ecuador

Über verworrene Wege, gebratene Haustiere und dicke Frauen

 

 

Ecuador hat es in nur drei Wochen an die Spitze unserer Südamerikarangliste geschafft. Das Land hat auf kleiner Fläche unglaublich viel zu bieten und wird von freundlichen Menschen bevölkert. Vielleicht profitierte Ecuador aber einfach auch davon, dass wir es als drittes Land besuchten. Denn nach Peru und Bolivien waren wir etwas Busmüde und so kamen uns die kurzen Distanzen in Ecuador gerade recht. Vielleicht waren auch die Leute in Ecuador gar nicht mal so nett. Doch nach Bolivien braucht es hald nicht viel um nett und offen zu wirken. Leider schafft es dieses Land auch auf der Preisniveaurangliste sehr weit nach oben. Wir waren überrascht wie teuer Ecuador im Vergleich zu den anderen Ländern war.

Nach dem Grenzübertritt haben wir uns in Cuenca etwas Zeit genommen um unsere Reise durch das kleinste südamerikanische Land zu planen.

Cuenca ist eine Stadt nach dem Motto: Schau eine Kirche, und dort noch eine, und da noch eine!!!!!

Was vorallem dem einen Teil unserer Reisegruppe gefallen hat ist die Tatsache, dass es hier an jeder Ecke eine Bäckerei mit vielen Süssigkeiten gibt. Etwas, was es in Bolivien und Peru kaum zu finden gab. Genau das richtige um die in diesen beiden Ländern verlorenen Kilos wieder draufzupacken.

Cuenca ist eine wirklich schöne Stadt deren Altstadt auf der Liste der Unesco Weltkulturerben steht. Doch nach einigen Stadtspaziergängen, Museen und Kirchenbesichtigungen zog es uns auch hier wieder raus ins Grüne,

Wir wurden schon ein paar mal gefragt, wie wir es finanziell schaffen so lange zu reisen. Einerseits hald einfach jahrelanges Sparen im Vorfeld der Reise. Doch gibt es auch auf der Reise unglaubliches Sparpotential. Am extremsten ist es aus unserer Sicht bei Touren zu irgendwelchen Sehenswürdigkeiten.

In der Nähe von Cuenca liegt der Nationalpark Cajas. Reiseagenturen in der Stadt bieten Tagestouren für 45 Dollar pro Person an. Wir haben für 2 Dollar einen Bus in den Park genommen und haben nach dem Wandern mit einem Sprung auf die Strasse einen Bus zum anhalten gezwungen, welcher uns wieder nach Quenca brachte.

Kosten des Ausflugs 8 Dollar und eine Differenz von 82 Dollar im Vergleich zur Tour.

Da wegen dem schlechten Wetter die meisten Wege geschlossen waren zeigte sich ein weiterer Vorteil des Alleinreisens. Denn mit einer geführten Tour hätte man sich sicherlich an das Verbot halten müssen. Alleine kann man sich auch mal über solche Verbote hinwegsetzen und so hatten wir den ganzen Nationalpark für uns alleine.

Von Cuenca gings nach Riobamba. Riobamba als Stadt wäre eigentlich keinen Halt wert. Wir haben uns aber hier mit Nadja verabredet, da sie ebenfalls am reisen war. Wir genossen einige Plauderstunden und ein gemeinsames Nachtessen.

Noch was zum Thema: Kann man wissen. Muss man aber nicht.

Nahe Riobamba liegt der Vulkan Chimborazo. Der 6267m hohe Gipfel des Chimborazo ist wegen seiner Nähe zum Äquator der Punkt der Erdoberfläche, der am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernt ist. Da der Radius der Erde am Äquator grösser ist als an den Polen, ist dieser Vulkan näher an der Sonne als der Mount Everest. Nimmt man den Erdmittelpunkt als Bezugspunkt, so übertrifft der Chimborazo den Mount Everest um mehr als zwei Kilometer.

Von Riobamba sind wir mit dem Bus, welche in Ecuador übrigens recht preiswert sind, nach Baños gefahren. Hier gibt es neben unzähligen Adventureaktivitäten vorallem viel fallendes Wasser zu sehen. Da wir vieles hald schon gemacht haben und keine Lust auf irgendwelche Touren hatten, haben wir uns ein Bike gemietet und sind entlang der "Wasserfallstrasse" dem Amazonas entgegen geradelt. Bei dem Wasserfall der am weitesten von der Strasse entfernt lag, haben wir dann tatsächlich ein idylisches Plätzchen gefunden, welches auch unseren verwöhnten Reiseansprüchen genügte.

Um wieder nach Baños zurück zu fahren fehlte uns die Kraft und so haben wir unsere Fahrräder auf einen kleinen Lastwagen geladen und sind, ganz Latinostyle auf der Ladefläche sitzend nach Hause geholpert.

 

Von Latacunga aus haben wir uns auf eine 4 tägige Wanderung durch die Berge gemacht. Dieser Quilotoa Loop genannte Rundweg führt vorbei an kleinen Bergdörfer und endet an der Laguna Quilotoa, einem türkisfarbenen Kratersee auf fast 4000 Meter Höhe.

