Bali Lombok Java

Über gute Menschen, schwere Lasten und volle Boote.

Lange war nicht sicher, ob wir überhaupt nach Bali reisen können , da Gunung Raung mit seiner Asche den Piloten über Denpasar seit Wochen etwas die Weitsicht klaute. An unserem Flugtag klarte der Himmel über Bali zwar auf jedoch war unser Flugzeug erst nicht da und dann defekt. So liegt nun der Flughafen Brisbane mit 10 Stunden Wartezeit auf Platz zwei unserer Wartezeitrangliste.
Nach einer Nacht in Bali durften wir endlich Mama/Regi, Silvi, Lio und Roger in die Arme schliessen welche uns die nächsten 2 Wochen auf unserer Reise begleiteten.
Mit ihnen im Gepäck einen für uns ungewohnten Luxus und ein lang lang ersehntes Käsefondue
Es war schön sie bei uns zu haben auch wenn es für uns eine recht grosse Umstellung war nach neun Monaten in einer zweier Reisegruppe plötzlich auf sechs Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen. Trotzdem haben wir die Zeit sehr genossen und möchten uns nochmals bei euch bedanken, dass ihr diesen langen Weg auf euch genommen habt, um uns Gesellschaft zu leisten. Auch einen Dank an den tapferen Heimatwächter der für diese Zeit auf alle seiner Liebsten verzichtet hat.
Zu sechst sind wir von Sanur über Ubud, den Gili Islands nach Kuta Lombok gereist und haben in Hotels übernachtet in denen bereits das Badezimmer grösser war als die Zimmer an die wir uns gewöhnt waren. Es waren für uns entspannte Tage so ganz ohne das Planen von Reiserouten, der Suche nach Unterkünften, dem Vergleichen von Preisen und das Ganze umgeben von geliebten Menschen.
Bei ihrem Abflug nach zwei Wochen sass unser nächste Gastreisende bereits im Flugzeug
Den Tag zwischen ihrer Abreise und Valérie's Ankunft haben wir für die Verlängerung unseres Visums genutzt.
Es gab da die Möglichkeit dreimal ins 2 Stunden entfernte Mataram zu fahren, oder die Hilfe eines Einheimischen anzunehmen, welcher die ersten zwei Termine für uns übernahm.
Es wiederspricht ja eigentlich jeglichem Sicherheitsdenken einem wildfremden Mann seine Pässe in die Hand zu drücken und zu hoffen, dass er drei Tage später am anderen Ende der Insel vor dem Imigrationsbüro erscheint.
Er war da!! Und als nach drei Stunden warten das System endlich unsere Fingerabdrücke nach Jakarta schicken wollte hatten wir die offizielle Berechtigung weitere 30 Tage in Indonesien zu bleiben.
Solche Dinge klingen vielleicht etwas mutig , oder gar verantwortungslos, doch lernt man auf solch einer Reise Vertauen in die Fremde und ihre Menschen zu haben. Ein Grundvertrauen in die Menschheit ohne das man reisetechnisch fast nicht handlungsfähig wäre. 99 Prozent der Menschen sind gut, ganz egal wo auf der Welt. Manchmal verschlossen oder aufdringlich, manchmal gereizt und schlecht gelaunt, oft schliztohrig und gewiefft aber nur ganz selten kriminell
Klar muss man eine gewisse Vorsicht walten lassen und klar besteht immer das Risiko einem Angehörigen des einen Prozents über den Weg zu laufen. Eine Gefahr welche jedoch nicht nur im Ausland besteht. Auch in der Schweiz trifft man in dunklen Ecken, verlassenen Gassen, in Wohnquartieren oder Büros auf diese Spezies, ja sogar in den Teppichetagen unzähliger Banken und Konzere soll es sie geben. Unterdessen war Valérie angekommen und wir konnten unsere Reise zu dritt weiterführen.
Nach drei Tagen intensivem auskurieren des Jetlags war auch das neuste Mitglied unsere Reisegruppe bereit für neue Abenteuer und wir haben von Lombok nach Bali übergesetzt.
Überraschenderweise war ein Auto zu mieten die günstigste Möglichkeit fünf Tage durch die Insel zu fahren. Mit einem eigenen Fahrzeug war es uns möglich auch nicht so touristische Orte zu entdecken. Bali ist im Vergleich zum restlichen Indonesien doch recht touristisch, was sich, neben der Menge an Touristen, auch im Preis für Essen, Unterkunft und Transport niederschlägt. Von Padangbai sind wir einmal quer durch die Insel bis zur Hafenstadt Gilimanuk gefahren, wo wir das Auto abgestellt haben und mit der Fähre nach Banyuwangy auf Java gefahren sind.
