Über alte Züge, königliche Feste und dreirädrige Moskitos
Da wir irgendwie nicht zum Schreiben kamen folgt nun ein etwas längerer Bericht der euch von unserer Reise von Krabi bis hinauf nach Chiang Mai erzählen soll.
Von Krabi sind wir mit dem Bus ins Landesinnere zum Khao Sok Nationalpark gefahren. Der Nationalpark ist 739km2 gross und befindet sich rund um den Ratchapraphastausee, eine 1982 geflutete
Berglandschaft. Irgendwie werden wir überall magisch von kleinen Bars oder Esseenständen angezogen wohin sich keine anderen Touristen verlaufen. Eigentlich wollten wir in der kleinen Junglebar
beim Eingang in den Park nur ein Shake trinken. Da aber die Mutter des Besitzers erst auf den Markt springen musste um die Bananen für unseren Shake zu kaufen, hatten wir zur Überbrückung
plötzlich Gläser mit selbstgebranntem Rum in der Hand und die halbe Verwandschaft des Besitzers um uns. Am nächsten Morgen sind wir vom Headquarter aus mit einer kleinen Gruppe zuerst 2 Stunden
mit dem Geländewagen bis zum See und dann 2 Stunden mit dem Longtailboot zu unserer schwimmenden Unterkunft gefahren. Im Park gibt es neben der wunderschönen Seeenlandschaft und dickem Dschungel
auch unzählige Höhlen welche den Anhängern der thailändischen kommunistischen Partei als Verstecke dienten. Die starke Präsenz US-amerikanischer Truppen in Thailand während des Vietnamkrieges
förderte die Entwicklung der Kommunistischen Partei, da sich viele Thailänder als halb kolonialisiert fühlten. Die ersten US-Soldaten bekommen Erholungsurlaub in Pattaya. Damit beginnt der
touristische Aufstieg Pattayas zum Zentrum des Sextourismus. Die massenhafte Armutsprostitution, bis heute ein trauriges Wahrzeichen Thailands, gilt als Folge der Stationierung der US
Armee.
Bis in die 80er Jahre waren Teile im Süden und Norden von Thailand unter Kontrolle der Kommunistischen Befreiungsbewegung (KPT) welche von China aus gesteuert einen Guerilliakrieg gegen die
Regierung führte. Die Kommunistische Volksbefreiungsarmee konnte sich in Thailand jedoch nicht gegen die Herrschaftselite in Bangkok inkl. Königshaus durchsetzen. Im Khao Sok Nationalpark kann
man neben den Höhlenverstecken auch noch unzählige Schützengräben sehen welche von dem Krieg der Aufständischen Zeugen.
Am Abend wurden wir wieder um eine wichtige Erkenntnis reicher.
Die Schiffsschraube ist ein sehr elementarer Bestandteil eines Bootes! Als auf der Nachtsafari das Boot plötzlich langsamer wurde und unser Guide Pom den Motor aus dem Wasser zog war da irgendwie
keine Schraube mehr dran. Nur durch lautes Rufen und Lichtsignale unsererseits wurde ein anderes Boot auf uns Aufmerksam welches uns dann aus dem dunklen Seitenarm des Sees abschleppte. Am
nächsten Morgen stiegen wir ins gleiche, anscheinend reparierte, Boot. Kaum waren wir aber ausser Sichtweite unseres Camps, hatten wir bereits wieder eine Schraube locker. Aber Pom der Schlaue
Fuchs hatte vorgesorgt und gleich eine ganze Kiste an Ersatzschrauben mitgenommen.
