Über urbanen Grössenwahn, Inselgehoppe und die Heimat.
Nach der überwältigenden Natur Borneos waren wir im ersten Moment mit der Grösse und dem Lärmpegel der 5.3 Millionenstadt
Singapur etwas überfordert. Da diese Stadt aber so perfekt organisiert ist und über eines der modernsten Verkehrssyteme der Welt verfügt haben wir uns recht schnell zurecht gefunden.
Archidektonisch ist Singapur etwas aussergewönliches. Doch geht dieser Stadt aus unserer Sicht das leicht dreckig, chaotische Flair einer lebendigen Grossstadt vorallem in Downtown etwas ab.
Singapur ist ausgesprochen sauber und es gibt für fast alles eine Regel und unzählige Verbote. So haben wir schon bei der Einreise das erste mal das Gesetz gebrochen. Anstatt der erlaubten 17
Zigaretten pro Person hatten wir 18 dabei und so unbemerkt eine Zigarette ins Land geschmuggelt. Neben dem baulichen Grössenwahn dieser Stadt hat uns vorallem die Vielfallt an ethnische und
religiöse Gruppen welche hier friedlich auf engsten Raum zusammenleben beeindruckt. So gibt es mitten in Chinatown einen
Hindutempel und die grösste Moschee der Stadt wird von Little India umgeben. Von Singapur sind wir mit dem Bus nach Kuala Lumpur gereist. Unsere Reise von Hostel zu Hostel sah folgendermassen
aus: zu Fuss zur U-Bahn Station, in die U-Bahn, zu Fuss zum Bussbahnhof, auf den Bus bis zur singapurischen Grenze, aus dem Bus, zu Fuss über die Grenze, in den nächsten Bus bis zu
Malaisischen Grenze, aus dem Bus, zu Fuss über die Grenze, in den nächsten Bus bis nach Kota Bharu, umsteigen auf den Bus nach Kuala Lumpur, zu Fuss zum Bahnhof, auf den Zug zum Citycenter,
zu Fuss zum Hostel.Das chaotische was Singapur etwas fehlt hat Kuala Lumpur im Überfluss. Das Gut der
Unversehrtheit gerade die von Fussgängern scheint in hier einen nicht allzu grossen Stellenwert zu geniessen. Erschwerend kommt dazu das wir im Rechtsverkehr sozialisierte Individuen beim
Überqueren einer Strasse erstmal instinktiv in die falsche Richtung schauen.
Eine halbe Stunde auserhalb von Kuala Lumpur befinden sich die Batu Caves, ein Hindutempel in einer riesigen Höhle,
bewacht von einer 42,7 Meter hohe Statue des Gottes Murugan. Da im Hinduismus Affen heilig sind geniessen die hunderten Makacken rund um die Höhlen ein paradisisches Leben. Sie stehen
punkto Frechheit und Gewieftheit ihren Artgenossen im Dschungel in nichts nach. Kennt ihr das alte Schulplatzspiel wo einer in der Mitte steht und zwei ausserhalb sich den Schulsack
des mittleren zuwerfen? Dieses Spiel funktioniert auch augezeichnet mit einer Keckspackung und einem Affen. Wie bei den Menschen wurde auch der zum Fangen verurteilte Primat ziemlich schnell böse und wollte uns nicht weiter den Affen machen. Nach drei Grossstädten in Folge waren
wir froh wieder mal in die Natur flüchten zu können. Mit dem Bus sind wir Richtung Norden in die Cameron Highlands gefahren. Das kühle Hügelland wurde in den 30er Jahren von den
britischen Kolonialbeamten, die hier Erholung von der tropischen Schwüle in Ipoh und Penang suchten, als sogenannte Hill Station entwickelt. Als “Hill Stations” wurden im gesamten
Empire jene Rückzugsorte bezeichnet, in denen Kolonialbeamte einen Hauch von England mit typisch englischen Bauten und Gärten erschufen um sich vom schweißtreibenden Kolonialgeschäft in den Städten zu erholen. Die Highlands
sind somit das erste touristisch genutzte Gebiet Malaysias. Neben Teeplantagen und Erdbeerfarmen erstrecken sich noch tausend Hektar Regenwald, in dem Stämme der Ureinwohner von
Malaysia noch leben wie vor Jahrhunderten. Beim einsteigen in den Bus haben wir uns gefragt wieso Kotztüten in dem Bus bereitliegen. Die letzten 50 km der Strecke haben uns diese Frage beantwortet. In über 600 Kurven schlängelt sich die Strasse von ca 0 auf 1600 müm. Starke Regenfälle in
den vorhergegangenen Tagen hatten viele Erdrutsche zu Folge weshalb wir für diese Strecke fast 3 Stunden brauchten.