Das fahren auf Balis, sagen wir mal Strassen, war das pure Gegenteil zu den breiten, kurvenlosen Strassen und den rücksichtsvollen Automobilisten Australiens.
Ganz nach dem Motto: Warum ausweichen, denn da wo kein Seitenspiegel mehr ist kann auch keiner abgefahren werden. Wie meistens wenn wir mit einem eigenen Fahrzeug unterwegs sind, kamen wir auch diesmal nicht ohne einen platten Reifen davon. Während unserer Reisezeit sind nun bereits 11 schlaffe Schläuche bei unterschiedlichen Fahrzeugen zusammengekommen. Da im Mietvertrag stand das jegliche Schäden vom Mieter bezahlt werden müssen, (aus diesem Grund war sehrwahrscheinlich auch kein Werkzeug vorhanden) mussten wir etwas improvisieren.
Glücklicherweise war das Auto ein brandneuer Geländewagen welcher hinten unter einer Plastikverschalung einen Ersatzreifen hatte. Einen Wagenheber zu organisieren war recht einfach da bei diesen Strassenverhältnisen und dem durchschnittlichen Alter der Fahrzeuge, dieser, neben Steuerrad und Bremse wohl das meistgebrauchte Teil an einem Auto ist. Wir haben dann den Reifen ausgetauscht, den kaputten schön unter der Plasikverschalung versteckt und hoffen nun das wir bei der Ausreise aus Indonesien nicht noch nachträglich zur Kasse gebeten werden.
Noch was zum Unterschied zwischen Indonesien und Australien. Indonesien ist mit fast 300 Millionen Einwohnern, bezogen auf die Einwohnerzahl, die Nummer vier der Welt. Allein in der Hauptstatt Jakarta leben 10.5 Millionen Leute.Dazu kommt, dass Inseln wie Kalimantan oder Papua nur sehr dünn besiedelt sind, was bedeutet das der Rest umsomehr aus allen Nähten Platzt. Java ist mit 143 Millionen Einwohnern sprich 1027/km2 die dichtbesiedelste Insel der Welt. Zum Vergleich, in der Schweiz sind es 185 und in Australien gar nur 2 Einwohner pro km2.
Von Banyuwangy sind wir am nächsten Tag, der gerade mal eine Stunde alt war, zum Fuss des Gunung Ijen gefahren. Der Vulkan liegt im Ijen Plateau, dass einen Durchmesser von 75 km hat und neben dem Ijen auch den rauchenden und stetig grollenden Gunung Raung beheimatet. Vom Fuss des Berges sind es drei Kilometer auf den Kraterrand von wo man 300 Meter zum türkisfarbenen Kratersee hinuntersteigen kann. Das Gewässer weist einen PH Wert von 0.2 auf und wird von Wissenschaftlern als grösstes Säurefass der Welt bezeichnet. Im Jahre 1968 fand dort die offizielle Eröffnung einer Schwefelmine statt. Seither fördern Arbeiter aus der lokalen Bevölkerung hier unter widrigsten Bedingungen Schwefel zu Tage. Wie sich später noch herausstellen soll, eine Arbeit die nicht nur gefährlich sondern geradezu lebensfeindlich ist. Offiziell ist es deshalb auch verboten dort hinab zu steigen, aber weil es Indonesien ist, kann man es eben doch tun – auf eigene Gefahr.
Am Anfang des Aufstiegs wurden wir von einem dieser Schwefelträger begleitet. Etwa nach halbem Weg wurde im unser Tempo aber etwas zu gemächlich und er verschwand wie eine Feder in profillosen Gummistiefeln in der Dunkelheit
Auf dem Kraterrand wollten Einheimische den ankommenden Touristen Gasmasken vermieten. Nee! dachten wir uns, mit dem Gestank nach verfaulten Eiern kommen wir zurecht. Dies dachten wir auch noch nachdem wir etwa die Hälfte des steilen und dunklen Abstiegs hinter uns gebracht haben. Und dann traff es uns blitzartig und in unverhoffter Härte. Denn “bissig” ist nicht mal ansatzweise ein Ausdruck dafür, was da plötzlich aus dem Nichts heraus emporstieg und uns völlig umhüllte. Eine dichte Schwefelwolke riss uns direkt die Luft weg. Es ist unbeschreiblich wie scharf und jäh dieser Giftqualm in Nase und Lungen steigt. Panikartig schnappten wir nach der nichtvorhandenen Luft. Unten am See tragen die Soldaten des Schwefels nur mit einem Tuch um die Nase den verfestigten Schwefel ab und schleppen die mit bis zu 90kg beladenen Körbe die steile Kraterwand hoch. Bei uns wechselten sich Freude, Erstaunen und Panik ständig ab. 
