Darwin to Brisbane

Über dünne Kühe, blutige Egel und erschreckende Erkenntnisse

Der folgende Bericht fällt etwas kürzer aus als die vorhergegangenen da uns, im ersten Teil der Reise, das Wetter von grösseren Unternehmungen abhielt und wir, im zweiten Teil, vorallem mit dem Verkauf unseres Vans beschäftigt waren.
Als erstes haben wir aber eine Namensänderung zu verkünden.
Die uns über den Weg fahrenden Riesencampervans und Caravans trugen, um deren Grösse und exklusive Austattung zu untermalen, grosse Namen. Wir haben uns über die Namensgebung der Hersteller immer köstlich amusiert und haben um mitzuhalten zu können, unseren Van umgetauft. Für die letzten gemeinsamen Wochen trägt er den Namen: King of the Road Paul Manifique Castel Chateau Luxury Exlusive Regent Empirior Royal Winsor Horscht the Unicorn Paradise King.
Der kleine hat auch im letzten Teil der Reise immer mal wieder dafür gesorgt das wir uns mit einer, uns eigentlich unbekannten Materie, auseinandersetzen mussten. Es waren immer kleinere Probleme welche wir, meistens mit etwas Glück, selber beheben konnten. Mit Hilfe von Garagist Youtube haben wir dann sogar den Öl und Ölfilterwechsel hingekriegt.
Um von Darwin aus an die Ostküste zu gelangen mussten wir 800 km zurück durch den Outback bis zum Ort Three Ways fahren. Obwohl Ort etwas übertrieben ist. Wie so viele Punkte auf der Landkarte entlang des Stuart Highways ist auch dies nur eine etwas grössere Tankstelle. Von Three Ways sind es nochmals rund 1600 Kilometer bis an die Ostküste nahe Cairns. Um uns auf dieser langen Strecke zu orientieren haben wir den sogenannten Kuhkompass entwickelt. Man kann anhand der dicke des Braunviehs bestimmen wie weit man noch von der fruchtbaren Küstenregionen entfernt ist. Die Skala geht vom mumifizierten Trockenvieh über das magere Steak mit Beinen, bis zur fetten, wohlgenärten Küstenkuh.
Der Weg führt vorwiegend durch trockenen Outback und Savannenähnliche Landschaften. Es war uns bereits auf dem Weg nach Darwin aufgefallen wie schnell sich die Landschaft in Küstennähe verändert. Auf dieser Strecke war es aber noch extremer. Plötzlich befanden wir uns in den Atherton Tablelands und umgeben von Regenwald, Avocado und Bananenplantagen und Wasserfällen.
Der Nordosten von Australien ist eine Region welche neben dem Tourismus vorallem vom Zuckerrohr lebt. Die Lanschaft ist durchzogen von schmalspurigen Schienen der sogenannten Canetrains welche zum Abtransport der gehäxelten Zuckerrohre dienen. Australien ist hinter Brasilien und Indien der drittgrösste Zuckerproduzent der Welt. Jährlich werden fast 6 Millionen Tonnen Rohzucker produziert. In Australien sind die Zuckerrohrfelder und Zuckerfabriken aber nicht im Besitz von Grosskonzernen sondern werden von über 6000 Familien bewirtschaftet oder betrieben.

Von Cairns sind wir zuerst in den 80km nördlich gelegenen Daintree Nationalpark gefahren. Glaubt man den Touristenbroschüren, der älteste Regenwald der Welt. Komisch nur das wir bereits auf Borneo, auf der malaisischen Halbinsel und in Thailand im ältesten Regenwald der Welt waren.
Da haben wir uns auf die Suche nach den seltenen Cosowarys gemacht. Dabei handelt es sich nicht um Angehörige eines Balkanstaates sondern um einen straussenähnlichen Vogel mit einem Horn auf dem Kopf. Wir haben trotz langer Suche keinen zu Gesicht bekommen und behaupten sogar dass deren Aussterben aus touristischen Gründen einfach verschwiegen wird. 

