitzer gefragt ob das Hotel ein Restaurant hat.  Si Señor! War die Antwort.

Als wir ihn zwei Stunden später gefragt haben was es denn gäbe, meinte er nur heute leider nichts. So verhält es sich mit vielem.

Ein, Si Hay Wifi, bedeutet nicht dass es auch funktioniert, Ein, Si Hay Aqua Caliente, bedeutet nicht dass das Wasser auch warm ist wenn du gerade Duschen willst und ein, Si Hay Aire Acondicionado bedeutet nicht, dass diese lärmende Maschiene an der Wand auch für Abkühlung sorgt.

Weiter gings nach Cartagena. Die Stadt an der Küste ist für uns eine der schönsten Städte in Südamerika. Die koloniale Altstadt ist herausgeputzt, alle Häuser bunt angemalt und mit Blumen geschmückt.

Die Stadt ist zwar touristisch aber irgendwie auf eine sehr angenehme Art.

 

Und wie ist das Fahren in Kolumbien? Auserhalb der Städte ist das Fahren eigentlich recht angenehm und entspannt. Es sind wenig Fahrzeuge auf der Strasse und es gibt genügend Platz zum Überholen. Auf der Gegenfahrbahn, dem Pannenstreifen oder dem Pannenstreifen der Gegenfahrbahn. Fahren kann man so schnell wie man will, den die Tafeln welche eine Höchstgeschwindigkeit anzeigen sind anscheinend nur da damit die Leute welche diese Tafeln herstellen was zu tun haben. Das ganze ändert sich sobald man in die Nähe einer Stadt kommt. Hier gilt das Gesetz des stärkeren, schnelleren oder einfach egoistischeren. Auch wenn es eigentlich schneller gehen würde, wenn einer mal ein kleinwenig nachgeben würde.

Und falls mal etwas nicht so läuft wie vorgedacht, sind die Locals mit einer Reaktionszeit eines Profisprinters auf der Hupe. Um zu überleben gibt es nur eine Lösung, totale Anpassung. Mit unserem Riesenpickup waren wir in Sachen Stärke und Geschwindikeit schon mal sehr weit vorne und auch der Egoismus stellt sich nach den ersten zwei drei Nervtötenden Hupkonzerten von selbst ein.

Wir hoffen, dass wir die uns angeeignete Fahrweise wieder ablegen können, da sonst Probleme mit den Schweizer Ordnungshüter vorprogrammiert sind. Und das wollem wir ja nicht!!!!!!

 

Von Cartagena sind wir entlang der Küste nach Santa Marta gefahren, um von dort am nächsten Tag in den

Tayrona Nationalpark zu fahren. Nach einem herrlichen Weg entlang der Küste, kann man an einem traumhaften Strand  für 6 Franken in Hängematten übernachten.

Aufpassen muss man hier bei den Parkrangern, denen beim Durchsuchen der Rucksäcke schon mal eins, zwei Geldscheine in die Taschen fallen können. Auch auf mein selbstgemachtes Messer aus Laos hatten sie es abgesehen. Erst nach langer Diskussion und dem Versprechen, dass ich niemanden umbringe haben sie es mir wieder zurückgegeben.

Als nächstes folgte ein kleines Abenteuer. Da wir schon ein geländegängiges Fahrzeug mit Allrad hatten, wollten wir dies auch ausnutzen. Zum Allrad später etwas mehr!!!

Fährt man von Riohacha aus weiter in den Norden kommt man auf die Guajira Peninsula. Englische Piraten, holländische Waffenschmuggler und spanische Perlenjäger, haben alle diese trockene und gottverlassene Region für sich in Anspruch nehmen wollen. Doch keiner konnte sich gegen die kämpferischen Wayuu-Indianer durchsetzen. Noch heute sind Wayuu gefürchtet. Zusammen mit Benzinschmuggler aus Venezuela machen sie den Grossteil der Bevölkerung aus. Die Halbinsel an der Grenze zu Venezuela ist touristisch kaum erschlossen und ohne eigenes Fahrzeug fast nicht bereisbar.

Nach drei Stunden durch das trockene Land haben wir Cabo de la Vela erreicht. Nach einer Nacht in Hängematten wollten wir hier unser Auto für den Wüstentrip Richtung Puntas Gallinas noch mal auftanken. Benzin gabs zu genüge und das sogar zu äusserst billigen Preisen. Der ganze Sprit wird nämlich von Venezuela über die Grenze geschmuggelt. So weit so gut! Unser Pickup brauchte aber Diesel. Bei Abfahrt in Riohacha haben wir uns extra noch erkundigt, ob es dort oben auch Diesel gäbe und zur Antwort ein überzeugtes Si, Claro! No Problem! bekommen. Wiedereinmal haben wir gemerkt, dass ein südamerikanischen "No Problem" nicht bedeutet, dass man auch keine Probleme bekommt. Aber was wiederum schön ist: Es gibt immer irgendeine Lösung! Ein paar Telefonate später fand man ein Freund eines Freundes eines Cousins zweiten Grades der im nahegelegenen Kohlehafen arbeitet. Wo Schiffe, da auch Diesel!

Ob es wirklich Autodiesel war, oder ob uns da billiger Schiffsdiesel verkauft wurde, war uns nicht ganz klar. Unser Hilux hat uns Motortechnisch jedenfalls nicht im Stich gelassen.

Jetz gab es noch ein weiteres Problem. Hoch zum nördlichsten Punkt des südamerikanischen Festlandes gibt es keine Strassen und ohne Guide ist diese Strecke fast nicht machbar. Wir hatten Glück, dass am gleichen Morgen eine Tour das gleiche Ziel hatte. Durch einen kleinen Zustupf erkauften wir uns die Erlaubnis dem Fahrzeug zu folgen. Um den Rückweg alleine zu finden, haben wir wärend der Fahrt auf der GPS Karte Punkte markiert, denen wir später folgen konnten.

Auf dem Weg Richtung Norden galt es noch etwa vierzig Strassensperren zu überqueren. Die Kinder der Dörfer sperren die Strasse mit Seilen ab und lassen einem erst nach der Übergabe von einer Handvoll Süssigkeiten passieren. Eine in gesundheitlicher und sozialer Hinsicht etwas Bedenkliche Handhabung, aber es gab hald keine andere Möglichkeit als bei dem Spiel mitzuspielen.

Kurz vor dem Ziel waren wir etwas unachtsam und schon steckten wir mit unserem Auto im tiefen Sand fest. Komisch dachten wir das sollte mit einem Allrad eigentlich nicht passieren. Alls wir dann gesehen haben, dass nur die hinteren Räder am durchdrehen waren, wurde uns schlagartig klar, dass wir da unser Fahrzeug etwas überschätzt hatten. Fragt uns nicht woher all die Leute plötzlich kamen, aber innerhalb von zwei Minuten standen da 10 Einheimische, welche uns aus dem Sand befreit haben. Natürlich wollten sie anschliessend auch etwas Geld für die Hilfe. Am nächsten Morgen mussten wir die gleiche Strecke zurück. Und obwohl wir mit viel Anlauf auf den Sand zugerast sind, blieben wir auch diesmal wieder stecken.

Wir sind uns nicht sicher ob der Sand wirklich aus natürlichen Gründen dort liegt oder ob er von geschätstüchtigen Locals dort hingetragen wurde, denn kaum Stehengeblieben hörte man es aus den Büschen jubeln. Diesmal brauchten wir sogar die Hilfe einer Seilwinde um aus dem fiesen Sandloch zu kommen.

Um ehrlich zu sein haben wir ihnen gerne was bezahlt, denn wenn man gesehen hat, wie diese Leute auf dieser Halbinsel leben, können sie jeden Rappen gebrauchen.

Nach Nächten in Palomino, Santa Marta (wo wir uns von Patrick getrennt haben) sind wir in die kolumbianische Hauptstadt Bogotá geflogen.

Zwei Dinge haben uns in dieser Stad wirklich fasziniert. Das erste ist die unglaubliche Menge an Street Art, welche diese Stadt verschönert. Auf den ersten Blick ist Bogotá farblos. Auf den zweiten Blick ist die Metropole jedoch bunt. Denn an den ehemals blassen Wänden in den Häuserschluchten Bogotás gibt es jede Menge Street Art zu entdecken. Willkommen in der Hauptstadt von Kolumbien, willkommen in der südamerikanischen Hauptstadt der Graffiti.

Hier gibt die 8-Millionen-Metropole ein besonders interessantes Bild ab. Es ist diese Kombination aus architektonisch uninspirierten Hochhäusern, in die Jahre gekommenen Fassaden, engen Gassen und bunten Graffiti, die Farbe in das Grau der hektischen, nicht immer einladend wirkenden Großstadt transportieren.

Fast alle großen Arbeiten sind mit den Eigentümern abgesprochen oder wurden sogar von ihnen beauftragt. In diesen Fällen hat die Polizei keine Handhabe. Aber auch so: Bogotá ist sehr liberal in Sachen Street Art. Wird ein Sprayer erwischt, wenn er ohne Erlaubnis sprüht, droht ihm nur eine milde Geldstrafe.“

Wir haben einen ganzen Nachmittag all die Kirchen, Museen und Statuen links liegengelassen und sind auf Street Art Seightseeing gegangen.

Das zweite ist die Ciclovia. Seit 1976 werden in Bogota jeden Sonntag 120 km Strassen abgesperrt und so zu einem gigantische Radweg umfunktioniert.

Rund zwei Millionen Bogotanos nutzen dieses Angebot jede Woche und fahren mit Freunden, Familie oder Hund auf Velos oder Skates durch die Autofreien Strassen. Entstanden ist die Ciclovia aus einem Studentenprotest auf Rädern, der auf mehr öffentlichen Raum in der Metropole abzielte. Verkäufer mit Snacks und Fahrradmechaniker säumen die Straßen. In den Parks wird gepicknickt und kostenlose Aerobic-Klassen ergänzen das sonntägliche Sportprogramm.

Um dem Lärm der Grossstadt zu entfliehen sind wir nach Villa de Leyva gereist, wo wir die letzten Tage unseres Aufenthaltes geniesen wollten. Das schmucke kolonialstädtchen war genau der richtige Ort um unser nächstes Land zu Planen.

Ganz konnten es wir aber doch nicht lassen und so haben wir am zweiten Tag Bikes gemietet und sind 6 Stunden durch die Gegend gefahren. Oben auf dem letzten Hügel sassen Julio, Lydia und Adrian. Kaum tief luftgeholt waren wir schon betrunken, denn die beiden kolumbianer waren in Spendierstimmung.

Julio und Lydia haben uns kurzerand für den nächsten Tag in ihr Haus in Bogotá zum Abendessen eingeladen.

Wir hatten einen wunderschönen Abend mit den beiden und es war ein Erlebnis was das Wesen der Kolumbianer perfekt wiederspiegelt. Gastfreundlich, kontaktfreudig, offen und herzlich.

Und jetz gehts nach Cuba.

Mal schauen was da auf uns zukommt, denn wir bereisen das Land in der Karibik zu einer speziellen Zeit.

Am 21.3 besucht Barack Obama als erster US Präsident den Inselstaat und am 24.3 geben die Rolling Stones in Havanna ein Gratiskonzert.

Zum Schluss möchten wir uns, bei allen die bis jetz durchgehalten haben, noch für die länge dieses Berichts entschuldigen. Aber sowas kommt hald dabei raus, wenn einem ein Land ungemein gut gefällt und man irgendwie alles mit allen Teilen will.

Bis in 28 Tagen und wir freuen uns auf euch.

Eure Domis

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ecuador

Über verworrene Wege, gebratene Haustiere und dicke Frauen

 

 

Ecuador hat es in nur drei Wochen an die Spitze unserer Südamerikarangliste geschafft. Das Land hat auf kleiner Fläche unglaublich viel zu bieten und wird von freundlichen Menschen bevölkert. Vielleicht profitierte Ecuador aber einfach auch davon, dass wir es als drittes Land besuchten. Denn nach Peru und Bolivien waren wir etwas Busmüde und so kamen uns die kurzen Distanzen in Ecuador gerade recht. Vielleicht waren auch die Leute in Ecuador gar nicht mal so nett. Doch nach Bolivien braucht es hald nicht viel um nett und offen zu wirken. Leider schafft es dieses Land auch auf der Preisniveaurangliste sehr weit nach oben. Wir waren überrascht wie teuer Ecuador im Vergleich zu den anderen Ländern war.

Nach dem Grenzübertritt haben wir uns in Cuenca etwas Zeit genommen um unsere Reise durch das kleinste südamerikanische Land zu planen.

Cuenca ist eine Stadt nach dem Motto: Schau eine Kirche, und dort noch eine, und da noch eine!!!!!

Was vorallem dem einen Teil unserer Reisegruppe gefallen hat ist die Tatsache, dass es hier an jeder Ecke eine Bäckerei mit vielen Süssigkeiten gibt. Etwas, was es in Bolivien und Peru kaum zu finden gab. Genau das richtige um die in diesen beiden Ländern verlorenen Kilos wieder draufzupacken.

Cuenca ist eine wirklich schöne Stadt deren Altstadt auf der Liste der Unesco Weltkulturerben steht. Doch nach einigen Stadtspaziergängen, Museen und Kirchenbesichtigungen zog es uns auch hier wieder raus ins Grüne,

Wir wurden schon ein paar mal gefragt, wie wir es finanziell schaffen so lange zu reisen. Einerseits hald einfach jahrelanges Sparen im Vorfeld der Reise. Doch gibt es auch auf der Reise unglaubliches Sparpotential. Am extremsten ist es aus unserer Sicht bei Touren zu irgendwelchen Sehenswürdigkeiten.

In der Nähe von Cuenca liegt der Nationalpark Cajas. Reiseagenturen in der Stadt bieten Tagestouren für 45 Dollar pro Person an. Wir haben für 2 Dollar einen Bus in den Park genommen und haben nach dem Wandern mit einem Sprung auf die Strasse einen Bus zum anhalten gezwungen, welcher uns wieder nach Quenca brachte.

Kosten des Ausflugs 8 Dollar und eine Differenz von 82 Dollar im Vergleich zur Tour.

Da wegen dem schlechten Wetter die meisten Wege geschlossen waren zeigte sich ein weiterer Vorteil des Alleinreisens. Denn mit einer geführten Tour hätte man sich sicherlich an das Verbot halten müssen. Alleine kann man sich auch mal über solche Verbote hinwegsetzen und so hatten wir den ganzen Nationalpark für uns alleine.

Von Cuenca gings nach Riobamba. Riobamba als Stadt wäre eigentlich keinen Halt wert. Wir haben uns aber hier mit Nadja verabredet, da sie ebenfalls am reisen war. Wir genossen einige Plauderstunden und ein gemeinsames Nachtessen.

Noch was zum Thema: Kann man wissen. Muss man aber nicht.

Nahe Riobamba liegt der Vulkan Chimborazo. Der 6267m hohe Gipfel des Chimborazo ist wegen seiner Nähe zum Äquator der Punkt der Erdoberfläche, der am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernt ist. Da der Radius der Erde am Äquator grösser ist als an den Polen, ist dieser Vulkan näher an der Sonne als der Mount Everest. Nimmt man den Erdmittelpunkt als Bezugspunkt, so übertrifft der Chimborazo den Mount Everest um mehr als zwei Kilometer.

Von Riobamba sind wir mit dem Bus, welche in Ecuador übrigens recht preiswert sind, nach Baños gefahren. Hier gibt es neben unzähligen Adventureaktivitäten vorallem viel fallendes Wasser zu sehen. Da wir vieles hald schon gemacht haben und keine Lust auf irgendwelche Touren hatten, haben wir uns ein Bike gemietet und sind entlang der "Wasserfallstrasse" dem Amazonas entgegen geradelt. Bei dem Wasserfall der am weitesten von der Strasse entfernt lag, haben wir dann tatsächlich ein idylisches Plätzchen gefunden, welches auch unseren verwöhnten Reiseansprüchen genügte.

Um wieder nach Baños zurück zu fahren fehlte uns die Kraft und so haben wir unsere Fahrräder auf einen kleinen Lastwagen geladen und sind, ganz Latinostyle auf der Ladefläche sitzend nach Hause geholpert.

 

Von Latacunga aus haben wir uns auf eine 4 tägige Wanderung durch die Berge gemacht. Dieser Quilotoa Loop genannte Rundweg führt vorbei an kleinen Bergdörfer und endet an der Laguna Quilotoa, einem türkisfarbenen Kratersee auf fast 4000 Meter Höhe.

Da standen wir nun in einem kleinen Dorf, mitten in den ecuadorianischen Anden und waren auf einmal nicht mehr so sicher ob das ganze so eine gute Idee war. Wir hatten zwar eine Wegbeschreibung aus dem Internet dabei, doch bereits nach etwa 5 km passte die Beschreibung nicht mehr ganz mit dem Landschaftsbild überein. Dort wo eigentlich ein Weg sein sollte war ein Fluss und dort, wo es raufgehen sollte, gings runter. Anderst gesagt wir hatten keine Ahnung mehr wo wir sind. Irgendwie haben wir dann doch unser Hostal gefunden aber wissen bis jetz noch nicht genau wie. Die beiden folgenden Tage durch die traumhafte Landschaft haben wir dann ohne nennenswerte Umwege geschafft. Auch weil uns die Hostals für den jeweils folgenden Abschnitt eine Beschreibung mit auf den Weg gegeben haben. Mit Sätzen wie: folge dieser Hecke für 200m bis zu zwei grossen Kakteen, geh dann nach rechts über den Steinbruch bis zum Bach, überquere den Bach und  durchquere das Wäldchen leicht diagonal!!! wurde diese Wanderung zu einer Art Foxtrail durch die Anden,

Unterwegs gerieten wir in einem kleinen Dorf noch in einen Hinterhalt. Bewaffnet mit Wasserballonen griff uns ohne Vorwarnung eine Schulklasse an. Nass zwar, aber sonst ohne weitere Verletzungen haben wir die Flucht aus dem Dorf geschafft.

Das scheint übrigens hier irgend ein Karnevalsbrauch zu sein. In mehreren Städten wurde so die Stadtbesichtigung zu einem Spiessrutenlauf vorbei an fliegenden Eiern, Mehlwolken, Rassierschaumfontänen und Wasserballonensalven. Elegant und graziös, wie wir hald sind, haben wir es aber immer wieder geschafft, den fliegenden Objekten auszuweichen.

Die 4 Tage waren ein grossartiges Erlebnis. Die unendlich weiten Landschaften, die kleinen Andendörfer, die freundliche Landbevölkerung, die verworrenen Wege und die riesige Lagune, machten diese Tage zu einem zwar körperlich anstregenden, aber geistig erholsamen Abenteuer.

Der Kratersee ist übrigens 250 meter tief, doch für die Einheimischen bildet er einen bodenlosen Zugang ins innere von Mutter Erde.

 

Da gerade Markttag war machten wir bei der Rückreise nach Latacunga halt in Zumbahua. Aus allen umliegenden Dörfchen kommen die Leute hierhin und verkaufen alles was man hald so braucht. Für 70 Dollar haben wir hier sogar ein Lama angeboten bekommen. Um ehrlich zu sein haben wir uns echt kurz überlegt das Angebot anzunehmen.

Lustig wurde es als Dömi versucht hat einer alten Marktfrau, welche gerade hezigen Haustieren feuer unterm Hintern machte, beizubringen wie man auf Deutsch Cuy, also Meerschweinchen sagt, Ihr "mschweische" hat bei der ganzen Gästeschaft ihres Marktstandes lautes Gelächter ausgelöst. Nach dem 10 erfolglosen Versuch hat auch die Marktfrau aufgegeben und gemeint "cuy es mejor y mas facil."

Von Latacunga aus wären wir eigentlich noch gerne auf den Cotopaxi gekraxelt, doch leider sind momentan viele Vulkane in Ecuador aktiv und darum geschlossen. Und so sind wir am nächsten Tag weiter entlang der Strasse der Vulkane nach Quito gereist. Quito ist die Hauptstadt von Ecuador. Die Stadt liegt 20 Kilometer südlich des Äquators auf einer Höhe von 2.850 und ist somit die höchste Hauptsradt der Welt. Quito hat heute ca. 2.7 Mio. Einwohner und ist nach Guayaquil die zweitgrösste Stadt von Ecuador. Die Stadt ist nur 4 km breit aber fast 60 km lang.

Hier traffen wir uns wieder mit Rafael und Katharina welche wir in Cusco kennengelernt haben. Da wir aber in gegengesetzte Richtungen reisten blieb es leider nur bei einem gemeinsamen Abendessen. Wir werden uns aber ja in Kuba nochmals sehen. Oder ihr zwei?

Wir hatten hier eines der unfreundlichsten Hotels unserer Reise. An der Türe fragte die Besitzerin schon mal sehr unfreundlich was wir den hier wollen. Als wir ihr dann den Zusammenhang von Hotel und Zimmer und ankommenden Gästen erklärt haben, hat sie uns wenigstens die Türe geöffnet. Aber auch beim Check In hatten wir stets das Gefühl uns für unser Erscheinen entschuldigen zu müssen.

Das Frühstück am nächsten Morgen wurde nicht auf den Tisch gestellt, sonder kam aus gefühlten 2 Metern Entfernung an den Tisch geflogen und als hätte der Chef den Angestellten verboten in ganzen Sätzen zu sprechen bestand jede Frage oder Aufforderung an uns aus entweder einem Nomen oder einem Verb. Doch wenn man schon so lange unterwegs ist, schafft man es irgendwie solche Dinge als eine Art skurrile Unterhaltung zu sehen.

Quito selbst ist wie Cuenca eine schöne Stadt mit Unesco Zertifizierter historischem Stadtkern. Ausser dem üblichen" durch die Stadt strolchen" haben wir aber nichts nennenswertes gemacht.

Noch was zur Frauenwelt in Südamerika. Das weibliche Geschlecht liebt hier ihre Rundungen. Es ist unglaublich was diese wandelnden Belastungstests für Strechstoffe so alles in eine enge Hose bringen. Einerseits erstaunlich wie wohlwollend gewisse Frauen darüber hinwegschauen dass das T-shirt bei jeder Bewegung den Kampf gegen den Bauch verlieren könnte

Andererseit für den Betrachter mit einem gewissen Hang zur Estetik, einfach zu viel Frau für so wenig Kleidung!

Von dicken Frauen zu dünnen Männern. 2 Stunden westlich von Quito liegt mitten in den Nebelwäldern dieser Region das kleine Städtchen Mindo. Auf dieser Fahrt haben wir übrigens das erste mal auf unserer Reise den Äquator auf dem Landweg überquert.

Untergekommen sind wir beim spindeldürren Willy aus Winterthur. Er lebt schon seit 24 Jahren in Ecuador, hat 9 Jahre lang das Bahnradteam von Quito trainiert ( ja das gibts) und vermietet nun 4 Bungalows mitten im Dschungel. Ein lustiger aber auch etwas spezieller Artgenosse.

Mindo ist bekannt für seine Vogelwelt. 500 Arten soll es um Mindo geben, was diesem Ort den ersten Platz im weltweiten Vogelartenranking einbringt. ( ja! Auch so was gibt es.) Eigendlich wollten wir mit einer Seilbahn auf die andere Talseite um dort einige dieser 500 Vogelarten zu sehen. Die Taxifahrer wollten fuer diese 4 km 10 Dollar ( entspricht etwa 300km mit dem Bus) und so sind wir die Strecke hald zu Fuss gegangen-

Unterwegs fuhr ein Pickup mit einem riesigen Motor auf der Ladefläche an uns vorbei.  Nach einer Stunde sind wir oben angekommen und haben gemerkt, dass dieser Motor für die Seilbahn war, die wir eigentlich gleich benutzen wollten. Keiner in den vorbeifahrenden Autos kam auf die Idee uns mitzuteilen, dass heute die Seilbahn nicht funktioniert. Es sind ja grundsätzlich wirklich liebe Menschen hier in Südamerika, aber vorausschauendes Handeln und Denken scheint nicht von allen eine Stärke zu sein. Kurzerand haben wir unseren Plan geändert und sind mit einem kanadischen Pärchen in einem naheliegenden Naturschutzgebiet wandern gegangen. Nach dieser 5 stündigen Wanderung konnten wir endlich ein weiteres Häkchen auf unserer "want to see" Liste machen. Wir haben endlich einen Tucan gesehen.  

 

Von Mindo gings über Quito nach Otavalo.

Hier findet jeden Samstag einer der grössten Märkte Südamerikas statt. Wir waren an einem Donnerstag da und haben so nur die light Version dieses Marktes gesehen. Dieser Markt wird in den Reiseführern als traditioneller Andenmarkt verkauft. Wie traditionell ein Markt ist, bei dem 80% der Ware aus farbigen Alpaccakleidern und irgendwelchen Gegenständen mit einem Ecuadoraufdruck besteht, sind wir uns aber nicht ganz sicher. Und so waren wir eigentlich froh, uns nicht durch den grossen Samstagmarkt kämpfen mussten.

Und schon standen wir wieder vor der nächsten Landesgrenze. Wir werden aber sicherlich irgendwann nach Ecuador zurückkommen. Da gibt es eben noch die Galapagos oder den Amazonas oder die Pazifikküste und dann runter nach Chile und Argentinien und rauf nach Brasilien und dann Mittelamerika und dann Mexico oder rüber nach Japan, China oder die Philipinen oder Aaaaahhhhhhhh! Wir freuen uns auf zuhause, damit wir endlich unsere nächsten Ferien planen können!!!

Jetzt gehts aber nach Kolumbien. Dieses Land stand eigentlich nie auf unserem Reiseplan. Wir haben aber von anderen Reisenden so viel gutes über dieses Land gehört, dass wir auch da noch kurz vorbeischauen. Liegt ja in der Nähe und wenn man schon mal das ist!

Wir haben nun noch 5 Wochen Zeit für dieses Land und dann wartet mit Kuba schon der letzte Stopp unserer Reise auf uns. Mit riesen Schritten nähert sich also ein Moment der, beim daran denken, mit ganz unterschiedlichen Gefühlen verbunden ist. Momentan ist es noch ein Gewirr von Verdrängung, Freude, Angst,  Heimweh und Ungewissheit. Wir hoffen aber, dass am 8. April die positiven Gefühle überwiegen werden.

Wir wünschen allen viel Kraft um euch in den nahenden Frühling zu retten und wir gesellen uns dann zu euch.

Liebe Grüsse von uns zwei!

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Peru 2.teil

Über farbig Klöster, alltägliche Probleme und langsame Beamte

Über die Strecke von La Paz bis rauf an die Grenze zu Ecuador folgt nur ein kurzer Bericht da wir auf diesen 2833 km nur 4 Stops gemacht haben. Und er kommt etwas spät da es hier in Ecuador einfach zu viel zu unternehmen gibt.

Von La Paz gings auf direktem Weg nach Arequipa. 24 Stunden waren wir unterwegs mit einem Bus der sich Bolivia Hop nennt. Dieser Backpackerbus ist eigentlich eine gute Idee. Man kauft ein Ticket für eine Strecke kann aber in gewissen Städten austeigen und an einem anderen Tag weiterfahren. Eigentlich eine gute Idee aber einmalmehr haben wir gemerkt, dass wir nicht gemacht sind für solch durchorganisierte Dinge. Einerseits wirkt die gegenseitige Anziehung welche vorallem jüngere Backpacker untereinander zu haben scheinen, auf uns eher abstossend. Andererseits mögen wir es einfach nicht, wenn uns jemand sagt wann wir austeigen, einsteigen, essen und fotografieren sollen. Für unser Ziel, möglichst schnell in Arequipa anzukommen war es aber eine gute Lösung.

Arequipa ist eine wirklich schöne Stadt welche wegen den vielen aus weissem Vulkanstein gebauten Häusern auch die weisse Stadt genannt wird. Wahrscheinlich schon die dritte oder vierte Stadt mit diesem Namen.

Hier haben wir uns auf heiliges Land gewagt. Nach unzähligen Budistischen Tempel war der Besuch im Kloster Santa Catalina unser erstes Gebäude aus der christlichen Ecke der Glaubenswelt. Das Kloster wurde im 16. Jahrhundert erbaut und beherbergte bis zu 300 Nonnen und 400 Dienstmädchen. Was hinter diesen Mauern geschah blieb der Öffentlichkeit 300 Jahre verborgen. Erst 1970 wurde das 20000 m2 grosse Kloster für die Bevölkerung geöffnet.

Über Huacachina, einer sehr touristischen Wüstenoase, in der Nähe der Stadt Ica, sind wir nach Trujillo im Norden Perus gereist.

In Trujillo lag unser Hotel neben einem Platz für den Müll der Nachbarschaft und dies kann in Südamerika den Schlaf stören.

Nicht der Gestank ist das Problem sonder der Lärm. Nicht der Müll macht Lärm sondern der Müllwagen. In Südamerika machen diese Unratsentsorgungsfahrzeuge Musik oder sonstige komische Geräusche um den Leuten ihre Ankunft mitzuteilen.

Stellt euch vor was los wäre wenn nachts um halb zwölf der Müllwagen durch Schweizer Strassen führe und mit etwa 100db der "Schacherseppeli" aus den Boxen dröhnt

Da kommen uns gleich noch einige weitere Beispiele zu diesem Thema in den Sinn

Stellt euch vor was los wäre wenn:

Postautos mit Aufklebern in Form von Hanfblättern, Abbilder von  Che oder Bob Marley und religiösen Schriftzügen verziert wären und bei jedem zweiten Halt mehrere tüchtige Verkäufer einsteigen, welche  Esswaren oder irgendwelche Wundermittel gegen allerlei Beschwerden verkaufen wollen.

Wenn sich am Postplatz in St.Gallen die Postautochauffeure vor ihr Fahrzeug stellen und ungefragt jedem Passanten das Ziel der Reise ins Gesicht brüllen würden.

Wenn Polizisten bei aufkommendem Hungergefühl einfach willkürliche Bussen verteilen würden um ihr Mittagessen zu finanzieren.

Wenn man mangels Sitzplätze gezwungen wäre auf einer sechsstündigen Fahrt zu stehen.

Wenn 5 jährige alleine entlang stark befahrenen Strassen oder durch gefährliche Stadtteile zur Schule gehen müssten oder der Schulbus einfach nur ein Lastwagen mit offener Ladefläche wäre.

Wenn die Lehrperson in der Dorfschule kein Lehrer wäre sondern einfach jemand der nicht gerade zu den dümmsten des Dorfes gehört

Wenn man jeden Samstagmorgen Stunden vor der Bank warten müsste um seinen Check einzulösen da man kein Bankonto eröffnen kann.

Wenn Abfalltrennung nur bedeuten würde das man sich hald irgendwie vom Abfall trennt.

Und all das sind nur kleine  Probleme mit denen die Menschen in den von uns bereisten Ländern tagtäglich umgehen müssen.

Ja auf so einer Reise relativieren sich die Probleme in der Schweiz irgendwie und mit leichtem Schmunzeln lesen wir teilweise was es in unserem Land so in die Zeitungen schafft. Dass es politisch diskutiert wird das die  SBB die Frechheit besitzt 10 jähriges Rollmaterial einzusetzen, dass in skrupellosen Aktionen Wahlplakate verunstaltet wurden oder dass ein halbwegs bekannter Stadtschreiber eine Ladung Konfetti in sein Bloggergesicht  bekommen hat. Sorry den verstehen vielleicht nicht alle. Auch bei Themen wie der Migration, welche es wirklich zu diskutieren gilt sollte man, nebst der sachlichen Diskusion, auch einfach froh sein, dass wir in einem Land wohnen, wo andere rein und nicht wir raus wollen.

Jetzt aber zurück zu unserer Reise

Nahe Trujillo gibt es zwei Ruinen welche wir besichtigen wollten. Chan Chan und die Huanca de la Luna.

Chan Chan war die Hauptstadt des präkolumbischen Chimú-Reiches. Sie entstand etwa um 1300 und erstreckt sich noch heute über eine Fläche von 28 km². Sie war wahrscheinlich die größte Stadt der damaligen Zeit auf dem südamerikanischen Kontinent und eine der größten der Welt, die aus Lehmziegel sogenanten Adobe errichtet wurde. Zu ihrer Blütezeit beherbergte die Stadt etwa 60.000 Einwohner. Der einzige, restaurierte Komplex wurde übrigens nach dem schweizer Archeologen Johann Jackob von Tschudi benannt.

Die Huanca del Sol und de la Luna sind etwas älter und stammen aus der Zeit Moche. Die beiden Tempel wurden zwischen dem 3. und 8. Jahrhundert erbaut. Inka, Chimú und Moche. Man lernt nie aus und obwohl es ein ziemlich geschichts-und lehmlastiger Tag war, war er sehr interessant.

Von Trujillo gings für uns der Küste entlang nach Mancora.

Mancora ist ein aufstrebendes Touristenörtchen, 3 Stunden vor der ecuatorianischen Grenze. Um dem Trubel direkt an der Küste etwas zu entfliehen haben wir ein Bungalow auf einem Hügel mit Sicht aufs Meer gebucht.

Der Besitzer des Hostels hiess übrigens Jürg und stammt aus dem Zürcher Oberland.

Nach der langen Zeit in den Anden war es wirklich schön das Meer wiedermal rauschen zu hören. Obwohl allzu berauschend war der Ort und der vorgelagerte braune Sandstreifen auch nicht. Wir sind da hald etwas verwöhnt. Zum Ausruhen war das Örtchen genau das richtige und irgendwie haben wir das Gefühl, dass es in der Karibik noch eins zwei schöne Strände geben könnte.

Von Mancora gings einmalmehr mit einem Nachtbus weiter. Eigentlich sind wir unterdessen recht geübte Nachtbusschläfer aber auf dieser Strecke kamen wir nicht allzuviel dazu. Der Bus fuhr um 0.30 in Mancora los. Nach einer Stunde, kaum unsere Körper irgendwie bequem den Sitzen angepasst, nahm es irgendwelche übereifrige Polizisten wunder, was sich da für Nationalitäten im Bus befinden. Alle raus, Pass zeigen und wieder rein in den Bus.