Wie bei einem Boot mit der Schraube so verhält es sich auch bei einem Bus und dem Motor. Sehr elementar! Eine weitere Lektion die wir auf der Fahrt vom Khao Sok Nationalpark zum Pier der Fähre
nach Koh Samui lernten. Der Motor wollte plötzlich nicht mehr und dann geht hald bei so einem Bus nicht mehr viel. Eigentlich sind solche glimpflichen Zwischenfälle noch recht interessant den
erstens hat man ja jede Zeit der Welt und zweitens kommt man bei solchen unfreiwilligen Wartezeiten immer wieder mit anderen Reisenden oder Einheimischen ins Gespräch. Über Koh Samui und Koh
Pangan sind wir nach Koh Tao weitergereist wo wir etwas abtauchen wollten. In Borneo haben wir Claire kennengelernt die auf Koh Tao als Divemaster arbeitet und uns eigeladen hat mit ihr in Koh
Tao zu tauchen. Claire behauptete zwar das Gegenteil aber wir glauben dass wir für die Tauchgänge sicherlich nicht den normalen Preis bezahlt haben
Da wir keine Lust hatten von Koh Tao direkt nach Bangkok zu Reisen (ca.12 Stunden) haben wir in Chumphon einen Zwischenhalt eingelegt. Chumphon ist eigentlich ein Ort wo fast alle Touristen nur
vom Schiff auf den Bus umsteigen. Gerade auch deshalb haben wir uns dazu entschieden diesem Ort die Ehre zu erweisen. Bei uns ist der 5. Dezember ja ein Tag wie jeder andere aber in Thailand wird
an diesem Tag der Geburtstag von König Bumiphol Rama IX oder Phrabat Somdet Phra Paraminthara Maha Bhumibol Adulyadej Mahittalathibet Ramathibodi Chakkrinaruebodin Sayamintharathirat
Borommanatthabophit, wie er mit vollem Namen heisst, gefeiert. Wir wurden sofort mit Fähnchen und Kerzen ausgestattet und waren innert kürze einTeil der feiernden, gelb und rosa gekleideten
Menschenmasse. Wir wurden sozusagen zur Geburtstasparty des Königs eingeladen. Nach der Zeremonie konnten wir sogar auf Kosten des thailändischen Königshaus zu Abend essen und wurden dabei nicht
etwa als störende Fremde sondern als, zwar etwas ausergewöhnliche, aber völlig willkommene Menschen angeschaut. Ich versuche mir gerade vorzustellen wie zwei Kongolesische Studenten empfangen
würden welche mit Schweizerfahne und rotweissem Lampion am 1. August über die Rütliwiese stolpern. Am nächsten Morgen sind wir mit dem Zug nach Bangkok gefahren. Eine fast 10 Stündige Zugfahrt in
einem nichtklimatisierten Wagen der dritten Klasse dafür inklusiv Kontakt mit den Einheimischen und einem Ticketpreis in der Höhe eines Kaugummis. Stellt euch die Fahrt folgendermassen vor: Wagen
wie die im alten Rheintalexpress. Wisst ihr noch? Grüne Sessel für die Nichtraucher rote in dem Raucherabteil und eine Steisbein zertrümmernde Polsterung. Dazu eine Selectawagenbarrista welche in
sopran, lauthals und auf thailändisch ihre Ware anpreist dies aber nicht allein sondern mit etwa 20 Konkurenten welche im 20 Sekundentakt an dir vorbeirennen. Und das 10 Stunden lang.
In Bangkok angekommen haben wir schnell gemerkt das die Rolle der stets nervenden Moskitos hier im Dschungel der Grossstadt von den nicht minder lästigen Tuk Tuk Fahrern übernommen wird, welche
anstelle des Stiches dich mit der Frage Tuk Tuk Where you go? maltretieren und anstelle des Juckreizes dir, durch die Abgase der Zweitaktmotoren, einen kratzenden Hals mit auf den Weg geben.
Diese dreirädrigen Mafiosi können ganz thaistyle (mit einem breiten Lächeln) behaupten das gerade jene Sehenswürdigkeit zu der man auf dem Weg ist, geschlossen sei und man doch besser mit ihm auf
eine Stadtrundfahrt käme. Nach dieser Rundfahrt sei dann eh wieder alles offen. Wenn man diese Masche kennt macht es echt Spass den naiven Touristen zu spielen und zu hören was er dir so alles
ins Gesicht lügt.