Am nächsten tag sind wir auf den Gunung Brinchang gewandert oder besser gesagt geklettert. Die 2.5 km und 550
höhenmeter waren eine echte Herausforderung. Von den bereits erwähnten Regenfällen war der steile Pfad ausgewaschen und die Wurzeln nass und glitschig. Die nassen Wurzel hatten sich
gegen Julia, unsere deutsche Begleitung, verschworen was bei ihr zu einem Bauchklatscher im Dreck und bei uns zu guter Unterhaltung geführt hat. Nach diesen Strapatzen gönnten wir uns im Massagesalon neben
unserem Guesthouse eine traditionelle Massage. Um ehrlich zu sein liebäugelte ich damit das eine der zierlichen Damen die Massage übernehmen würde. Als der Vorhang aufging war die
Person jedoch nicht einmal so zierlich und schon gar nicht weiblich. Wie ein Blitz schoss mir die Werbung eines Schweizer Chipsproduzenten in den Kopf. Ich bin mir nicht so sicher ob das was er da mit mir machte nicht gegen die Genfer Konvention für Menschenrechte verstossen
hat. Die Geräusche aus dem Nebenraum verrieten mir aber das auch dort die Beweglichkeit des
Menschlichen Körpers bis an die Grenzen ausgelotet wurde. Von den Cameron Highlands sind wir über Ipoh nach Alor Setar, nahe der thailändischen Grenze, gefahren wo wir die Fähre nach Langkawi genommen haben. Für fast
zwei Wochen hatten wir jetz das letzte mal unsere Füsse auf dem Festland und hoppten nun von Insel zu Insel. Von der malaysischen Insel Langkawi kann man mit dem Schiff nach Koh Lipe,
der südlichsten Insel Thailands, fahren. An dem direkt am Strand gelegenen Zollhäuschen welches eher einer Beachbar als an einem Zoll ähnelt, mussten wir nur noch unser Visum zeigen und schon waren wir in Thailand. Die weiteren Stationen unseres Gehoppes
waren Koh Muk, Koh Lanta und Koh Jum. Da die Tage auf den wundervollen Inseln meistens nur aus
Schlafen, Essen, Schnorcheln, rassanten Touren auf dem Motoroller und genüsslichem Bierchentrinken an unzähligen gemütlichen Strandbars bestand gehen wir nicht weiter darauf ein. Eins
gibts zwar noch. Auf einer Inseltour wurden wir auf eine Insel evakuiert da unser Longtailboot das herannahende Gewitter nicht überstanden hätte. Wir behaupten ja das die grösste
Gefahr nicht vom Gewitter ausging sondern von den hysterischen chinesischen Touristen welche uns in dem kleinen Unterstand fast zu Tode getrammpelt haben. Der erste Stopp auf dem thailandischen Festland war Aonang in der Nähe von Krabi wo wir bei Pisu einem Luzerner der zusammen mit seiner thailändischen Frau hier
ein Resort führt, untergekommen sind. Am Abend und nach, sagen wir mal 5 Bierchen, hatte er die glorreiche Idee sich zusammen mit uns über seine Schnapsbar herzumachen. Dies könnte
dann auch der Grund gewesen sein weshalb die Deutschen Gäste am nächsten Morgen um 7.00 ohne das bestellte Frühstück dasassen. Am bekannten Raileybeach gab es einen Ausichtspunkt zu
besteigen bei dem es schon im Reiseführer hiess das der Weg vorallem bei Nässe etwas beschwerlich werden könnte. Wir mussten das natürlich selbst überprüfen. Der Weg war echt die
Hölle vorallem mit einem gefühlten Liter Williams in den Adern. Wen in der Schweiz Wege wie diese ebenfalls ohne proffesionelle Hilfe bestiegen werden dürften wären die
nächsten grossen Schritte jedes Bergführers wohl die zum Arbeitsamt. Wieder einmal hatte sich unsere Erfahrung
bestätigt dass sobald vor irgendwelchen Attraktionen keine Chinesischen Touristen mehr anzutreffen sind die Gefahr besteht dass man etwas ins schwitzen kommen könnte. Wir werden in
den nächsten Tagen über den Khao Sok Nationalpark von der Andamanenküste an die Küste am thailändischen Golf Reisen wo Koh Samui, Koh Pangan und Koh Tao auf uns warten. Zum Schluss
noch dies: Wir wurden letzte
Woche gefragt wie den die Schweiz so sei? Eine eigentlich sehr schwierige Fage will man nicht mit den üblichen Klischees wie Berge, Demokratie, Schokolade, Sauberkeit und gute Luft
antworten. Irgendwie setzt man sich nie so intensiv mit der eigenen Heimat auseinander wie in der Ferne. Das Reisen schafft Vergleiche durch die man selbstverständliche Gegebenheiten plötzlich zu werten beginnt.