Eineinhalb Stunden später, also um 3Uhr Nachts, kamen wir an die Grenze zu Ecuador. Mit einer Kadenz von etwa 40 PpS "Personen pro Stunde" haben die ecuadorianischen Zollbeamte versucht sich in den Feierabend/morgen zu retten. Wir waren etwa an Stelle 90 sprich nach 2 1/2 Stunden waren auch wir wieder zurück im Bus. Die restlichen 5 Stunden holte der Fahrer auf der kurvigen Strecke alles aus seinem Fahrzeug raus, sodass wir auch da nicht ins Land der Träume fanden. Heil aber müde kamen wir schlussendlich in Cuenca an und am Ende sind wir immer froh, wenn an Grenzübergängen ausser langen Wartezeiten, alles reibungslos abläuft.

Wir werden uns für Ecuador rund 3 Wochen Zeit nehmen dabei aber auf die Galapagosinseln verzichten. Die Inseln sind für unser, schon arg in mitleidenschaft gezogenes, Reisebudget einfach zu teuer. Wir standen vor der Endscheidung 10 Tage Galapagos oder einen Monat Kolumbien und da wir nicht in den schweizer Winterzurück wollen, war die Endscheidung schnell getroffen.

Dazu kommt, dass man ja noch Ziele für weitere Reisen braucht.

Wir melden uns aus Ecuador wieder, dann sicherlich wieder mit einem etwas ausführlicheren Bericht.

Bis dann, eure Rucksackdomis.

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bolivia

Über silberne Berge, rosarote Porsches und schwarze Märkte.

Nach der Rückkehr aus der Salzwüste sind wir noch am gleichen Tag ins 4 Stunden entfernte Potosi gefahren.

Potosi liegt auf fast 4000 Meter und ist mit 180000 Einwohnern eine der höchsten Grosstädte der Welt. Der Grund warum sich diese Stadt genau an diesem Ort befindet ragt gleich hinter der Stadt 1000m in den Himmel. Der Cerro Rico, ein mit Silber und Zinn gefüllter Berg aus dem bereits die Inkas Silber gefördert haben und vom dem die Stadt noch heute abhängig ist.

Durch das Vorantreiben des Abbaus durch die Spanier war Potosi um 1550 eine der grössten und reichsten Städte der Welt. Man sagt, dass man mit allem Silber welches aus dem "reichen Berg" geholt wurde, eine Brücke von Potosi bis nach Madrid bauen könnte. Potosí war jahrhundertelang ein Synonym für Reichtum. So gibt es im Spanischen immer noch die Redensart vale un Potosí für: „Es ist ein Vermögen wert“.

Doch gibt es auch eine Kehrseite der Silbermünze. Alle jene, welche die eigentliche Arbeit im Berg verichteten und immer noch verrichten, stehen auf dieser Seite der Münze. Bis zu 15000 Arbeiter schuften tagtäglich in der Miene. Kaum Sicherheitsvorkehrungen, Unfälle, unkontrollierte Explosionen und Langzeitschäden durch die schlechte Luft führen dazu das die Lebenserwartung der Arbeiter weit unter dem Durschnitt liegt. Die Anzahl der Menschen, welche in den vergangenen 500 Jahren ums Leben kamen, geht in die Millionen. Auch der spanische Versuch, schwarze Sklaven einzuführen, scheiterte an der Sauerstoffarmen Höhenluft. Die meisten starben, bevor sie unter Tage eingesetzt wurden.

Wir haben uns einer Tour angeschlossen um diese Miene zu besuchen.Vor der eigentlichen Besichtigung muss man aber noch auf den Mercado de Mineros um Geschenke für die Minenarbeiter zu kaufen. Und was schenkt man einem Mienenarbeiter? Dinge die er hald so braucht um erfolgreich zu sein. Cocablätter, Bier, Schnapps, Handschuhe und natürlich Dynamit. Dieser Markt ist der einzige Ort auf der Welt auf dem man ganz legal Dynamit kaufen kann.

Da sich meine(Dömi) Platzangst nach etwa 15 Minuten in der Mine bemerkbar gemacht hat musste ich die Tour leider abbrechen. Draussen angekommen nahmen mich unverzüglich drei Mineros in ihre feuchtfröhliche Arbeitsvorbereitungstrinkrunde auf. Morgens um 10 Uhr, 97% igen Alkohol gemischt mit Orangensaft aus einem Benzinkanister trinken und dass auf 4000 MüM.

Als Domi 40 Minuten später aus dem Berg kam hatte ich es bereits äusserst lustig mit den dreien.

Auch sie hatte anschliessend keine Chance sich vor dem trinken zu drücken.

Kurzerhand haben sich die drei entschlossen heute nicht zu arbeiten und dafür mit uns in der Minerosbar noch einige Biere zu trinken. Ist eh gesünder!!! Viva la Bolivia dachten wir uns das ist mal eine Arbeitseinstellung.

Nach zwei weiteren Stunden mussten wir aber die Segel streichen und ins Bett. Es war aber auch schon zwei am Nachmittag.

Weihnachten wollten wir in Boliviens Hauptstadt Sucre verbringen. La Ciudad blanca ist genau der richtige Ort für dies. Einigermasen ruhig, schöne Caffees und gute Restaurants. Wir haben uns hier selbst beschenkt und sind für vier Tage in ein etwas teureres Guesthouse gezogen. Da über die Festtage irgendwie alles geschlossen war, haben wir die Zeit mit den schönen Caffees, den guten Restaurants, mit Berichte schreiben, Fotos bearbeiten, weitere Reiseroute planen, über fehlende Internetverbindung ärgern, Wäsche waschen und spazieren gehen verbracht. Alles Dinge hald welche man in so einer Reisepause macht. Was uns hier, vielleicht mehr als an jedem anderen Ort auf unserer Reise, aufgefallen ist war die sehr offensichtliche Schere zwischen Arm und Reich. Auf dem Plaza 25 de Mayo, dem zentralen Platz der Stadt zeigte sich diese am extremsten.

Aufgedackelte Frauen und Männer in Begleitung eines nicht weniger aufgedackelten Dackels der in Sachen Kleidung und Farbe der Fingernägel der Besitzerin angepasst wurde. Ihnen dicht auf den Fersen ein weiteres Mitglied der Familie, welches in einem rosaroten Elektrospielzeugporsche den anderen Passanten in die Beine fährt. Gleich nebenan eine arme Familie vom Land welche bettelt, irgendwelche Kleinigkeiten verkauft oder einfach nur wartet bis irgendwo in der Nähe ein Auto den Kofferraum öffnet, da sie hoffen, vielleicht diesmal eines der von Hilfsorganisationen verteiltes Weihnachtsgeschenk zu ergattern. Die Frau traditionell gekleidet. Ein Kind mit einem Tuch auf den Rücken gebunden und ein zweites halb nackt vor ihren Füssen auf dem kalten Boden mit einem Plastikbecher spielend. Der Mann mit alten dreckigen Kleidern, einfachen Schuhen aus alten Autoreifen und einem Gesicht welches durch die harte Arbeit und die starken Höhensonne mindestens 15 Jahre älter erscheint als er wirklich ist. Kreuzen sich dann die Blicke dieser zwei Extremen passiert aber etwas erstaunliches. Denn in den Blicken der armen Landbevölkerung fand man kein Neid oder Hass. Eher lies sich Gleichgültigkeit, Unverständniss und manchmal sogar ein klein wenig Belustigung erkennen. Vielleicht war dies aber auch nur Interpretation unsererseits um diese soziale Ungeretigkeit für uns etwas erträglicher zu machen.

Ebenfall merkt man wie priviligiert wir eigentlich sind und wie schön das es ist auf der Elektroporscheseite des Lebens zu stehen.

 Mit dem Nachtbus gings von Sucre nach Cochabamba von wo man in den nahegelegenen Nationalpark von Torotoro gelangt. Das stand auf jedenfall so im Reiseführer. Für jemanden der in schweizer Distanzverhältnissen aufgewachsen ist bedeutet nahe aber manchmal etwas anderers als draussen in der grossen Weiten Welt. 6 Stunden ging es in einem kleinen Minivan über eine von Hand gefertigte Pflastersteinstrasse auf die Hochebene des Parks. Das ist etwa so wie wenn man sagt, das nahe bei Rorschach eine Stadt liegt in der 2006 die Olympischen Winterspiele stattgefunden haben.

Auf dieser Fahrt haben wir den zweiten Lucho unserer Reise kennengelerrnt. Er ist in Torotoro aufgewachsen und hat uns nach der Ankunft gleich sein Dorf gezeigt und uns zum Tee eingeladen. Ein wirklich interessanter alter Mann der uns zwei Stunden aus seinem Leben erzählt hat.

Nach ein paar Jahren in Torotoro ist seine Familie nach Valegrande nahe Santa Cruz gezogen wo er dann als 17 Jähriger mehrere male auf einen Mann Namens Ernesto Rafael Guevara de la Serna oder einfach Che Guevara traf. Er hat dort auch die Ermordung dieser Kultfigur miterlebt.

Nach dem Nationalpark gings über Cochabamba, wo wir das neue Jahr begrüsst haben, bereits wieder nach La Paz. Weder Cochabamba selbst noch der Silvesterabend haben aber eine weitere Erwähnung verdient!

Wie und was ist La Paz.

Ist es die grösste Stadt Boliviens? Nein das ist Santa Cruz de la Selva. Ist es die Hauptstadt Boliviens? Nein das ist Sucre. Und ist es die schönste Stadt Boliviens? Nein sicherlich auch nicht. Doch was ist die wohl bekannteste Stadt Boliviens eigendlich?

Auf den ersten Blick ist La Paz erstmal ein riesiger Kessel gefüllt mit roten Backsteingebäuden. Ein rotes Häusermeer. Steile Felshänge welche selbst für die mutigsten Einwohner zu steil sind um ihr Heim hinzustellen sind die einzigen "Grünflächen" in dieser Stadt

Ja " La nuestra Señora de la Paz" ist auf den ersten Blick wirklich nichts schönes und sie rollt für Touristen schon gar keinen Roten Teppich aus. Doch irgendwie hat die Señora was. Uns wurde es in den sechs Tagen zu Besuch bei ihr auf jedenfall nie langweilig.

La Paz ist El Alto. 400 Meter hoch über La Paz befindet sich der ehemalige Stadtteil. El Alto bot zu Zeiten der Neuansiedlung Raum für die Armen der Gesellschaft, für die Aymara-Indianer aus den umliegenden Dörfern des Hochlandes, die in La Paz ihr Glück, aber vor allem Arbeit suchten. Inzwischen gehört die Vorstadt El Alto nicht mehr zu La Paz. El Alto, eine Ansammlung aus Backsteinbauten und Wellblechdächern, ist eine eigenständige Stadt. Eine der größten und am schnellsten wachsenden Städte des Landes. Niemand weiß genau, wie viele Menschen inzwischen in El Alto leben. Schätzungsweise mehr als 900 000, damit hat El Alto La Paz überhohlt

La Paz ist auch eine Armada an alten, farbig angemalten amerikanischen Schulbussen welche zusammen mit einer unglaublichen Anzahl an weissen Minibussen die Möglichkeit des öffenlichen Vorwärtskommen bilden. Bunte Tafeln an den Frontscheiben zeigen wohin der Buss fährt, wenn er dann fährt. Das der Fahrer vor lauter Tafeln ein nur sehr eingeschränktes Sichtfeld hat ist hier nur nebensächlich.

Irgendwo am Fahrzeug findet sich auch ein Aufkleber der Bestätigt das Jesus mitfährt, das Jesus die Mitfahrenden liebt, das der Fahrer Jesus liebt, oder das Jesus grundsätzlich ein cooler Typ war!

La Paz sind die hunderten Schuputzer welche mit schwarzen Skimasken getarnt den gestressten Geschäftsleuten für 20 Rappen die Schuhe polieren. Die schwarzen Masken tragen sie nicht um sich vor den starken Abgasen zu schützen sondern aus Scham diese Arbeit ausüben zu müssen.

La Paz ist auch eine riesige Marktfläche. Sei es der Mercado Negro, der inoffiziell, offizielle Schwarzmark auf dem es einfach alles zu kaufen gibt. Oder der Mercado Hechereria der Hexenmark wo es Kräuter, Amulette, Talismänner und Lamaföten zu kaufen gibt. Ein Lamafötus wird übrigens beim Bau eines Hauses im Fundament vergraben, was das Haus und deren Bewohner vor Bösen Geistern schützen soll.

Ansonsten werden ganze Strassen einfach zu einem Markt umgewandelt wo die Marktfrauen den ganzen Tag auf dem Boden sitzen und fünf Bananen oder drei vier Tomaten verkaufen.

La Paz ist San Pedro. Das berüchtigte, mitten in der Stadt gelegene, Gefängnis. Die Anstalt ist wie eine kleine Stadt in der Stadt mit eigenen Gesetzen und Regeln. Die Häftlinge leben dort mit ihren Familien, es gibt Läden, Jobs und es ist ein offenes Geheimnis das die Insassen das reinste Kokain des Landes produzieren. Die Zellen variieren in der Ausstattung je nachdem wieviel Geld der Häftling aufbringen kann. Die Räume werden regelrecht gehandelt und wen jemand nicht genügend Geld für eine eigene Zelle hatt kann er einen Raum bei einem "reichen" Häftling einen Raum mieten. Obwohl unterdessen eigentlich Illegal könnte man dieses Gefängniss als Tourist immernoch besuchen. Auf dieses Abenteuer haben wir aber gerne verzichtet.

La Paz ist auch der Flughafen El Alto. Mit 4061 MüM der höchstgelegene internationale Flughafen der Welt. Piloten brauchen eine Spezialausbildung um hier Landen zu dürfen. Die Startbahn ist 4 km lang und die Flugzeuge müssen mit einer viel höheren Geschwindigkeit Starten um in der dünnen Höhenluft genügend Auftrieb zu erhalten.

Wie gesagt, La Paz ist eine sehr spezielle Stadt.

Von La Paz aus haben wir uns am letztenTag auf auf den Camino de la muerte getraut. Dies ist nicht irgendeine Jahrmarktsatraktion sondern eine Strasse nahe der Stadt.

Wir schreiben das Jahr 1930. Bolivien befindet sich gerade im Krieg mit Paraguay. Es geht um den Chaco, den eigentlich niemand will und braucht. Doch das wissen die Kriegsbeteiligten noch nicht. Auf beiden Seiten kommt es zu Gefangenen, mit denen sie gar nichts anzufangen wissen. Nach reichlichen Überlegungen kommen beide Parteien zu mehr oder weniger intelligenten Lösungen.

Die bolivianischen Gefangenen holzen den paraguayischen Chaco ab, um Platz für Städte zu schaffen und Paraguayer arbeiten an einer Straße die La Paz mit dem Regenwald im Norden Boliviens verbinden soll. Bis dahin gibt es keine Verbindung zwischen dem kalten Altiplano, auf über 4500 Metern, und den Yungas, den warmen, immer feuchten Wäldern des Amazonasbeckens, tief unten auf 1200 Metern. Die paraguayischen Zwangsarbeiter schlagen sich mehr als 60 Kilometern durch das dichte Gestrüpp der Yungas und überwinden dabei 3450 Höhenmeter. Das Resultat ist eine einspurige, schlecht ausgebaute Straße, direkt am Abhang gelegen. Leitplanken gibt es keine. Regen, Nebel, Steinschläge und Erdrutsche gehören zu den größten Gefahren auf dieser Strecke. Hier ereigneten sich immer wieder Unfälle mit tödlichem Ausgang. Jedes Jahr fanden 200 bis 300 Menschen auf dieser Straße ihren Tod. In über 70 Jahren verlohren knapp 22.000 Menschen ihr Leben auf der Strecke, weshalb sie 1995 von der Interamerikanischen Entwicklungsbank zur „gefährlichsten Straße der Welt“ ernannt wird. 1983 stürzt auf dem oft matschigen und morastartigen Untergrund der Straße ein Reisebus in die Tiefe und mit ihm 100 Menschen in den Tod. Seit 2006 gibt es eine neue Strasse und die Death Road wurde für den Tourismus geöffnet. Mit dem Bike und fährt man die 3450 Höhenmeter auf dieser Schotterpiste hinunter ins Tal Es war wirklich ein cooles Erlebniss und wenn man nicht wie ein völliger Vollpfosten auf dem Mountainbike sitzt gar nicht so gefährlich.

Was auch La Paz, oder besser gesagt Bolivien, ist sind Strassensperren. Wenn es den Leuten in El Alto zum Beispiel nicht passt was die Regierung unten im Kessel von La Paz so zusammen regiert blockieren sie hald eine der wenigen Zufahrtsstrasse um ihren Willen durchzusetzen. So passiert als wir La Paz Richtung Titicacasee verlassen wollten. Unser Busfahrer fand glücklicherweise eine andere Strecke in dem er kurzerhand irgendwelche Kartoffelfelder, Flussläufe und Fussballplätze als Strasse missbrauchte.

Noch kurz was zum Reisen in Südamerika.

Was hier, im Vergleich zu Asien, sehr angenehm ist, ist ist die Tatsache, dass man ohne Visapflicht von Land zu Land reisen kann. So auch nach Bolivien ausser man ist Staatsbürger der USA. Die Regierung der Vereinigten Staaten hat, um die Einwanderung aus Bolivien etwas einzudemmen, ein 150 Dollar Visum für Bolivianer eingeführt. Als Racheakt hat die bolivianische Regierung kurzerhand ein 160 Dollar Visum für US Bürger eingeführt. Diese Visumspflicht gilt auch, da gute Freunde der Amis, für Israelis.

Das Problem ist nur, dass genau diese zwei Nationen einen grossen Teil der Touristen ausgemacht haben und jetzt fernbleiben. Gut für uns, da weniger Touristen und vorallem weniger Israelis, schlecht für den bolivianischen Tourismus, dem jährlich geschätzte 180 Millionen Dollar durch die Finger gleiten.

Wir werden jetz nach Peru zurückkehren und für unsere Verhältnisse zügig an die Grenze zu Ecuador reisen um für die nächsten Länder noch genügend Zeit zu haben.

Bis bald eure Domis!!!!!!

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Salar de Uyuni

Ueber viel Salz, sureale Kunst und schlechte Musik
Ja wir wissen die Salar de Uyuni ist kein Land. Doch diese Landschaft ganz im Süden von Bolivien hat uns so fasziniert, dass sie einen eigenen Eintrag verdient hat. Eine Region welche auf uns wie ein gigantisches Kunstprojekt wirkte. Ein Kunstprojekt für das verschiedene Künstler mit starkem Hang zum Kitsch, unterschiedliche Orte gestalten durften und dabei fast etwas den Hang zur Realität verloren haben.

 

Um noch vor Weihnachten diese Region an der Grenze zu Chile besuchen zu können, sind wir nach nur einem Tag in La Paz, direkt ins kleine Wüstenstädtchen Uyuni gereist. Der, sagen wir mal, nicht gerade attraktive Ort ist Ausgangspunkt für Jeeptouren in die Salzwüste. Mit Jeep, Fahrer und östereichisch-französischer Begleitung gings für drei Tage auf  Strolchenfahrt.

Die Salar de Uyuni ist die grösste Salzwüste der Erde mit 10.000 qkm. Ihre Entstehung liegt etwa 16 Millionen Jahre zurück, als der südamerikanische Kontinent noch eine andere Form hatte. Wo sich heute die Anden und die Salzwüste befinden, war vor langer Zeit ein grosser, zum Atlantik offener Salzsee. Mit der Kontinentdrift, der Verschiebung der pazifischen Platte auf den südamerikanischen Kontinent begann die Bildung der Anden und die Anhebung des Salzsees. Der See trocknete vor 10000 Jahren zur Salzwüste aus und liegt heute auf 3.650 m Höhe. Eine gewaltige Leistung der Natur, aber wir würden auch so einiges schaffen, hätten wir 16 Millionen Jahre Zeit. Die Salzmenge des Salar de Uyuni wird auf ungefähr zehn Milliarden Tonnen geschätzt. An gewissen Stellen soll die Salzschicht 120m tief sein und es werden jährlich etwa 25.000 Tonnen abgebaut und in die Städte transportiert. Diese Landschaft könnte aber bald etwas anderst aussehen da im Salzsee grosse Mengen an Lithium liegen. Das Vorkommen an Lithium wird auf etwa 5,4 Millionen Tonnen geschätzt. Das Element Lithium wird zur Herstellung von Lithium- Ionen-Akkus verwendet und ist inzwischen ein wertvoller Rohstoff für die Automobilindustrie mit hohem Wachstumspotential. Darum will die bolivianische Regierung in den nächsten Jahre mindestens 600 Millionen Dollar in neue Fabriken investieren. Nach dem ersten Tag in der Salzwüste und einer Nacht in einem gänzlich aus Salz erbautem Hotel gings am zweiten Tag in das Reserva Nacional de Fauna Andina Eduardo Abaroa. Dieses Reservat ist mit mindestens 60.000 Besuchern pro Jahr der meistbesuchte Nationalpark in Bolivien. Es erstreckt sich über eine Fläche von etwa 7147 km² und liegt zwischen 4000 und 5000 Meter über dem Meeresspiegel. Farbige Lagunen, Wüsten, Vulkane, Steinformationen und Geysiere bilden fast schon sureal wirkende Landschaften. Ein Vergnügungspark für Naturliebhaber der hinter jedem Hügel mit neuen Attraktionen aufwartet. Apropo sureal. Ein Ort heisst hier Desierto Salvador Dali weil diese Wüste genauso sureal ist wie die Bilder vom Surealist. An die Familie Jähnichen. Ja, wir wissen es heisst eigentlich "des Surealisten" (oder so!) aber dann funktioniert das Wortspiel nicht mehr!

Unser Fahrer Juan war übrigens kein Mann vieler Worte. Dafür ein erstklassiger Fahrer, und leider ein etwas berschränkter DJ. Anderst gesagt: Tour durch die Salzwüste, 650 Bolivianos. Eintritt in den Nationalpark, 150 Bolivianos. Mit hundert Sachen und Modern Talking aus den Lautsprechern durch das weisse Nichts rasen, unbezahlbar.

Viel mehr Worte braucht es eigentlich nicht, Schaut euch einfach die Fotos an.

Liebe Grüsse und bis bald eure domi's!

Peru der Sueden

 

Über magische Blätter, bierbäuchige Indianer und tanzende Gringos.

 

Von Lima aus gings als erstes Richtung Osten in die Andenstadt Huancayo. Luftlinie sind es eigentlich nur 160 km und trotzdem dauert die Fahrt 9 Stunden. Es liegt da nämlich eine kleine Hügelkette Namens Anden im Weg. Kurz nach Lima beginnt die Strasse zu steigen und tut dies für ganze sechs Stunden. Das Resultat dieses Höhenflugs, ein Höhenunterschied von 4818 m. Für die nächsten drei Wochen bewegten wir uns höhentechnisch immer so zwischen Säntis und Mont Blanc.

In Huancayo sind wir Lucho über den Weg gelaufen. Lucho ist 65 und sieht aus wie ein bierbäuchiger Zwergenversionwinethou. Er führt eine kleines Unternehmen welches in der Region Wandertouren anbietet. Eigentlich wollten wir uns zuerst etwas an die Höhe gewöhnen und nicht schon auf Wanderschaft gehen, doch Lucho sprach so voller Enthusiasmus und Freude über die Tour, dass wir keine Chance hatten Nein zu sagen.

Wir hatten wirklich etwas Bedenken so kurz nach unser Ankunft in den Anden schon Wandern zu gehen doch Lucho  meinte es käme ja noch ein Brite und ein älteres Ehepaar mit und das wir das schon schaffen werden. Am nächsten Morgen hat sich dann herausgestellt, dass dieser Brite eigentlich aus Indien stammt und sein Heimatdorf auf 4800 liegt und das das ältere Ehepaar seit einem Jahr mit dem Fahrrad durch Südamerika reist. Na toll dachten wir da werden wir wohl hinterherkeuchen. Mit Hilfe von Unmengen an Cocablätter haben wir den Aufstieg auf 5000 MüM aber Überraschend gut geschafft. Die Wanderung war der Hammer und unser Zeltplatz direkt am Huaytapallanagletscher äusserst speziell. Nur an Schlaf war die ganze Nacht nicht zu denken da es dafür schlichtweg zu wenig Sauerstoff gab. Zurück in Huancayo hat uns Lucho noch  zum Abendessen in seinem kleinen Restaurant eingeladen und uns beim Essen Geschichten aus seinem Leben erzählt.

Kurz was zu den Cocablättern: Coca ist ein Strauch, der in 300 bis 2000 Metern Höhe wächst. Das Hauptanbaugebiet mit fast 50 % Anteil an der weltweiten Ernte ist Peru.

Getrocknete Cocablätter enthalten ca. 0,5 bis 2,5 % Alkaloide, davon bestehen bis zu drei Viertel aus Kokain. Cocablätter sind die Basis zur Kokainherstellung, bei der übrigens auch Schwefelsäure und Benzin verwendet wird, weshalb ihr Anbau verständlicherweise streng reglementiert ist. Coca-Cola enthielt übrigens von 1885 bis 1929 Kokain und wurde als Aufputschmittel gegen Müdigkeit angepriesen. Coca hilft gegen Hunger, Müdigkeit, Kälte und die Höhenkrankheit, die hier “Soroche” genannt wird, da die Blätter helfen, die Sauerstoffaufnahme zu erhöhen. 

Außerdem werden die großen Blätter als Opfergaben an Pacha Mama, die “Mutter Erde”, verwendet. Man kann Coca entweder als Tee trinken, “Mate de Coca”, oder man kaut die ganzen Blätter

Coca kann man fast auf jedem Markt kaufen und eine große Tüte kostet umgerechnet etwa 25 bis 50 Cent. Mann sollte darauf achten das sie nicht zu trocken sind und man sie biegen kann ohne das sie brechen.

Gekaut werden sie von den Einheimischen meist mit “Lejía” einer knirschigen Pflanzenasche. Lejia dient als Katalysator, wandelt Kokain in ein nicht süchtig machendes Alkaloid um und erhöht außerdem die Wirkung. Lejía kann aus der Asche von Quinoa-Pflanzen oder Kartoffeln bestehen. Es gibt sie in den verschiedensten Geschmackrichtungen: steinhart und salzig, hart und nach Backpulver schmeckend, oder hart oder weich und nach Stevia / Kamille / Banane / Anis / Pfefferminze schmeckend.

Ach ja, der Stiel des Blattes muss auch noch entfernt werden. Für das hält man den Stiel des Blattes in der linken Hand, mit der rechten Hand faltet man das Blatt zur Mitte hin (Oberseite nach oben) und zieht dann gefühlvoll nach rechts. Auf unserer Reise haben wir gelernt das man dies in Bolivien ganz einfach mit den Zähnen macht, ausser in La Paz, wo man das ganze Blatt kaut. Ob das stimmt werden wir sicher noch erfahren. Wir hatten dank diesen magischen Blättern nie grosse Probleme mit der Höhe vielleicht hätten wir dies aber auch ohne sie nicht gehabt.  Einen kleinen Nebenefekt hat das kauen der Pflanze. Nach einigen Minuten kauen werden Lippen, Backen und Zunge taub. Nicht umsonst wurden die Blätter früher auch als Betäubungsmittel bei Zahnoperationen benutzt! Die Wirkung verfliegt aber kurz nach dem Ausspucken der grünen Masse wieder.

Mit dem Zug gings von Huancayo weiter ins kleine Städchen Huancavelica. Mit 13 Soles, also etwa 4 Franken war diese 6 stündige Zugfahrt echt günstig. Zugfahren kann in Peru aber auch äusserst teuer sein. Aber zu dem etwas später im Bericht. Huancavelica ist ein kleines schmuckes Andenstädtchen in dem wir irgendwie die einzigen Touristen waren. Da war für unsere unkoordinierten Spanischvokalen endgültig der Moment gekommen sich zu hilfreichen Sätzen zu formieren.

Und einmal mehr haben wir gemerkt, dass sobald man die touristische  Hauptreiseroute verlässt, es einerseits schwieriger wird vorwärts zu kommen, man andererseits aber mit der Einsicht ins authentischen Leben der Einheimischen belohnt wird. In Asien heisst diese Hauptreiseroute übrigens Bananapancake Trail in Südamerika wird sie Gringotrail genannt.

Man sagte uns, das es zwar ein Bus nach Ayacucho gäbe, der aber nur in der Nacht fahre und sich momentan nicht mal die Einheimischen getrauen  diesen Bus zu nehmen, da sich nächtliche Raubüberfälle auf dieser Strecke gehäuft haben. So mussten wir die neun Stunden in kleinen Sammeltaxis, sogenannten Collectivos, zurücklegen. Oft sind Collectivos kleine Busse manchmal aber auch ganz normale Autos die losfahren wenn sie voll sind. Voll ist aber, wie sauber, pünktlich oder sicher, ein weiterer Begriff, deren Definition sich auf unserer Reise sehr ausgedehnt hat. So durften wir das kleine Auto mit fünf Peruanern teilen.

Ayacucho ist die Stadt in der in den 60er Jahren unter der Führung von Abimael Guzman der maoistisch geprägte Sendero Luminoso entstand. Nach dem Ende der Militärdiktatur 1980 ging diese Gruppe in den Untergrund und löste durch Bombenanschläge und Entführungen einen Bürgerkrieg aus. Bis zur Verhaftung von Guzman 1992 starben in dem Konflikt über 70000 Menschen vorallem aus dem indigenen Bevölkerungsteil. Bis heute sind kleine Gruppen dieser Organisation in den Bergen um Ayacucho aktiv und verdienen ihr Geld mit Drogenanbau und illegaler Abholzung. Am 27. Juli 2015 befreiten Regierungstruppen 26 Kinder, zehn Frauen und drei Männer aus einem Lager des Sendero Luminoso. Die Geiseln, mussten in Produktionslagern arbeiten, Feldarbeit verrichten und Vieh züchten. Eine Woche darauf befreiten Soldaten weitere acht Erwachsene und sieben Kinder aus der Gewalt des Leuchteten Pfads.

Nächstes Ziel war Cusco und wie ist diese Stadt zu erreichen? Klar! mit einem Bus.

Ganz egal in welchem Zustand der Bus auch ist, es gibt einen Platz im Bus der noch viel schlimmer ist. Der Ort nämlich wo unserer beiden Rucksäcke die langen Fahrten verbringen. Was unsere mobilen Kleiderschränke im Verlauf unserer Reise in den dunklen, dreckigen und feuchtwarmen Bäuchen von unzähligen Fahrzeugen erleben mussten wäre für uns kaum auszuhalten.  Darum vielen Dank ihr zwei dass ihr uns so tapfer begleitet und Sorry für all dass, was wir euch angetan haben und noch antun werden.

Darum ist es immer wieder spannend in welchem Zustand unser Hab und Gut aus dem Gepäckfach kommt. In Cusco angekommen haben unsere Rucksäcke getropft. Leider war es kein Wasser sondern Chicha. Wir wissen nicht ob es der riesige Höhenunterschied war der das Gefäss zum Explodieren brachte oder ob es ein hinterlistiger Anschlag auf unsere Gringorucksäcke war, auf jedenfall haben wir für Tage nach Alkohol gestunken. Zum Verständnis:  Chicha ist eine Art Bier das schon von den Inkas getrunken wurde und im Allgemeinen durch Fermentation verschiedener Pflanzen hergestellt wird. Dabei wird Speichel verwendet welcher die Stärke zu Zucker zersetzt. Daher kommt auch der gelegentliche Name „Spuckebier“. Eine alkoholfreie Variante ist Chicha Morada. Dafür wird violetter Mais ausgekocht und kalt, mit Zucker und Limettensaft verfeinert, als Limonade getrunken.

Cusco hat uns sehr gut gefallen. Die Koloniale Stadt ist zwar etwas touristisch bietet dafür aber alles was man so nach einer Woche in den Anden braucht.

Um das Jahr 1200 herum gründete der erste Inka Manco Cápac, der Sohn der Sonne, mit seiner Schwester Mama Ocllo die Stadt. Das Wort Cusco (Qusqu) entstammt dem Quechua und bedeutet „Nabel der Welt“. Genau dies war Cusco für die Inkas über lange Zeit auch. Von Cusco aus wurde das Inkareich welches sich Zeitweise von Quito im heutigen Equador bis nach Santiago in Chile erstreckte, regiert.

Als Francisco Pizarro die Inkas besiegt hatte und 1535 die Stadt Lima gründete, verlor Cusco seine Bedeutung. Erst als 1911 die Inkastadt Machu Picchu entdeckt wurde stieg die Bedeutung der Stadt wieder. Genau zu diesem Weltkulturerbe wollten wir als nächstes.

Man kann Machu Picchu von Cusco aus auch auf eigene Faust erkunden. Rechnet man aber alles zusammen kommt eine Tour nicht viel teurer. Alleine die knapp zweistündige Fahrt von Cusco nach Aquas Caliente kostet 60 Dollar. Tja! Peru hat hald keinen Preisüberwacher! Da wir kein peruanisches Halbtax haben entschieden wir uns für eine  4 tägige Bikewanderziplinetour. Ein Dank an die M&M's für den Tip!

Am ersten Tag gings mit dem Bike von  4300 MüM  auf einer Passstrasse hinunter ins Tal. Resultat nach 3000 Höhenmetern: erster Dömi, zweite Domi. Dies ist aber nicht eine allzugrosse Leistung  in einer Gruppe von ängstlichen Koreanern, nicht gerade bergerprobten Holländern und zwei Küstenperuanern.

Übrigens hat es auf der ganzen Fahrt geregnet Nein! Geschifft. In Santa Maria, dem ersten Übernachtungsort war gerade ein Fest zu Ehren irgeneiner Jungfrau. Wo bei uns religiös angehauchte Feste öfters etwas prüde daherkommen so wird in  Peru fast jedes Fest mit Musik, Tanz und Alkohol begangen. Nach einer Minute hatten wir bereits ein Bier in der Hand und wurden zum Tanzen aufgefordert. Schnell hat sich herumgesprochen das da Gringos versuchen einigermassen akzeptable Tanzpartner zu sein. Irgendwie wollten alle mit uns Tanzen. Nach zwei Stunden  mussten wir aufgeben da uns die Füsse wehtaten,

Ach ja! Als ein Trompetenspieler Lust auf eine Zigarette hatte drückte er Dömi kurzerhand sein Instrument in die Hand. Gemerkt hat man den Unterschied nur wenig, da alle Musikanten bereits mehr damit beschäftigt waren, sich auf den Beinen zu halten als die richtigen Töne zu treffen.