Bangkok ist irgendwie nichts, weil fast alles. Bangkok ist der gutgekleidete westliche Geschäftsmann genauso wie der alte chinesische Einwanderer welcher in maoistischer Kleidung an einer
Strassenecke Räucherstäbchen verkauft. Die sauberen, gepflegten Pärke genauso wie das chaotisch, dreckige Chinatown und die Stille und Zurückhaltung in den Tempeln genauso wie der Chamchuck
Market der dich einsaugt in ein Gewirr von Ständen, Menschen, kleinen Gassen, Gifts, Pets, gefälschten Kleider und Pseudo Handwerk und dich völlig verschwitzt und um einige Bath erleichtert an
einer ganz anderen Stelle wieder ausspuckt. Diese Stadt ist das läuchtende Orange der gläubigen Mönche genauso wie die glizzernden Strasssteinchen des alternden Ladyboys und die alles
überstrahlenden Buchstaben der grossen Fastfoodgiganten genauso wie die von Hand geschriebenen Menukarten der kleinen Strassenküchen. Bangkok ist das falsche Lächeln der wartenden Tuktukfahrer
genauso wie das natürliche Lächeln der auf dem Trotoir spielenden Kindern. Eine pulsierende Grossstadt eben. Wundervoll hässlich und grauenhaft schön.
Von Bangkok aus sind wir westwärts in die Provinz Kanchanaburi gereist. Ein Teil der Reise haben wir mit der Thailand-Burma Eisenbahn oder auch Deathrailway zurückgelegt, welche die kaiserliche
Japanische Armee im zweiten Weltkrieg zwischen dem von ihr besetzten Burma und Thailand von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern errichten liess. Der Name Deathrailway stammt von den Allierten
Kriegsgefangenen. Insgesamt wurden ungefähr 200.000 asiatische Arbeiter und rund 60.000 Kriegsgefangene eingesetzt von denen 108000, vorallem beim Bau der bekannten Brücke am Kwai, ums Leben
gekommen sind. An den Schienen wie auch am Zug selbst wurde, sehr wahrscheinlich aus Denkmalschutzgründen, seit dem Bau nichts mehr erneuert.
Wir behaupten ja dass die Wagons immer wieder mal kurz in der Luft waren. Es fühlte sich zumindest so an. Das Geholpere war so stark dass einige der Holzbänke dem Gewicht der darauf sitzenden
Touristen nicht mehr standhielten und auseinanderbrachen.
Ziel der Reise war der Erawan Wasserfall im gleichnamigen Nationalpark. Das milchig blaue Wasser fällt auf etwa 3 Km über sieben grosse und unzählige kleine Stufen durch ein Waldgebiet. Ein
irgendwie verwunschener und magischer Ort vorallem wen man so früh da ist wie wir es waren und noch keine Touristen diese Stimmung zerstören. Der Teil unserer zweipersonen Reisegruppe mit der
grossen Kamera war kaum mehr von dem Ort zu trennen. Zum Glück hat der andere Teil der Reisegruppe oft eine bremsende Wirkung auf diesen Fotowahn da das Aussortieren der Fotos für die Homepage
schon so genug schwer ist.
In den nächsten drei Tagen sind wir über Suphanburi und Sukhhothai und hinauf zu der Rose des Nordens Chiang Mai gereist. Da wir die Strecke nicht mit den Touristenbussen gemacht haben sondern
mit den normalen öffentlichen Linienbussen, hatten wir zwar einige Stunden länger konnten aber viel Geld sparen.