Ich habe mir das mit dem Schwefel erklären lassen. Der Gehalt an dem Element mit Kürzel "S" in den Dämpfen ist derart hoch, dass es sich lohnt den Dampf abzukühlen und den Schwefel zur Resublimation, also Verfestigung, zu bewegen. An den Enden der Abkühlungsrohre können an ergiebigen Tagen die Schwefelbänke in den Morgenstunden bis zu 8 Meter an Dicke messen. An Freunde mit einschlägigem Fachwissen, das Gästebuch steht offen für allfällige Korrekturen.
Beim Abstieg begleiteten uns einige der Porter, deren transportierte Schwefelladung mit 700 Rupien je Kilogramm belohnt wird. Aktuell entspricht dies 5 Rappen, was pro Ladung 4 Franken, und bei 2 Ladungen am Tag 8 Franken macht. Wenig Geld für einen Job der eigentlich den Tod in Raten bedeutet und dessen finale Frucht ein z.B. achtlos angezündetes Streichholz ist. 
Der Aufstieg, die Schwefeldämpfe und die Aussicht machten diesen Tag zu einem dreifach atemberaubenden Erlebnis. 
Der Fahrer welcher uns zum Ijen gefahren hatte fuhr uns am nächsten Tag zu einem unschlagbaren Preis gleich nach Cemoro Lawang in der Nähe des Gunung Bromo.
Mohamed, alias Mister Mad, alias The Transporter war ein echt lustiger und angenehmer Artgenosse. Daran hat auch seine Vorliebe für James Blunt nichts geändert. Obwohl unsere Playlist für 7 Stunden im Auto etwas anderst ausgesehen hätte. In Cemoro Lawang nahmen wir Abschied von Mister Mad oder wie James Blunt sagen würde: Goodbye my lover, Goodbye my friend.
Wir haben ihn, seine Preise und seine Fahrweise in den kommenden Wochen noch oft vermisst. 
Mit den Worten Sonnenaufgang auf einem Vulkan verbindet man ja eigentlich Ruhe, Natur und ein bedächtiges Beobachten eines Naturschauspiels. Genau diese Stimmung lässt sich vielleicht hervorrufen wenn man die Fotos betrachtet. Doch solche Fotos gelangen nur, wenn man zuvorderst stand, sich im Anatomischen Grenzbereich bewegend, verbog und gleichzeitig hunderten wildgewordenen Selfiesticks auswich. Hätte man nämlich nach hinten Fotografiert wären da hunderte, vorallem einheimische, Touristen auf dem Bild welche versuchten einen der vorderen Plätze zu ergattern.
Wer schon einmal in Asien war der weiss wie nervig Asiaten sein können, wenn sie erst einmal in Ekstase geraten. Die Aussicht nach vorne war aber wunderschön.
Noch kurz zu den Selfiesticks: Wir hassen, hassen, hassen diese Dinger.
Etwas entäuscht sind wir zuerst mit dem Bus nach Probbolingo und dann mit dem Zug nach Yogyakarta gefahren. Yogyakarta ist eine typische asiatische Stadt und eines der bekanntesten Touristenziele Indonesiens
Yogya, wie die Einheimischen ihre Stadt kurz nennen, hat als Sultanat einen Sonderstatus in Indonesien. 1950 erklärte der Sultan sein Herrschaftsgebiet als ein Teil des Staates Indonesien. Yogya war vorher einmal kurzzeitig Hauptstadt von Indonesien und noch früher ein selbständiges kleines Reich. Der Sultan ist immernoch das regierende Oberhaupt der Provinz Yogyakarta. Bemerkenswert ist, dass der Sultan kein Muslim ist, sondern zu den balinesischen Hindus gehört, einer kleiner Gruppe der Bevölkerung neben hauptsächlich Muslimen und den Christen, die ebenfalls eine Minderheit darstellen. 
25 km westlich von Yogya liegt die Tempelanlage Borobudur. Das Unesco Weltkulturerbe wurde um das Jahr 800 von den damaligen budistischen Herschern erbaut. Der Tempel wurde 970 von der Asche des Gunung Merapi vollständig zugedeckt und geriet darum fast 1000 Jahre in Vergessenheit. Der Tempel ist zwar impossant und schön restauriert aber mit Bagan in Erinnerung und Ancor Wat in Erwartung sind die 30 Dollar Eintrittspreis nicht gerechtfertig.