Nach zwei weiteren Wandertagen sind wir dann in Aquas Caliente angekommen von wo wir am nächsten Morgen um 4:30 Uhr die steilen Treppen zur Inkastadt hinaufstiegen. Der Ort ist wirklich eine Reise wert und dank Nebensaison gar nicht mal so überfüllt. Das grandiose Wetter hat ebenfalls dazu beigetragen das dieser beeindruckende Ort positiv in unsrer Erinnerung bleibt. Nach den vier anstrengenden Tagen waren wir echt am Ende und haben von der Zugfahrt nach Cusco nicht mehr viel mitbekommen.

Um nebst der Küste und den Anden auch noch die dritte Region Perus zu erleben sind wir als nächstes nach Puerto Maldonado gereist. 3000 meter tiefer,  20 Grad wärmer und um 60% höhere Luftfeuchtigkeit.

Die geografische Vielfallt und die damit zusammehängenden klimatischen Unterschiede sind wirklich extrem in diesem Land.

Peru wird in Ost-Westrichtung in Costa, Sierra und Selva aufgeteilt. Man könnte also am ersten Tag bei 20 Grad  an einem Strand an der Pazifikküste liegen, 6 Stunden Busfahrt später in den Anden auf 5000m und 5 Grad wandern gehen um nach weiteren 6 Stunden im tropisch heissen Amazonasbasin durch den Dschungel schlendern.

Nach 12 Stunden Busfahrt, 1 Stunde mit dem Boot auf dem Rio Madre de Dios, 2 Stunden zu Fuss und nochmals eine halbe Stund mit dem Boot über den Lago Sandoval sind wir in unserer Lodge im Tambopata Natur Reserve angekommen. Auch hier hatten wir riesiges Glück mit unserer Gruppe. Jedes Mitglied war äusserst angenehm. Wir hatten nämlich einen Guide und fast die ganze Lodge für uns alleine. Der 4-tägige Aufenthalt war die gewünschte Abwechslung zu der Zeit in den Anden. Tiere beobachten, kleinere Wanderungen durch den Dschungel oder einfach in der Hängematte den Waldgeräuschen lauschen.

Nächster Stopp: Bolivia

Nach Bolivien werden wir zurück nach Peru reisen und uns dann endgültig auf den Heimweg machen. Dies aber nicht ohne kleine Aufenthalte in Equador, Kolumbien und Kuba. So sieht auf jedenfall unser Plan aus, aber wie wir uns kennen, sind Änderungen nicht auszuschliessen.

Wir wünschen euch allen erholsame Festtage und denkt doch bitte bei dem einen oder anderen Festtagsschmausbissen an uns.

Natürlich auch einen super Rutsch und alles Liebe und Gute fürs 2016 :) 

 

 

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Lima

Über Bäuche von Eseln, Glücksspiele und rohem Fisch


Nach 33 Stunden unterwegs sind wir heil aber verdammt müde auf dem neuen Kontinent angekommen. Diese Müdigkeit hat sich im verlaufe der Woche als äusserst hartnäckig erwiesen. Wir waren müde bis zum Moment wo wir schlafen wollten und dann verhinderte ein unerwarteter Energieschub das Einschlafen. Aber das ganze ist wohl kein wunder bei einer Zeitverschiebung von 12 Stunden. Die Flüge mit Ethiopian Airline über Adis Ababa und Sao Paolo haben sich als gute Wahl herausgestellt. Die im ersten Moment etwas abenteuerlich klingende Airline bot neben dem unschlagbaren Preis auch brandneue Flugzeuge und einen super Service. Anderst gesagt: Wir waren irgendwie immer am essen. Unser erster Eindruck von Lima: riesig, laut, grau und trist. Wir waren wirklich froh, dass uns Nadja für die erste Woche Starthilfe gab und wir bei ihr wohnen durften. Danke dir nochmals von Herzen für deine Unterstützung.

Im Grossraum dieser Megacity leben 11 Millionen Menschen was fast ein drittel der peruanischen Gesamtbevölkerung ausmacht. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist die Einwohnerzahl Limas explosionsartig angestiegen. So sind auf den trockenen Böden und Berghängen am Stadtrand große Elendsviertel entstanden. Diese informellen Siedlungen werden "pueblos jovenes" genannt. In diesen „jungen Dörfern“ leben etwa zwei Drittel der Bevölkerung Limas. Die ersten Tage in Südamerika haben uns gezeigt dass es hier kulturell, kulinarisch, archidektonisch, ethnisch, meteorologisch, logistisch und botanisch völlig anderst ist als in Asien. Und das ist auch gut so! Denn genau diesen Wechsel auf allen Ebenen des Reisens haben wir gesucht. Nur eines ist gleich geblieben. Das man nämlich durch sein Äusseres schon von weitem als Fremdling erkannt wird und somit eine unglaubliche Anziehungskraft auf lernwillige Schüler ausstrahlt, welche ihre Englischkenntnisse aufbessern wollen. Als wir aber versuchten aus den noch lose in unseren Synapsen herumirrenden Spanischvokalen einen eingermasen sinnvollen Antwortsatz zu bilden, wurde uns gesagt wir sollen bitte in Englisch antworten, denn das sei die Vorgabe des Lehrers. Nach unserer Zeit bei Nadja haben wir ein Studentenapartment gemietet welches wir mit einem Holländer einer Amerikanerin und einer Peruanerin geteilt haben. Eine lustige Mischung.

An dieser Stelle noch ein kleiner Spartip für allfällige Perureisende. Was macht man, wenn man eine warme Mahlzeit will, aber nicht dafür bezahlen möchte?

In Lima ist die Antwort ganz einfach: Man geht ins Casino. Sobald man an einer Maschiene sitzt gibts dort nämlich gratis Essen und Getränke. Unsere Bilanz: 4 Gratisessen 8 Gratisbiere und eine Ausgeglichene Bilanz beim Spielen.

Die fast vier Wochen in Lima haben uns wirklich gut getan. Nach 14 Monaten unterwegs, war es schön für einige Wochen ein "Zuhause" zu haben und sich nicht um Busse, Hotels und Reiserouten kümmern zu müssen. So haben wir die Zeit nach der Schule, und nach dem erledigen der Hausaufgaben versteht sich, oft in unserem Apartment verbracht und das "an Ort und Stelle ruhen" genossen.

Doch nach 3 Wochen konnten wir es bereits wieder spüren. Das leichte kribbeln, dass von den Beinen hoch in den Kopf steigt, sich dort vorbei an den immer noch ziemlich unkoordinierten Vokabeln schleicht, um im Endteckerzentrum die Lust auf neue Abenteuer anzuregen. Wir sind wieder Startklar!


Wie sehen wir Lima nach fast einem Monat im Sog dieser Stadt. Klar ist sie laut und klar ist sie in manchen Gegenden grau, gefährlich oder dreckig. Doch welche Stadt mit über 10 Millionen Einwohnern kann schon von sich behaupten genau dies nicht zu sein. Es gibt sicherlich schönere Orte auf dieser Welt. Wir haben uns aber wärend der ganzen Zeit durchaus wohl gefühlt und auch zwei, drei wirklich gemütliche Plätze gefunden. Auch in Sachen alltäglicher Verköstigung hat Lima einiges zu bieten. Zum Beispiel Ceviche – ein Salat mit Zwiebeln und rohem Fisch welcher aber durch die Zugabe von Limettensaft gar ist. Oder Causa Limeña, eine kalte Vorspeise, die aus gestampften Kartoffeln und Thunfisch oder Hühnchen besteht. Dies Zutaten werden wie in eine Form gepresst und dann aufeinander geschichtet. Etwas das man vorallem an kleinen Essensständen in den Straßen der Stadt findet, sind Anticuchos. Kleine Spiesse mit mariniertem Rinderherz. Klingt zwar komisch ist aber verdammt lecker.

Wo die Stadt wirklich nicht zu überzeugen vermag, ist beim Wetter. Gerade mal an zwei Tagen zeigte sich die Sonne. Ansonsten war es einfach nur Grau. In allen möglichen Abstufungen zwar aber hald einfach Grau. Durch den kalten Humboldstrom, der an der Küste von Süden nach Norden fließt, wird die warme Pazifikluft abgekühlt und kondensiert zu Nebel. Der Nebel wird “La Garua” genannt und hängt von Mai bis Oktober über Lima. Diese dicke Wolkenschicht, von den Limeños auch Panza de burro (Bauch des Esels) genannt, wird oft von Nieselregen und niedrigen Temperaturen begleitet. 


Gerade auch wegen des Wetters freuen wir uns jetzt auf den restlichen, den wahren Teil von Peru. Denn, wie selbt Peruaner sagen, Lima als ganzes, und schon gar nicht die modernen Stadtteile Miraflores, Baranco und San Isidro zeigen das wirkliche Peru. Hoffentlich, denken wir uns da, und machen uns erwartungsvoll auf den Weg.


Da wir, neben unserem reiseerschöpften Geiste, auch der Kamera eine Ruhepause gönnten, sind in diesen Tagen des intensiven Fremdsprachen büffeln, kaum Fotos entstanden. Damit es für die Freunde des Lichtbildes doch noch etwas zu sehen gibt, hat es eine kleine Auswahl an Bildern in der Galerie welche unter dem Titel "Well used" zusammengefasst sind. Die Fotos sind alle im Laufe des letzten Jahres entstanden und zeigen Gegenstände, die ihre beste Zeit schon hinter sich haben, gut gebraucht hald. Dinge die bei uns schon längst entsorgt, ersetzt, übermalt, restauriert, renoviert, modernisiert, oder einfach vergessen worden wären. Dinge die sich mit treuer Pflichterfüllung eine Daseinsberechtigung erhalten oder die durch das Fehlen von Ressourcen seitens der Besitzer eine Galgenfrist bekommen.


Euch allen eine schöne Vorweihnachtszeit (uns ist als hätten wir dies schon einmal geschrieben)


Hasta la próxima!


Eure Domis


Laos

Über staatliche Biere, geheime Kriege und süchtige Mäuse

Laos wird "das Land der Millionen Elephanten" genannt, doch aus unserer Sicht wäre "das Land der Millionen Schmetterlinge und des Grüns" treffender. Die Reise durch Laos wärend der Regenzeit hat den Begriff Grün für uns vollig neu definiert.
Für die unglaubliche Anzahl an Schmetterlingen gibt es zwei Erklärungen. Die romantische: weil die Natur von Laos mit Regenwäldern, endlosen Reisfeldern und saftigen Wiesen, einfach ein Paradies für die bunten Flugobjekte ist. Die pragmatische Erklärung: weil Schmetterlinge so etwa die einzigen Tiere sind welche die Laoten nicht essen. Im Gegensatz zu Vögeln, der eigentliche Fressfeind der Schmetterlinge, was zusätzlich zu dieser Vielfallt an Schmetterlingen führt. Ganz nach Darwin: "The survival of the fittest" oder hier" the survival of the to small to eat!"
Laos hat uns in seinen Bann gezogen und war ein krönender Abschluss unserer Zeit in Asien.
Die magischen Landschaften zwischen Mekong und den Bergen, die tragische und doch faszinierende Geschichte des Landes und die Gelassenheit der Menschen und ihres alltäglichen Lebens haben es uns angetan. In Asien gibt es ein Sprichwort, dass grob übersetzt so lautet: In Kambodscha pflanzen sie den Reis, in Vietnam verkaufen sie ihn und in Laos hören sie zu wie er wächst. Dieses Sprichwort spiegelt perfekt die Atmosphäre in Laos wieder. Einen Laoten zu stressen oder Hektik hier zu erleben – ein Ding der Unmöglichkeit! “Laos liebster Seelenzustand ist allergrößte Gelassenheit” Klar kann diese Gelassenheit in gewissen Situationen auch etwas nerven. Wenn du zum Beispiel auf einen Bus stressen musst oder kurz davor noch was essen willst und genau dann, die zum schnellen Handeln aufgeforderten Personen, wieder sehr aufmerksam zuhören was der wachsende Reis so zu erzählen hat. Es gilt einfach diese Stressituationen von Beginn weg zu vermeiden, was wir mit unserer einjährigen Reiseerfahrung schon recht gut können. Dieses Vermeiden von Stresssituationen haben die Laoten äusserst gut im Griff. Denn ein anderes laotisches Sprichwort lautet: Weise hasten nicht und hastende sind selten weise". Aber meistens Weisse, wird sich der Laote hier denken.
Ach ja! Laos ist auch das Land des Beerlao. Das Bier des Staatsbetriebs hat einen Marktanteil von 99 Prozent. Glücklicherweise ist dieses Bier gut, ja eigentlich verdammt gut, und wird in sehr sympatischen 0,64 Literflaschen verkauft zu einem ebenfalls sehr sympatischen Preis von 1.20
Vom Bier ist der thematische Weg zu Deutschen nicht weit und somit ist dieser Bericht bei unserer eigentlichen Reise angelangt. Stalker Mamma, Stalker Papa und Stalkerkind sind uns nämlich über die Grenze gefolgt und haben sich in Si pha Don im gleichen Guesthouse niedergelassen. Hier ist der Mekong ganze 17 km breit und er bildet 4000 Inseln. Auf drei dieser Inseln gibt es eine touristische Infrastruktur. 4 Tage direkt am Mekong in der Hängematte dem süssen Nichtstun frönen und am Abend mit unseren liebgewonnenen Reisefreunden das Produkt des oben genannten Staatsbetriebes konsumieren. Herrlich!!! Auf der Insel Don Khone trafen wir auch auf unsere neuen Vorbilder. Haino und Liane. Er 75 und sie, (Alter der Redaktion bekannt). Die beiden haben schon die ganze Welt bereist und sehen keinen Grund, nur weil sie schon etwas über 50zig sind damit aufzuhören. Das wirklich erstaunliche dabei, es gab keinen erkennbaren Unterschied zwischen ihrer und unserer Art zu reisen. Das heisst gleiche Transporte, gleiche Unterkünfte und gleiche Unernehmungslust. Liebe Grüsse an euch zwei und ihr habt unseren grössten Respekt.
Vom 4 Stunden entfernten Pakse sind wir mit dem Motorad für 2 Tage aufs Bolavenplateau gefahren. Die Hochebene wird geprägt von Tee,- Kaffe,- und Pfefferplantagen, nebligen Wäldern und unzähligen Wasserfällen. Bei einem dieser Wasserfällen stiessen wir auf andere Touristen die mit einem platten Reifen am Strassenrand standen. Schön, dachten wir, dass es auch anderen so geht und schön kommen wir mal heil davon. Eine Stunde später standen auch wir in einer kleiner Werkstatt und schauten einem Einheimischen dabei zu wie er unseren Hinterreifen reparierte. Platten Nummer 13 und langsam nervt es wirklich. Wir haben uns schon gefragt ob wir irgend etwas bei dem Gebrauch dieser Fahrzeuge falsch verstanden haben.
Mit dem Sleeperbus ging es von Pakse in die laotische Hauptstadt Ventiane. Ein fahrender, doppelstöckiger Mehrbettschlafsaal. Überraschenderweise haben wir von den 10 Stunden Fahrt etwa 7 Stunden geschlafen. Die laotische Hauptstadt hat eigentlich nicht sehr viel zu bieten, trotzdem war uns zum Feiern zumute. Wir konnten unser einjähriges Reisejubiläum feiern. Wir sind einfach unendlich dankbar, dass wir die Möglichkeit haben unseren Traum zu verwirklichen, dass wir bis jetzt von Krankheiten oder anderen Problemen verschont blieben und das wir diese Zeit zusammen geniessen dürfen. Gefeiert haben wir das vergangene Jahr mit einer Pizza bei Roberto. Roby ist vor 2 Jahren in Ventiane hängengeblieben und bäckt seither in einer kleinen Gasse Pizzen. Die Zutaten, also Oliven, Salami, Gorgonzola oder Schinken importiert er selbst aus Italien. Ein kulinarischer Traum in Pizzaform. Wir haben wirklich keine Probleme mit dem asiatischen Essen und es gib ja hunderte von äusserst leckeren Gerichten und doch muss es zwischendurch einfach was westliches sein. Auch über einen Mc Donnalds Burger können wir uns nach 6 bis 7 Wochen Reis wieder freuen wie kleine Kinder.
Über Vang Vieng gings von Ventiane nach Muang Ngoi, ein kleines Dorf, dass nur mit dem Boot erreichbar ist. Anderer Fluss als in Si Pha don aber eigentlich gleiche Tagesbeschäftigung. Ein bischen Wandern und ausgedehntes und intensives Faullenzen.
Next Stop Luang Prabang oder die einzige laotische Stadt die Charme hat. In dieser Stadt gibt es, wie in vielen anderen Städten in Südostasien, ein Projekt welches sich BackstreetAcademy nennt. Im Rahmen dieses Projekts werden Kurse angeboten in denen man auf traditionelle Weise typische Gebrauchsgegenstände herstellen kann.. Anderst gesagt mit Menschen aus der Region dass tun was sie am besten können und mit dem sie ihr Geld verdienen. Als Ziel die traditionelle Handwerkskunst zu erhalten und den lokalen Hanwerkern einen Teil des Tourismuskuchens abzuschneiden. Dömi hat sich, zusammen mit Phan Keosoulinya einem lokalen Meisterschmied, sein eigenes Messer geschmiedet. War echt geil obwohl nach einen Jahr hornhautvernichtendem Rumreisen die Finger nach dem vielen Hämmern ziemlich schmerzten.
Im Norden von Laos liegt Luang Namtha im Grenzgebiet von Laos, China, Myanmar und Thailand.
Dieses Gebiet war, oder ist zum Teil immer noch, Opiumland. Versteckt in den Wäldern gibt es heute noch riesige Opiumfelder und so überrascht es wenig, dass man hier öfters von traditionell gekleideten Akha Damen gefragt wird, ob man einen Bedarf an Opium hat. Klar war dies nicht die erste Frage, sondern sie haben sich immer über 4 Fragen von den Ketten und Armbändern über Mariuhana zum Opium vorgearbeitet. Gleichermassen wie sich das Angebot in die Illegalität begab wurde ihre Stimme leiser. 
Von Luang Namtha aus sind wir nochmals 60 km in den Norden, in das kleine Dorf Muang Sing gereist. Eigendlich eine traurige Geschichte was mit diesem, nur 12 km von der chinesischen Grenze gelegenen, Dorf geschah. Vor 10 Jahren florierte der Tourismus und das Dorf lag mitten im Dschungel. Doch dann kamen die Chinesen, holzten alles ab und legten riesige Bananenplantagen an.
Heute gibt es nur noch zwei Hotels und leider keine Restaurants mehr. Dies ist gleichbedeutend mit drei mal am Tag Nudelsuppe vom Dorfmarkt. In der Hauptstrasse sind wir an Dongs Treckingagentur vorbeigekommen. Er nennt sich Tigerman und sass einsam in seinem offenen Büro und schaute in den Regen hinaus. Er ist uns fast um den Hals gesprungen, als wir im zugesichert haben, mit ihm zwei Tage durch die Region zu treken. Später hat er uns erzählt, dass er seit 6 Monaten jeden Tag in seinem Büro auf Kundschaft wartet, aber seit die Chinesen hier sind einfach keine Touristen mehr kommen. Auf unsere Frage ob der Trek auch zum Ende der Regenzeit machbar sei antwortete er: Oh for us no problem" und es sei ja eh der letzte Regen des Jahres, fügte er an. Ok doch leider wird man auch vom letzten Regen des Jahres nass und auch die unbefestigten Strassen bleiben nicht hart nur weil es nachher 5 Monate nicht mehr Regnet.
7 Stunden haben wir uns am ersten Tag mit einem eingängigen Fahrrad durch Regen und Schlam gekämpft, bis wir in einem kleinen Dorf des Akha Stammen angekommen sind. Nach einem gewöhnungsbedürftigem Nachtessen folgte eine Nacht auf hartem Boden im Haus des Dorfchefs.

Noch kurz was zum Thema Hühnchen nach Akha Art. Das Huhn wird ausgenommen, längs auf ein Holzbrett gelegt und dann an den Füssen beginnend mit einem Hackbeil in mittelgrosse Stücke gehackt. Danach wird alles in eine Suppe gekippt und so aufgetischt. Eine, von Kopf bis Fuss, knochige Angelegenheit. Nach dem Aufstehen hat der männliche Teil unserer Reisegruppe einen grossen Fehler begangen. Den Fehler noch vor dem Frühstück durch das Dorf zu wandern. Schon beim zweiten Haus wurde er zum Lao Lao trinken eingeladen, ja fast schon gezwungen. Die vier grossen Gläser laotischen Reiswhiskeys auf leeren Magen stiegen ungebremst in den Kopf. Zurück bei unserer Gastfamilie gabs Frühstück. Auf den verzweifelten Versuch sich mit der Aussage, man habe doch schon 4 Gläser getrunken, vor einem weiteren Glas zu drücken, antwortete der Hausherr nur: ja dort drüben, aber nicht hier und das zähle nicht. Nach dem Frühstück, und einem weiteren Glas Whiskey gings auf 6 stündigen Marsch durch Regenwald zurück nach Muang Sing. Von der angeblichen Kraft, welche der Reisbrand dem trinkenden verleien soll, spürten wir leider nichts. Wenigstens sind die Mücken die uns gestochen haben kurz nach dem Einstich an einer Alkoholvergiftung gestorben.
Um die Fahrt zurück nach Luang Prabang zu verkürzen, haben wir im, sagen wir mal eher mässig attraktiven Udomxai halt gemacht. Hier trafen wir Julia, Patrick und Elijha wieder.
Nach dem abendlichem zusammensitzen wollten wir uns schlafenlegen doch eine laotische Vandalenratte hatte in unserem Zimmer ganze Arbeit geleistet. Im ganzen Raum lagen angenagte Zigaretten und das viele Nikotin schien bei ihr eine suchtbedingte Inkontinenz ausgelöst zu haben und so war neben der riesigen Unordnung auch das Bett und domis Schlafsack mit Mausekot und Urin dekoriert.
Auf die Frage ob wir ein Mausfreies Zimmer haben können meinte der Nachtwächter, mit dem Finger erst auf seine Uhr und dann auf die Zigaretten zeigend nur, wir sollen bitte leise sein und gefälligst draussen rauchen. Wir haben dann kurzerhand die Matratze am verdutzten Nachtwächter vorbei, durch die Lobby getragen und haben uns bei unseren drei Freunden eingenistet.
Die Deutschen folgten der momentanen Linie ihrer Kanzlerin und nahmen uns Flüchtlinge bei sich auf. Zum Glück kommen die drei nicht aus Ungarn!

Auf dem Weg nach Phonsavan im Osten von Laos haben wir in Phou Khoun haltgemacht. Hier auf 1600m hält der normale Tourist, wenn überhaupt, nur um seine Blase zu leeren. Wir sind eine Nacht geblieben und haben einmalmehr gemerkt wie schwierig das Reisen in Asien sein kann. An mehreren Orten wurde, bevor wir unsere eigentliche Frage stellen konnten, mit einem No No abgewunken. Das ist uns, gerade in nicht touristischen Orten, öfters passiert. Um einen, möglicherweise peinlichen, Kontakt mit Fremdsprachigen zu verhindern wird man einfach ignoriert oder es wird zb. behauptet es gäbe im Restaurant nichts zu essen. Dies geschieht aber selten aus bösen Überlegungen oder aus wirklicher Unfreundlichkeit sondern nur um so das Gesicht wahren zu können. 
Das nächste Ziel Ponsavan liegt in der Plain of Jars, auf deutsch Ebene der Tonkrüge. Dabei handelt es sich um eine weite Ebene mit hunderten von Krügen, die alle ein Geheimnis haben: Denn niemand kennt Ihre Herkunft oder weiß wozu sie gedient haben. Doch sicher ist: Die Tonkrüge wurden von Menschen erschaffen. Die Gefäße aus Stein sind zwischen 0,5 und 3 Metern hoch und wiegen bis zu 6 Tonnen. Man geht davon aus, dass sie 1500 bis 2000 Jahre alt sind. Die Steinkrüge sind verstreut an über 90 Stellen, doch nur drei Stellen sind bislang von Bomben geräumt worden und somit zugänglich. Die Herkunft und der Zweck der Tonkrüge sind geheimnisvoll. Für einige wurden Deckel gefunden, in andere wurden Muster und Zeichen eingemeißelt. Dennoch gibt es nur Mutmaßungen über das Geheimnis der Krüge: Es wäre möglich, dass sie als Grabstätte oder zu Begräbnisritualen eingesetzt wurden, darauf deuten Knochenfunde hin. Andere Theorien behaupten, dass Laolao (Reisschnaps) darin gelagert wurde. Auch ungeklärt ist, wie die tonnenschweren Krüge dorthin gebracht wurden, da der harte Sandstein aus dem sie gefertigt sind in dieser Region nicht vorkommt.
An dieser Stelle noch was zu den Kriegshandungen in Laos wärend des 2. Indochinakrieges.
Man hört immer nur vom Vietnamkrieg, aber selten vom laotischen Krieg. Wie können wir etwas über einen geheimen Krieg schreiben? Tatsächlich ist das Geheimnis um den Krieg, den Amerika in Laos geführt hat, heute zum größten Teil gelüftet. Dennoch hatten wir nie etwas davon gehört, bis wir nach Laos gekommen sind.
Laos wurde 1954 unabhängig, nachdem die Franzosen sich zurückgezogen hatten. Aber schon ein Jahrzehnt später wurde das neutrale Land in einen Krieg gezogen, der nicht seiner war.
Der Ho-Chi-Minh Pfad, von den Vietnamesen benutzt, um die Vietcong mit Soldaten, Waffen und Essen zu versorgen, verlief auch durch Laos und wurde von den Amerikanern stark attackiert. Aber nicht nur der Ho-Chi-Minh Pfad wurde bombardiert, sondern auch über anderen, angeblich unbewohnten, Regionen im Norden Laos’ wurde Bombenlast (auf dem Rückflug von Vietnam) abgeworfen. Dies geschah oft aus geringer Höhe, so dass viele Bomben nicht explodiert sind.In den Jahren 1964-1973 haben die USA so etwa 250 Millionen Bomben auf ganz Laos geschmissen. Das macht es zu einem der meisst bombardierten Länder der Weltgeschichte. In diesen 9 Jahren flogen die USA im 8 Minutentakt Luftangriffe auf laotische Ziele. So wurden auf Laos mehr Bomben abgeworfen als wärend des 2 Weltkrieges auf Deutschland und Japan zusammen.
Von all diesen Bomben waren ca. 30 % Blindgänger (UXO = Unexploded Ordnance), welche seit dem überall im Land verteilt, auf oder unter der Erde liegen. Das heißt, in Laos finden sich heute noch fast 75 Millionen scharfe Bomben, welche bei der kleinsten Berührung explodieren können. Diese UXO verhindern dass Bauern ihre Felder erweitern und dass Gemeinden Brunnen graben. Aus eigener Erfahrung wissen die Menschen dort, dass es gefährlich ist, neues Land zu betreten. Viele Ressourcen sind so nicht, oder nur unter Lebensgefahr, zugänglich und Land und Menschen bleiben unweigerlich arm. Auch spielen Kinder manchmal mit gefundenen Bomben, ohne die Gefahr zu erahnen. Andere wissen darum, aber riskieren ihr Leben, weil sie das Metall verkaufen müssen (für 0,20 $ Cent pro Kg), um die Familie zu ernähren. Wieder andere recyceln die Teile und benutzen sie für Alltagsgegenstände und Dekoration.
Die Mines Advisory Group (MAG),welche zur Zeit die Bomben in Laos entschärft, schätzt, dass es noch über einhundert Jahre dauern wird, um das gesamte Land zu säubern! Bis dahin werden sich weiterhin jeden Tag unschuldige Menschen schwer verletzten und sterben.
Der laotische Krieg war lange Zeit ein Tabuthema, sowohl in Amerika, als auch in Laos selber. Deshalb spricht man heute vom ‘Geheimen Krieg’. Nicht nur hat Amerika wärend des Vietnamkrieges Bomben auf Laos geschmissen, sondern zusätzlich hat die CIA die Hmong, eine Volksgruppe in Laos, im geheimen ausgebildet, bezahlt und mit Waffen versorgt. Die Hmongs haben auf der Seite der Amerikanern gegen die kommunistische Bewegung in Laos (die Pathet Lao) und gegen nordvietnamesische Truppen gekämpft. Nach dem Krieg wurden sie von den Amerikanern einfach fallen gelassen und von der kommunistischen, laotischen Regierung als Verräter unterdrückt und verfolgt. Es blieb ihnen nichts anderes übrig als zu fliehen. Sie haben sich in den Dschungel und die Berge zurückgezogen und viele sind an Krankheit oder Hunger gestorben oder sind in Umerziehungslagern verschwunden. Und heute? Uns scheint, dass in Laos noch viele Informationen verschwiegen werden. Die wenigen Journalisten, die es riskiert haben, illegal die Hmong zu treffen, berichten von schwachen, kranken und hungernden Menschen in den entlegensten Ecken von Laos.
Etwas nördlich von Ventiane gibt es die Saysomdun Spezialzone in der bis heute etwa 150000 Hmongs leben. Erst seit einem Jahr ist es Hilfsorganisationen erlaubt dort Hilfe zu leisten. Noch bis 2009 lebten 14000 Anhehörige dieser vergessenen Armee in einem Flüchtlingslager in Thailand
Von Phonsavan gings über Paksan nach Ventiane von wo wir per Nachtzug nach Bangkok reisen.

Und wie geht eure Reise jetz weiter werden sich vielleicht einige Fragen. 
Eigentlich wollten wir ja nach Hause kommen. Da aber nach so vielen Kilometern im Linksverkehr eine Heimkehr für uns und alle anderen viel zu gefährlich wäre, gehen wir noch für einige Monate nach Südamerika um uns wieder an den Rechtsverkehr zu gewöhnen

Wie unsere Route da aussehen wird wissen wir noch nicht genau. So viel ist sicher! Wir fliegen nach Lima wo wir für drei Wochen in die Sprachschule gehen.
Wie lange wir in Südamerika bleiben hängt einerseits von unseren Finanzen ab und andererseit wie lange wir noch Lust aufs Unterwegssein haben. So wie es bis jetzt aussieht werden wir es noch so 4-5 Monate aushalten.

