Peru 2.teil

Über farbig Klöster, alltägliche Probleme und langsame Beamte

Über die Strecke von La Paz bis rauf an die Grenze zu Ecuador folgt nur ein kurzer Bericht da wir auf diesen 2833 km nur 4 Stops gemacht haben. Und er kommt etwas spät da es hier in Ecuador einfach zu viel zu unternehmen gibt.

Von La Paz gings auf direktem Weg nach Arequipa. 24 Stunden waren wir unterwegs mit einem Bus der sich Bolivia Hop nennt. Dieser Backpackerbus ist eigentlich eine gute Idee. Man kauft ein Ticket für eine Strecke kann aber in gewissen Städten austeigen und an einem anderen Tag weiterfahren. Eigentlich eine gute Idee aber einmalmehr haben wir gemerkt, dass wir nicht gemacht sind für solch durchorganisierte Dinge. Einerseits wirkt die gegenseitige Anziehung welche vorallem jüngere Backpacker untereinander zu haben scheinen, auf uns eher abstossend. Andererseits mögen wir es einfach nicht, wenn uns jemand sagt wann wir austeigen, einsteigen, essen und fotografieren sollen. Für unser Ziel, möglichst schnell in Arequipa anzukommen war es aber eine gute Lösung.

Arequipa ist eine wirklich schöne Stadt welche wegen den vielen aus weissem Vulkanstein gebauten Häusern auch die weisse Stadt genannt wird. Wahrscheinlich schon die dritte oder vierte Stadt mit diesem Namen.

Hier haben wir uns auf heiliges Land gewagt. Nach unzähligen Budistischen Tempel war der Besuch im Kloster Santa Catalina unser erstes Gebäude aus der christlichen Ecke der Glaubenswelt. Das Kloster wurde im 16. Jahrhundert erbaut und beherbergte bis zu 300 Nonnen und 400 Dienstmädchen. Was hinter diesen Mauern geschah blieb der Öffentlichkeit 300 Jahre verborgen. Erst 1970 wurde das 20000 m2 grosse Kloster für die Bevölkerung geöffnet.

Über Huacachina, einer sehr touristischen Wüstenoase, in der Nähe der Stadt Ica, sind wir nach Trujillo im Norden Perus gereist.

In Trujillo lag unser Hotel neben einem Platz für den Müll der Nachbarschaft und dies kann in Südamerika den Schlaf stören.

Nicht der Gestank ist das Problem sonder der Lärm. Nicht der Müll macht Lärm sondern der Müllwagen. In Südamerika machen diese Unratsentsorgungsfahrzeuge Musik oder sonstige komische Geräusche um den Leuten ihre Ankunft mitzuteilen.

Stellt euch vor was los wäre wenn nachts um halb zwölf der Müllwagen durch Schweizer Strassen führe und mit etwa 100db der "Schacherseppeli" aus den Boxen dröhnt

Da kommen uns gleich noch einige weitere Beispiele zu diesem Thema in den Sinn

Stellt euch vor was los wäre wenn:

Postautos mit Aufklebern in Form von Hanfblättern, Abbilder von  Che oder Bob Marley und religiösen Schriftzügen verziert wären und bei jedem zweiten Halt mehrere tüchtige Verkäufer einsteigen, welche  Esswaren oder irgendwelche Wundermittel gegen allerlei Beschwerden verkaufen wollen.

Wenn sich am Postplatz in St.Gallen die Postautochauffeure vor ihr Fahrzeug stellen und ungefragt jedem Passanten das Ziel der Reise ins Gesicht brüllen würden.

Wenn Polizisten bei aufkommendem Hungergefühl einfach willkürliche Bussen verteilen würden um ihr Mittagessen zu finanzieren.

Wenn man mangels Sitzplätze gezwungen wäre auf einer sechsstündigen Fahrt zu stehen.

Wenn 5 jährige alleine entlang stark befahrenen Strassen oder durch gefährliche Stadtteile zur Schule gehen müssten oder der Schulbus einfach nur ein Lastwagen mit offener Ladefläche wäre.

Wenn die Lehrperson in der Dorfschule kein Lehrer wäre sondern einfach jemand der nicht gerade zu den dümmsten des Dorfes gehört

Wenn man jeden Samstagmorgen Stunden vor der Bank warten müsste um seinen Check einzulösen da man kein Bankonto eröffnen kann.

Wenn Abfalltrennung nur bedeuten würde das man sich hald irgendwie vom Abfall trennt.

Und all das sind nur kleine  Probleme mit denen die Menschen in den von uns bereisten Ländern tagtäglich umgehen müssen.