Wie allen anderen Grossstädten und grösseren Kleinstädten haben wir auch Cairns nur einen kurzen Besuch erstattet. Ab dem Moment wo wir Cairns Richtung Süden verlassen haben hat sich das Wetter gegen uns gewendet. Bis runter nach Bundaberg oder fast 3 Wochen lang hat es jeden Tag mindestens einmal geregnet.

Bei Airley Beach wollten wir eigendlich auf die Whitsunday Islands, ein tropisches Inselparadies mit weissen Traumstränden. Es waren jedoch alles andere als sunny days und so hat uns sogar die Dame am Tourschalter, entgegen ihrer eigentlichen Aufgabe, von einer Überfahrt zu den Inseln abgeraten.. Den einerseits wird ein Strand bei Regen eines grossen Teils seines Reizes beraubt und andererseits würde die Überfahrt bei Wind von bis zu 40 Knoten eher zur Übelfahrt.

Von der Küstenstadt Mackay schlängelt sich eine lange uns steile Bergstrasse durch Regenwald hinauf zum Eungella Nationallpark. Da die 4 Zillinder von Paul keine Bergspezialisten sind und uns Tage zuvor die Temperaturanzeige ausgestiegen ist müssten wir nach Gehör fahren, dh. Stoppen wenns kocht!
Auf dem Rückweg am nächsten Tag wurden die Bremsen an ihre Belastungsgrenze gebracht. Gerade als wir unten angekommen waren, bemerkte Domi an meinem Fuss einen Blutegel, den ich natürlich sofort loswerden wollte. Wegen dem schwarzen Rauch aus allen vier Radkästen mussten wir aber sofort wieder starten um ein Brennen der Bremsen zu verhindern. Gleichermassen wie sich die Bremsen wieder abkühlten wurde der Blutsauger an meinem Fuss grösser.
3 Wochen später beim Mechaniker hat sich übrigens herausgestellt das eine der Bremsen wirklich gebrannt hat.

Ausserhalb von Rockhampton sind wir von den Besitzern der Farm auf der wir geschlafen haben zum Rugbyabend eingeladen worden. Es war grosse Derbynacht. State of Origin oder Queensland gegen NSW. Noch besser als das Spiel waren aber die Würste und vorallem der Rum. Es sei der beste Rum den man in Australien kriegen kann meinte unser Gastgeber. Auf meine Frage wie dieser Rum den heisse, meinte er mit einem Augenzwinckern, er habe ihm noch keinen Namen gegeben und man solle ja niemandem erzählen das es ihn gäbe. Da in der Gruppe sowol Anhänger der Blues, als auch der Maroons sassen, war die Stimmung annähernd so kampfbetont wie jene auf dem Spielfeld.

Etwas weiter südlich in Harvey Bay wollten wir Wale sehen. Leider war es in dieser Region alles andere als Hauptsaison und daran halten sich hier sogar die Wale. Darum gab es für uns keine Walfahrt da der Walbestand aus keinem einzigen Wal bestand. Wir hatten also keine andere Wahl als ohne Walerfolg wieder weiter zu fahren

Die letzten drei Wochen haben wir uns Zeit genommen unseren Van zu verkaufen. Wir wussten dass es nicht die obtimale Zeit ist einen Van loszuwerden da die grossen Backpackerströme erst im Frühling wieder zu fliessen beginnen. Fast 2 Wochen lang sind wir rund um Brisbane auf Verkaufstour gegangen. Es war ein emotionales Rauf und Runter und nicht ganz einfach. Doch dies ist hald einfach "a part of the game" wenn man diese Art zu Reisen wählt. Und solange ein Rauf und Runter mit einem Rauf aufhöhrt auch nur halb so schlimm.
Schlussendlich haben wir jemanden gefunden der sich auf das Abenteuer Paul-Horscht einlassen wollte.
Der Preis lag nur 200 Dollar unter unserem damaligen Kaufpreis. Mit allen Kosten für Reperaturen, Registrierungen und andere Anschaffungen kostete uns Paul 14.50 pro Tag was, wenn man es mit den bis zu 100 Dollar pro Tag für ein Mietfahrzeug vergleicht, gar nicht so schlecht ist. Klar könnte man mit einem Mietauto auch die letzten drei Wochen noch ohne den Verkaufsdruck geniessen und würde sich auch sonst einigen Ärger ersparen trotzdem würden wir es wieder so machen. Einerseits waren wir froh den Van losgeworden zu sein andererseits hätten wir ihn am liebsten verschifft um auch in der Schweiz einen 4-rädrigen Gefährten zu haben
Zusammen mit eben diesem Gefährten haben wir auch auf diesem Abschnitt unserer Reise durch Australien wieder einige ungewöhnlichen Übernachtungsplätze gefunden. So haben wir neben einem Reitstadion, im Garten eines Pubs, bei einer Hunderennbahn, in einer verlassenen Uranmienenstadt, am Rande eines Trainingsareals der australischen Armee und mitten in einer Känguruherde übernachtet