Das nächstemal melden wir uns also von der anderen Seite der Welt.
Liebe Gruesse
The Doms

kambodscha

Über rote Verbrechen, schwimmende Dörfer und brennende Fragen

Mit Kambodscha sind wir in unserer zweitletzten Station in Südostasien angekommen. Gelandet sind wir in Phnom Penh, von wo wir quer durch, bis zur laotischen Grenze im Norden gereist sind. Die Perle Asiens wurde die Stadt früher genannt. Doch die 1373 gegründete Stadt hat viel von seiner Pracht verloren, da sie im Laufe der Jahrhunderte vielfach unter den Auswirkungen von kriegerischen Auseinandersetzungen zu leiden hatte. Besonders schlimm war das letzte Jahrhundert. Erst durch die Vertreibung der Roten Khmer konnte sich Phnom Penh wieder weiter entwickeln und ist heute eine aufstrebende Minimetropole. Irgendwie Metropole, denn es gibt einzele moderne Hochhäuser, Banken und grosse Hotels, aber irgendwie auch Dorf mit unbefestigten Strassen und kleinen Märkten. Bei einer Reise in dieses Land stösst man sehr schnell auf den Begriff der roten Khmer. Klar hat man schon mal davon gehört und weiss vielleicht auch grob was damals geschah. Doch beim Besuch der beiden Gedenkstätten Tuol Sleng und Choeung Ek wurde uns klar, dass unsere Vorstellung dieser Geschehnisse in keinster Weise dem Entsprach, was hier vor 35 Jahren Kambodschaner eigenen Landsleuten angetan haben. Hier eine kurze Zusammenfassung was damals geschah und wie es dazu kommen konnte.Das Chaos in der Zeit des Vietnamkrieges, zwischen 1970 und 1975, führte zu einer massiven Instabilität. Diese nutzten die Roten Khmer unter Pol Pot, um die von den USA unterstützte Regierung Lon Nol zu stürzen und an die Macht zu gelangen. Am 17. April 1975 konnten die Roten Khmer die Hauptstadt Phnom Penh einnehmen. Der Plan der Roten Khmer war es, ein radikal-kommunistisches System zu etablieren. Sie wollten eine ursprüngliche, von Landwirtschaft geprägte Gesellschaft schaffen. Dafür teilten sie die Bevölkerung in ein "altes" und "neues" Volk ein: Die städtische Bevölkerung, das "neue Volk", war der Klassenfeind, der sich an den Erträgen der ländlichen Bevölkerung bereichere. Daher sollten alle Städte evakuiert und die Menschen zur Landarbeit gezwungen werden. So mussten zum Beispiel die mehr als zwei Millionen Einwohner Phnom Penhs die Stadt innerhalb weniger Tage räumen. Zehntausende Kambodschaner starben bei diesen Gewaltmärschen aufs Land. Die Roten Khmer schafften jegliche religiöse Praktiken, Geld und Privatbesitz ab; Sprachen und Bräuche von Minderheiten verboten sie. Kulturelle und religiöse Einrichtungen, Schulen und Betriebe wurden zerstört. Buddhisten und Christen, Geistliche und Mönche wurden ebenso verfolgt wie ethnische Minderheiten, darunter Chinesen, Vietnamesen, Thais und insbesondere die muslimischen Cham. Aber auch Angehörige der Armee, der Polizei und Beamte mussten die neuen Machthaber fürchten. So wurde nicht nur die gesamte Gefolgschaft des gestürzten Lon Nols ausgeschaltet, selbst Mitglieder der Khmer-Kader fielen Säuberungsaktionen zum Opfer. Von fast acht Millionen Einwohnern Kambodschas sind in den vier Jahren des Roten Khmer Regimes mindestens 1,7 Millionen Menschen umgebracht worden oder starben an Hunger, Überarbeitung oder Krankheiten. Neuere Schätzungen sprechen sogar von bis zu 3 Millionen Opfern. Sinnbild für den Terror wurde das Folter- und Verhörzentrum Tuol Sleng bei Phnom Penh. Von den etwa 14.000 Inhaftierten, die zwischen 1975 und 1979 in das "Sicherheitsgefängnis 21" gebracht wurden, überlebten nach Angaben der Gedenkstätte des Foltergefängnisses Tuol Sleng nur sieben Insassen. Überall sind in der ehemaligen Schule Bilder von gefolterten aufgehängt und man sieht wie die Gefangenen wie Tiere in kleinen Holzzellen gehalten wurden. Gestanden die Häftlinge nach langer Folter sich einer Straftat gegen die Rote Khmer schuldig zu sein, wurden sie in Lastwagen zum Killingfield von nach Choeung Ek, in der Nähe von Phnom Penh gebracht. Um Munition zu sparen, wurden die Todgeweihten in diesem Exekutionszentrum nicht erschossen, sondern mit Eisenstangen, Äxten oder ähnlichem erschlagen. Kinder wurden gegen Bäume geschlagen, bis sie tot waren. Die Toten wurden in Massengräbern verscharrt, die auch heute noch deutlich sichtbar auf dem Gelände vorhanden sind. 17.000 Menschen wurden auf diesem Killingfield umgebracht. Durch starken Regen und Erosion kommen immer noch Kleidung und Knochenreste aus dem Boden, die von den Mitarbeitern der Gedenkstätte alle zwei bis drei Monate eingesammelt werden. Die Totenschädel werden heute zum Teil in einem Stupa aufbewahrt, der zum Gedenken an die Toten auf dem Gelände in Choeung Ek errichtet wurde. Da teilweise mehr Leute pro Tag ankamen, als getötet werden konnten, wurden die Leute temporär in einem „Warteraum“ eingesperrt. Damit die auf ihren Tod wartenden Leute die Schreie der Sterbenden nicht hören konnten, wurde die Anlage mit Musik beschallt. Mit einem wirklich gut gemachten Audioguide geht man hier durch das Areal und bekommt die einzelnen Stationen erklärt. Wir haben eine ganze Stunde kaum miteinander gesprochen und waren nach dem Rundgang wirklich fertig. Es ist kaum zu beschreiben wie man sich fühlt, wenn man vor den Massengräbern oder dem Killingtree steht und Überlebende schildern das Erlebte oder beschreiben wie es hier ausgesehen, getönt und gerochen hatt. Ein lehreicher intensiver und sehr trauriger Tag der noch lange nachklingt aber auch dabei hilf Land und Leute etwas besser zu verstehen. Gleichzeitig macht es aber genau dies auch schwieriger, da man weiss das jeder über 40 diese Greultaten auf der einen oder anderen Seite miterlebt hat. Gerade die Tatsache, dass diese Geschehnisse noch nicht so lange her sind, macht das ganze so intensiv da der abschwächende Nebel der Zeit fehlt
Auf dem Weg in den Norden sind wir in Kompon Luong hängengeblieben. Das Dorf hat fast 10000 Einwohner eine Kirche, Mechaniker, eine Bäckerei und eine Tankstelle. Hald alles was zu einem normalen Dorf so dazugehört. Und doch ist es kein normales Dorf, denn alles hier steht auf Flosen und schwimmt.
Für unsere, von der fast schon sterilen schweizer Sauberkeit geprägten, hygenischen Ansprüchen eher gewöhnungsbedürftig. Den der See ist für die Bewohner dieses Dorfes Nahrungslieferant, Mülleimer und Kanalisation in einem. Oder anderst gesagt: Das Nachtessen, also der Fisch kommt hier aus dem gleichen Wasser wohin er nach dem Verdauen wieder zurückgeht und die Fischinnereinen werden ins gleiche Wasser geworfen mit dem man nach dem Essen die Teller reinigt. Darum haben wir auch auf das Waschen vor dem Schlafen gehen verzichtet da wir uns durch den Kontakt mit dem Wasser nicht unbedingt sauberer Gefühlt hätten. Der Besitzer des Hauses hat uns am nächsten Morgen mit dem Boot sein Kompong Luang gezeigt.
Auf dem Rückweg kam uns die Schule entgegen welche gerade an ein anderes Ort gezogen wurde. 3 bis 4 mal im Jahr passiert dies übrigens mit dem ganzen Dorf um den Standort dem neuen Wasserstand anzupassen.
Dafür wird einfach das ganze Haus an das Boot gekettet und an den neuen Platz gezogen.
Der Besuch in diesem schwimmenden Dorf war eine eindrückliche Erfahrung und zeigte uns, wie anpassungfähig Menschen sein können, oder sein müssen.
Über Battambang wo wir einen gemeinnützigen Zirkus besucht haben sind wir nach Siem Reap, oder dem Ausgangspunkt für Angkor Wat besuche gereist. Hier hat die Regenzeit das erste mal so richtig zugeschlagen und wir mussten unser Watbesuch um drei Tage verschieben. Um ehrlich zu sein, kam uns diese Pause gar nicht so ungelegen, denn wir brauchen nach fast einem Jahr unterwegs viel öfters kleine Reisepausen als zu Beginn unseres Trips. Wir gönten uns eine Massage und absolvierten einen Kochkurs. Der begann natürlich auf dem Markt, was immer wieder eine Herausforderung ist, besonders für einen Teil unserer Reisegruppe. Dazu kommt noch, dass es sehr viele Menschen hat und die Ausweichmöglichkeiten in den sehr engen Gassen eher beschränkt sind. Mit einem Rucksack kann es dann schon mal vorkommen, dass man einen Schweinekopf auf den Boden wirft. Hmmm, diese Blicke waren doch sehr unangenehm, nix wie weg hier. Nur das Schwein schaute auch am Boden äusserst zufrieden dem regen treiben zu. Das Kochen machte uns riesigen Spass und voller stolz genossen wir zum Schluss unsere Speisen. Am nächsten Tag ging es zu Kambodschas "must do", den Tempeln von Angkor. In dem, zwischen dem 8. und dem 13 Jahrhundert erbauten, Tempelkomplex befinden sich 1000 kleinere und grössere Tempel unteranderem das grösste Religöse Bauwerk der Welt, Angkor Wat. Besichtigt haben wir den riesigen Tempelkomplex übrigends mit dem Fahrrad. Treue Leser unserer Berichte wissen jetzt was kommt. Ja genau die Sache mit den schlaffen Schläuchen. Der Knall mit dem sich einer unserer Vorderreifen verabschiedete war so laut, dass um uns herum alle Tuktukpiloten fast aus ihren Fahrzeugen sprangen. Wir wollten ja etwas Geld sparen und haben uns darum mit dem Rad durch die heissen und staubigen Tempelwelten gequält. Da es keine Möglichkeit gab den Reifen zu flicken mussten wir wohl oder übel ein Tuktuk nach Hause nehmen. Dies war verständlicherweise recht teuer, mussten wir doch beide Fahrräder aufladen und hatten angesichts unserer Situation, eine etwas schlechte Verhandlungsbasis so weit draussen und ohne alternativen. Die Tempel sind riesig und gerade der überwachsene Ta Phrom wunderschön und doch hat uns Bagan in Myanmar etwas besser gefallen. Vielleicht aber auch nur weil sich dort die Touristenmassen etwas besser verteilen. Wir wollen gar nicht wissen wie es hier in der Hauptsaison aussieht. Appropo Myanmar: Kambodscha lässt sich ja betreffend Standart in etwa mit Myanmar vergleichen und genau an diesem Vergleich lässt sich erkennen, dass Tourismus nicht immer was gutes ist. Wir sind etwas erschrocken darüber, wie hier von den Einheimischen viel mehr die Verbindung von Tourist gleich Geld gleich gib mir was davon ab, bezogen wird als in Myanmar.
Gerade in Angor Wat hat das endlose "Oonly one Dolaaar" vieler Kinder fast schon ein bisschen genervt.
Klar war es nicht einfach die traurig dreinschauenden Kinder mit leeren Händen dastehen zu lassen. In vielen Reisebüchern und Berichten steht aber, man solle den Kinder kein Geld geben, da Eltern den Kindern die Schule verweigern damit sie Zeit für das lukrative Betteln haben.Diese Wahrnungen kamen anscheinend auch den Einheimischen zu Ohren und so wurde dem "Oonly one Dolaaaar"oft noch ein "and i go to school" angehängt. Wir wollen da aber nicht aus naiven überlegungen Myanmar in den Himmel loben, denn auch dort wird es, durch den stark wachsenden Tourismus, nur eine Frage der Zeit sein bis diese Problematik ebenfalls auftaucht.
Auf reisen sein wirft immer mal wieder neue Fragen auf die nicht so einfach zu beantworten sind. Fragen wie: Warum haben asiatische Katzen alle verkrüppelte Schwänze?, warum tragen Frauen in Kambodscha auch tagsüber Schlafanzüge?, warum haben viele Männer lange Fingernägel?, warum zahlt man an gewissen Sehenswürdigkeiten für die Kamera zusätzlich, Fotohandys sind aber gratis?, woher wissen die Einheimischen immer die genauen Abfahrtszeiten der Busse und wir warten bereits seit Stunden auf dem Busbahnhof?, Wenn es auf der Nordhalbkugel Vollmond ist, gilt dies auch für die Südhalbkugel?, warum fallen schlafende Kinder nicht vom Motorroller ?, warum haben sie in Südostasien zwar Kühe aber keinen Käse?, warum kosten Zweibettzimmer mehr als ein Doppelzimmer?, wo findet man das Southern Cross?, warum gibt es bei Busklimaanlagen nur ein "viel zu heiss" oder "eisig kalt" und kein "angeneh kühl"?, warum wird man gefragt was man Frühstücken will obwohl sie eh nur Pancakes haben?, wie kleben Geckos an der Decke und tun sich nicht weh, wenn sie runterfallen?, warum schreien asiatische Babys nie?, warum gewöhnt man sich an fast alles ausser an den Gechmack von Koriander?, warum sind in Asien die Kissen oft mehr hoch als breit?, warum gibt es in der Schweiz eigendlich eine MFK Kontrolle?, oder warum liegen Geschäfte mit gleichen Produkten oder Dienstleistungen immer so nahe beieinander?, Letzteres ist wirklich etwas, dass auffällt in Asien. Da gibt es in der ganzen Stadt nirgends eine Pizzeria und dann in einer Strasse fünf. Oder man sucht ewig eine Wäscherei und plötzlich hat man die Qual der Wahl. So verhält es sich auch mit Friseuren, Geldautomaten oder Apotheken. Teilweise bieten in ganzen Dörfern zig Stände die gleiche Frucht an.Vielleicht steckt da der gleiche Grund dahinter, weshalb auch alle Bussbahnhöfe immer weit ausserhalb der Städte liegen. Um den eifrigen Soldaten der Tuktuk Armee ein Einkommen zu sichern. Den vielleicht hat man ja Glück und lebt an der Friseurenstrasse braucht aber ein Tuk Tuk zum Apothekerweg, oder man wohnt bei den Garküchen hat aber Lust auf Pizza.
Appropos Essen kommt mir noch was in den Sinn. In Indonesien verwendet man den gleichen Begriff für Milch und Brust. Jedesmal wen man also im Restaurant etwas mit Milch bestellt, ist es äusserst spannend was als nächstes passiert..
Jetzt aber zurück zu unserer Reise. Über Kompong Cham sind wir weiter bis nach Krabie, wo man im Mekong die seltenen Irrawadydelphine sehen kann. Die seltenen Kerle sind die einzigen Süsswasserdelphine der Welt und dazu sehr schwer zu fotografieren. Auf einem Foto in der Galerie sieht man umgeben von viel Wasser etwas Schwarzes aus dem Wasser ragen, unten dran wäre einer dieser Delphine. Von Kratie ging auf direktem Weg über den Schlaglochhighway 2 an die Laotische Grenze. Die Strasse da hoch sah aus als hätten direkt unter der Strasse zwei Kontinentalplatten einen aufreibenden Positionskampf abgehalten und denoch kamen wir heil an. Wieviel man für das Visum bezahlen muss konnte uns im Vorfeld niemand genau sagen. Die einzige Antwort war immer: kommt drauf an! Und das stimmte wirklich! Nicht aber nur auf die Nationalität der man angehöhrt sondern auch auf die Laune des Beamten, die Uhrzeit, die Anzahl der Seitenumschlagsbewegungen bis zur nächsten leeren Seite im Pass und die Menge an Stempel die es benötigt. Insgesammt kamen wir auf 38 Dollar pro Person. 5 Dollar mehr als die Deutschen aber auch 5 Dollar weniger als die Israelis. Schweizer sind mit Japanern und Luxenburgern übrigens die einzigen welche kostenlos für 15 Tage einreisen dürften. Dafür Zahlen die einfach für 30 Tage 5 Dollar mehr als alle anderen. Das hat unsere Regierung ja wieder super hingekriegt. Die Stempelgebühr war übrigens 2 Dollar was, verglichen mit der Fachhochschule St,Gallen (Stempelgebür 5 Franken), fast schon ein Schnäppchen ist.

Ach ja gestalkt wurden wir auch noch. Seit Batambang folgt uns eine deutsche Familie von Ort zu Ort (oder je nach Betrachtungsweise wir ihnen). An Julia, Patrick und Elijahs: Es war echt schön mit euch und wir werden euch vermissen, haben aber irgendwie das Gefühl euch eh bald wieder zu sehen! An den kleinen: Vielen Dank dass du unser Freund bist!!! Und an die beiden grossen: vielen Dank nochmals für eure Gesellschaft und die lustigen, Hopfensaft vernichtenden, Abende!

Wir wünschen allen zu Hause eine gute Zeit und melden uns bald wieder aus Laos

Ps. Im Gästebuch befindet sich noch eine kleine Ergänzung zur Geschichte über den Superbäckpäcker Julian.

Liäbä Gruess vo dä D'Domis

Sumatra

Über brennenden Müll, alte Busse und kleine Türen

Wie ja bereits mehrmals geschrieben sind wir keine grossen Stadtmenschen und so war es für uns keine wirkliche Option die verbleibenden 2 Wochen in oder um Jakarta zu verbringen. Das schöne an so einer langen Reise ist aber, dass man genau dies nicht muss, sondern spontan nach alternativen suchen kann. So sind zwischen, wohin sollen wir? und der Landung in Sumatras grössten Stadt Medan gerade mal 2 Tage vergangen.

Wir haben von mehreren Leuten gehört das das Reisen auf Sumatra viel Zeit in Anspruch nimmt und darum haben wir nur zwei Ziele für unsere Sumatra Stippvisite vorgenommen. Rückblickend war das genau die richtige Entscheidung, da gar nicht mehr machbar war.

In Sumatra gibt es wie in Borneo die Möglichkeit Orang Utans zu sehen. Da wir in Malaysia unsere orangen Cousins "nur" in Halbgefangenschaft gesehen haben, wollten wir diesmal versuchen, sie in der Wildnis zu finden. Dafür mussten wir von Medan über Berastagi bis weit in den Dschungel der Provinz Aceh fahren.

Wie in ganz Südostasien ist auch auf Sumatra der Bus das gängigste Reisemittel aber was hier, unter den Begriff Bus fallend, rümfährt würde jeden schweizer MFK Kontrolleur in eine tiefe Sinnkrise stürzen.

Den in Aceh liegenden Teil des Gunung Leuser Nationalpark können Touristen erst seit etwa 10 Jahren besuchen da dieses Gebiet lange ein Rückzugsort der Unabhängikeitsrebellen der GAM galt. Da wir euch nicht mit langen geschichtlichen Exkursen langweilen wollen, nur eine kurze Zusammenfassung was in dieser Region in den letzten hundert Jahren geschah.

Lange war Aceh ein eigenständiges Sultanat bis es erst von den Niederländischen Kolonialmacht und nach dem 2. Weltkrieg durch die indonesischen Zentralregierung unter Präsident Suhartho unterdrückt wurde. Immer wieder kam es in den folgenden Jahrzehnten zu Auseinandersetzungen mit der indonesischen Armee. Hasan Muhammad di Tiro, der eigentliche Tronfolger des Sultans, begann im Jahr 1976 mit dem Aufbau der Guerillabewegung Gerakan Aceh Merdeka, um so die regionale Unabhängigkeit zu erzwingen. Zwischen 1990 und 1998 war die Provinz inoffiziell militärisches Operationsgebiet („Daerah Operasi Militer“, DOM), wo die Armee relativ freie Hand hatte gegen diese Separatisten vorzugehen. Mehrere tausend Zivilisten, darunter viele Kinder und alte Menschen, wurden ums Leben gebracht. Willkürliche Verhaftungen, „Verschwindenlassen“ und Folter waren an der Tagesordnung. 

An die internationale Öffentlichkeit rückte der Bürgerkrieg erst, als im Dezember 2004 der Tsunami die Landschaft verwüstete und mindestens 160000 Todesopfer forderte. Im Zuge dieser Entwicklung und auf Druck der internationalen Unterstützer beim Wiederaufbau wurden erneut Friedensverhandlungen aufgenommen. Am 15. August 2005 unterzeichneten Vertreter der Regierung und die Bewegung Freies Aceh (GAM) in Helsinki ein Friedensabkommen welches unteranderem auch von der Schweiz überwacht wird.

Mit zwei Guides sind wir von dem kleinen Dörfchen Ketambe aus, gleich für drei Tage in den Dschungel, da erstens die Wahrscheinlichkeit einen Waldmenschen zu sehen im Wald einfach höher ist und zweitens die Matratze in unserer Unterkunft in Sachen Krabeltier pro cm2 ohnehin dem Dschungelboden erschreckend nahe kam. Es waren sehr entspannte Tage mit vielen Tieren, gutem Essen, Baden in heissen Quellen, und gemütlichem Zusammensitzen am, für Indonesien so typischen, Müllfeuer.

Ach ja! Indonesische Rätselspiele mussten wir auch noch lösen. Als wir die, für den Geschmack unserer Guides, etwas zu schnell gelöst hatten haben die zwei angefangen weitere Knobelaufgaben zu erfinden. Diese waren für unsere europäischen Gehirne nicht mehr ganz so logisch haben aber haben auf der asiatischen Gegenseite für lautes Gelächter gesorgt. Zum Ganzen muss noch gesagt werden dass der Verlauf des Abend stark unter dem Einfluss eines komisch riechenden Krautes stand welches wir andauernd rauchen mussten.

Wir geben uns ja immer Mühe mindestens die wichtigsten Wörter in der jeweiligen Landessprache zu beherschen. Hier haben wir aber gemerkt, dass dies einem in Indonesien nicht mal so viel bringt. Den Indonesisch ist nur für etwa 20 Millionen die eigentliche Muttersprache. Die anderen 220 Millionen sprechen eine der über 250 Sprachen welche es in diesem Land gibt.

Auch auf dem Weg an den Toba See haben wir wieder in Berastagi haltgemacht Dies nicht nur um die Reise zu verkürzen, sondern auch um nochmals im gleichen Guesthouse essen zu können.

Dieses Restaurant hatte eine unglaubliche Auswahl an Gerichten. Das wirklich erstaunliche war aber, dass alles äusserst lecker war und die Bestellung ohne das sonst übliche: Oh Sorry! No hab today, vonstatten ging.

Um nochmals zum langsamen Reisetempo zurückzukommen. Für die 160 km von Ketambe nach Berastagi haben wir geschlagene 9 Stunden gebraucht. Dies zusammengepfärcht mit 10 Einheimischen in einem Bus der grösse unseres Campervan in Australien.

Eigentlich wären es nur etwa 3 Stunden, wenn folgende Umstände gegeben sind: Der Fahrer muss nicht für ein Gebet kurz in eine Moschee, die Strasse besteht nicht für mehrere Kilometer aus einem einzigen Schlagloch, es wird nicht in jedem Dörfchen angehalten um Personen, Pakete, Tiere, Reifen oder Geld zu tauschen, die Strassen sind nicht völlig verstopft (wird übrigens nie passieren), es wird nicht angehalten um in einem Partnerrestaurant zu Essen, der Fahrer muss nicht Anhalten um irgendwo eine Dusche zu nehmen, der Bus hat keine technischen Probleme und es gibt keinen Halt weil irgend ein Dorfpolizist unbedingt mal Schweizer Pässe sehen will.

Das nächste Ziel war die Insel Samosir welche mitten im Tobasee südeestlich von Medan liegt.

Der Tobasee liegt in einem vulkanisch-tektonischen Kesseleinbruch, 77 km südlich der Provinzhauptstadt Medan. Das Niveau des Sees liegt auf 900 müM und ist mit einer grösse von 1770 km2 der größte Kratersee der Erde. 

Entstanden ist der Tobasees durch die Eruption des SupervulkansToba vor 73.900 Jahren. Man geht davon aus, dass es sich um den größten Vulkanausbruch der vergangenen zwei Millionen Jahre gehandelt hat. Vulkanische Asche des Ausbruchs findet man im gesamten Indischen Ozean und in weiten Teilen Indiens. Schätzungen zufolge wurden 2800 Kubikkilometer vulkanischen Materials bis in 80 km Höhe geschleudert und verteilten sich in der Atmosphäre. Darauf folgte eine Abkühlung des Weltklimas, ein so genannter vulkanischer Winter.

Leider gibt es in der Bildergalerie keine Fotos von dem See da zur Zeit unseres Aufenthaltes riesige Waldgebiete in Flammen standen und der Rauch die ganze Region in dicken Smog hüllten. Uns wurde gesagt, dass man nicht genau wisse warum immer wieder riesige Waldflächen in Flammen stehen. Komischerweise stehe aber einige Jahre später genau da eine Palmölplantage.

Am See angekommen, sind wir auf die kleine Insel Samosir gefahren und haben im Dörfchen Tuk Tuk die Seele baumeln lassen.

Gewohnt haben wir für die fünf Tage in einem traditionellen Batakhaus welches leider für einen Teil unserer Reisegruppe etwas zu kleine Türen hatte. Dies in Verbindung mit Ihrer vererbten Tendenz den Kopf an irgendwas anzuschlagen führte zu einer riesigen Beule. Für den St.Gallerischen Teil der Reisegruppe ist dies sehr erstaunlich, weil man ja davon ausgehen könnte, dass jemand aus unserem Nachbarkanton mit einer niedrigen Bauweise umgehen kann.

Die Batak sind übrigens die ürsprünglichen Bewohner dieser Region.

Sie pflegten eine kriegerische Kultur mit vielen Kämpfen zwischen den einzelnen Dörfern. Sie praktizierten Pupuk, eine Art schwarze Magie, welche auch Kopfjägerei und rituellen Kannibalismus beinhaltete. Die Opfer wurden mit Chilli und Knoblauch eingerieben und dann zum Tode durch Essen verurteilt. Belegt ist auch die rituelle Einnahme von halluzinogener Pilze. Heute sind sie bedeutend friedlicher gestimmt, haben das Schwert gegen die Gitarre getauscht und gelten als die musikaliste Volksgruppe Indonesiens. Behalten haben sie anscheinend den hang zu den kleinen magischen Pilzen. Dadurch lässt sich auch erklären, warum hier an jedem dritten Haus, grosse bunte Tafeln für frische Zauberpilze warben. Dies ist umso erstaunlicher, da Indonesien eines der schärfsten Antidrogengesetze der Welt hat.

Wen man also von seinem Nachtessen keine bewusstseinserweiternde Wirkung erwartet, sollte man hier von Gerichten mit dem Zusatz Magic, Special oder Happy besser die Finger lassen.

Noch kurz was anderes zum Thema essen. Wir haben in Indonesien den heimlichen König der Süssspeisen endteckt. Martabak Manis ein indonesischer Riesenpfannkuchen gefüllt mit Schokolade, Haselnüssen, Kondensmilch und einer wirklich königlichen Menge an Butter. Ein himmlischer Genuss, auch wenn die Kalorienzahl sicherlich sechstellig ist und jeden Weightwatcher Punkterechner überfordern würde.

Nach dem Tobasee war unser Sumatrakurzbesuch bereits wieder zu Ende und wir mussten nach Medan zurück um von da wieder nach Jakarta zu fliegen. Wer die Karte von Südostasien im Kopf hatt merkt das dies ein Fussabdruckvergrösserder Umweg ist. Es war aber leider nicht anderst möglich da die Indonesischen Behörden offiziell bei der Einreise einen Ausreiseflug sehen wollen und wir so diesen Flug bereits vor zwei Monaten gebucht hatten. Vorweisen mussten wir diesen, von vielen Ländern geforderte Ausreiseflug noch nie

Wir melden uns bald wieder aus Kambodscha und wünschen euch bis dahin eine gute Zeit

Ganz liebe grüsse von uns zwei

Bali Lombok Java

Über gute Menschen, schwere Lasten und volle Boote.

Lange war nicht sicher, ob wir überhaupt nach Bali reisen können , da Gunung Raung mit seiner Asche den Piloten über Denpasar seit Wochen etwas die Weitsicht klaute. An unserem Flugtag klarte der Himmel über Bali zwar auf jedoch war unser Flugzeug erst nicht da und dann defekt. So liegt nun der Flughafen Brisbane mit 10 Stunden Wartezeit auf Platz zwei unserer Wartezeitrangliste.
Nach einer Nacht in Bali durften wir endlich Mama/Regi, Silvi, Lio und Roger in die Arme schliessen welche uns die nächsten 2 Wochen auf unserer Reise begleiteten.
Mit ihnen im Gepäck einen für uns ungewohnten Luxus und ein lang lang ersehntes Käsefondue
Es war schön sie bei uns zu haben auch wenn es für uns eine recht grosse Umstellung war nach neun Monaten in einer zweier Reisegruppe plötzlich auf sechs Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen. Trotzdem haben wir die Zeit sehr genossen und möchten uns nochmals bei euch bedanken, dass ihr diesen langen Weg auf euch genommen habt, um uns Gesellschaft zu leisten. Auch einen Dank an den tapferen Heimatwächter der für diese Zeit auf alle seiner Liebsten verzichtet hat.
Zu sechst sind wir von Sanur über Ubud, den Gili Islands nach Kuta Lombok gereist und haben in Hotels übernachtet in denen bereits das Badezimmer grösser war als die Zimmer an die wir uns gewöhnt waren. Es waren für uns entspannte Tage so ganz ohne das Planen von Reiserouten, der Suche nach Unterkünften, dem Vergleichen von Preisen und das Ganze umgeben von geliebten Menschen.
Bei ihrem Abflug nach zwei Wochen sass unser nächste Gastreisende bereits im Flugzeug
Den Tag zwischen ihrer Abreise und Valérie's Ankunft haben wir für die Verlängerung unseres Visums genutzt.
Es gab da die Möglichkeit dreimal ins 2 Stunden entfernte Mataram zu fahren, oder die Hilfe eines Einheimischen anzunehmen, welcher die ersten zwei Termine für uns übernahm.
Es wiederspricht ja eigentlich jeglichem Sicherheitsdenken einem wildfremden Mann seine Pässe in die Hand zu drücken und zu hoffen, dass er drei Tage später am anderen Ende der Insel vor dem Imigrationsbüro erscheint.
Er war da!! Und als nach drei Stunden warten das System endlich unsere Fingerabdrücke nach Jakarta schicken wollte hatten wir die offizielle Berechtigung weitere 30 Tage in Indonesien zu bleiben.
Solche Dinge klingen vielleicht etwas mutig , oder gar verantwortungslos, doch lernt man auf solch einer Reise Vertauen in die Fremde und ihre Menschen zu haben. Ein Grundvertrauen in die Menschheit ohne das man reisetechnisch fast nicht handlungsfähig wäre. 99 Prozent der Menschen sind gut, ganz egal wo auf der Welt. Manchmal verschlossen oder aufdringlich, manchmal gereizt und schlecht gelaunt, oft schliztohrig und gewiefft aber nur ganz selten kriminell
Klar muss man eine gewisse Vorsicht walten lassen und klar besteht immer das Risiko einem Angehörigen des einen Prozents über den Weg zu laufen. Eine Gefahr welche jedoch nicht nur im Ausland besteht. Auch in der Schweiz trifft man in dunklen Ecken, verlassenen Gassen, in Wohnquartieren oder Büros auf diese Spezies, ja sogar in den Teppichetagen unzähliger Banken und Konzere soll es sie geben. Unterdessen war Valérie angekommen und wir konnten unsere Reise zu dritt weiterführen.
Nach drei Tagen intensivem auskurieren des Jetlags war auch das neuste Mitglied unsere Reisegruppe bereit für neue Abenteuer und wir haben von Lombok nach Bali übergesetzt.
Überraschenderweise war ein Auto zu mieten die günstigste Möglichkeit fünf Tage durch die Insel zu fahren. Mit einem eigenen Fahrzeug war es uns möglich auch nicht so touristische Orte zu entdecken. Bali ist im Vergleich zum restlichen Indonesien doch recht touristisch, was sich, neben der Menge an Touristen, auch im Preis für Essen, Unterkunft und Transport niederschlägt. Von Padangbai sind wir einmal quer durch die Insel bis zur Hafenstadt Gilimanuk gefahren, wo wir das Auto abgestellt haben und mit der Fähre nach Banyuwangy auf Java gefahren sind.
Das fahren auf Balis, sagen wir mal Strassen, war das pure Gegenteil zu den breiten, kurvenlosen Strassen und den rücksichtsvollen Automobilisten Australiens.
Ganz nach dem Motto: Warum ausweichen, denn da wo kein Seitenspiegel mehr ist kann auch keiner abgefahren werden. Wie meistens wenn wir mit einem eigenen Fahrzeug unterwegs sind, kamen wir auch diesmal nicht ohne einen platten Reifen davon. Während unserer Reisezeit sind nun bereits 11 schlaffe Schläuche bei unterschiedlichen Fahrzeugen zusammengekommen. Da im Mietvertrag stand das jegliche Schäden vom Mieter bezahlt werden müssen, (aus diesem Grund war sehrwahrscheinlich auch kein Werkzeug vorhanden) mussten wir etwas improvisieren.
Glücklicherweise war das Auto ein brandneuer Geländewagen welcher hinten unter einer Plastikverschalung einen Ersatzreifen hatte. Einen Wagenheber zu organisieren war recht einfach da bei diesen Strassenverhältnisen und dem durchschnittlichen Alter der Fahrzeuge, dieser, neben Steuerrad und Bremse wohl das meistgebrauchte Teil an einem Auto ist. Wir haben dann den Reifen ausgetauscht, den kaputten schön unter der Plasikverschalung versteckt und hoffen nun das wir bei der Ausreise aus Indonesien nicht noch nachträglich zur Kasse gebeten werden.
Noch was zum Unterschied zwischen Indonesien und Australien. Indonesien ist mit fast 300 Millionen Einwohnern, bezogen auf die Einwohnerzahl, die Nummer vier der Welt. Allein in der Hauptstatt Jakarta leben 10.5 Millionen Leute.Dazu kommt, dass Inseln wie Kalimantan oder Papua nur sehr dünn besiedelt sind, was bedeutet das der Rest umsomehr aus allen Nähten Platzt. Java ist mit 143 Millionen Einwohnern sprich 1027/km2 die dichtbesiedelste Insel der Welt. Zum Vergleich, in der Schweiz sind es 185 und in Australien gar nur 2 Einwohner pro km2.
Von Banyuwangy sind wir am nächsten Tag, der gerade mal eine Stunde alt war, zum Fuss des Gunung Ijen gefahren. Der Vulkan liegt im Ijen Plateau, dass einen Durchmesser von 75 km hat und neben dem Ijen auch den rauchenden und stetig grollenden Gunung Raung beheimatet. Vom Fuss des Berges sind es drei Kilometer auf den Kraterrand von wo man 300 Meter zum türkisfarbenen Kratersee hinuntersteigen kann. Das Gewässer weist einen PH Wert von 0.2 auf und wird von Wissenschaftlern als grösstes Säurefass der Welt bezeichnet. Im Jahre 1968 fand dort die offizielle Eröffnung einer Schwefelmine statt. Seither fördern Arbeiter aus der lokalen Bevölkerung hier unter widrigsten Bedingungen Schwefel zu Tage. Wie sich später noch herausstellen soll, eine Arbeit die nicht nur gefährlich sondern geradezu lebensfeindlich ist. Offiziell ist es deshalb auch verboten dort hinab zu steigen, aber weil es Indonesien ist, kann man es eben doch tun – auf eigene Gefahr.
Am Anfang des Aufstiegs wurden wir von einem dieser Schwefelträger begleitet. Etwa nach halbem Weg wurde im unser Tempo aber etwas zu gemächlich und er verschwand wie eine Feder in profillosen Gummistiefeln in der Dunkelheit
Auf dem Kraterrand wollten Einheimische den ankommenden Touristen Gasmasken vermieten. Nee! dachten wir uns, mit dem Gestank nach verfaulten Eiern kommen wir zurecht. Dies dachten wir auch noch nachdem wir etwa die Hälfte des steilen und dunklen Abstiegs hinter uns gebracht haben. Und dann traff es uns blitzartig und in unverhoffter Härte. Denn “bissig” ist nicht mal ansatzweise ein Ausdruck dafür, was da plötzlich aus dem Nichts heraus emporstieg und uns völlig umhüllte. Eine dichte Schwefelwolke riss uns direkt die Luft weg. Es ist unbeschreiblich wie scharf und jäh dieser Giftqualm in Nase und Lungen steigt. Panikartig schnappten wir nach der nichtvorhandenen Luft. Unten am See tragen die Soldaten des Schwefels nur mit einem Tuch um die Nase den verfestigten Schwefel ab und schleppen die mit bis zu 90kg beladenen Körbe die steile Kraterwand hoch. Bei uns wechselten sich Freude, Erstaunen und Panik ständig ab. 
Ich habe mir das mit dem Schwefel erklären lassen. Der Gehalt an dem Element mit Kürzel "S" in den Dämpfen ist derart hoch, dass es sich lohnt den Dampf abzukühlen und den Schwefel zur Resublimation, also Verfestigung, zu bewegen. An den Enden der Abkühlungsrohre können an ergiebigen Tagen die Schwefelbänke in den Morgenstunden bis zu 8 Meter an Dicke messen. An Freunde mit einschlägigem Fachwissen, das Gästebuch steht offen für allfällige Korrekturen.
Beim Abstieg begleiteten uns einige der Porter, deren transportierte Schwefelladung mit 700 Rupien je Kilogramm belohnt wird. Aktuell entspricht dies 5 Rappen, was pro Ladung 4 Franken, und bei 2 Ladungen am Tag 8 Franken macht. Wenig Geld für einen Job der eigentlich den Tod in Raten bedeutet und dessen finale Frucht ein z.B. achtlos angezündetes Streichholz ist. 
Der Aufstieg, die Schwefeldämpfe und die Aussicht machten diesen Tag zu einem dreifach atemberaubenden Erlebnis. 
Der Fahrer welcher uns zum Ijen gefahren hatte fuhr uns am nächsten Tag zu einem unschlagbaren Preis gleich nach Cemoro Lawang in der Nähe des Gunung Bromo.
Mohamed, alias Mister Mad, alias The Transporter war ein echt lustiger und angenehmer Artgenosse. Daran hat auch seine Vorliebe für James Blunt nichts geändert. Obwohl unsere Playlist für 7 Stunden im Auto etwas anderst ausgesehen hätte. In Cemoro Lawang nahmen wir Abschied von Mister Mad oder wie James Blunt sagen würde: Goodbye my lover, Goodbye my friend.
Wir haben ihn, seine Preise und seine Fahrweise in den kommenden Wochen noch oft vermisst. 
Mit den Worten Sonnenaufgang auf einem Vulkan verbindet man ja eigentlich Ruhe, Natur und ein bedächtiges Beobachten eines Naturschauspiels. Genau diese Stimmung lässt sich vielleicht hervorrufen wenn man die Fotos betrachtet. Doch solche Fotos gelangen nur, wenn man zuvorderst stand, sich im Anatomischen Grenzbereich bewegend, verbog und gleichzeitig hunderten wildgewordenen Selfiesticks auswich. Hätte man nämlich nach hinten Fotografiert wären da hunderte, vorallem einheimische, Touristen auf dem Bild welche versuchten einen der vorderen Plätze zu ergattern.
Wer schon einmal in Asien war der weiss wie nervig Asiaten sein können, wenn sie erst einmal in Ekstase geraten. Die Aussicht nach vorne war aber wunderschön.
Noch kurz zu den Selfiesticks: Wir hassen, hassen, hassen diese Dinger.
Etwas entäuscht sind wir zuerst mit dem Bus nach Probbolingo und dann mit dem Zug nach Yogyakarta gefahren. Yogyakarta ist eine typische asiatische Stadt und eines der bekanntesten Touristenziele Indonesiens
Yogya, wie die Einheimischen ihre Stadt kurz nennen, hat als Sultanat einen Sonderstatus in Indonesien. 1950 erklärte der Sultan sein Herrschaftsgebiet als ein Teil des Staates Indonesien. Yogya war vorher einmal kurzzeitig Hauptstadt von Indonesien und noch früher ein selbständiges kleines Reich. Der Sultan ist immernoch das regierende Oberhaupt der Provinz Yogyakarta. Bemerkenswert ist, dass der Sultan kein Muslim ist, sondern zu den balinesischen Hindus gehört, einer kleiner Gruppe der Bevölkerung neben hauptsächlich Muslimen und den Christen, die ebenfalls eine Minderheit darstellen. 
25 km westlich von Yogya liegt die Tempelanlage Borobudur. Das Unesco Weltkulturerbe wurde um das Jahr 800 von den damaligen budistischen Herschern erbaut. Der Tempel wurde 970 von der Asche des Gunung Merapi vollständig zugedeckt und geriet darum fast 1000 Jahre in Vergessenheit. Der Tempel ist zwar impossant und schön restauriert aber mit Bagan in Erinnerung und Ancor Wat in Erwartung sind die 30 Dollar Eintrittspreis nicht gerechtfertig.
Von Jepara an der Nordküste Javas wollten wir dann auf die Inselgruppe Karimunjawa übersetzen. Karimunjawa heisst übersetzt Gott des Meeres und genau diese Gottheit hat dafür gesorgt, dass seit einer Woche keine Boote mehr auf die Inselgruppe fahren konnten. Wir haben dann zwar das erste Boot nach dieser Woche erwischt aber die zweistündige Überfahrt war ein Höllenritt. Die Inselgruppe liegt 40 km vor Jawas Küste und besteht aus 27 Inseln von denen 24 als Nationalpark geschützt sind. 
Eigentlich war das Boot ja ausgebucht. Eigentlich!Wir sind Grundsätzlich ja gegen Korruption doch wen sie schon da ist warum nicht davon gebrauch machen.
Denn ausgebucht heisst in Indonesien nur keinen Platz mehr für all die welche den normalen Preis bezahlen. Oder ganz nach der blatterschen Lehre: alles ausgebucht, ausser man F indet I rgendwo F inanzielle A rgumente
Wir fanden irgendwo in unseren Rücksäcken genau solche Argumente und wurden sozusagen aufs Boot geschmuggelt.
Es waren nur 4 Tage auf den Inseln geplant wir sind dann aber mehr als eine Woche hängengeblieben. Es war einfach zu schön und die Familie bei der wir untergekommen sind einfach zu herzlich um nach vier Tagen bereits wieder abzureisen. Von unserem Bungalow aus haben wir draussen im Ozean eine kleine Insel gesehen und irgendjemand von unserer Reisegruppe hatte plötzlich die Idee man könnte da ja eine Nacht verbringen. Nach kurzer Überzeugungsarbeit hatte dieser jemand auch dem Rest der Gruppe diese Idee schmackhaft gemacht. Der Familie hatte es zwar nicht ganz eingeleuchtet warum wir dies machen wollten, so ohne den für uns ja erschwinglichen Luxus, haben uns aber alles organisiert. Bewaffnet mit unserem Moskitonetz, einigen Holzstangen und vorgekochtem Essen sind wir auf die Insel getukert und haben da direkt am Strand die Nacht verbracht.
Da uns niemand sagen konnte ob und wann das nächste Boot nach Jepara ablegen wird haben wir einen Flug nach Surabaya gebucht. Wir wollten kein Risiko eingehen auf der Insel festzusitzen da Valä 5 Tage später ihren Flug nicht verpassen wollte.
Der Flug war nicht viel teurer als das Boot und auch die Gefahr von hohen Wellen bedeutend geringer. Als wir das Flugzeug gesehen haben waren wir uns aber nicht mehr so sicher.
Der letzte Stop unserer Reise mit Valä war Batu Karas ein kleines Fischerdorf an der Südküste. Über Air Bnb haben wir uns da ein kleines Haus mitten in Reisfeldern gemietet und drei Tage lang die Ruhe genossen. Der Fahrer welcher uns von Bajar an die Küste fuhr für kannte die Strecke mit geschlossenen Augen. Dies ist leider nicht im geringsten Sinnbildlich gemeint. Immer wieder sind ihm die Augen zugefallen und ich musste mich neben ihn setzen, um einerseit präsenz zu markieren und andererseits im Notfall eingreifen zu können. In Batu Karas haben wir auch gelernt, dass sechs Würfel und einige blöde Regeln in Verbindung mit einer Flasche Reiswein lustige Folgen haben kann. Aber dies ist eine andere Geschichte
Nach diesem Abstecher an Javas Westküste war es auch für Valä Zeit uns, in Richtung Schweiz, zu verlassen. Auch dir Valä möchten wir an dieser Stelle nochmals für die gemeinsame Zeit danken. Es hat echt Spass gemacht mit dir und falls du mal eine Pause vom Rumstudieren brauchst weisst du ja wo wir sind: Planet Erde, wenn du reinkommst links!! Wir wissen auch nicht so recht wieso alle unsere Besucher nach einem verlängerten Wochenende bereits wieder nach Hause wollen. Aber jedem das Seine denken wir uns da. Uns gefällt es echt gut da draussen in der weiten Welt und darum bleiben wir noch ein wenig.
Wir haben jetzt noch 2 Wochen Zeit bis zu unserem Flug nach Kambotscha und mussten uns endscheiden ob wir diese in Java verbringen oder noch irgendwo hinfliegen. Wir haben uns für Sumatra entschieden und machen uns da auf die Suche nach neuen Abenteuern.
Der Bericht dazu folgt in Kürze. Bis dahin eine gute Zeit und liebe Grüsse von uns zwei.