Von Jepara an der Nordküste Javas wollten wir dann auf die Inselgruppe Karimunjawa übersetzen. Karimunjawa heisst übersetzt Gott des Meeres und genau diese Gottheit hat dafür gesorgt, dass seit einer Woche keine Boote mehr auf die Inselgruppe fahren konnten. Wir haben dann zwar das erste Boot nach dieser Woche erwischt aber die zweistündige Überfahrt war ein Höllenritt. Die Inselgruppe liegt 40 km vor Jawas Küste und besteht aus 27 Inseln von denen 24 als Nationalpark geschützt sind. 
Eigentlich war das Boot ja ausgebucht. Eigentlich!Wir sind Grundsätzlich ja gegen Korruption doch wen sie schon da ist warum nicht davon gebrauch machen.
Denn ausgebucht heisst in Indonesien nur keinen Platz mehr für all die welche den normalen Preis bezahlen. Oder ganz nach der blatterschen Lehre: alles ausgebucht, ausser man F indet I rgendwo F inanzielle A rgumente
Wir fanden irgendwo in unseren Rücksäcken genau solche Argumente und wurden sozusagen aufs Boot geschmuggelt.
Es waren nur 4 Tage auf den Inseln geplant wir sind dann aber mehr als eine Woche hängengeblieben. Es war einfach zu schön und die Familie bei der wir untergekommen sind einfach zu herzlich um nach vier Tagen bereits wieder abzureisen. Von unserem Bungalow aus haben wir draussen im Ozean eine kleine Insel gesehen und irgendjemand von unserer Reisegruppe hatte plötzlich die Idee man könnte da ja eine Nacht verbringen. Nach kurzer Überzeugungsarbeit hatte dieser jemand auch dem Rest der Gruppe diese Idee schmackhaft gemacht. Der Familie hatte es zwar nicht ganz eingeleuchtet warum wir dies machen wollten, so ohne den für uns ja erschwinglichen Luxus, haben uns aber alles organisiert. Bewaffnet mit unserem Moskitonetz, einigen Holzstangen und vorgekochtem Essen sind wir auf die Insel getukert und haben da direkt am Strand die Nacht verbracht.
Da uns niemand sagen konnte ob und wann das nächste Boot nach Jepara ablegen wird haben wir einen Flug nach Surabaya gebucht. Wir wollten kein Risiko eingehen auf der Insel festzusitzen da Valä 5 Tage später ihren Flug nicht verpassen wollte.
Der Flug war nicht viel teurer als das Boot und auch die Gefahr von hohen Wellen bedeutend geringer. Als wir das Flugzeug gesehen haben waren wir uns aber nicht mehr so sicher.
Der letzte Stop unserer Reise mit Valä war Batu Karas ein kleines Fischerdorf an der Südküste. Über Air Bnb haben wir uns da ein kleines Haus mitten in Reisfeldern gemietet und drei Tage lang die Ruhe genossen. Der Fahrer welcher uns von Bajar an die Küste fuhr für kannte die Strecke mit geschlossenen Augen. Dies ist leider nicht im geringsten Sinnbildlich gemeint. Immer wieder sind ihm die Augen zugefallen und ich musste mich neben ihn setzen, um einerseit präsenz zu markieren und andererseits im Notfall eingreifen zu können. In Batu Karas haben wir auch gelernt, dass sechs Würfel und einige blöde Regeln in Verbindung mit einer Flasche Reiswein lustige Folgen haben kann. Aber dies ist eine andere Geschichte
Nach diesem Abstecher an Javas Westküste war es auch für Valä Zeit uns, in Richtung Schweiz, zu verlassen. Auch dir Valä möchten wir an dieser Stelle nochmals für die gemeinsame Zeit danken. Es hat echt Spass gemacht mit dir und falls du mal eine Pause vom Rumstudieren brauchst weisst du ja wo wir sind: Planet Erde, wenn du reinkommst links!! Wir wissen auch nicht so recht wieso alle unsere Besucher nach einem verlängerten Wochenende bereits wieder nach Hause wollen. Aber jedem das Seine denken wir uns da. Uns gefällt es echt gut da draussen in der weiten Welt und darum bleiben wir noch ein wenig.
Wir haben jetzt noch 2 Wochen Zeit bis zu unserem Flug nach Kambotscha und mussten uns endscheiden ob wir diese in Java verbringen oder noch irgendwo hinfliegen. Wir haben uns für Sumatra entschieden und machen uns da auf die Suche nach neuen Abenteuern.
Der Bericht dazu folgt in Kürze. Bis dahin eine gute Zeit und liebe Grüsse von uns zwei.