Das Hinterfragen des eigenen Landes beinhaltet nicht nur relevante Aspekte wie Geld, Wohnung oder Bildung sondern gerade auch die Kleinigkeiten des alltäglichen Lebens.
Was ist sie nun unsere Schweiz neben dem offensichtlichen und der Tatsache das es unsere geliebte Heimat ist wo
unserer Leute und unser Herz wohnt!
Die Schweiz ist ein Land in dem Brot auch
ohne toasten knusprig ist. Sie ist ein Land wo man davon ausgehen kann dass es auf Toiletten Papier hat und Hotelzimmer Fenster haben. Ein Land in dem Busse und Züge nach einem
Fahrplan fahren und diesen auch einhalten. Ein Land in dem jede Katze und jeder Hund auch einen Besitzer hat und Vögel immer grösser sind als Schmetterlinge. Die Schweiz ist ein
Land in dem Schlaglöcher eine nur sehr kurze Lebenserwartung haben und Lichtsignale wirklich
auch zum funktionieren des Verkehrs beitragen. Sie ist ein Land in dem trinkbares Wasser einfach so aus dem Hahnen kommt und es auch farblich danach aussieht. Wo man das Duschwasser zwar sehen aber nicht riechen kann. Ein Land in dem ein Knopfdruck genügt um ein Klo zu spülen und
beim Duschen dasselbige auch nicht nass wird. Sie ist ein Land in dem alles auf einer Speisekarte auch wirklich bestellt werden kann und bei Hühnchen das Knochen Fleischverhältniss immer auf die Seite des
Fleisches tendiert. Ein Land wo ältere Menschen irgendwan nicht mehr Arbeiten. Nicht weil sie nicht mehr können sondern weil sie nicht mehr müssen. Ein Land in dem Mücken stets
Einzelkämpfer sind und nicht Teamsportler und wo es normalerweise drinnen wärmer ist als draussen. Ein Land wo die abschreckenden Bilder auf den Zigarettenpackungen gar nicht mal
so abschreckend sind oder Schüler anziehen können was sie wollen. Sie ist ein Land wo Frauen auch meistens
Frauen sind und wo man oft nur lächelt wen etwas lustig ist. Ein Land wo Reis nur eine Beilage ist und wo man auf dem Markt gekaufte Produkte nicht zuerst noch töten muss. Ein
Land in dem einem Führerschein auch eine gewisse Bedeutung zugemessen wird und sich tatsächlich alle an die vorgegebene Fahrtrichtung auf Strassen halten. Die Schweiz ist ein Land
in dem "Safety First" nicht nur eine Floskel ist und man sich dadurch allzuoft in der Lebensqualität einschränkt. Ein Land in dem sogar die Strassen gereinigt werden und auch
alles andere fast ein bisschen lachhaft perfekt ist. In diesem Sinne wünschen wir denen die diesen
Jahresabschnitt lieben eine schöne Adventszeit und allen anderen viel Kraft um sich durch diese Graue Jahreszeit zu mogeln.
bái láew ná kráb, bái láew ná ká