Darwin to Brisbane

Über dünne Kühe, blutige Egel und erschreckende Erkenntnisse

Der folgende Bericht fällt etwas kürzer aus als die vorhergegangenen da uns, im ersten Teil der Reise, das Wetter von grösseren Unternehmungen abhielt und wir, im zweiten Teil, vorallem mit dem Verkauf unseres Vans beschäftigt waren.
Als erstes haben wir aber eine Namensänderung zu verkünden.
Die uns über den Weg fahrenden Riesencampervans und Caravans trugen, um deren Grösse und exklusive Austattung zu untermalen, grosse Namen. Wir haben uns über die Namensgebung der Hersteller immer köstlich amusiert und haben um mitzuhalten zu können, unseren Van umgetauft. Für die letzten gemeinsamen Wochen trägt er den Namen: King of the Road Paul Manifique Castel Chateau Luxury Exlusive Regent Empirior Royal Winsor Horscht the Unicorn Paradise King.
Der kleine hat auch im letzten Teil der Reise immer mal wieder dafür gesorgt das wir uns mit einer, uns eigentlich unbekannten Materie, auseinandersetzen mussten. Es waren immer kleinere Probleme welche wir, meistens mit etwas Glück, selber beheben konnten. Mit Hilfe von Garagist Youtube haben wir dann sogar den Öl und Ölfilterwechsel hingekriegt.
Um von Darwin aus an die Ostküste zu gelangen mussten wir 800 km zurück durch den Outback bis zum Ort Three Ways fahren. Obwohl Ort etwas übertrieben ist. Wie so viele Punkte auf der Landkarte entlang des Stuart Highways ist auch dies nur eine etwas grössere Tankstelle. Von Three Ways sind es nochmals rund 1600 Kilometer bis an die Ostküste nahe Cairns. Um uns auf dieser langen Strecke zu orientieren haben wir den sogenannten Kuhkompass entwickelt. Man kann anhand der dicke des Braunviehs bestimmen wie weit man noch von der fruchtbaren Küstenregionen entfernt ist. Die Skala geht vom mumifizierten Trockenvieh über das magere Steak mit Beinen, bis zur fetten, wohlgenärten Küstenkuh.
Der Weg führt vorwiegend durch trockenen Outback und Savannenähnliche Landschaften. Es war uns bereits auf dem Weg nach Darwin aufgefallen wie schnell sich die Landschaft in Küstennähe verändert. Auf dieser Strecke war es aber noch extremer. Plötzlich befanden wir uns in den Atherton Tablelands und umgeben von Regenwald, Avocado und Bananenplantagen und Wasserfällen.
Der Nordosten von Australien ist eine Region welche neben dem Tourismus vorallem vom Zuckerrohr lebt. Die Lanschaft ist durchzogen von schmalspurigen Schienen der sogenannten Canetrains welche zum Abtransport der gehäxelten Zuckerrohre dienen. Australien ist hinter Brasilien und Indien der drittgrösste Zuckerproduzent der Welt. Jährlich werden fast 6 Millionen Tonnen Rohzucker produziert. In Australien sind die Zuckerrohrfelder und Zuckerfabriken aber nicht im Besitz von Grosskonzernen sondern werden von über 6000 Familien bewirtschaftet oder betrieben.

Von Cairns sind wir zuerst in den 80km nördlich gelegenen Daintree Nationalpark gefahren. Glaubt man den Touristenbroschüren, der älteste Regenwald der Welt. Komisch nur das wir bereits auf Borneo, auf der malaisischen Halbinsel und in Thailand im ältesten Regenwald der Welt waren.
Da haben wir uns auf die Suche nach den seltenen Cosowarys gemacht. Dabei handelt es sich nicht um Angehörige eines Balkanstaates sondern um einen straussenähnlichen Vogel mit einem Horn auf dem Kopf. Wir haben trotz langer Suche keinen zu Gesicht bekommen und behaupten sogar dass deren Aussterben aus touristischen Gründen einfach verschwiegen wird. 

Wie allen anderen Grossstädten und grösseren Kleinstädten haben wir auch Cairns nur einen kurzen Besuch erstattet. Ab dem Moment wo wir Cairns Richtung Süden verlassen haben hat sich das Wetter gegen uns gewendet. Bis runter nach Bundaberg oder fast 3 Wochen lang hat es jeden Tag mindestens einmal geregnet.

Bei Airley Beach wollten wir eigendlich auf die Whitsunday Islands, ein tropisches Inselparadies mit weissen Traumstränden. Es waren jedoch alles andere als sunny days und so hat uns sogar die Dame am Tourschalter, entgegen ihrer eigentlichen Aufgabe, von einer Überfahrt zu den Inseln abgeraten.. Den einerseits wird ein Strand bei Regen eines grossen Teils seines Reizes beraubt und andererseits würde die Überfahrt bei Wind von bis zu 40 Knoten eher zur Übelfahrt.

Von der Küstenstadt Mackay schlängelt sich eine lange uns steile Bergstrasse durch Regenwald hinauf zum Eungella Nationallpark. Da die 4 Zillinder von Paul keine Bergspezialisten sind und uns Tage zuvor die Temperaturanzeige ausgestiegen ist müssten wir nach Gehör fahren, dh. Stoppen wenns kocht!
Auf dem Rückweg am nächsten Tag wurden die Bremsen an ihre Belastungsgrenze gebracht. Gerade als wir unten angekommen waren, bemerkte Domi an meinem Fuss einen Blutegel, den ich natürlich sofort loswerden wollte. Wegen dem schwarzen Rauch aus allen vier Radkästen mussten wir aber sofort wieder starten um ein Brennen der Bremsen zu verhindern. Gleichermassen wie sich die Bremsen wieder abkühlten wurde der Blutsauger an meinem Fuss grösser.
3 Wochen später beim Mechaniker hat sich übrigens herausgestellt das eine der Bremsen wirklich gebrannt hat.

Ausserhalb von Rockhampton sind wir von den Besitzern der Farm auf der wir geschlafen haben zum Rugbyabend eingeladen worden. Es war grosse Derbynacht. State of Origin oder Queensland gegen NSW. Noch besser als das Spiel waren aber die Würste und vorallem der Rum. Es sei der beste Rum den man in Australien kriegen kann meinte unser Gastgeber. Auf meine Frage wie dieser Rum den heisse, meinte er mit einem Augenzwinckern, er habe ihm noch keinen Namen gegeben und man solle ja niemandem erzählen das es ihn gäbe. Da in der Gruppe sowol Anhänger der Blues, als auch der Maroons sassen, war die Stimmung annähernd so kampfbetont wie jene auf dem Spielfeld.

Etwas weiter südlich in Harvey Bay wollten wir Wale sehen. Leider war es in dieser Region alles andere als Hauptsaison und daran halten sich hier sogar die Wale. Darum gab es für uns keine Walfahrt da der Walbestand aus keinem einzigen Wal bestand. Wir hatten also keine andere Wahl als ohne Walerfolg wieder weiter zu fahren

Die letzten drei Wochen haben wir uns Zeit genommen unseren Van zu verkaufen. Wir wussten dass es nicht die obtimale Zeit ist einen Van loszuwerden da die grossen Backpackerströme erst im Frühling wieder zu fliessen beginnen. Fast 2 Wochen lang sind wir rund um Brisbane auf Verkaufstour gegangen. Es war ein emotionales Rauf und Runter und nicht ganz einfach. Doch dies ist hald einfach "a part of the game" wenn man diese Art zu Reisen wählt. Und solange ein Rauf und Runter mit einem Rauf aufhöhrt auch nur halb so schlimm.
Schlussendlich haben wir jemanden gefunden der sich auf das Abenteuer Paul-Horscht einlassen wollte.
Der Preis lag nur 200 Dollar unter unserem damaligen Kaufpreis. Mit allen Kosten für Reperaturen, Registrierungen und andere Anschaffungen kostete uns Paul 14.50 pro Tag was, wenn man es mit den bis zu 100 Dollar pro Tag für ein Mietfahrzeug vergleicht, gar nicht so schlecht ist. Klar könnte man mit einem Mietauto auch die letzten drei Wochen noch ohne den Verkaufsdruck geniessen und würde sich auch sonst einigen Ärger ersparen trotzdem würden wir es wieder so machen. Einerseits waren wir froh den Van losgeworden zu sein andererseits hätten wir ihn am liebsten verschifft um auch in der Schweiz einen 4-rädrigen Gefährten zu haben
Zusammen mit eben diesem Gefährten haben wir auch auf diesem Abschnitt unserer Reise durch Australien wieder einige ungewöhnlichen Übernachtungsplätze gefunden. So haben wir neben einem Reitstadion, im Garten eines Pubs, bei einer Hunderennbahn, in einer verlassenen Uranmienenstadt, am Rande eines Trainingsareals der australischen Armee und mitten in einer Känguruherde übernachtet

Man sagt ja immer das Reisen den Geist belebt und man sich gegenüber neuen Erkentnissen öffnet. Dies bedeutet aber nicht immer etwas gutes. 
Nachdem wir uns mehrfach über laute, rücksichtslose, 19 jährige Jungbackpacker aufgeregt haben schlich sich eine nicht mehr loszukriegende Erkenntnis in unsere Köpfe .Verdammt wir werden alt! Eine Erkenntnis mit doppelter Wirkung. Einerseits ärgerten uns die Situationen ansich und andererseits die Tatsache dass uns die Situationen ärgerten. Eigentlich liesse sich das Ganze ja rational erklären, befinden wir uns ja alterstechnisch gesehen näher bei dem, ruhe suchenden, 45 jährigen Familienvater, als bei dem reisenden Jungvolk. Und schon sind wir bei der nächsten erschreckenden Erkenntnis angelangt.

Für die letzten acht Tage haben wir uns bei Rebecca und Scott eingenistet, ein junges Paar welches in ihrem Haus nahe Brisbane über AirBnB ein Zimmer vermieten. Erstens ist es halb so teuer wie ein Zimmer in einem Backpacker und zweitens finden wir es immer schön etwas über das alltägliche Leben der Locals zu erfahren. Die beiden waren, wie die meisten Australier, ziemlich locker unterwegs und für acht Tage hatten wir eine Art zu Hause weg von zu Hause.

Australien war mit Neuseeland die gewünschte Abwechslung zur asiatischen Lebens- und Reiseweise. Viel Natur wenig Kultur und Historie liese sich die Reise zusammenfassen. Alles was hier "alt"genannt wird ist hald in beiden Ländern nicht älter als 150 Jahre. Ausser man betrachtet die Geschichte der Uhreinwohner.
Wo in Neuseeland diese Geschichte noch in Ehren gehalten und auch gelebt wird, wird diese in Australien entweder vermarktet und zu touristischen Zwecken ausgeschlachtet oder sie wird unterdrückt. Ein dazwischen scheint es nicht zu geben. Das tägliche kulturelle Leben ist gerade im Vergleich zu Asien eher etwas langweilig oder einfach zu ähnlich zu unserer Lebensweise um aufzufallen. Dies ist aber aus unserer Sicht nicht weiter schlimm, denn beide Länder bieten dafür faszinierende Naturerlebnisse, durch das eigene Fahrzeug fast Grenzenlose Freiheit, die von uns gesuchte Ruhe und eine spannende Tierwelt.
Trotzdem freuen wir uns jetzt aber wieder auf das chaotisch, quirlige Leben Asiens oder anderst gesagt: Tschüss Ozeanien wir haben die Zeit genossen, Hallo Asien wir haben dich vermisst!
Zuerst freuen wir uns aber riesig auf Silvi, Roger, Lio und Mamma/Regi die uns in Indonesien besuchen kommen. 
Wir wissen noch nicht genau wie unsere Route durch Indonesien, nach den 2 Wochen mit ihnen, aussehen wird. 
Zusammen mit Vale, die 3 Wochen mit uns mitreist, lassen wir uns da vom Leben treiben und schauen von Tag zu Tag.

Grüessli us Indonesien vo de reisedomis

Melbourne to Darwin

Über bürokratische Drachen, platte Reifen und ungesundes Baden

Nach stündigem Flug sind wir wieder mal am Melbourner Flughafen angekommen. Diesmal sind wir aber, ohne einen Besuch bei unserer Lieblingsschiebetüre, direkt in die Stadt gefahren. Unsere Mission, einen fahrbaren Untersatz für die nächsten Monate zu finden. Bereits in Tasmanien haben wir, mit Hilfe von Ross, Online einen geeigneten Van gesucht und gefunden. Wir mussten jetzt eigentlich nur noch den Verkäufer kontaktieren und einen Übergabeort vereinbaren. Eigentlich!
Im Staat Victoria muss man beim Umschreiben der Registrierung ein sogenanntes Roadworthy Certificate, vergleichbar mit unserer MFK, vorlegen. Diese muss der Verkäufer vor dem Verkauf bei einer lizenzierten Garage erledigen.
Da man einerseits sowieso keine Bezahlung zu erwarten hat und es andererseits eh nicht viel zu arbeiten gibt verlieren bezahlte Feiertage auf Reisen massiv an Bedeutung. So haben wir die bevorstehenden Ostern völlig vergessen. Wegen den kommenden Feiertagen war es dem Verkäufer nicht möglich einen Termin bei einer Garage zu bekommen. Zum Glück gab es die Möglichkeit die Registrierung ohne dieses Certifikat umzuschreiben und es innert 28 Tagen nachzuliefern. So mussten wir jetz eigentlich nur noch mit unserer Verkaufsbestätigung zum Verkehrsamt und könnten dann bis nach Ostern rumfahren. Eigentlich! 
Wir hatten uns ja vorbereitet und wussten dass man für die Registrierung eine Adresse in Australien vorweisen muss. So haben wir die Adresse von Ross und Meredith in Tasmanien und die Adresse unseres Hostels dabei.
Nummer RT 23 Counter 5 flüsterte eine monoton freundliche Computerstimme
Wir wissen nicht genau was mit diesem Drachen in Frauenkleidern hinter Counter 5 los war, ob sie einen schlechten Tag hatte, ob sie mit der Gesamtsituation, also ihrem Leben, unzufrieden war oder ob sie einfach grundsätzlich ein Arschloch ist, aber sie machte uns ziemlich unfreundlich klar das wir nicht beweisen können das wir an den mitgebrachten Adressen wirklich Leben und somit keine Registration möglich sei. Punkt! Und schon stiess die freundliche Computerstimme im Hintergrund einen neuen Kunden in den planzerstörenden Rachen des Drachen.
Ich glaube äusserlich war ich ziemlich ruhig, aber wer mich kennt weiss wie ich auf Menschen reagiere, welche im Dienstleistungsbereich arbeiten und sich, hinter administrativem Bullshit versteckend, weigern Dienst zu leisten. So schossen mir Sätze wie: Blow me doch in my shoes! I'll show you schono where the beardly the cidre picks up du pointly shiter du. You can me mol crosswise you sheepcock you, durch den Kopf.
Wir wussten, dass es mit einer Adresse von einem Hostel eigendlich gehen sollte und so haben wir es, nach zwei ratlosen Stunden, nochmals probiert und gehofft, dass es die Computerstimme besser mit uns meint. Und siehe da! Kein Drache, keine Probleme. 
Nach Ostern konnten wir dann, zusammen mit dem Verkäufer, die Roadworthy erledigen, auf dem Verkehrsamt abgeben und waren endlich ready für unseren Roadtrip.
Eigentlich war diese Wartezeit gar nicht so schlecht denn so konnten wir uns ein wenig an Paul-Horscht gewöhnen und im Praxistest schauen was wir noch so brauchen. Die 5 Tage standen ganz im Zeichen von Pimp my Horscht
Ach ja! Versicherungen mussten ja auch noch abgeschlossen werden, und dies auf Englisch. Das ganze ging eigentlich recht gut obwohl wir ehrlich gesagt nicht ganz sicher sind was wir da genau abgeschlossen haben.
Zwei Sachen gab es vor dem eigentlichen Start unseres Trips noch zu erledigen. Da bei Horscht leider die Tankanzeige ihren Dienst verweigert und wir nicht sicher waren wie gross der Tank war, mussten wir erstmal einen Kanister kaufen, den Tank füllen, danach leer fahren und wieder füllen. Jetzt wissen wir, dass unser Tank 60 Liter fasst und wir damit ca. 500 km kommen. Nach jedem Tanken müssen wir nun die Kilometerzahl aufschreiben und wissen so wann wir wieder tanken müssen. Für allfällige Verrechner haben wir noch 30 Liter Reserve dabei was hier in Australien gar nicht schlecht ist.
Ebenfalls mussten wir neue Rollen für unserer Schiebetüre finden da wir bei jedem Gebrauch den ganzen Campinplatz aufgeweckt haben. Gar nicht so einfach bei einem 31jährigen Auto. Auf einem Autoschrottplatz konnten wir dann dieselbigen an einem ausrangierten Artgenossen abschrauben und haben somit all unseren künftigen Campingnachbaren einen riesen gefallen gemacht.

Wir sind also in Melbourne losgefahren und entlang der Great Ocean Road bis nach Adelaide gefahren. Nach einem kleinen Abstecher auf die Eyre Peninsula unterhalb Adelaide haben wir uns auf den Weg gemacht ganz Australien quer durch das rote Zentrum zu durchqueren. Auf diesen 2.979 Km von Adelaide bis Darwin haben wir vier Klimazonen und 22,5 Breitengrade durchquert und sind auf manch interessante Person, atemberaubende Landschaften, erstaunliche Bauwerke, wilde Tiere und herausragende Ingenieurleistungen gestossen. 

Da war der Oodnadatta Treck auf dem wir 400 km auf staubigen Gravelroads durch menschenleeren Outback gefahren sind. Da war die Minenstadt Cober Pedy aus der 85% des weltweiten Opalvorkommens stammt und in der 80% der Bewohner unterirdisch in alten Minen wohnen. Ein raues Pflaster, geprägt vom Fluch und Segen eines discolichtfarbenen Edelsteins der Existenzen schafft und zerstört.

Wir trafen auf Geri der in Cober Pedy Camper für 5 Dollar in seinem Garten übernachten lässt nur um dem Stadtpräsidenten, welcher gleichzeitig Besitzer des Holiday Parks ist und darum alle Gratisplätze geschlossen hatt, eins auszuwischen. Ihm kam zu Ohren, dass wir uns gerade durch den bürokratischen Onlinedschungel kämpfen, um unser Visa zu verlängern und uns über die Höhe des Preises aufregten. Er streckte seinen, von der Mienenarbeit geschundenen Mittelfinger gegen den Himmel, fluchte laut über die Regirung und sagte uns dass falls wir Ärger mit der Regierung haben wir noch Wochen gratis in seinem Garten wohnen können

Da war das australische Pärchen Ross und Dean welche genau wie wir, alle arbeitsweltlichen Zwänge hinter sich gelassen haben und mit uns zusammen für 4 Tage eine Wüstenkaravane bildeten. Sie sind ein ganzes Jahr in "ihrem" Australien unterwegs und wir haben uns vorgestellt wie es sein würde, ein Jahr lang durch "unsere" Schweiz zu reisen. Wir glauben viel würde nicht unendeckt bleiben

Wir kamen am Dogfence vorbei, ein Zaun der die Schafweiden im Süden des Kontinents vor Raubtieren, hauptsächlich Dingos, aber auch Füchsen, schützen soll. Er ist mit einer Länge von 5412 km auf den Gebieten der Bundesstaaten South Australia, New South Wales und Queensland, der längste ununterbrochene Zaun und das längste Bauwerk der Welt.

Da waren die vielen Aboriginies welche oft biertrinkend irgendwo im Schatten sitzen und die Zeit totschlagen.Wandelnde Mahnmale jahrelanger Unterdrückung und einer gescheiterten Integrationspolitik. Irgendwie erschreckend zu sehen wie es in einem so westlich geprägten Land eine solche Zweiklassengesellschaft geben kann.

Wir wissen bis jetz noch nicht wie das gehen kann, aber auf der Strecke von Cober Pedy nach Alice Springs haben unsere beiden Hinterreifen gleichzeitig schlapp gemacht. Wir hatten zwar zwei Ersatzreifen dabei wovon einer aber ebenfalls an Luftinkontinez litt. Rechnet man dies zusammen hatten wir also drei gute Reifen an unserem Auto was halt einfach einer zu wenig ist um wirklich voranzukommen. So sassen wir für 8 Stunden an einer Tankstelle mitten im Outback fest bis wir einen neuen Reifen auftreiben konnten. 

Wir sahen den Uluru und die Katja Tjanta, riesige Steinformationen welche einfach so im niergendwo aus dem Boden ragen. Oder den Kingscanyon, ein gigantischer Riss in der Erdkruste mitten in der Wüste. Fragwürdig fanden wir nur, dass man 50 Dollar bezahlen muss, um den bekannten Monoliten zu sehen. Der ist ja seit Jahrmilionen genau an diesem Platz ohne das jemand etwas dafür getan hat. Klar eine Strasse musste gebaut werden, aber bei einer jährlichen Besucherzahl von ueber einer halben Million ist diese Strasse wohl schon längst bezahlt. Trotzdem, der Stein ist etwas ganz besonderes und gerade während des Sonnenunterganges wunderschön.

Hier hatt sich dann einer unserer Vorderreifen dazu endschieden eine innige Beziehung mit einem australischen Nagel einzugehen und so mussten wir schon wieder Reifen kaufen. Es ist nicht dass es passiert ist, 4 neue Reifen waren von Beginn an in unserem Budget, sondern wo es passiert ist. Denn wo es im Umkreis von 300km nur eine Garage gibt herscht hald nur sehr wenig Preisdruck. Jetzt ist unser Paul- Horst aber mit vier brandneuen outback truck tyres ausgestattet.

Da waren die vielen Nächte im Australischen Bush am Campfeuer unter gigantischen Sternenhimmel 
Für Australien gibt es Wikicamp Australia eine App mit allen Plätzen wo man gratis campieren kann. Die Orte sind nicht immer ausgewiesene Campimgplätze, sondern oft inoffiziell offizielle Möglichkeiten die Nacht zu verbringen. So haben wir bis jetzt schon auf einem Cricketfeld, einem Hinterhof, auf einem zugewachsenen Flugfeld aus dem 2. Weltkrieg, neben einem verlassenen Bahnhof mitten in der Wüste, auf Raststätten, in einer Kiesgrube oder einfach irgendwo draussen im australischen Bush, übernachtet.
Für uns gehören, im Gegensatz zu manch einem gestressten Maui, Apollo oder Britzpiloten, die Abende vor unserem Van genauso zum Reiseerlebniss wie alle Sehenwürdigkeiten. So sind wir oft die ersten an einem Schlafplatz und die letzten die sich auf den Weg machen. Ok es hat ja auch nicht jeder 4 Monate Zeit.

Wir traffen auf unzählige Road Trains. Die mit bis zu vier Anhängern ausgestatteten, und über 50m langen Monstertrucks, haben uns beim Kreuzen jedesmal fast von der Strasse geblasen.

Da war die kleine Maus welche sich so laut durch unsere Essensvorräte wühlte dass keine Chance bestand Schlaf zu finden. Nach einer hinterlistigen, aber erfolgreichen Fangaktion wollte der etwas tierliebendere Teil unserer Reisegruppe die Maus, nicht wie vom anderen Teil der Reisegruppe vorgeschlagen, im Tupperware gefangenhalten, sondern sie, hundert Meter vom Van entfernt, sofort wieder freilassen. Der kleine Störefried war vor Domi wieder in unserem Van. Auf den 200 km Schotterpiste am kommenden Tag wurde der tierische Besucher dann aber unsanft aus dem Chassie geschüttelt

Da waren die "Salties" im Adelaide River nahe Darwin. Die bis zu 6m langen Salzwasserkrokodile sind neben den tödlichen boxjellyfishs, Haien und Wasserschlschlangen ein weiterer Grund warum der Aufenthalt in den Gewässern im Norden Australiens sehr ungesund sein kann

Als wir zum Abschluss diesen Bericht nomals durchgelesen haben viel uns auf, dass allfällige Leser ein etwas schlechtes Bild von unserem Reisegefährt erhalten könnten. Um dies noch klahrzustellen Paul-Horst macht es echt super und hat uns, mit Ausnahme einiger Aussetzer, sicher vom Süden in den Norden gebracht. Die kleinen Aussetzer sind bei einem Auto mit Jahrgang 1984 wohl normal. Aproppo 31 jähriges Auto.
Zwischen uns und unserem gleichaltrigen Reisegefährt lassen sich so einige Paralellen endtecken. 
Da und dort sind bereits einige kleinere Falten und Dellen in der Karosserie zu endtecken.
Das Anlaufen am Morgen gelingt nicht immer aufs erste mal. Der nicht springende Funken sozusagen als Snoozefunktion eines Motors. Nach steilen Aufstiegen braucht es etwas länger um wieder abzukühlen. 
Es gibt da und dort Gelenke die etwas quietschen oder erst nach einigen Minuten richtig rund laufen.
Ein grosser Unterschied gibt es jedoch. Nach grossem Getanke zeigt unser Grosser am nächsten Morgen, ausser den oben genannten, keine weiteren Anzeichen eines Hangovers.

Auf Australischen Strassen, vorallem auf abgelegenen, ist es üblich, entgegenkommende Fahrzeuge zu Grüssen. Dies geschieht mit einem leichten heben des Zeigefingers vom Steuerrad. Um eine vorzeitige Arttrose im selbigen Finger zu vermeiden haben wir uns eine, G'Day Mate ich grüss dich mal Finger Atrappe gebastelt. Funktioniert äusserst zuverlässig. In der Bildergalerie kann man die Umsetzung unserer Idee betrachten.

Das Land hat, gerade für uns Schweizer, einfach gewaltige Dimensionen. So fährt man hier hald mal schnell die Strecke St.Gallen-Lausanne um zu Erfahren ob eine Sehenwürdigkeit auch des Sehens würdig ist. Unser grosser Nachbar Deutschland passt locker in den Bundesstaat Queensland und 21 mal in ganz Australien.
Wen man von Rorschach die Strecke Adelaide-Darwin, also rund 3000km, nach Süden reisen würde, wäre man irgenwo an der Grenze zwischen Lybien und Mali und in Richtung Osten in der zentralrussischen Stadt Kazan.
Diese Distanzen machen einerseits das Fahren etwas langweilig, andererseits macht es die Weite dieses Landes auch möglich sich immer wieder mal von der Zivilisation und deren Bewohnern zu verabschieden. Obwohl man sich von der hiesigen Bevoelkerung nicht verstecken muss. Die Australier sind ziemlich gemuetlich unterwegs und, ausser einigen buerokratischen Monstern, sehr freundlich. Beeindruckt waren wir von der Hilfsbereitschaft welche uns bei jedem erdenklichen Problem entgegengebracht wurde. 
Unsere Reise geht nun eimal mehr rund 1800km durch den Outback bis nach Cairns an der Ostküste.
Von dort werden wir südlich bis nach Brisbane reisen wo wir versuchen unseren Paul-Horscht zu verkaufen.