Von Chiang Mai aus wollten wir auf den Mae Hong Son Loop, einen Rundkurs durch die Berge von Nordwestthailand. Für dieses Unterfangen brauchten wir jetzt nur noch einen fahrbaren Untersatz. Wie
schon mal angedeutet haben Fahrausweise hier in Thailand eine nicht allzu grosse Bedeutung und so hätten wir sogar bis zu 600ccm Maschienen bekommen. Ehrlich gesagt haben wir uns das einfach
nicht zugetraut und so qüalten wir auf den kommenden 1000km einen Roller durch gefühlte 15000 Kurven über die Berge. Am ersten Tag sind wir über den Doi Ithanong der mit 2565müM höchste Berg
Thailands nach Mae Chaem. Wir dachten das wir als Schweizer die Temperaturen dort oben schon aushalten werden da es ja unten in Chiang Mai noch 27 Grad hatte. Seit Koh Lanta am 17. November
hatten wir keinen Tropfen Regen mehr was nicht heisst das man in Thailand nicht trotzdem Nass werden kann. Die Fahrt durch den dicken nassen Nebel, zusammen mit den bescheidenen 9 Grad und dem
Fahrtwind, führte dazu das unser körperliches Befinden eher zum Dezember in der Schweiz passte. Anderst gesagt es war Arsch kalt auf diesem verdammten Berg. Vieleicht sind wir auch einfach
bereits ein wenig verweichlicht. Zum Glück gab es oben Handschuhe zu kaufen. In den nächsten drei Tagen sind wir von Mae Chaem über Mae Sariang und Mae Hong Son nach Pai gereist. Immer wieder
sind wir von der eigentlichen Route abgewichen und haben Strassen genommen welche nicht mal auf unserer Karte eingetragen waren. Oft sind wir kilometerweit auf unbefestigten Strassen durch kleine
Dörfer und unberührte Natur gefahren. So wurden wir in einem einsamen Bergkloster zu Kaffee eingeladen, bekamen eine Führung durch ein Dorf des Karenstammes, spielten im Scheinwerferlicht eine
Partie Boule mit den Dorfältesten und konnten Aussichten geniessen welche jeden, von anderen Touristen überfüllten, Viewpoint in den Schatten stellten.
Der letzte Stop war Pai dass in den Reiseführern als Backpackeridyll und Hippiedörfchen beschrieben wird. Das kleine Bergdorf war aber überfüllt von europäischen möchtegern Hippies welche ihr
Hotel nach der Stärke des Wifinetzes auswählen und jungen Bangkokthais welche hier ihre Weihnachtsferien verbringen. Vielleicht war es ein zu extremer Kontrast zu dem authentischen Thailand,
vielleicht sind wir schon zu alt oder einfach zu wenig Hippie, aber wir fanden Pai alles andere als idyllisch.
Auf dem ganzen Trip hatten wir immer wieder mit den ziemlich aprupt wechselden Strassenbelägen zu kämpfen. Kaum freut man sich über eine schön geteerte Strasse schon wartet hinter der nächsten
Kurve ein von Schlaglöchern übersäter Abschnitt oder der Belag fehlte gänzlich. Einer dieser Wechsel wurde uns dann auch zum Verhängnis. Der Fahrer konnte zwar noch abbremsen doch grub sich dabei
das Vorderrad so tief in den Sand das ein Sturz nicht mehr zu verhindern war. Der Beifahrer konnte mehr oder weniger elegant vom Fahrzeug springen und errinerte sich sofort an die wichtigste
Massnahme in solchen Situationen: Dieselbige unverzüglich für die Nachwelt festzuhalten und erst danach das Bein des Fahrers vom ziemlich schweren Roller zu befreien. Wie die Rollen genau
verteilt waren ist in der Bildergalerie unschwer zu erkennen.
Es waren 1160 km totale Freiheit die uns das wirkliche Thailand fern ab vom organisierten, verdienstorientierten Massentourismus etwas näher gebracht hat.
Wir reisen jetzt weiter in den Norden nach Chiang Rai wo wir Weihnachten verbringen werden.
Wir wünschen euch allen ganz schöne Festtage und denken an euch.
Liebi grüess d'Domis