Man sagt ja immer das Reisen den Geist belebt und man sich gegenüber neuen Erkentnissen öffnet. Dies bedeutet aber nicht immer etwas gutes. 
Nachdem wir uns mehrfach über laute, rücksichtslose, 19 jährige Jungbackpacker aufgeregt haben schlich sich eine nicht mehr loszukriegende Erkenntnis in unsere Köpfe .Verdammt wir werden alt! Eine Erkenntnis mit doppelter Wirkung. Einerseits ärgerten uns die Situationen ansich und andererseits die Tatsache dass uns die Situationen ärgerten. Eigentlich liesse sich das Ganze ja rational erklären, befinden wir uns ja alterstechnisch gesehen näher bei dem, ruhe suchenden, 45 jährigen Familienvater, als bei dem reisenden Jungvolk. Und schon sind wir bei der nächsten erschreckenden Erkenntnis angelangt.

Für die letzten acht Tage haben wir uns bei Rebecca und Scott eingenistet, ein junges Paar welches in ihrem Haus nahe Brisbane über AirBnB ein Zimmer vermieten. Erstens ist es halb so teuer wie ein Zimmer in einem Backpacker und zweitens finden wir es immer schön etwas über das alltägliche Leben der Locals zu erfahren. Die beiden waren, wie die meisten Australier, ziemlich locker unterwegs und für acht Tage hatten wir eine Art zu Hause weg von zu Hause.

Australien war mit Neuseeland die gewünschte Abwechslung zur asiatischen Lebens- und Reiseweise. Viel Natur wenig Kultur und Historie liese sich die Reise zusammenfassen. Alles was hier "alt"genannt wird ist hald in beiden Ländern nicht älter als 150 Jahre. Ausser man betrachtet die Geschichte der Uhreinwohner.
Wo in Neuseeland diese Geschichte noch in Ehren gehalten und auch gelebt wird, wird diese in Australien entweder vermarktet und zu touristischen Zwecken ausgeschlachtet oder sie wird unterdrückt. Ein dazwischen scheint es nicht zu geben. Das tägliche kulturelle Leben ist gerade im Vergleich zu Asien eher etwas langweilig oder einfach zu ähnlich zu unserer Lebensweise um aufzufallen. Dies ist aber aus unserer Sicht nicht weiter schlimm, denn beide Länder bieten dafür faszinierende Naturerlebnisse, durch das eigene Fahrzeug fast Grenzenlose Freiheit, die von uns gesuchte Ruhe und eine spannende Tierwelt.
Trotzdem freuen wir uns jetzt aber wieder auf das chaotisch, quirlige Leben Asiens oder anderst gesagt: Tschüss Ozeanien wir haben die Zeit genossen, Hallo Asien wir haben dich vermisst!
Zuerst freuen wir uns aber riesig auf Silvi, Roger, Lio und Mamma/Regi die uns in Indonesien besuchen kommen. 
Wir wissen noch nicht genau wie unsere Route durch Indonesien, nach den 2 Wochen mit ihnen, aussehen wird. 
Zusammen mit Vale, die 3 Wochen mit uns mitreist, lassen wir uns da vom Leben treiben und schauen von Tag zu Tag.

Grüessli us Indonesien vo de reisedomis