Liebi Grüess us Untendrunter und bis bald!


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Tasmanien

Über graue Nomaden, irre Nationalräte und tiefe Temperaturen

Wie bei allem, so gibt es auch bei Flügen immer einen Grund, warum die günstigen hald die günstigen sind. Oftmals hat es was mit den Abflugszeiten zu tun. Da wir meistens genau diese günstigen Flüge wählen sind bis jetz schon so einige Wartestunden an irgend einem Flughafen zusammengekommen. In diesem von Melbourne bewegen wir uns nach 2 mal 8 Stunden Warten bereits äusserst routiniert. Ja fühlen uns schon fast ein wenig zu Hause wie das Foto in der Bildergalerie zeigt. Nach mässig erholsamen Schlaf zwischen einer Schiebetür und einem Getränkeautomaten sowie Dauerbeschallung einer Durchsage welche, auf englisch und chinesisch erklärte dass die Bremse des Gepäcktrolley beim Verlassen der Rolltreppe gedrückt werden sollte, sind wir müde in Hobart auf Tasmanien angekommen. (Ich kann die Durchsage jetzt noch auswendig)
Tasmanien ist die größte Insel des Australischen Bundes und umfasst 68.400 km2 was 0,89 % der Gesamtfläche Australiens ausmacht. 45% der Fläche ist durch Nationalparks geschützt, was zeigt, dass es hier wie in Neuseeland vorallem Natur zu endecken gibt
Nach den 6 Wochen in Neuseeland haben uns die Roaring Forties wettertechnisch wieder auf den Boden der Realität zurückgeholt und uns bewusst gemacht, dass es noch Temperaturen unter 10 Grad geben kann.
Die Roaring Forties auf Deutsch die Brausende Vierziger bezeichnen die Region des Westwinddrift, zwischen 40° und 50° südlicher Breite und sind Schuld für das unbeständige und kühle Wetter auf der Insel.
Diese kalten Winde aus westlicher Richtung wehen das ganze Jahr über und treffen ungebremst von Landmassen auf Tasmanien. Die nächste Landmasse Richtung Westen ist Patagonien das sich über den südlichen Teil von Chile und Argentinien erstreckt. Vieleicht hatten wir aber auch einfach Pech, denn es regnete an jedem Tag mindestens einmal. Wir hatten Nächte in denen das Termometer auf Zeltuntaugliche 3 Grad fiel was den Schlaf nur mässig förderte. Sehnsüchtig dachten wir an die warmen Nächte neben der Schiebetüre. Manch ein Betrachter der Bildergalerie denkt sich vieleicht, da sind doch viele Fotos mit Sonnenschein. Ja! Aber nur weil die wenigen sonnigen Momente von den beiden Fotografen äusserst effizient ausgenützt wurden.
Nach dem Abholen unserers Mietwagens war,wie in Neuseeland, unsere erste Aufgabe eine Campingausrüstung zu kaufen, da ausser das Zelt nichts in die 20 kg Grenze für das Fluggepäck passte. Eine Aufgabe die sich als sehr einfach herausstellt, da die Australier, ob jung oder alt, aber vorallem alt, ein Campingverücktes Völkchen sind. Es gibt hier riesige Supermärkte nur mit Campingutensilien.
Von Hobart, der grössten Stadt in Tassie, sind wir zuerst nach Norden nach Port Arthur auf die Tasman Peninsula gefahren. Ein Ort mit dunkler Vergangenheit. Da die Landzunge nur durch eine 100m breite Landbrücke mit dem resten der Insel verbunden ist, wurde hier 1830 ein Gefängnis eröffnet, welches lange die grösste Haftanstalt von Australien war. Bis 1870 wurden von Grossbritanien 12500 Gefangene in diesem Gefängnis inhaftiert. Auf dieser Peninsula fand 1996 auch eines der grössten Blutbäder eines Einzeltäters statt als Martin Bryant an einem Morgen 35 Menschen erschoss und 37 weitere verletzte. Er sitzt nur wenige Kilometer entfernt seine Lebenslange Haftstrafe ab.
Weiter an der Ostküste nach Norden hoch liegt die Bay of Fire. Sie hatt ihren Namen von den an der Küste liegenden Granitfelsen welche mit einem roten Moos bedeckt sind. Hier haben wir auf dem Campingplatz Ross und Meredith kennengelernt. Zwei typische Vertreter der sogenannten "grauen Nomaden". Zur Begriffserklärung etwas später im Text. Mit ihnen hatten wir einen schönen Abend am Campfeuer mit Aussiestyle Barbeque und reichlich Bier. Die beiden haben uns, falls wir am Ende der Reise noch ein richtiges Bett bräuchten, zu sich nach Hause eingeladen. 
Entlang der Nordküste sind wir danach bis ganz in den Westen gefahren wo man auf einer fast 200km langen Schotterpiste durch die einsamem Weiten der Rakine Wilderness fahren kann. Die Fahrer der uns entgegenkommenden Fahrzeuge haben uns, oder eher unser Auto aus irgenwelchen Gründen sehr verwundert angeschaut. Irgendwie auch verständlich, denn unser kleiner hatte weder extra Bodenfreiheit, Allradantrieb, dicke Reifen noch irgendwelche anderen Outdoorgadgets, dafür aber, und das ist was wirklich zählt, mutige Fahrer
Vieleicht gab es ja noch einen anderen Grund für die komischen Blicke.
Im Kleingedruckten des Mietvetrages stand nämlich das das befahren von unbefestigten Strassen fur Mietautos verboten sei. Da aber gefühlte 50 Prozent des Strassennetzes von Tassie aus sogenannten Gravelroads besteht und uns dieselbigen einfach sympatischer sind, haben wir grosszügig darüber hinweggesehen und unseren kleinen Stadtflizer erbarmungslos durch Staub und Match gejagt.
Den Strassen entsprechend sehen hier auch die Autos aus. Wir kamen uns neben den riesigen 4x4 Geländewagen immer ziemlich klein vor. Beim warten vor Ampeln haben wir von gewissen Fahrzeugen neben uns nur das Profil gesehen. Ich meine damit nicht das Profil im Sinne einer grosse Seitenansicht, sondern wirklich nur das Profil. Grün Nationalrat Bastian Girod hätte hier mit seiner SUV Verbotsinitiative im für ihn besten Fall lauten Spot kassiert, eher so glaube ich jedoch, hätte man ihn für Geisteskrank erklährt und zu seiner eigenen Sicherheit eingeliefert.
Der ganze Südwesten der Insel ist Nationalpark und ausser mit geführten Touren nicht zugänglich. Gut für die Natur, und die Anbieter der Touren natürlich, schlecht für den Individualtouristen.
So sind wir durch die Alpine Mitte der Insel ganz in den Süden zum South Cape gefahren, wo wir die Aurora Australis betrachten wollten, das Pendant zu den Nordlichter auf der Nordhalkugel. Leider war aber auch diese Nacht nicht klar und so haben wir ausser Nebel nichts gesehen. Während der ganzen Reise sind wir immer wieder auf die tierischen Bewohner dieser Insel gestossen. Wir haben Papageien, Pelikane,Wallabys und Wombats gesehen.
Ein Wombat ist eine Mischung aus Meersau und Sau, aber weniger Sau und mehr Meersau. Wir haben zwar eines gesehen doch war es ein bisschen zu ungeduldig um auf den Fotografen zu warten. Ach ja übrigens Roger. Die braunen Tiere mit den runden Augen und dem buschigen Schwanz sind Brushtail Opossums und keine Baumkängurus wie von dir angenommen.
Auch auf zwei ziemlich ungewöhnliche Kerlchen der Fauna sind wir gestossen, den Platypus und den Enchida.
Der Platypus, oder auch Schnabeltier, sieht aus wie ein flachgedrückter Biber mit Donaldduckmaske und ist zusammen mit dem Enchida, einem Ameisenigel, der einzige Vertreter der sogenannten Kloakentiere. 
Sie sind die einzigen Tiere auf der Welt, welche Eier legen, danach aber ihre Jungen säugen. Eierlegende Säuger also. Wir haben uns kilometerweit auf ausgeschilderten Platypuswegen erfolglos auf die Suche nach dem aussergewöhnlichen Tier gemacht. Am zweitletzten Morgen hatte dann ein sozialer Verteter dieser Gattung Mitleid mit uns und ist sozusagen an unserem Zelt vorbeigeschwommen. Das heimliche Wappentier von Tassie, der tasmanischen Teufel, ist leider recht selten und dazu noch nachtaktiv, so mussten wir in eine Auffangstation besuchen um auch dieses Tier von unserer Liste zu streichen.
Auf dem Rückweg nach Hobart sind wir dann der Einladung von unseren Lieblingsnomaden gefolgt und haben Ross und Meredith in ihrem Haus in Dodgers Ferry besucht. Die beiden haben uns das ganze Haus zu Verfügung gestellt und bekocht. Das schönste war aber nach 62 Tagen im Zelt, oder am Flughafen, wieder mal in einem richtigen Bett zu schlafen
Da wir während der ganzen Reise von ihnen immer wieder nette Gespräche, geschenkte Bierchen oder wärmende Campfeuer erhaschten, an dieser Stelle noch was zu den oben genannten ergrauten Landstreichern.
Als “Graue Nomaden” werden jene Reisende in Down Under bezeichnet, die der älteren Generation angehören und meisst bestens ausgestattet durchs Land ziehen. Viele dieser „Grey Nomads“ sind zwischen 60 u d 70, fühlen sich aber lange noch nicht danach, in ihrem trauten Heim zu verweilen und das Reisen aufzugeben. Daher haben viele der reiselustigen Rentner ihre Ersparnisse zusammengekratzt und sich ein Wohnmobil mit allem drum und dran zugelegt, um den roten Kontinent noch einmal ausführlich zu erkunden.
Es gibt kaum eine Restarea, auf der nicht ein luxuriöses Wohnmobil steht, vor dem ein paar nette, ältere Herrschaften sitzen und sich ihren Ruhestand gut gehen lassen. Fast alle Grauen Nomaden besitzen relativ neue, prunkvolle Wohnmobile oder aber auch leistungsstarke Allradfahrzeuge mit langen Offroadwohnwagen. Manche von ihnen fahren sogar einem 12 Tonnen Bus, der zu einem 5 Sterne Haus auf Rädern umfunktioniert wurde und zudem noch einen Anhänger zieht, in dem sich ein kleines 4WD versteckt an dem ein Roller festgemacht ist, an dem zwei Fahrräder hängen usw. Ach ja und ein kleines Boot auf dem Dach.
Ich mutmasse mal das der Markt an gebrauchten Wohnmobilen und Caravans in sagen wir mal 20 Jahren recht übersätigt sein wird.
Die Insel ist wirklich eine Reise wert. Naturbelassene Wälder, eine vielfältige Tierwelt, weisse Strände und karge Bergregionen machen Tasmanien zu einem sehr abwechslungsreichen Reiseziel. Wir würden sehrwahrscheinlich das nächstemal jedoch nicht im Herbst, sondern im Sommer gehen. Nicht dass es dann äussest heiss wäre aber sicher ein wenig wärmer und weniger Regen. Denn mann kann noch so unkompliziert und anpassungsfähig sein, aber wen man mit dem Zelt unterwegs ist, schlagen so lange Schlechtwetterphasen irgendwann auf die Stimmung. 
Was genial ist sind die vielen Gratiscampingplätze welche über die ganze Insel versträut sind. So haben wir in den zweieinhalb Wochen gerade mal 56 Franken für Übernachtungen bezahlt was unsere Reisekasse sehr freute und unsere Reise sicher um ein paar Tage verlängert.
Wir hoffen, dass es diese Möglichkeit des Freecamping auch auf dem Mainland Australien gibt und dass es das Wetter da ein wenig besser mit uns meint

In diesem Sinne:" stay fluffy and w'll catch you later!" wir gehen jetz ein Auto kaufen.
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Neuseeland

Über teure Rucksäcke, freche Tiere und langsame Asiaten

Und wieder hat es etwas gedauert den Bericht zu verfassen. Aber einerseits ist es recht schwierig auf Gratiscampinplätzen Strom und Wifi zu haben und andererseit müssen wir ja auch noch die Zeit haben die Reise zu geniessen. Gäll Madeleine!!,

Unsere Expedition durch das Land der langen weissen Wolke begann mit einigen Schwierigkeiten administrativer Natur schon vor dem Kilometer Null. Sozusagen bei Kilometer - 9258, am Flughafen in Bangkok nämlich. Die nette Dame am CheckInn Schalter fragte uns ob wir noch zwei andere Pässe haben. Eine Frage die eigentlich nichts gutes bedeuten kann. Sie könne uns leider nicht nach Australien fliegen lassen da auf unsere Pässe kein Visum ausgestellt sei. Doch! sagten wir, da wir direkt vom gleichen Flughafen nach Neuseeland weiterfliegen und somit nicht nach Australien einreisen. Nein! sagte sie, da ein Transitaufenthalt an einem australischen Flughafen nur maximal 8 Stunden dauern darf und unser Weiterflug erst nach 8 Stunden und 5 Minuten starten würde. So mussten wir in Bangkok die eigentlich kostenlosen Visas kaufen um in Melbourne kurz durch den Zoll und wieder zurück zu gehen. Dazu sei gesagt dass unser Flug schlussendlich 30 Minuten Verspätung hatte und wir so eigentlich unter die 8 Stunden kamen. Wieder am CheckInn Schalter diesmal in Melbourne hatt die, sagen wir mal, mässig freundliche Dame uns darauf hingewiesen das wir zwar einen Flugticket jedoch keine Berechtigung für unser Gepäck haben. Wir mussten uns dieselbige für 120 NZ Dollar pro Rucksack noch erkaufen. Da soll noch einer sagen das Reisen in westlich geprägten Ländern einfacher sei!

Nicht wie erwartet der kulturelle, sondern der klimatische Unterschied machte uns in der ersten Woche echt zu schaffen. Wir wissen nicht ob es der kälteste Sommer in der Geschichte Neuseeland war, die Klimaerwärmung auf der anderen Seite der Kugel Aussetzer hatte (diese Möglichkeit konnten wir später ausschliessen), oder wir nach 4 Monaten in Asien in Sachen Temperaturen einfach ziemlich verweichlicht waren, aber wir froren eigentlich ständig. 

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Reisen, das Preisniveau eines Landes, war ebenfalls ein Punkt an den wir uns erst etwas gewöhnen mussten. Wir wussten natürlich, dass uns in dieser Hinsicht hier etwas anderes erwarten würde, aber es brauchte trotzdem eine gewisse Umstellungzeit, wenn man für das Geld mit dem man vorher königlich gespiesen hat plötzlich nur noch ein Jogurt bekommt. 

Um nicht in in ein ewiges, und für euch Leser sicherlich nicht gerade interessantes, und dann und dann und dann Mantra zu verfallen, an dieser Stelle eine kleine Übersicht unserer Route.

Einfach gesagt sind wir, mit vielen kleinen und einigen grösseren Umwegen, entlang der Westküste in den Süden und danach entlang der Ostküste zurück nach Norden gefahren. Für den nördlichen Teil der Nordinsel, also alles oberhalb Auckland, fehlte uns schlussendlich leider die Zeit. D.h es wäre schon gegangen. Dies hätte aber eine Erhöhung unserer Reisegeschwindigkeit mit sich gebracht. Dies wiederum hätte Stress bedeutet und Stress mögen wir nicht! Insgesamt haben wir 7966 kilometer zurückgelegt wovon sicherlich 1000 auf ungeteerten Gravelroads. Mit ein paar Ausnahmen, auf die später noch näher eingegangen wird, ist man in diesem Land oft fast alleine auf der Strasse, was das Reisen sehr angenehm macht. Die gesamte Landfläche Neuseelands beträgt 268.680 km² was ein wenig grösser ist alls die Fläche Grossbritaniens. Jedoch leben hier nicht 65 Millionen wie im Vereinigten Königreich, sondern lediglich 4.5 Millionen. Dazu sei gesagt, dass fast 2 Millionen im Gebiet der beiden Grossstädten Auckland und Wellington leben. Das zeigt wie viel Platz es hier für Farmland und Wildniss gibt.

Übernachtet haben wir vorwiegend auf, vom Department of Conservation geführten Campgrounds welche zwar ausser einem Plumsklo keine Sanitären Einrichtungen haben aber immer an wunderschönen Plätzen liegen und mit 6 Dollar pro Person recht günstig sind. 

Nun aber zurück zu unserer Expetition. Bei Kilometer 240 sind wir ein wenig abseits unserer geplanten Reiseroute in den Tangario Nationalpark vorgestossen, um auf den Spuren von Frodo und Sam auf Mordors Mount Doom zu krakseln, auch bekannt unter seinem eigentlichen Namen Mount Tongrario. Für die Maori, die Ureinwohner Neuseelands, haben die Berge des Tongariro-Nationalparks eine besondere spirituelle Bedeutung: Nach einer Maori-Legende geriet der Priester Ngatoroirangiin im Gebiet um Tongariro in einen Schneesturm. Daraufhin bat er die Götter um Feuer - und sein Gebet wurde erhört: Ihm wurde Wärme geschickt, und der Berg brach aus. Deshalb soll man Tongariro und den anderen Vulkanen besonderen Respekt zollen.

Orks haben wir auf diesem 20 km langen Marsch zwar keine gesehen doch einige der Touristen sahen in den teils echt steilen Abstiegen den ungelenkigen Kreaturen erschreckend ähnlich. Um ehrlich zu sein haben wir uns am nächsten Tag nicht viel eleganter fortbewegt, da unsere Muskeln anscheinend nicht an Leistungsalzheimer leiden und sehr nachtragend sind.

Bei Kilometer 612 wollten wir in Ross an der Westküste unsere Reisekasse etwas aufbessern. In diesem Provinzstädtchen wurde 1890 Neuseelands grösster Goldnugget gefunden, der 2.7 kg schwere Hounorable Rusty. Bewaffnet mit Goldwäscherpfanne und Schaufel haben wir uns auf die Suche nach Rusty II gemacht doch ausser feinem Goldstaub und nassen Füssen haben wir nichts zurückgebracht.

Nach etwa 1000 kilometer machten wir in Kaikoura halt wo wir bei Rosmarie und Ivo in den Genuss eines heimatlichen Abendessen kamen. Die zwei sind bei einer ähnlichen Expedition, irgendwie in Neuseeland hängengeblieben und führen jetzt in Kaikoura eine Lodge. (Herzlichen Dank nochmals für den schönen und lustigen Abend bei Euch.)

Am Gillespie Beach, oder bei Kilometer 2321 wurde ich mitten in der Nacht durch ein leichtes Kratzen an meiner Stirn geweckt. Mein erster Gedanken, dass Domi wieder mal die Fingernägel schneiden sollte erwies sich als ziemlich falsch. Die zwei leuchtenden Augen gehörten einem Opossum welches durch das Netz des Innenzeltes mit beiden Vorderpfoten auf meiner Stirn stand und mich von oben herab anschaute. Ich weiss nicht ob das Opossum in dieser Nacht noch den Schlaf fand ich tat es auf jeden Fall nicht.

Am Fox Glacier bei Kilometer 2335 konnten die Anfangs vermuteten Aussetzer des Klimawandel als blosses Empfinden unsererseit abgetan werden. Die Stelle wo wir die Gletscherkante betrachtet haben lag bei einer früheren Expidition vor acht Jahren, noch unter einer 20m dickem Eisschicht.

Nach 4324 km stiessen wir auf einen, von vielen chinesischen Entdeckern genutzten Trampelpfad durch den Fjordland Nationalpark hoch zum bekannten Milfort Sound. Hier zeigte sich das oft launische Neuseeländische Wetter das erste mal von seiner wirklich bösen Seite. Aber um die durschnittliche Jahresregenmenge von bis zu 8m zu erreichen (in der Schweiz sind es 1.5m) muss es hier hald ab und zu regnen. Und dies tat es. Dazu sei gesagt, dass wir in den fast sechs Wochen gerade mal 4 Regentage hatten und das in einem Land wo das Verhältnis auch gut andersrum sein kann.


Ganz unten an Neuseelands Südküste liegen die Catlins. Ein wunderschöner aber von eisigen antarktischen Winden gepeitschter Küstenstreifen. Diese Winde brachten unser Forschungsequipment das eine oder andere Mal an seine Belastungsgrenze. Hier war es unserer kleinen Forschergruppe möglich neben Robben und neuseeländischen Seelöwen auch die selteste Pinguinenart der Welt zu beobachten. Von den nur an Neuseekands Küsten lebenden Gelbaugenpinguine gibt es nur noch rund 4000 Exemplare. Etwas weiter, an der Curio Bay versuchten wir uns in einer Sportart welche die Eingeborenen Surfen nennen. Ich würde mal behaupten so dumm haben wir uns gar nicht angestellt. Bei einer Wassertemperatur von 15 Grad ist man nur schon darum froh, nicht im Wasser zu liegen sondern auf dem Brett zu stehen.

Nach 6560 Kilometer trafen wir in Nelson auf ein Niederländische Expeditionspaar welches wir in Myanmar kennengelernt haben. Es war ein schöner Abend mit Barbeque und Diskussionen über Käse. Die beiden behaupteten im vollem ernst Edamer und Gauda sei echter Käse. So ein Käse!!!

Hier noch ein kleiner Erfahrungsbericht von Kilometer 1-7966

Wer von euch denkt, dass mit chinesischen Touristen vollgepackte Reisecars, lästig sind war noch nie in Neuseeland. Hier versuchen die nämlich selber zu fahren. Dies beherschen sie zwar auf geraden Strecken so gut dass sie in ihren sekundären Geschlechtsteilen (aussschlieslich brandneuen asiatischen Miet-suv's) mit 120 an dir vorbeirasen. Leider fällt das Tempo bei der kleinsten Kurve (Neusseeland Strassennetz ist übrigens äusserst Kurvenreich) massiv zusammen. Jede Biegung wird mindestens dreimal angebremmst und dann mit etwa 15 Lenkbewegungen absolviert. Wen dann gleichzeitig ein anderes Fahrzeug noch die Frechheit besitzt genau dann entgegen zu kommen verlieren sie auch noch die restliche Überzeugung. Sobald sich dann aber für dich eine Möglichkeit zum Überholen ergibt, schöpfen sie neuen Mut und rasen mit 120 auf die nächste Kurve zu. Ein, sogar geschriebenes, neuseeländisches Gesetz besagt das langsamere Fahrzeuge den schnelleren Platz machen müssen. Gilt anscheinend nicht für Chinesen. Wir haben teilweise kilometerweit einer dieser asiatischen Bremsklötze über die Berge geschoben. Kleine Anmerkung. Wie später herausgefunden, ist der Grund für die vielen Chinesischen Touristen in Neuseeland, kalendarischer Natur. Genau zu dieser Zeit war Chinese Newyear und 2015 das Jahr des Schafes. Kein Witz!

Die Reise durch Neuseeland war in jeder Hinsicht das pure Kontrastprogramm zu dem bisher erlebten. Einerseits reich an Freiheit, da wir nicht auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen waren, andererseits aber fast ein bisschen arm an zwischenmenschlichen Erfahrungen, welche das Reisen durch Asien so interessant machen. Dies ist in keinster Weise negativ gemeint den dieses Land bietet eine so abwechslungsreiche Natur und eine äusserst gute Infrastruktur, diese auch zu nutzen. Hinter jeder Kurve wartet eine neue Szenerie welche das Potential besitzt, als Foto festgehalten, Computerbildschirme zu schonen oder Kalendern einen Sehnsuchtseffekt zu geben. Vieles was in anderen Länder gross vermarktet wird gibt es hier einfach so beim vorbeifahren zu endecken. Es ist ein Land wo man beim Campen an einsamen Seeen oder in mystischen Wälder noch richtige Freiheit erleben kann.

Es sind einfach Reiseerlebnisse die man nicht vergleichen kann. Nicht schlechter, aber auch nicht besser, einfach anders

Zum Schluss noch dies:

Wir sind nun fast 6 Monate unterwegs und wie bei unseren grossen Vorbilder, den leegeendäären M&M's, ist es auch bei uns Zeit für ein Resumee

Was vermisse ich am meisten:

DÖMI:

Alle die jetzt gerade diesen Bericht lesen ( vorallem die biologische und die Zwergenfamilie)

Gespräche die nicht mit den Worten: woher seit ihr, wie lange seit ihr schon unterwegs, was habt ihr schon gesehen oder wohin wollt ihr noch, beginnen

Lange heisse Duschen

Zusammen mit dem besten Hahn die geilsten Hühner der Welt durch die Halle zu jagen mit ihnen Raubtiere erlegen und Wunden lecken

Der sonntägliche Festschmauss bei meinen Eltern

DOMI:

Freunde, Familie und dazugehörende Tiere

Handball (die besten chickens und chickenwishperers des Universums und der unbeschreibliche Zusammenhalt

Saubere, frisch riechende Wäsche

Sonntagsessen bei Weibels

Badewanne (für ein herrlich duftendes entspannungsbad!)

Was vermisse ich gar nicht:

DÖMI:

Staubsauger, Besen, Putzmittel und Co. Und den fordernden Blick all dies wieder mal zu gebrauchen.

Eine Beschäftigung die man, so glaube ich mich zu erinnern, Arbeiten nennt

DOMI:

Der Alltag, die gesellschaftlichen Zwänge, Trends und die stupide Apassung

Bestes Essen:

DÖMI:

Currys all over Thailand 

Mussaman Curry auf Koh Lipe bei Banana Mamma

DOMI:

Zopf in Chiang Mai

Massaman Curry in Koh Tao

Chässpätzli in Kaikoura bei Rosmarie und Ivo ( Nochmals vielen herzlichen Dank)

Übelstes Essen:

DÖMI:

Bambusfisch in Chiang Saen. Die Bezeichnung auf der Karte lautete folgendermassen: Hole Fish cooked in Bamboo. Leider war dies sehr wörtlich gemeint und es war wirklich der ganze Fisch. Also nicht nur der Kopf, was ja kein grösseres Problem darstellen würde, sondern auch alles was für den Fisch zu lebzeiten lebensnötwendig war, ich aber sicher nicht auf meinem Teller haben will. Zugegeben rund um die Innereien war der Fisch ziemlich lecker.

DOMI:

Food Court im Shoppingcenter in Kota Kinabalu. Ausser der Reis schmeckte alles nach altem Fisch. (war es sehr wahrscheinlich auch.

Schönste Übernachtung:

DÖMI:

Fullmoon Resort in Krabi bei Pisu

DOMI:

Had Salat Beach Resort Koh Lanta

Übelste Übernachtung:

DÖMI:

Top 10 Campground an der Golden Bay in Neuseeland. Die teuerste Übernachtung unserer Reise aber nur Ärger inkl. Polizeibesuch weil ein besoffener Engländer seine nicht weniger besoffen Frau aus dem Zelt geworfen hatt.

DOMI:

Mountain Lodge im Kinabalu Nationalpark (Käfer, Motten und undichtes Dach)

Nice to have:

DÖMI:

Ersatzakku für die Kamera (danke Brigitte)

Domi

DOMI:

Seidenschlafsack, Reisekissen, Wollstulpen, Earplugs und Digicam für Unterwasseraufnahmen (Danke Brigitte für den Tipp), Wäscheleine und natürlich noch Dömi ;))

Besser zuhause gelassen:

DÖMI:

Da wir in so unterschiedlichen Länder und klimatischen Verhältnissen reisen habe ich alles was ich eingepackt habe schon mindestens einmal gebraucht.

DOMI:

Ein Paket von Malaysia nach Hause geschickt! Habe jetzt alles was ich wirklich brauche!!!

Schönstes Erlebnis:

DÖMI

Wanderung von Kalaw zum Inlelake in Myanmar

DOMI:

Den (im Dreck spielenden Kindern) in Myanmar Ballone zu schenken *diese strahlenden Kinderaugen werde ich nie mehr vergessen

Schlagzeugspielen mit einer Myanmar-Band!!!

Herausfordernstes Erlebnis:

DOMI:

Das Landei, nach einer 26 stündigen Reise, am ersen Abend (mit Hunger) in Kota Kinabalu auf dem Nachtmarkt! (riesen Geschrei, so viele Menschn, Gestank und durch Fischblut laufen!!! 

Völlig Überfordert stand ich da und die Tränen kullerten aus meinen Augen!!!!

Doch Dömi nahm mich in den Arm, behielt die nötige Ruhe und so fanden wir doch noch twas zum Essen an einem erwas ruhigeren Ort!!! * DANKE*!!!

DÖMI

Zur selben Zeit am selben Ort Domi davon zu überzeugen nicht gerade wieder nach Hause zu fliegen.

Was haben wir bisher von unserer Reise gelernt und wollen wir verinnerlich:

DÖMI:

Planlos glücklich sein. Denn da wo kein Plan ist kann auch kein Plan durcheinander gebracht weren.

DOMI:

Es braucht so wenig um zufrieden sein zu können

Meine Einstellung ist der Schlüssel zum Erolg und meiner Zufriedenheit

Glück ist ein Zustand für den man bereit sein muss

Ich wachse an den Herausforderungen und sie machen mich stärker

Keine Erwatungen haben

Offen sein für Chancen links und rechts vom Weg (oftmals die besten Erlebnisse)

Sich Zeit geben, um Zeit auch geniessen zu können

Hier noch einige Zahlen und Fakten zu unserer bisherigen Reise

Wir sind bis jetzt 5932 km mit irgendeinem Bus unterwegs gewesen, haben für 158 km unsere Wanderschuhe geschnürt, haben 916 km auf einem Boot verbracht und 1714 km auf Schienen zurückgelegt. Wir sasen für 1435 km auf einem Motorrad , 135 km auf einem Bike und 7966 km sind wir mit einem Mietauto durch die Gegend gedüsst.

Insgesamt haben wir bis jetz 18256 km hinter uns gelassen dazu kommen noch 25987 Flugkilometer. Wir haben 121 verschiedene Mineralwassermarken getrunken waren für 362 Minuten abgetaucht und haben in 105 Orten übernachtet

Es steht 7:3 für Domi bei unserem Reisegruppeninternen Bagageclaim Wettkampf ( welcher Rucksack kommt zuerst) und auch bei unseren Yatzyrunden liegt Domi mit 239:241 knapp vorne.

Liebe Grüsse an alle zu Hause und wir hoffen das der nächste Bericht etwas schneller Online ist. Gäll Madeleine!!!

Myanmar

Über Schlagzeuge, Tempel und Elektroroller

Es fiel uns bis jetz noch nie so schwer den Bericht zu verfassen wie dieses mal. Ganz einfach aus dem Grund da wir alle Facetten dieses so faszinierenden Landes hineinpacken wollten. Doch haben wir dieses Ziel wärend des Schreibens schnell aufgegeben müssen. Denn erstens waren es einfach viel zu viele Eindrücke, Momente und Erlebnisse und zweitens bräuchte man, wenn das ganze Wesen eines Landes in Worte zu fassen wäre, ja nicht mehr zu Reisen

Angekommen in Myanmar stellten wir erstmal fest, dass es sich von Thailand etwa so unterscheidet, wie sich Thailand selbst von der Schweiz unterscheidet. Yangon selbst ist ein farbenfroher, und vorallem freundlicher ehtnischer Mix welcher sich quirlig und chaotisch durch diese Stadt bewegt. Yangon ist vermutlich die einzige Stadt in der es keine, für asiatische Städte sonst so charakteristischen, Motorräder gibt. Nachdem ein hochrangiger Militäroffizier in den Neunzigerjahren von einem Motorrad angefahren wurde, hatte er die knatternden Freunde gleich aus der Stadt verbannt. Doch auch ohne die Motorrader birgt der Verkehr in Yangon wohl das grösste Risiko für Leib und Leben. Das Überqueren der teilweise sechsspurigen Strassen mitten in der Stadt ist echt eine Mutprobe. Auch die sehr wenigen Fussgängerstreifen dienen kaum der Sicherheit des Fussvolkes, sondern helfen einfach die Orte wo Fussgänger angefahren werden, örtlich festzulegen. 

Nach unserer ersten Nacht in Myanmar haben wir die Swedagonpagode besucht, dem für die Burmesen heiligsten aller heiligen Heiligtümer. Dem Sittenhüter am Eingang war die Kleidung von Domi etwas zu kurz obwol sie bis jetzt immer den budistischen Richtlinien entsprach. Das Kleidungsstück das sie kaufen musste, um doch noch Einlass zu bekommen, wurde zwar auf einem Bild festgehalten die Veröffentlichung aber, von der Besitzerin der Rechte, mit allen Mitteln verhindert. Da wir keine Lust auf weitere Pagoden hatten, kauften wir uns am nächsten Tag ein Ticket für den Circular Train, welcher in einem grossen Loop durch die Vorstädte und Slums der Millionenstadt führt. Es ist keine Touristenattraktion sondern hald einfach das normale Leben was in diesem Land oft viel spannender ist, alls sich an den Touristenorten in die Gefahr zu begeben, von wild gewordenen Chinesischen Hobbyfotografen mit ihren zwei Meter langen Teleobjektiven erschlagen zu werden. 

Nach drei Tagen in Yangon sind wir mit dem Zug zwei Stunden in den Norden nach Bagu gefahren.

Zugfahren in Myanmar ist ein wahres Abenteuer. Das ganze Rollmaterial sowie das Schienennetz stammt aus den 50er Jahren und wurde seither auch kaum gewartet. Man wird so richtig durchgeschüttelt und dies in alle möglichen Richtungen. Genauso spannend wie das Zugfahren selbst, ist auch der Kauf von Billetten. Wie so oft in Myanmar fühlt man sich auch hier einige Jahrzehnte zurückversetzt. Man wird vom Schalter direkt ins Büro gebeten und aufgefordert doch Platz zu nehmen. Ich lehnte dankend ab. 