Ja auf so einer Reise relativieren sich die Probleme in der Schweiz irgendwie und mit leichtem Schmunzeln lesen wir teilweise was es in unserem Land so in die Zeitungen schafft. Dass es politisch diskutiert wird das die  SBB die Frechheit besitzt 10 jähriges Rollmaterial einzusetzen, dass in skrupellosen Aktionen Wahlplakate verunstaltet wurden oder dass ein halbwegs bekannter Stadtschreiber eine Ladung Konfetti in sein Bloggergesicht  bekommen hat. Sorry den verstehen vielleicht nicht alle. Auch bei Themen wie der Migration, welche es wirklich zu diskutieren gilt sollte man, nebst der sachlichen Diskusion, auch einfach froh sein, dass wir in einem Land wohnen, wo andere rein und nicht wir raus wollen.

Jetzt aber zurück zu unserer Reise

Nahe Trujillo gibt es zwei Ruinen welche wir besichtigen wollten. Chan Chan und die Huanca de la Luna.

Chan Chan war die Hauptstadt des präkolumbischen Chimú-Reiches. Sie entstand etwa um 1300 und erstreckt sich noch heute über eine Fläche von 28 km². Sie war wahrscheinlich die größte Stadt der damaligen Zeit auf dem südamerikanischen Kontinent und eine der größten der Welt, die aus Lehmziegel sogenanten Adobe errichtet wurde. Zu ihrer Blütezeit beherbergte die Stadt etwa 60.000 Einwohner. Der einzige, restaurierte Komplex wurde übrigens nach dem schweizer Archeologen Johann Jackob von Tschudi benannt.

Die Huanca del Sol und de la Luna sind etwas älter und stammen aus der Zeit Moche. Die beiden Tempel wurden zwischen dem 3. und 8. Jahrhundert erbaut. Inka, Chimú und Moche. Man lernt nie aus und obwohl es ein ziemlich geschichts-und lehmlastiger Tag war, war er sehr interessant.

Von Trujillo gings für uns der Küste entlang nach Mancora.

Mancora ist ein aufstrebendes Touristenörtchen, 3 Stunden vor der ecuatorianischen Grenze. Um dem Trubel direkt an der Küste etwas zu entfliehen haben wir ein Bungalow auf einem Hügel mit Sicht aufs Meer gebucht.

Der Besitzer des Hostels hiess übrigens Jürg und stammt aus dem Zürcher Oberland.

Nach der langen Zeit in den Anden war es wirklich schön das Meer wiedermal rauschen zu hören. Obwohl allzu berauschend war der Ort und der vorgelagerte braune Sandstreifen auch nicht. Wir sind da hald etwas verwöhnt. Zum Ausruhen war das Örtchen genau das richtige und irgendwie haben wir das Gefühl, dass es in der Karibik noch eins zwei schöne Strände geben könnte.

Von Mancora gings einmalmehr mit einem Nachtbus weiter. Eigentlich sind wir unterdessen recht geübte Nachtbusschläfer aber auf dieser Strecke kamen wir nicht allzuviel dazu. Der Bus fuhr um 0.30 in Mancora los. Nach einer Stunde, kaum unsere Körper irgendwie bequem den Sitzen angepasst, nahm es irgendwelche übereifrige Polizisten wunder, was sich da für Nationalitäten im Bus befinden. Alle raus, Pass zeigen und wieder rein in den Bus.

Eineinhalb Stunden später, also um 3Uhr Nachts, kamen wir an die Grenze zu Ecuador. Mit einer Kadenz von etwa 40 PpS "Personen pro Stunde" haben die ecuadorianischen Zollbeamte versucht sich in den Feierabend/morgen zu retten. Wir waren etwa an Stelle 90 sprich nach 2 1/2 Stunden waren auch wir wieder zurück im Bus. Die restlichen 5 Stunden holte der Fahrer auf der kurvigen Strecke alles aus seinem Fahrzeug raus, sodass wir auch da nicht ins Land der Träume fanden. Heil aber müde kamen wir schlussendlich in Cuenca an und am Ende sind wir immer froh, wenn an Grenzübergängen ausser langen Wartezeiten, alles reibungslos abläuft.

Wir werden uns für Ecuador rund 3 Wochen Zeit nehmen dabei aber auf die Galapagosinseln verzichten. Die Inseln sind für unser, schon arg in mitleidenschaft gezogenes, Reisebudget einfach zu teuer. Wir standen vor der Endscheidung 10 Tage Galapagos oder einen Monat Kolumbien und da wir nicht in den schweizer Winterzurück wollen, war die Endscheidung schnell getroffen.

Dazu kommt, dass man ja noch Ziele für weitere Reisen braucht.

Wir melden uns aus Ecuador wieder, dann sicherlich wieder mit einem etwas ausführlicheren Bericht.

Bis dann, eure Rucksackdomis.

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