Kurz vor der Pensionierung stehende Telefonistinnen würden sich in diesen Räumen schlagartig mit ihren Lehrjahren konfrontiert sehen. Die Telefonverbindungen werden noch gesteckt, die Wählscheiben der Telefone rattern und nachdem man sicher ist, dass der Ort, welcher der Ticketverkäufer verstanden hat mit unserer Wunschdestination übereinstimmt, werden Bücher aufgeschlagen, Abfahrtszeiten rausgeschrieben, Telefonate geführt, über Anschlusszüge diskutiert und Preise nachgefragt bis man schlussendlich das, von Hand geschriebene, und drei mal durchgeschlagene Ticket in der Hand hält. Wie gesagt wollte ich nur beim ersten mal lieber stehen. 

Unser nächster Stop war Kalaw in den Bergen des Shan State. Um dorthin zu gelangen waren aber 19 Stunden Zugfahrt von Nöten. Dank recht bequemen Sitzen, einigen Minuten Schlaf und einem interessanten Gespräch mit einem Mönch gingen die ersten 12 Stunden recht zügig vorbei. In den verbleibeden 7 Stunden schaffte der Zug gerade mal 70 km. Trotz Schritttempo schwankte der Zug auf der steilen und kurvigen Strecke aber so stark, dass die Gepäckstücke von den Ablagen fielen. Einem schweren Rollkoffer blieb nur dank Domis Kopf der harte Aufprall auf dem Boden erspart.

In Kalaw angekommen haben wir uns dazu entschlossen die 68 km bis zum Inle Lake zu Fuss zurückzulegen. Da die Wege nicht gekennzeichnet sind, es kaum Karten gibt und es noch nicht geräumte Mienenfelder gibt, ist man auf einen lokalen Guide angewiesen. Unser Führer stellte sich als Terence vor, dies aber nur weil sein richtiger Name für Europäische Zungen ein gewisses Verletzungsrisiko birgt. 

Er führte uns zwei über Hügel, durch Bäche und Schlamm, vorbei an kleinen Dörfern und Tempel und organisierte uns die Übernachtungsmöglichkeiten. Er war echt aufgeschlossen und beantwortete uns jede gestellte Frage. Auch über die konfliktreiche Vergangenheit und die politische Zukunft seines Landes und erklärte uns viele Zusammenhänge welche in europäischen Berichterstattungen nicht erwähnt werden. Dies ist alles andere als selbstverständlich, da sich Burmesen sonst gar nicht, oder nur sehr vorsichtig über diese heiklen Themen äussern

Geschlafen haben wir in zwei kleinen Bergdörfern im Haus von dort lebenden Bauernfamilien. Erst seit kurzem ist es Familien erlaubt Touristen bei sich aufzunehmen und sich so etwas dazu zu verdienen. Das Leben in diesen Dörfern wirkte auf uns teilweise wie eine perfekt gemachte "Mittelalter Filmkulisse", irgendwie surreal.

Einige Abschnitte des Treks führten entlang der Zugschienen was uns einerseits die Erklärung für das geholpere gab, andererseit das Vertrauen in dieses Verkehrsmittel nicht gerade stärkte. 

Trotz Trockenzeit hatte es während den drei Tagen immer wieder geregnet was die Wege ziemlich aufgeweicht hat. Bei jedem Schritt ging je nach Schlammkonsistenz entweder die Hälfte der Energie nach hinten los oder die Schlammschicht addierte sich an den Sohlen stetig. So waren die fast 70 km alles andere als ein Spaziergang und wir haben uns selten so auf eine Dusche und ein richtiges Bett gefreut wie an unserem Ziel in Nyaungshwe. Es gab zwar in den Dörfern kleine offene Waschplätze doch das eiskalte Wasser bei einer Lufttemperatur von etwa 12 Grad war für uns privatsphäreliebenden Warmduscher doch etwas zu ungewohnt für eine gründliche Ganzkörperreinigung. Nach einem Tag ohne grosse Unternehmungen (der Kopf wollte zwar, aber unsere Beine verweigerten jede Art von Arbeit) haben wir mit einem ördlichen Boatsman eine Bootstour über den Inlesee gemacht. Die Menschen, die rund um oder besser gesagt auf dem See leben, nennen sich Intha – „die Menschen vom See”. Die Intha stammen ürsprünglich aus einer anderen Gegend des Landes welche sie vor mehreren hundert Jahren aufgrund von kriegerischen Auseinandersetzungen verließen. Sie leben heute als Fischer, Bauern oder Handwerker in Pfahlbausiedliungen direkt auf dem See. Vorallem ihre spezielle Rudertechnik ist bemerkenswert. Auf den schmalen Booten balancierend, schlingen sie einen Fuß um das Ruder und bewegen es im Stehen. So bleibt die andere Hand zum Fischen frei. Wir werden sicher beim Surfen in Neuseeland oder Australien wieder an ihr Gleichgewichtssinn denken. 

Außerdem lässt sich mit dieser Rudertechnik in den schmalen Kanälen gut zwischen den von ihnen angelegten schwimmenden Gärten manövrieren. Die schwimmenden Beete müssen auch in der Trockenzeit nicht getränkt werden und tragen so fast das ganze Jahr Früchte.

Nach einem weiteren Tag am See sind wir mit dem Nachtbus nach Mandalay gefahren. Nachtbusse sind zwar eine gute Sache da man sich eine Übernachtung in einem Hotel sparen kann, doch sind in Myanmar die Zeiten so komisch gewählt das man zwischen 3 und 4 Uhr früh am Ziel ankommt. Man steht dann hald mitten in der Nacht an irgendeinem Busbahnhof auserhalb der Stadt. 

Mandalay gilt als das kulturelle und religiöse Zentrum von Myanmar. Da die Burmesische Kultur unzertrennlich mit der Religion verbunden ist, gibt es kaum ein Fest für dass es nicht irgendwelche religiösen Utensilien braucht. Aus diesem Grund gibt es in dieser Stadt unzählige Blattgoldschläger, Buddhaschnitzer, Steinmetze, Bronzegiesser und Kunstmaler sozusagen die Zulieferer der Religionsindustrie. Mandalay beherbergt mit der sitzenden Mahamuni-Statue („erhabener Weiser“) die mit Abstand meistverehrte Figur Myanmars, welche neben der Shwedagon-Pagode und dem Goldenen Felsen zu den Hauptpilgerzielen des Landes zählt. Sie ist 3,80 m hoch und war ursprünglich eine Bronzefigur, die im Laufe der Zeit von den Gläubigen fast bis zur Unförmigkeit mit Blattgold bedeckt wurde. Das Gewicht des aufgeklebten Goldes wird mittlerweile auf bis zu 12 Tonnen geschätzt. Aus unserer Sicht eine viel fotogenere Art Gold zu lagern, als es unter irgendwelchen Banken zu stapeln. Die Verehrung dieser Buddhastatue geht soweit das ein Mönch ihr jeden Abend das Gesicht wäscht und die Zähne putzt.

Von Mandalay aus haben wir uns auf den Weg nach Bagan gemacht.

Ein Besuch in Bagan gehört zu einer Myanmarreise einfach dazu. Leider wissen das auch die Tourismusverantwortlichen. So muss man bereits an der Busstation 40 Dollar bezahlen um nur mal ins Stadtgebiet zu gelangen. Auch alles andere scheint hier einfach mal 10% teurer zu sein als im Resten des Landes. Doch um ehrlich zu sein ist dieses 36km2 grosse Gebiet, mit über 3000 Pagoden und Tempel jeden Dollar wert. Die ältesten Bauwerke sind über 1000 Jahre alt. Sie stammen aus einer Zeit, wo unser nächstes Ziel Neuseeland nicht mal Bevölkert war. Um die weit auseinanderliegenden Tempel zu besichtigen gibt es kleine Elektroroller zu mieten. Wir hatten bereits während wir die ziemlich doof aussehenden Fahrzeuge über die Acker jagten ein ungutes Gefühl ob sie unserer Fahrweise auch standhalten. Die Antwort war Nein. Zwei platte Reifen waren die Folge. Dank Lea die in Bagan als Ballonpilotin arbeitet und zu unserem Glück auch an ihrem freien Tag Tempel besichtigt, konnte schnell Hilfe gerufen werden. Da wir drinngend noch ein Busticket besorgen mussten, fuhr Domi zurück in die Stadt und ich wartete bei der Sulemani Pagode weit draussen in Bagans Pampa auf den Abschleppdienst. Ich war ziemlich froh, als die Lichter auftauchten, da etwa 8 Hunde mir mit lautem Knurren klarmachten, dass es für sie heute Tourist zum Abendessen gibt. An dieser Stelle noch einen Dank an Lea, Phillip und Stefanie für den gemütlichen Schweizerabend.

Am nächsten Tag haben wir uns mit Fahrrädern begnügt welche den vielen Tempeln in ihrem ruinösen Zustand in nichts nach standen. Uns tat bereits vom Anschauen der Arsch weh, doch blieben an diesem Tag wenigstens die Reifen ganz.

Neben fast jeder Pagode stehen Verkäufer welche von ihm und seiner Familie angefertigte Sandbilder verkaufen. Wenn das wirklich stimmt, müssen hier inzestiöse Praktiken im Spiel sein, denn alle Verkauften die genau gleichen verdammten Sandbilder und so gross kann keine Familie sein. Wir sind ja wirklich geduldige Menschen, aber wenn man 50 mal mit den Worten where you from? Switzerland! Ahh good Chocolate, I have Sandpaintings my friend angesprochen wird nervt das mit der Zeit echt ein wenig.

Von Bagan aus sind wir nach 14 Stunden Busfahrt nach Pathein im Süden des Landes gereist.

In Pathein wollten wir eine Werkstatt besichtigen in der die bekannten Schirme aus Bambus hergestellt werden. Wie so oft in Myanmar sind wir aber auf dem Weg zu einem Ziel etwas vom Weg abgekommen. Pessimisten würden dies Verlaufen nennen, wir bevorzugen "offener Weg der Zielfindung". Gerade bei diesen Abstechern sind wir immer wieder in ziemlich unerwartete Situationen geraten. So durfte Dömi sein Können beim Chinlone unter Beweis stellen, einem uralten burmesische Ballspiel. Es ist eine Mischung aus Fussballjonglierspiel mit einem Ratanball und Tanz. Beim Jonglieren vermochte er die einheimischen Zuschauer zu überzeugen, dem Tanzteil, schenkte er aber nur mässig Beachtung. Später liefen wir an einem Garten vorbei in dem eine lokale Band probte. Sofort wurden wir aufgefordert uns doch zu ihnen zu setzen.

Wieso auch immer, fanden die Jungs ziemlich schnell heraus, dass Domi Schlagzeug spielen kann. Die Band, inklusiv der ganzen Nachbarschaft, war so begeistert, dass sogar alte VHS Kameras hervorgeholt wurden

Die Schirmwerkstatt haben wir an diesem Tag übrigens nicht gefunden.

Nach Pathein sind wir mit dem Bus zum Ngwe Saung Beach, dem letzten Ziel unserer Reise, gefahren. Der Strand liegt 45 km von Pathein entfernt an der Bengalensee. Eigentlich eine kurze Strecke doch dass heisst in Myanmar nicht viel. Der vollgestopfte Bus, welcher mindestens einen der beiden Weltkriege bereits erlebt hat, brauchte für diese Strecke 3 1/2 Stunden. Der Fahrer lieferte sich mit seinem jungen Fahrgehilfen ständig laute Wortgefechte. Wir hatten keine Ahnung um was es bei den Streitereien ging, aber der ganze Bus lachte während der ganzen Fahrt lauthals über die beiden. Der Fahrgehilfe, (ein hier üblicher Beruf wie zb. der Bahnschrankenmann, der Lichtsignal Stromausfallpolizist der Kautabakpreparator, der Weichenstteller, der Luftpumpenwart oder die Erdnussrösterin), hat einige wichtige Aufgaben während einer Busfahrt. Er ersetzt die fehlenden Blinker, bringt geladene Pakete zu den Häusern, kassiert den Fahrpreis ein, weist lautstark andere Fahrer zurecht, schreit den wartenden Leuten das Ziel des Busses zu und hilft dem, trotz Rechtsverkehr auf der rechten Seite sitzenden Fahrer beim Überholen. Dass ein Bus, der für 48 km über drei Stunden braucht, überholen kann sagt einiges über die weiteren Verkehrsteilehmer aus.

Leider bekommt man für Myanmar nur ein 28 Tage Visum so haben wir bis auf einige Abstecher die bekanntesten Highlights besucht, den schon begangenen Trampelpfad sozusagen. So oft es ging haben wir uns einen Weg abseits der Touristenpfade gesucht wo aus unserer Sicht das ursprünglich Myanmar zu finden ist. Den die wahre Sehenswürdigkeit oder besser gesagt Erfahrungswürdigkeit dieses Landes ist das alltägliche Leben der so freundlichen, kontaktfreudigen und natürlichen Menschen, welche mit Stolz, Humor und einer ansteckenden Gelassenheit ihr Leben meistern.

Man merkt dem Land die Aufbruchstimmung nach Jahrzehnten der Militärdiktatur an jeder Ecke an. Gerade die Mischung aus volkommen veralteten Strukturen, dem traditionsbewussten Leben, der tiefen Religiosität, den vielen Einschränkungen durch die langjährigen Sanktionen und den grossartigen Kulturschätzen machen Myanmar so reizvoll. Das Land wirkt wie eine Zeitmaschiene, welche dich immer wieder 30 oder 40 Jahre zurückwirft, und dir an einem anderen Ort das überraschend moderne Myanmar vor Augen führt.

Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass dieses Land sich immer noch ganz am Anfnag des Demokratisierungsprozesses befindet und dass Probleme wie Zwangsarbeit, Korupption, Drogenhandel, Rassendiskriminierung und einschneidende Staatskontrolle allgegenwärtig sind.

Und doch ist es eine Reise wert, denn wir haben uns, ob in der Grossstadt oder im kleinen Bauerdorf ,einfach immer willkommen gefühlt und dies auf eine ehrliche und authentische Weise.

Die Tempel und Pagoden werden die kommenden Jahren und die steigenden Touristenzahlen sicher gut überstehen wir hoffen, dass es auch die Menschen schaffen, ihre Natürlichkeit beizubehalten.

Viele liebe Grüsse von uns zwei und Sorry dass ihr so lange auf diesen Bericht warten mussten.

Noch eine kleine Warnung am Rande: Falls jemand allergisch auf Fotos von Tempel und anderen religiösen Bauwerken reagiert, sollte er die kommende Bildergalerie gar nicht oder nur unter Aufsicht einer medizinischen Fachperson anschauen.

Chiang Rai bis Bangkok

Über hässliche Tempel, alte Städte und neue Reisepläne

Von Chiang Mai sind wir mit dem Bus weiter in den Norden nach Chiang Rai gereist. Um die bevorstehenden Weihnachten etwas geniessen zu können und vorallem unseren, durch stundenlange und unbequeme Busfahrten sowie kilometerweite wilde Scooterritte arg ledierten Knochen etwas Ruhe zu gönnen, haben wir in Chiang Rai erstmals drei Tage lang einfach nur rumgelegen. Wobei ganz liess sich unser Endteckergen nicht unterdrücken und so haben wir uns einmal mehr auf einen unserer zweitaktigen Freunde geschwungen und sind zu dem weissen Tempel von Rong Khun gefahren. Vielleicht ist das Wort Tempel in diesem Fall nicht ganz richtig gewählt. In unserem Verständnis des Wortes ist ein Tempel ein religiöser Ort bei dem es in erster Linie um das Ausleben religiöser Gesinnung geht und nicht um die Befriedigung touristischer Bedürfnisse.

Über das Aussehen dieser Touristenattraktion in Tempelform ist sich unsere Reisegruppe uneinig. Der eine Teil findet ihn recht aussergewöhnlich und ansprechend der andere Teil einfach nur kitschig und unpassend, um nicht zu sagen hässlich.

Von Chiang Rai sind wir zuerst mit dem Bus und danach mit einem völlig überteuerten Songthaew ins 1600 müM gelegene Santikhiri gefahren. Songthaews sind überdachte Pickups welche oft erst dann losfahren wenn mindestens acht Personen auf der Ladefläche platzgenommen haben. Ist dies nicht der Fall, so muss man die fehlenden Personen einfach mitbezahlen oder weiter warten. Ausgelegt sind diese Dinger auf ca.10 Europäer dies entspricht etwa 20 Thais. Unser Rekord waren 22 Personen welche in, auf und an dem Fahrzeug platzgenommen haben. Dies inklusiv zusammengeklebten Kartonschachteln, sperrigen Bambuskörben und eines abartig stinkenden Rucksacks. Wir hatten keine Ahnung was in diesem Rucksack war und wollten es auch gar nicht wissen, aber gäbe es in Thailand Geier sie hätten definitiv mit wässerndem Schnabel über diesem Gepäckstück gekreist.

Das Dorf ist ein Little China mitten in den thailandischen Bergen und liegt 7 km vor der Grenze zu Myanmar. Santikhiri wurde 1961 als Mae Salong von, aus Myanmar flüchtenden Kuomintang-Chinesen des 93. Regiments unter Tuan Shi-Wen auf dem Berg Doi Mae Salong, gegründet. Die Einwohner sind neben einigen Angehöhrigen der örtlichen Bergstämmen alles Nachkommen von Soldaten der Nationistischen Armee welcher nach ihrer Niederlage gegen Mao Tse Tungs Truppen die Rückkehr nach China verwehrt wurde. Bis in die 1980er-Jahre wurde Santikhiri vom Opiumanbau dominiert. Der Rebellenführer und "King of Opium" Khun Sa hatte wenige Kilometer von Santikhiri sein Hauptquartier in Ban Hin Taek, bis er 1982 nach dreitägigen heftigen Kämpfen von der thailändischen Armee vertrieben wurde.

Von Mae Salong sind wir ins, lange vom Opiumhandel geprägte, goldene Dreieck nach Chiang Sean gereist. Klingt zwar spannend, ist es aber eigentlich nicht! Unser nächster Stop war das Städtchen Phayao wo wir von einem mystischen Ort Namens Phu Lang Kha gehöhrt haben. Also Roller mieten und ab auf die Strasse! Die 120 km auf kurvigen Bergstrassen waren ziemlich anstrengend und lange. Phu Lang kha!!

Die einzige Unterkunft in dieser, touristisch kaum erschlossenen, Region war leider ausgebucht. Ein Nachbar witterte das grosse Geschäft mit uns gestrandeten Farangs ( Thai für westliche Touristen) und bot uns ein Zimmer ohne Strom, Wasser und Toilette für 600 Bath (umgerechnet 18 Franken) an. Nicht mit uns! dachten wir und fuhren weiter. In solchen Situationen hilft es oft einfach im nächsten Dörfchen mal vor den Dorfladen zu sitzen das Problem zu schildern und zu warten. Die Besitzerin des Ladens versuchte uns mit Händen und Füssen zu helfen und war richtig entäuscht das ihr die Englischkenntnisse dazu fehlten. Sie hat dann irgendwie ein junges Paar aufgetrieben das ein wenig Englisch sprach. Sie sagten uns es gäbe in der Nähe einen Nationalpark in dem man in Zeltern übernachten könne. Sie haben uns die ganzen 15 Kilometer begleitet und vor Ort gleich alles für uns Organisiert. Als wir uns für die Hilfe bedanken wollten, sagten sie nur, Danke das ihr zu uns gekommen sind. 

So kamen wir für 250 Bath zu einer Übernachtung im Zelt unterm Sternenhimmel und zum Nachtessen mit den Nationalparkrangern. Das spätere Zusammensitzen am Lagerfeuer zeigte uns dass Sprachen oftmals völlig überschätzt werden. Sie sprachen kaum Englich und unser Thai ist etwa so fliessend wie ein Stausee und trotzdem haben wir uns fast zwei Stunden unterhalten. Vielleicht lag es aber auch einfach am Thaiwhiskey welcher das interkulturelle Veständnis in hohem Masse förderte. Gleichenmassen wie er die Kommunikation vereinfachte, erschwerte das Täufelszeug aber das Aufstehen am nächsten Morgen. Um 4.30 krochen wir aus dem Zelt um in Phu Lang Kah, dem eigentlichen Ziel unseres Trips, den Sonnenaufgang zu geniessen. Die Stimmung welche die aufgehende Sonne zusammen mit den Nebelschwaden kreierte war schlichtweg atemberaubend und kaum zu beschreiben. Schaut euch einfach die Bilder an.

Zurück in Phayao war es Zeit für ein Neujahrsfest auf Thai Art. Eine Mischung aus Foodfestival und Auftritten von potentiellen TSDS Kandidaten. Wir haben uns einen kulinarischen Weg durch die vielen regionalen Spezialitäten geschlagen und sind vollgefressen und zufrieden ins neue Jahr gerutscht. 

An dieser Stelle vielen Dank für die vielen Weihnachts- und Neujahrsgrüsse!
Das gesendete Lächeln ist bei uns als echtes Lächeln angekommen und wirkt immer noch nach.
Besonders gefreut hatt uns die Nachricht von meinen Grosseltern welche mit über 80 noch das Tablet bedienen als wäre es das normalste der Welt. Wenn ich daran denke wie mich die neusten Errungenschaften der Technikwelt teilweise ins Schwitzen bringen, habt ihr unseren grössten Respekt.

Von Phayao ging es weiter nach Lampang dass wie Phayao nur von wenigen westlichen Touristen besucht wird. Dafür war alles voller Thais welche hier ihre Weihnachtsferien verbrachten. Auch in Lampang gab es ein Tempel zu besichtigen. Wat anderes kam uns nicht in den Sinn. Der Tempel Pharathar Lampang Luang war aber so überfüllt von diesen Weihnachtsthais dass wie sehr schnell wieder draussen waren. 

Über Sukhothai und Lopburi sind wir in den nächsten drei Tagen mit dem Zug nach Ayutthaya gereist. Rund 400 Jahre lang war Ayutthaya Hauptstadt des Königreichs Siam, bis die Stadt im April 1767 von den Burmesen erobert, geplündert und fast völlig zerstört worden ist. Nach der verheerenden Niederlage gründete König Rama I. nur 80 Kilometer entfernt die neue Hauptstadt Siams: Bangkok, die "Stadt der Engel". Vom 13 Jahrhundert bis zu ihrer Zerstörung herschten 33 Könige von hier aus über das Reich Siams. Die Stadt hatte drei Königspaläste, 375 Tempelanlagen, 94 Stadttore und 29 Forts und war eines der grössten Handelszentren des Ostens. Klar werden die Ruinen heute von vielen Touristenbussen angefahren, aber wenn man sich ein ruhiges Plätzchen sucht und sich Zeit lässt, kann man den Prunk und die Eleganz dieser Stadt noch etwas spüren.

Da wir nun von Bangkok nach Yangoon fliegen und wir nicht wissen wie es in Myanmar mit den Möglichkeiten einen Bericht zu schreiben aussieht werden wir uns in 4Wochen wieder melden. Immer wieder sind wir bei Beschreibungen von Tempeln, Städten und Archidektonischen Besonderheiten auf die burmesische Vergangenheit des heutigen Thailands gestossen. Im 16. Jahrhundert war der ganze nördliche Teil des damaligen Siams in Besitz der kriegerischen Burmesen. Wir überschreiten nun die Grenze um auch die andere Seite dieser Geschichten zu hören.

Wir haben uns entschieden danach unsere Reise in Neuseeland und Australien fortzusetzen und erst dann wieder nach Asien zurückzukehren. Dies hat mehrere Gründe. Einerseit haben wir das Gefühl das wir eine Pause von Asien brauchen da wir sonst, nach 4 Monaten in dieser Region, der Schönheit der kommenden Ländern nicht mehr gerecht werden können. Der Mensch ist hald ein Gewohnheitstier und so verlieren auch noch so spezielle Dinge mit der Zeit ihren Reiz.
Andererseit können wir so in Neuseeland und Australien in besseren Wetterbedingungen Reisen was vorallen in Neuseeland und Tasmanien von Bedeutung ist.

Zum Schluss noch dies: 

Über die Zeit

Wir Leben in Überdruss und es geht uns gut
So häuft sich Luxusgut an Luxusgut, doch tut uns dieser Luxus gut?

Denn ein grosses Gut das man sich selten gönnt,
ist eins das man sich einfach nehmen könnt

Wenn Zeit wirklich Geld ist wie manche sagen,
würde uns dann nicht die Armut plagen?

So gibt es auch beim Reisen viele Sachen,
die das Unterwegssein wertvoll machen.

An viele unbekannte Orte reisen,
fremde Menschen, neue Speisen.

Andere Kulturen und Religionen,
Werte, Normen Relationen.

Doch eine der grössten Gaben,
ist es, einfach Zeit zu haben.

Die Zeit, Risiken einzugehen,
Erfolge Feiern und zu Fehlern stehen.

Die Zeit zum bleiben, gehen, lachen, 
sinnbefreite Dinge machen.

Zeit den inneren Bedürfnissen Gehöhr zu schenken,
Ihnen folgen und nicht nur daran zu denken

Die Zeit zum planlos dahin zu treiben,
geniessen, staunen, ärger meiden.

Die Zeit zum geniessen von Langeweile,
auch wenn sie noch so lange weile

Oder wie ein weiser und mir sehr nahe stehender Mann gesagt hat:
Wir sind viel zu gestresste Zeitgenossen, wan haben wir je die Zeit genossen.

Darum sage ich: Geniesst das Leben seit Entschlossen
Viel zu schnell ist unsre Zeit verflossen

In diesem Sinne wünschen wir euch eine schöne Zeit voller Zeitfenster
mit Blick auf EUCH und das LEBEN.

Grüessli d Reisedomis

Krabi bis Chiang Mai


Über alte Züge, königliche Feste und dreirädrige Moskitos

Da wir irgendwie nicht zum Schreiben kamen folgt nun ein etwas längerer Bericht der euch von unserer Reise von Krabi bis hinauf nach Chiang Mai erzählen soll.

Von Krabi sind wir mit dem Bus ins Landesinnere zum Khao Sok Nationalpark gefahren. Der Nationalpark ist 739km2 gross und befindet sich rund um den Ratchapraphastausee, eine 1982 geflutete Berglandschaft. Irgendwie werden wir überall magisch von kleinen Bars oder Esseenständen angezogen wohin sich keine anderen Touristen verlaufen. Eigentlich wollten wir in der kleinen Junglebar beim Eingang in den Park nur ein Shake trinken. Da aber die Mutter des Besitzers erst auf den Markt springen musste um die Bananen für unseren Shake zu kaufen, hatten wir zur Überbrückung plötzlich Gläser mit selbstgebranntem Rum in der Hand und die halbe Verwandschaft des Besitzers um uns. Am nächsten Morgen sind wir vom Headquarter aus mit einer kleinen Gruppe zuerst 2 Stunden mit dem Geländewagen bis zum See und dann 2 Stunden mit dem Longtailboot zu unserer schwimmenden Unterkunft gefahren. Im Park gibt es neben der wunderschönen Seeenlandschaft und dickem Dschungel auch unzählige Höhlen welche den Anhängern der thailändischen kommunistischen Partei als Verstecke dienten. Die starke Präsenz US-amerikanischer Truppen in Thailand während des Vietnamkrieges förderte die Entwicklung der Kommunistischen Partei, da sich viele Thailänder als halb kolonialisiert fühlten. Die ersten US-Soldaten bekommen Erholungsurlaub in Pattaya. Damit beginnt der touristische Aufstieg Pattayas zum Zentrum des Sextourismus. Die massenhafte Armutsprostitution, bis heute ein trauriges Wahrzeichen Thailands, gilt als Folge der Stationierung der US Armee. 

Bis in die 80er Jahre waren Teile im Süden und Norden von Thailand unter Kontrolle der Kommunistischen Befreiungsbewegung (KPT) welche von China aus gesteuert einen Guerilliakrieg gegen die Regierung führte. Die Kommunistische Volksbefreiungsarmee konnte sich in Thailand jedoch nicht gegen die Herrschaftselite in Bangkok inkl. Königshaus durchsetzen. Im Khao Sok Nationalpark kann man neben den Höhlenverstecken auch noch unzählige Schützengräben sehen welche von dem Krieg der Aufständischen Zeugen.

Am Abend wurden wir wieder um eine wichtige Erkenntnis reicher. 

Die Schiffsschraube ist ein sehr elementarer Bestandteil eines Bootes! Als auf der Nachtsafari das Boot plötzlich langsamer wurde und unser Guide Pom den Motor aus dem Wasser zog war da irgendwie keine Schraube mehr dran. Nur durch lautes Rufen und Lichtsignale unsererseits wurde ein anderes Boot auf uns Aufmerksam welches uns dann aus dem dunklen Seitenarm des Sees abschleppte. Am nächsten Morgen stiegen wir ins gleiche, anscheinend reparierte, Boot. Kaum waren wir aber ausser Sichtweite unseres Camps, hatten wir bereits wieder eine Schraube locker. Aber Pom der Schlaue Fuchs hatte vorgesorgt und gleich eine ganze Kiste an Ersatzschrauben mitgenommen.

Wie bei einem Boot mit der Schraube so verhält es sich auch bei einem Bus und dem Motor. Sehr elementar! Eine weitere Lektion die wir auf der Fahrt vom Khao Sok Nationalpark zum Pier der Fähre nach Koh Samui lernten. Der Motor wollte plötzlich nicht mehr und dann geht hald bei so einem Bus nicht mehr viel. Eigentlich sind solche glimpflichen Zwischenfälle noch recht interessant den erstens hat man ja jede Zeit der Welt und zweitens kommt man bei solchen unfreiwilligen Wartezeiten immer wieder mit anderen Reisenden oder Einheimischen ins Gespräch. Über Koh Samui und Koh Pangan sind wir nach Koh Tao weitergereist wo wir etwas abtauchen wollten. In Borneo haben wir Claire kennengelernt die auf Koh Tao als Divemaster arbeitet und uns eigeladen hat mit ihr in Koh Tao zu tauchen. Claire behauptete zwar das Gegenteil aber wir glauben dass wir für die Tauchgänge sicherlich nicht den normalen Preis bezahlt haben

Da wir keine Lust hatten von Koh Tao direkt nach Bangkok zu Reisen (ca.12 Stunden) haben wir in Chumphon einen Zwischenhalt eingelegt. Chumphon ist eigentlich ein Ort wo fast alle Touristen nur vom Schiff auf den Bus umsteigen. Gerade auch deshalb haben wir uns dazu entschieden diesem Ort die Ehre zu erweisen. Bei uns ist der 5. Dezember ja ein Tag wie jeder andere aber in Thailand wird an diesem Tag der Geburtstag von König Bumiphol Rama IX oder Phrabat Somdet Phra Paraminthara Maha Bhumibol Adulyadej Mahittalathibet Ramathibodi Chakkrinaruebodin Sayamintharathirat Borommanatthabophit, wie er mit vollem Namen heisst, gefeiert. Wir wurden sofort mit Fähnchen und Kerzen ausgestattet und waren innert kürze einTeil der feiernden, gelb und rosa gekleideten Menschenmasse. Wir wurden sozusagen zur Geburtstasparty des Königs eingeladen. Nach der Zeremonie konnten wir sogar auf Kosten des thailändischen Königshaus zu Abend essen und wurden dabei nicht etwa als störende Fremde sondern als, zwar etwas ausergewöhnliche, aber völlig willkommene Menschen angeschaut. Ich versuche mir gerade vorzustellen wie zwei Kongolesische Studenten empfangen würden welche mit Schweizerfahne und rotweissem Lampion am 1. August über die Rütliwiese stolpern. Am nächsten Morgen sind wir mit dem Zug nach Bangkok gefahren. Eine fast 10 Stündige Zugfahrt in einem nichtklimatisierten Wagen der dritten Klasse dafür inklusiv Kontakt mit den Einheimischen und einem Ticketpreis in der Höhe eines Kaugummis. Stellt euch die Fahrt folgendermassen vor: Wagen wie die im alten Rheintalexpress. Wisst ihr noch? Grüne Sessel für die Nichtraucher rote in dem Raucherabteil und eine Steisbein zertrümmernde Polsterung. Dazu eine Selectawagenbarrista welche in sopran, lauthals und auf thailändisch ihre Ware anpreist dies aber nicht allein sondern mit etwa 20 Konkurenten welche im 20 Sekundentakt an dir vorbeirennen. Und das 10 Stunden lang.

In Bangkok angekommen haben wir schnell gemerkt das die Rolle der stets nervenden Moskitos hier im Dschungel der Grossstadt von den nicht minder lästigen Tuk Tuk Fahrern übernommen wird, welche anstelle des Stiches dich mit der Frage Tuk Tuk Where you go? maltretieren und anstelle des Juckreizes dir, durch die Abgase der Zweitaktmotoren, einen kratzenden Hals mit auf den Weg geben. Diese dreirädrigen Mafiosi können ganz thaistyle (mit einem breiten Lächeln) behaupten das gerade jene Sehenswürdigkeit zu der man auf dem Weg ist, geschlossen sei und man doch besser mit ihm auf eine Stadtrundfahrt käme. Nach dieser Rundfahrt sei dann eh wieder alles offen. Wenn man diese Masche kennt macht es echt Spass den naiven Touristen zu spielen und zu hören was er dir so alles ins Gesicht lügt.

Bangkok ist irgendwie nichts, weil fast alles. Bangkok ist der gutgekleidete westliche Geschäftsmann genauso wie der alte chinesische Einwanderer welcher in maoistischer Kleidung an einer Strassenecke Räucherstäbchen verkauft. Die sauberen, gepflegten Pärke genauso wie das chaotisch, dreckige Chinatown und die Stille und Zurückhaltung in den Tempeln genauso wie der Chamchuck Market der dich einsaugt in ein Gewirr von Ständen, Menschen, kleinen Gassen, Gifts, Pets, gefälschten Kleider und Pseudo Handwerk und dich völlig verschwitzt und um einige Bath erleichtert an einer ganz anderen Stelle wieder ausspuckt. Diese Stadt ist das läuchtende Orange der gläubigen Mönche genauso wie die glizzernden Strasssteinchen des alternden Ladyboys und die alles überstrahlenden Buchstaben der grossen Fastfoodgiganten genauso wie die von Hand geschriebenen Menukarten der kleinen Strassenküchen. Bangkok ist das falsche Lächeln der wartenden Tuktukfahrer genauso wie das natürliche Lächeln der auf dem Trotoir spielenden Kindern. Eine pulsierende Grossstadt eben. Wundervoll hässlich und grauenhaft schön.

Von Bangkok aus sind wir westwärts in die Provinz Kanchanaburi gereist. Ein Teil der Reise haben wir mit der Thailand-Burma Eisenbahn oder auch Deathrailway zurückgelegt, welche die kaiserliche Japanische Armee im zweiten Weltkrieg zwischen dem von ihr besetzten Burma und Thailand von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern errichten liess. Der Name Deathrailway stammt von den Allierten Kriegsgefangenen. Insgesamt wurden ungefähr 200.000 asiatische Arbeiter und rund 60.000 Kriegsgefangene eingesetzt von denen 108000, vorallem beim Bau der bekannten Brücke am Kwai, ums Leben gekommen sind. An den Schienen wie auch am Zug selbst wurde, sehr wahrscheinlich aus Denkmalschutzgründen, seit dem Bau nichts mehr erneuert.

Wir behaupten ja dass die Wagons immer wieder mal kurz in der Luft waren. Es fühlte sich zumindest so an. Das Geholpere war so stark dass einige der Holzbänke dem Gewicht der darauf sitzenden Touristen nicht mehr standhielten und auseinanderbrachen.

Ziel der Reise war der Erawan Wasserfall im gleichnamigen Nationalpark. Das milchig blaue Wasser fällt auf etwa 3 Km über sieben grosse und unzählige kleine Stufen durch ein Waldgebiet. Ein irgendwie verwunschener und magischer Ort vorallem wen man so früh da ist wie wir es waren und noch keine Touristen diese Stimmung zerstören. Der Teil unserer zweipersonen Reisegruppe mit der grossen Kamera war kaum mehr von dem Ort zu trennen. Zum Glück hat der andere Teil der Reisegruppe oft eine bremsende Wirkung auf diesen Fotowahn da das Aussortieren der Fotos für die Homepage schon so genug schwer ist. 

In den nächsten drei Tagen sind wir über Suphanburi und Sukhhothai und hinauf zu der Rose des Nordens Chiang Mai gereist. Da wir die Strecke nicht mit den Touristenbussen gemacht haben sondern mit den normalen öffentlichen Linienbussen, hatten wir zwar einige Stunden länger konnten aber viel Geld sparen.

Von Chiang Mai aus wollten wir auf den Mae Hong Son Loop, einen Rundkurs durch die Berge von Nordwestthailand. Für dieses Unterfangen brauchten wir jetzt nur noch einen fahrbaren Untersatz. Wie schon mal angedeutet haben Fahrausweise hier in Thailand eine nicht allzu grosse Bedeutung und so hätten wir sogar bis zu 600ccm Maschienen bekommen. Ehrlich gesagt haben wir uns das einfach nicht zugetraut und so qüalten wir auf den kommenden 1000km einen Roller durch gefühlte 15000 Kurven über die Berge. Am ersten Tag sind wir über den Doi Ithanong der mit 2565müM höchste Berg Thailands nach Mae Chaem. Wir dachten das wir als Schweizer die Temperaturen dort oben schon aushalten werden da es ja unten in Chiang Mai noch 27 Grad hatte. Seit Koh Lanta am 17. November hatten wir keinen Tropfen Regen mehr was nicht heisst das man in Thailand nicht trotzdem Nass werden kann. Die Fahrt durch den dicken nassen Nebel, zusammen mit den bescheidenen 9 Grad und dem Fahrtwind, führte dazu das unser körperliches Befinden eher zum Dezember in der Schweiz passte. Anderst gesagt es war Arsch kalt auf diesem verdammten Berg. Vieleicht sind wir auch einfach bereits ein wenig verweichlicht. Zum Glück gab es oben Handschuhe zu kaufen. In den nächsten drei Tagen sind wir von Mae Chaem über Mae Sariang und Mae Hong Son nach Pai gereist. Immer wieder sind wir von der eigentlichen Route abgewichen und haben Strassen genommen welche nicht mal auf unserer Karte eingetragen waren. Oft sind wir kilometerweit auf unbefestigten Strassen durch kleine Dörfer und unberührte Natur gefahren. So wurden wir in einem einsamen Bergkloster zu Kaffee eingeladen, bekamen eine Führung durch ein Dorf des Karenstammes, spielten im Scheinwerferlicht eine Partie Boule mit den Dorfältesten und konnten Aussichten geniessen welche jeden, von anderen Touristen überfüllten, Viewpoint in den Schatten stellten. 

Der letzte Stop war Pai dass in den Reiseführern als Backpackeridyll und Hippiedörfchen beschrieben wird. Das kleine Bergdorf war aber überfüllt von europäischen möchtegern Hippies welche ihr Hotel nach der Stärke des Wifinetzes auswählen und jungen Bangkokthais welche hier ihre Weihnachtsferien verbringen. Vielleicht war es ein zu extremer Kontrast zu dem authentischen Thailand, vielleicht sind wir schon zu alt oder einfach zu wenig Hippie, aber wir fanden Pai alles andere als idyllisch.

Auf dem ganzen Trip hatten wir immer wieder mit den ziemlich aprupt wechselden Strassenbelägen zu kämpfen. Kaum freut man sich über eine schön geteerte Strasse schon wartet hinter der nächsten Kurve ein von Schlaglöchern übersäter Abschnitt oder der Belag fehlte gänzlich. Einer dieser Wechsel wurde uns dann auch zum Verhängnis. Der Fahrer konnte zwar noch abbremsen doch grub sich dabei das Vorderrad so tief in den Sand das ein Sturz nicht mehr zu verhindern war. Der Beifahrer konnte mehr oder weniger elegant vom Fahrzeug springen und errinerte sich sofort an die wichtigste Massnahme in solchen Situationen: Dieselbige unverzüglich für die Nachwelt festzuhalten und erst danach das Bein des Fahrers vom ziemlich schweren Roller zu befreien. Wie die Rollen genau verteilt waren ist in der Bildergalerie unschwer zu erkennen.

Es waren 1160 km totale Freiheit die uns das wirkliche Thailand fern ab vom organisierten, verdienstorientierten Massentourismus etwas näher gebracht hat.

Wir reisen jetzt weiter in den Norden nach Chiang Rai wo wir Weihnachten verbringen werden.

Wir wünschen euch allen ganz schöne Festtage und denken an euch.

Liebi grüess d'Domis

Malaysia/Südthailand

Über urbanen Grössenwahn, Inselgehoppe und die Heimat.


Nach der überwältigenden Natur Borneos waren wir im ersten Moment mit der Grösse und dem Lärmpegel der 5.3 Millionenstadt Singapur etwas überfordert. Da diese Stadt aber so perfekt organisiert ist und über eines der modernsten Verkehrssyteme der Welt verfügt haben wir uns recht schnell zurecht gefunden. Archidektonisch ist Singapur etwas aussergewönliches. Doch geht dieser Stadt aus unserer Sicht das leicht dreckig, chaotische Flair einer lebendigen Grossstadt vorallem in Downtown etwas ab. Singapur ist ausgesprochen sauber und es gibt für fast alles eine Regel und unzählige Verbote. So haben wir schon bei der Einreise das erste mal das Gesetz gebrochen. Anstatt der erlaubten 17 Zigaretten pro Person hatten wir 18 dabei und so unbemerkt eine Zigarette ins Land geschmuggelt. Neben dem baulichen Grössenwahn dieser Stadt hat uns vorallem die Vielfallt an ethnische und religiöse Gruppen welche hier friedlich auf engsten Raum zusammenleben beeindruckt. So gibt es mitten in Chinatown einen Hindutempel und die grösste Moschee der Stadt wird von Little India umgeben. Von Singapur sind wir mit dem Bus nach Kuala Lumpur gereist. Unsere Reise von Hostel zu Hostel sah folgendermassen aus: zu Fuss zur U-Bahn Station, in die U-Bahn, zu Fuss zum Bussbahnhof, auf den Bus bis zur singapurischen Grenze, aus dem Bus, zu Fuss über die Grenze, in den nächsten Bus bis zu Malaisischen Grenze, aus dem Bus, zu Fuss über die Grenze, in den nächsten Bus bis nach Kota Bharu, umsteigen auf den Bus nach Kuala Lumpur, zu Fuss zum Bahnhof, auf den Zug zum Citycenter, zu Fuss zum Hostel.Das chaotische was Singapur etwas fehlt hat Kuala Lumpur im Überfluss. Das Gut der Unversehrtheit gerade die von Fussgängern scheint in hier einen nicht allzu grossen Stellenwert zu geniessen. Erschwerend kommt dazu das wir im Rechtsverkehr sozialisierte Individuen beim Überqueren einer Strasse erstmal instinktiv in die falsche Richtung schauen.
Eine halbe Stunde auserhalb von Kuala Lumpur befinden sich die Batu Caves, ein Hindutempel in einer riesigen Höhle, bewacht von einer 42,7 Meter hohe Statue des Gottes Murugan. Da im Hinduismus Affen heilig sind geniessen die hunderten Makacken rund um die Höhlen ein paradisisches Leben. Sie stehen punkto Frechheit und Gewieftheit ihren Artgenossen im Dschungel in nichts nach. Kennt ihr das alte Schulplatzspiel wo einer in der Mitte steht und zwei ausserhalb sich den Schulsack des mittleren zuwerfen? Dieses Spiel funktioniert auch augezeichnet mit einer Keckspackung und einem Affen. Wie bei den Menschen wurde auch der zum Fangen verurteilte Primat ziemlich schnell böse und wollte uns nicht weiter den Affen machen. Nach drei Grossstädten in Folge waren wir froh wieder mal in die Natur flüchten zu können. Mit dem Bus sind wir Richtung Norden in die Cameron Highlands gefahren. Das kühle Hügelland wurde in den 30er Jahren von den britischen Kolonialbeamten, die hier Erholung von der tropischen Schwüle in Ipoh und Penang suchten, als sogenannte Hill Station entwickelt. Als “Hill Stations” wurden im gesamten Empire jene Rückzugsorte bezeichnet, in denen Kolonialbeamte einen Hauch von England mit typisch englischen Bauten und Gärten erschufen um sich vom schweißtreibenden Kolonialgeschäft in den Städten zu erholen. Die Highlands sind somit das erste touristisch genutzte Gebiet Malaysias. Neben Teeplantagen und Erdbeerfarmen erstrecken sich noch tausend Hektar Regenwald, in dem Stämme der Ureinwohner von Malaysia noch leben wie vor Jahrhunderten. Beim einsteigen in den Bus haben wir uns gefragt wieso Kotztüten in dem Bus bereitliegen. Die letzten 50 km der Strecke haben uns diese Frage beantwortet. In über 600 Kurven schlängelt sich die Strasse von ca 0 auf 1600 müm. Starke Regenfälle in den vorhergegangenen Tagen hatten viele Erdrutsche zu Folge weshalb wir für diese Strecke fast 3 Stunden brauchten.
Am nächsten tag sind wir auf den Gunung Brinchang gewandert oder besser gesagt geklettert. Die 2.5 km und 550 höhenmeter waren eine echte Herausforderung. Von den bereits erwähnten Regenfällen war der steile Pfad ausgewaschen und die Wurzeln nass und glitschig. Die nassen Wurzel hatten sich gegen Julia, unsere deutsche Begleitung, verschworen was bei ihr zu einem Bauchklatscher im Dreck und bei uns zu guter Unterhaltung geführt hat. Nach diesen Strapatzen gönnten wir uns im Massagesalon neben unserem Guesthouse eine traditionelle Massage. Um ehrlich zu sein liebäugelte ich damit das eine der zierlichen Damen die Massage übernehmen würde. Als der Vorhang aufging war die Person jedoch nicht einmal so zierlich und schon gar nicht weiblich. Wie ein Blitz schoss mir die Werbung eines Schweizer Chipsproduzenten in den Kopf. Ich bin mir nicht so sicher ob das was er da mit mir machte nicht gegen die Genfer Konvention für Menschenrechte verstossen hat. Die Geräusche aus dem Nebenraum verrieten mir aber das auch dort die Beweglichkeit des Menschlichen Körpers bis an die Grenzen ausgelotet wurde. Von den Cameron Highlands sind wir über Ipoh nach Alor Setar, nahe der thailändischen Grenze, gefahren wo wir die Fähre nach Langkawi genommen haben. Für fast zwei Wochen hatten wir jetz das letzte mal unsere Füsse auf dem Festland und hoppten nun von Insel zu Insel. Von der malaysischen Insel Langkawi kann man mit dem Schiff nach Koh Lipe, der südlichsten Insel Thailands, fahren. An dem direkt am Strand gelegenen Zollhäuschen welches eher einer Beachbar als an einem Zoll ähnelt, mussten wir nur noch unser Visum zeigen und schon waren wir in Thailand. Die weiteren Stationen unseres Gehoppes waren Koh Muk, Koh Lanta und Koh Jum. Da die Tage auf den wundervollen Inseln meistens nur aus Schlafen, Essen, Schnorcheln, rassanten Touren auf dem Motoroller und genüsslichem Bierchentrinken an unzähligen gemütlichen Strandbars bestand gehen wir nicht weiter darauf ein. Eins gibts zwar noch. Auf einer Inseltour wurden wir auf eine Insel evakuiert da unser Longtailboot das herannahende Gewitter nicht überstanden hätte. Wir behaupten ja das die grösste Gefahr nicht vom Gewitter ausging sondern von den hysterischen chinesischen Touristen welche uns in dem kleinen Unterstand fast zu Tode getrammpelt haben. Der erste Stopp auf dem thailandischen Festland war Aonang in der Nähe von Krabi wo wir bei Pisu einem Luzerner der zusammen mit seiner thailändischen Frau hier ein Resort führt, untergekommen sind. Am Abend und nach, sagen wir mal 5 Bierchen, hatte er die glorreiche Idee sich zusammen mit uns über seine Schnapsbar herzumachen. Dies könnte dann auch der Grund gewesen sein weshalb die Deutschen Gäste am nächsten Morgen um 7.00 ohne das bestellte Frühstück dasassen. Am bekannten Raileybeach gab es einen Ausichtspunkt zu besteigen bei dem es schon im Reiseführer hiess das der Weg vorallem bei Nässe etwas beschwerlich werden könnte. Wir mussten das natürlich selbst überprüfen. Der Weg war echt die Hölle vorallem mit einem gefühlten Liter Williams in den Adern. Wen in der Schweiz Wege wie diese ebenfalls ohne proffesionelle Hilfe bestiegen werden dürften wären die nächsten grossen Schritte jedes Bergführers wohl die zum Arbeitsamt. Wieder einmal hatte sich unsere Erfahrung bestätigt dass sobald vor irgendwelchen Attraktionen keine Chinesischen Touristen mehr anzutreffen sind die Gefahr besteht dass man etwas ins schwitzen kommen könnte. Wir werden in den nächsten Tagen über den Khao Sok Nationalpark von der Andamanenküste an die Küste am thailändischen Golf Reisen wo Koh Samui, Koh Pangan und Koh Tao auf uns warten. Zum Schluss noch dies: Wir wurden letzte Woche gefragt wie den die Schweiz so sei? Eine eigentlich sehr schwierige Fage will man nicht mit den üblichen Klischees wie Berge, Demokratie, Schokolade, Sauberkeit und gute Luft antworten. Irgendwie setzt man sich nie so intensiv mit der eigenen Heimat auseinander wie in der Ferne. Das Reisen schafft Vergleiche durch die man selbstverständliche Gegebenheiten plötzlich zu werten beginnt. Das Hinterfragen des eigenen Landes beinhaltet nicht nur relevante Aspekte wie Geld, Wohnung oder Bildung sondern gerade auch die Kleinigkeiten des alltäglichen Lebens.
Was ist sie nun unsere Schweiz neben dem offensichtlichen und der Tatsache das es unsere geliebte Heimat ist wo unserer Leute und unser Herz wohnt!
Die Schweiz ist ein Land in dem Brot auch ohne toasten knusprig ist. Sie ist ein Land wo man davon ausgehen kann dass es auf Toiletten Papier hat und Hotelzimmer Fenster haben. Ein Land in dem Busse und Züge nach einem Fahrplan fahren und diesen auch einhalten. Ein Land in dem jede Katze und jeder Hund auch einen Besitzer hat und Vögel immer grösser sind als Schmetterlinge. Die Schweiz ist ein Land in dem Schlaglöcher eine nur sehr kurze Lebenserwartung haben und Lichtsignale wirklich auch zum funktionieren des Verkehrs beitragen. Sie ist ein Land in dem trinkbares Wasser einfach so aus dem Hahnen kommt und es auch farblich danach aussieht. Wo man das Duschwasser zwar sehen aber nicht riechen kann. Ein Land in dem ein Knopfdruck genügt um ein Klo zu spülen und beim Duschen dasselbige auch nicht nass wird. Sie ist ein Land in dem alles auf einer Speisekarte auch wirklich bestellt werden kann und bei Hühnchen das Knochen Fleischverhältniss immer auf die Seite des Fleisches tendiert. Ein Land wo ältere Menschen irgendwan nicht mehr Arbeiten. Nicht weil sie nicht mehr können sondern weil sie nicht mehr müssen. Ein Land in dem Mücken stets Einzelkämpfer sind und nicht Teamsportler und wo es normalerweise drinnen wärmer ist als draussen. Ein Land wo die abschreckenden Bilder auf den Zigarettenpackungen gar nicht mal so abschreckend sind oder Schüler anziehen können was sie wollen. Sie ist ein Land wo Frauen auch meistens Frauen sind und wo man oft nur lächelt wen etwas lustig ist. Ein Land wo Reis nur eine Beilage ist und wo man auf dem Markt gekaufte Produkte nicht zuerst noch töten muss. Ein Land in dem einem Führerschein auch eine gewisse Bedeutung zugemessen wird und sich tatsächlich alle an die vorgegebene Fahrtrichtung auf Strassen halten. Die Schweiz ist ein Land in dem "Safety First" nicht nur eine Floskel ist und man sich dadurch allzuoft in der Lebensqualität einschränkt. Ein Land in dem sogar die Strassen gereinigt werden und auch alles andere fast ein bisschen lachhaft perfekt ist. In diesem Sinne wünschen wir denen die diesen Jahresabschnitt lieben eine schöne Adventszeit und allen anderen viel Kraft um sich durch diese Graue Jahreszeit zu mogeln.
bái láew ná kráb, bái láew ná ká

serawak

Nach zwei Wochen sind wir an der Sulu Sea das erste mal etwas gestrandet und gleich sechs Tage am gleichen Ort geblieben. Da die vorgelagerten Inseln als weltbekanntes Tauchgebiet gelten und das Tauchen hier recht guenstig ist, haben wir uns entschieden unser Tauchbrevet zu machen. Das Gebiet um Semporna ist in den letzten Jahren oft in den Schlagzeilen gewesen, da es erstens im Februar2013 zu einer Auseinandersetzung zwischen philippinischen Rebellen und der Malaysischen Armee kam und zweitens vermehrt Touristen entfuehrt wurden. Die Gruende dafuer sind vielschichtig. In einem Territorialstreit um Nordborneo erheben die Philippinen Ansprueche auf das Gebiet des malaysischen Bundesstaats Sabah. Basis der Ansprueche ist dabei der historische Einflussbereich des Sultans von Sulu, der sich urspruenglich vom Sulu-Archipel bis in die noerdlichen Teile von Borneo erstreckte. Das von Sultan Jamal-ul Azam am 22. Januar 1878 verkaufte Land wollen die Philippinen jetzt zurueck, da es reich an Rohstoffen ist. Verschiedene Abkoemmlinge des Sulatans von Sulu feuern den Konflikt an und gelten als Initianten des Angriffs auf das Malysische Teritorialgebiet. Andererseits will die auf den Philippinischen Inseln taetige Terrororganisation Abu Sayyaf welche der AL-Kaida nahe steht, auf den ueberwiegend katholischen Philippinen mehr Autonomie fuer die muslimische Minderheit erkaempfen. Immer wieder veruebt die Gruppe Ueberfaelle und versucht, Loesegelder zu erpressen um ihren Kampf zu finanzieren. Erst im April wurden eine Chinesische Touristin und eine Philippinerin von Abu-Sayyaf-Kaempfern aus dem Archipel entfuehrt. Zudem wurden im Mai und Juli zwei Chinesen von der Taucherinsel Mabul verschleppt. Nachdem uns einige Einheimische gesagt haben, dass die Armee seit Juni ein riesiges Aufgebot an Schiffen in die Sulu Sea gesannt hatt und es darum sicher sei, haben wir uns entschieden dort zu bleiben. Sicherheitshalber haben wir unsere Unterkunft aber nicht auf einer der Inseln sondern in Semporna gebucht, wo es bis jetzt noch keine Entfuehrungen gab.

Semporna selbst ist eine stinkende und dreckige Hafenstadt die wirklich nicht zum verweilen einlaedt. Mit "Semporna" hat sich fuer immer eine neue Geruchsmischung in unseren Koepfen manifestiert, Aber mit dem Wissen, dass man morgens auf das Boot steigen kann, um direkt ins Paradies zu fahren, liess es sich aushalten.

Mit unserem Tauchlehrer Taylor aus LA hatten wir einen zwar sehr profesionellen aber auch aeusserst gemuetlichen Zeitgenossen erwischt. Die Freude war gegenseitig, da sich Taylor sonst eher aengstliche, des Schwimmens nicht maechtige Chinesen gewohnt war. Wir waren jeden Tag ziemlich schnell mir unseren Skills fertig und konnten so den Rest des Tages mit "fun dives" verbringen.

Wenn eine, der bis zu 1.5m grossen Schildkroeten, unseren Weg kreuzte, waren Domi Dinge wie Druckausgleich und langsames aufsteigen ploetzlich voellig egal und sie konnte nur noch mit Muehe an den Flossen zurueckgehalten warden.

Nach drei Tagen hatten wir unser Brevet, was wir am Abend mit Taylor bei einem ausgedehnten "après-dive" Bier ordentlich feierten. Der Abend endete mit den LEICHT betrunkenen Worten von Domi:

"It was nicefull but I am full now".

Am naechsten Morgen sind wir von Tawau ueber Kota Kinabalu nach Miri geflogen. Nach weiteren drei Stunden Busfahrt haben wir unser Ziel, den Niah Nationalpark erreicht. Leiden hatte eine ganze Schule aus Kuching genau an diesem Tag das gleiche Ziel, was dazu fuehrte, dass die nette Dame am Empfang uns mit grossen Augen ansah und die Worte aussprach, welche Reisende nicht sehr gerne hoeren, "Ooohhhh Sorry fully Booked.

Die grossen Augen darum, weils sie genau wusste, dass wir um diese Zeit nicht mehr zurueck ins naechste Dorf kommen. Sie hat uns dann aber freundlicherweise einen sehr gemuetlichen Hauseingang zu verfuegung gestellt wo wir unter unserem Moskitonetz die Nacht verbringen konnten. Da Hauseingaenge im Dschungel den Tiefschlaf nicht gerade foerdern sind wir frueh morgens aufgebrochen und hatten die riesigen Kalksteinhoehlen des Nationalparks fuer uns alleine. Die groesste Kammer des Hoehlensystems ist etwa 1000m lang, 500m breit und bis zu 78m hoch und kann mit Stirnlampe auf eigene Faust erkundet warden. Unsere Reise ging am naechste Tag ueber Bintulu nach Sibu einer mittelgrossen Stadt am  Batang Rajang von wo wir mit dem, nennen wir es mal Boot, nach Kuching weiterreisten. Der erste Teil der Reise sei angeblich sehr schoen hiess es. Leider war das eigentliche Boot gerade in Reperatur so dass wir in einer engen Rostbuechse platznahmen wessen verdreckten plastikscheiben die Landschaft nur erahnen lies. Auf halbem Weg stoppte das Boot mitten im Fluss da das eigentliche Boot doch noch fahrtauglich gemacht wurde. Der Bootswechsel von einem zum anderen schwankenden Boot mit schweren Rucksaecken an uns und Krokodilen unter uns war, sagen wir mal, spannend. Da diese Route anscheinend nicht von sehr vielen Touristen befahren wird waren wir die ganzen sechs Stunden unter genauer Beobachtung und wurden zum Sujets einiger: schau mal was ich auf der Reise gesehen habe, Fotos. Auf der Fahrt haben wir Fajsal aus Kuching kennengelernt der anbot uns beim Eintreffen in Kuching zu unserem Hostel zu fahren. Aus der eigentlich recht kurzen Fahrt wurde eine groessere Stadtrundfahrt um die vier Katzenstatuen auf welche die Leute aus Kuching aus einem, uns unersichtlichen Grund, sehr Stolz zu sein scheinen. Der naechste Stop war der Nationalpark von Bako am Suedchinesischen Meer. Hier habe ich meine neuen Lieblingstiere gefunden. Die nur in Borneo vorkommenden Nasenaffen. Diese Armen Kerle tragen ihren Penis im Gesicht und versuchen mit ihrem eigentlichen, knallroten und stets errigiertem Glied krampfhaft vom Gesicht abzulenken. Der genaue Nutzen des grossen Riechorgans bei den Maennchen ist unsicher, moeglicherweise dient es der sexuellen Atraktivitaet: je grosser die Nase desto grosser die Chancen bei den Weibchen. Ein Schelm wer auch hier paralellen zur menschlichen Anatomie erkennt.

In einer Pause wurden wir Opfer eines hinterlistig geplanten Ueberfalls der Junglemafie. Die Makackenbande hatte es auf unsere Plastiksaecke abgesehen. Mutig stellte sich Domi dem Anfuehrer entgegen und kaempfte mit ihm um unser Hab und Gut. Der minutenlange kampf ging leider Unentschieden aus. Domi konnte zwar den Waeschesack retten musste dem Feind aber ihre Banane ueberlassen.

Neben einem neuen Lieblingstier haben wir auch ein neues Lieblingsrestaurant gefunden. Das Topspot ist eine Ansammlung von Seafoodstaenden auf dem Dach eines siebenstoeckigen Parkhauses wo man sich fuer 5 Franken mit Hummer und Co den Bauch vollschlagen kann.

 

Wir verlassen nun die Insel Borneo, uebrigens die drittgroesste Insel der Welt und Reisen ueber Singapur und Kuala Lumpur an die Thailaendische Grenze.

 

Bis bald d Domis 

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Sabah

Über grosse Frauen, Wildlife und Nachdenken im Regenwald.

Es hat ein Weilchen gedauert bis der erste Eintrag online war. Mit den Wifi Netzen ist es hier aber wie mit dem Wetter, mal vier und mal kein Strich.

Das Wetter ist schön das Essen gut und es gefällt uns sehr. NEIN keine Angst es geht nicht so weiter. Nach langem Flug über Amsterdam und Kuala Lumpur sind wir in der Hauptstadt des Malaysischen Bezirkes Sabah auf Borneo angekommen.
KK ist eine Stadt die jedemStadtplaner das fürchten lehren würde und irgendwie die Frage versucht zu beantworten wie viele leere Einkaufszentren man in einer Stadt bauen kann. Wir haben die Malls aber sowieso gemieden und sind auf die Suche nach den vielen Nachtmärkten wo die lokalen Fischer ihren frischen Fang lauthals anpreisen und das gekaufte direkt in offenen Küchen zubereiten.
Jemanden von uns hat es grosse Überwindung gekostet sich durch die Menschenmassen und die Sauce aus geschmolzenem Eis und Fischblut zu kämpfen. Die Marktleute ihrerseit schienen ebenfalls etwas irritiert da sie anscheinend nicht wussten das Frauen so gross werden können. Nach drei Tagen angewöhnungszeit an das tropische Klima ( hat sich später als nicht sehr nützlich erwiesen) sind wir südwärts in den Kinabalu Nationalpark gefahren. Ein 754 km2 grosses UNESCO Weltnaturerbe rund um den Gunung Kinabalu. Die Besteigung des höchsten Berges Südostasiens hätte mit Kosten von 250 Franken pro Person erstens unsere Reisekasse etwas zu stark belastet und zweitens sind wir uns hald gewohnt gratis auf irgendwelche Hügel zu steigen. So haben wir uns auf eigene Faust einen Weg durch den angeblich ältesten Regenwald der Welt gesucht. Auf halbem Weg wurden wir Opfer eines gewaltigen Tropengewitters welches aus unserem Heimweg innert kürze ein Paradies für Bachforellen machte. So schnell der Regen kam war auf 1700 MüM auch die tropische Wärme irgendwie verschwunden und es wurde empfindlich Kalt. Auf solche Situationen wurden wir in unserem eintägigen Trainingslager in der Masoalahalle nicht vorbereitet.
Leider hat am Abend auch das Dach unserer Unterkunft den starken Regenfällen nicht mehr standgehalten was zu einer kleinen Überschwemmung führte. Zusammen mit dem Luftzug aus den undichten Fenstern ergab dies aber eine Strömung welche wenigsten alles Krabelgetier aus unserem Zimmer schwemmte.
Nach drei nasskalten Tagen sind wir 5 Stunden durch endlose Palmölplantagen richtung Sandakan an Sabahs Küste an der Sulu Sea gereist. (Mehr zu Borneos Palmölindustrie folgt etwas später im Bericht)
Nahe der Stadt befindet sich das Sepilok Orang Utan Rehabilitation Centre, eine Auffangstation für verletzte, durch Brandrodungen gefährdete (hier wären wir wieder bei den Palmölplantagen) oder aus illegaler Gefangenschaft befreite Orang Utans. Sie werden hier gesundgepflegt und anschliesend im eigenen ca 50 km2 grossen Schutzgebiet wieder freigelassen wo sie, zusätzlich zur eigenen Futtersuche, noch gefüttert werden. Die Affen welche ein Bedürfniss nach fotografierenden Touristen haben, oder einfach nur Hunger, kommen zu einer beobachtbaren Plattform. Die geschickten Herrscher der Baumkronen zeigen uns Boden- und Sitzmenschen wo unsere Grenzen in artistischer Eleganz, Körperbeherrschung und evolutionärer Höchstform liegen. Wer Domi kennt weiss das sie nur sehr schwer wieder von den rothaarigen Waldmenschen zu trennen war.
Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns von der Zivilisation und Reisten mit Uncle Tan ( Danke Tommy für den Tip) an den Kinabatangan River um die nächsten drei Tage im Dschungel zu verbringen. Es war eindrücklich nur unter einem Moskitonetz die Nächte zu verbringen. Dies obwol uns die unzähligen Urwaldbewohner die ganze Nacht lauthals am Schlafen hindern wollten. An dieser Stelle liebe Grüsse an Gabriela und Norbert It was realy nice to stay with you guys! And we see us in Edinborough. Unser Guide Desco der am Fluss aufgewachsen war und von seinem Grossvater das Wissen über die heilenden Kräfte der Urwaldpflanzen lernte hat uns auf den Urwaldmärschen jeden zweiten Meter, mit den Worten, the best Doctor is the Jungle, irgend eine Pflanze in den Mund geschoben. Gegen die Mücken gab es leider keine wirksamen Waldmittelchen. Die Moskitos haben uns gezeigt dass wir Menschen doch nicht so hoch oben in der Nahrungskette stehen wie wir immer denken.

Es stimmt einen irgenwie Nachdenklich wenn man aus dem Regenwald, mit einer riesigen Vielfalt an Lebewesen, direkt in die endlosen Plantagen fährt und weiss das vor vielleicht 10 Jahren genau diese Vielfallt noch vorhanden war.Palmöl ist heute in sehr vielen Konsumgütern enthalten, genauer, in jedem zweiten Produkt in den Regalen unseres Detailhandels. Der Grossteil der Jahresproduktion, 75%, landet in Lebensmittel, meist unter der Bezeichnung pflanzliche Fette oder Öle. So werden derzeit Jahr für Jahr 50 Millionen Tonnen Palmöl verarbeitet. Tendenz steigend.
Bereits fast 50% der Fläche Borneos wir für Plantagen genutzt.
Wir Versuchen mit gutgemeinten Aktionen den Regenwald zu retten oder vielleicht nur unser Gewissen zu beruhigen und äussern unser Unverständniss über die Abholzung in uns fernen Länder. Aber sind nicht gerade wir mit unserem Konsumverhalten die eigentlichen Schuldigen und sind Einrichtungen wie die Orang Utan Station nicht einfach ein Schuldeingeständniss menschlicher Kurzsicht.
Wir wissen das dies eigentlich nicht in ein Reiseblog gehört und darum jezt zurück zu unserer Reise.
Nach unserem Dschungeltrip sind wir weiter südlich nach Semporna und dem gleichnamigen Archipel vor der Küste gereist. Hier werden wir einige Tage bleiben und den Open Water Tauchkurs absolvieren damit wir ein weiteres Element unseres Planeten erforschen können.

Bis bald und en liäbä Gruess a alli dihei!


Reisestart

Wir sind dann mal eben weg!

reisestart
Landkarte von stepmap.de
StepMap reisestart


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Abschiedsfest

Erstmal vielen Dank an alle die mit uns diesen schönen, lustigen, traurigen, emotionalen, feucht-fröhlichen Abend verbracht haben. Ein weiteres Dankeschön für die vielen kreativen Geschenke welche uns den Aufenthalt in der grossen weiten Welt etwas "erleichtern". Sei es bei Langeweile mit endlosem Entfalten von Banknoten die Zeit vertreiben zu können. Sei es allfällige wilde Tieren mit den angeeigneten "Tennisballwurfferigkeiten" in die Flucht zu schlagen. Sei es den aufkommenden Drang Sport zu treiben mit einer schweisstreibenden Partie Goro Memory zu befriedigen. Sei es bei Flugangst uns mit beruhigenden Flugzeuggeräuschen auf kommende Flüge vorzubereiten. Oder uns in kalten Nächten am heimeligen Zippo Feuer zu wärmen. Ebenfalls Danke an alle die uns finanziell, mit hilfreichen Tipps oder mit beruhigenden Worten etwas näher an die Verwirklichung unseres Traums gebracht haben.

Das grösste Geschenk das ihr uns macht ist aber dass ihr einfach da seit. Das wir wissen egal wann wir wieder nach Hause kommen Menschen auf uns warten die uns willkommen heissen.

Wir werden euch vermissen!!!!!

 
Ps. Ich bitte alle Leser dieses, und allen folgenden Blogs, allfällige Rechtschreibefehler und grammatikalische Unstimmigkeiten nicht als Folge einer simplen Legasthenie oder des Versagens des Schweizer Schulsystems, sondern als Ausdruck  einer künstlerischen kreativen Freiheit zu sehen.

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