Da standen wir nun in einem kleinen Dorf, mitten in den ecuadorianischen Anden und waren auf einmal nicht mehr so sicher ob das ganze so eine gute Idee war. Wir hatten zwar eine Wegbeschreibung aus dem Internet dabei, doch bereits nach etwa 5 km passte die Beschreibung nicht mehr ganz mit dem Landschaftsbild überein. Dort wo eigentlich ein Weg sein sollte war ein Fluss und dort, wo es raufgehen sollte, gings runter. Anderst gesagt wir hatten keine Ahnung mehr wo wir sind. Irgendwie haben wir dann doch unser Hostal gefunden aber wissen bis jetz noch nicht genau wie. Die beiden folgenden Tage durch die traumhafte Landschaft haben wir dann ohne nennenswerte Umwege geschafft. Auch weil uns die Hostals für den jeweils folgenden Abschnitt eine Beschreibung mit auf den Weg gegeben haben. Mit Sätzen wie: folge dieser Hecke für 200m bis zu zwei grossen Kakteen, geh dann nach rechts über den Steinbruch bis zum Bach, überquere den Bach und  durchquere das Wäldchen leicht diagonal!!! wurde diese Wanderung zu einer Art Foxtrail durch die Anden,

Unterwegs gerieten wir in einem kleinen Dorf noch in einen Hinterhalt. Bewaffnet mit Wasserballonen griff uns ohne Vorwarnung eine Schulklasse an. Nass zwar, aber sonst ohne weitere Verletzungen haben wir die Flucht aus dem Dorf geschafft.

Das scheint übrigens hier irgend ein Karnevalsbrauch zu sein. In mehreren Städten wurde so die Stadtbesichtigung zu einem Spiessrutenlauf vorbei an fliegenden Eiern, Mehlwolken, Rassierschaumfontänen und Wasserballonensalven. Elegant und graziös, wie wir hald sind, haben wir es aber immer wieder geschafft, den fliegenden Objekten auszuweichen.

Die 4 Tage waren ein grossartiges Erlebnis. Die unendlich weiten Landschaften, die kleinen Andendörfer, die freundliche Landbevölkerung, die verworrenen Wege und die riesige Lagune, machten diese Tage zu einem zwar körperlich anstregenden, aber geistig erholsamen Abenteuer.

Der Kratersee ist übrigens 250 meter tief, doch für die Einheimischen bildet er einen bodenlosen Zugang ins innere von Mutter Erde.

 

Da gerade Markttag war machten wir bei der Rückreise nach Latacunga halt in Zumbahua. Aus allen umliegenden Dörfchen kommen die Leute hierhin und verkaufen alles was man hald so braucht. Für 70 Dollar haben wir hier sogar ein Lama angeboten bekommen. Um ehrlich zu sein haben wir uns echt kurz überlegt das Angebot anzunehmen.

Lustig wurde es als Dömi versucht hat einer alten Marktfrau, welche gerade hezigen Haustieren feuer unterm Hintern machte, beizubringen wie man auf Deutsch Cuy, also Meerschweinchen sagt, Ihr "mschweische" hat bei der ganzen Gästeschaft ihres Marktstandes lautes Gelächter ausgelöst. Nach dem 10 erfolglosen Versuch hat auch die Marktfrau aufgegeben und gemeint "cuy es mejor y mas facil."

Von Latacunga aus wären wir eigentlich noch gerne auf den Cotopaxi gekraxelt, doch leider sind momentan viele Vulkane in Ecuador aktiv und darum geschlossen. Und so sind wir am nächsten Tag weiter entlang der Strasse der Vulkane nach Quito gereist. Quito ist die Hauptstadt von Ecuador. Die Stadt liegt 20 Kilometer südlich des Äquators auf einer Höhe von 2.850 und ist somit die höchste Hauptsradt der Welt. Quito hat heute ca. 2.7 Mio. Einwohner und ist nach Guayaquil die zweitgrösste Stadt von Ecuador. Die Stadt ist nur 4 km breit aber fast 60 km lang.

Hier traffen wir uns wieder mit Rafael und Katharina welche wir in Cusco kennengelernt haben. Da wir aber in gegengesetzte Richtungen reisten blieb es leider nur bei einem gemeinsamen Abendessen. Wir werden uns aber ja in Kuba nochmals sehen. Oder ihr zwei?

Wir hatten hier eines der unfreundlichsten Hotels unserer Reise. An der Türe fragte die Besitzerin schon mal sehr unfreundlich was wir den hier wollen. Als wir ihr dann den Zusammenhang von Hotel und Zimmer und ankommenden Gästen erklärt haben, hat sie uns wenigstens die Türe geöffnet. Aber auch beim Check In hatten wir stets das Gefühl uns für unser Erscheinen entschuldigen zu müssen.

Das Frühstück am nächsten Morgen wurde nicht auf den Tisch gestellt, sonder kam aus gefühlten 2 Metern Entfernung an den Tisch geflogen und als hätte der Chef den Angestellten verboten in ganzen Sätzen zu sprechen bestand jede Frage oder Aufforderung an uns aus entweder einem Nomen oder einem Verb. Doch wenn man schon so lange unterwegs ist, schafft man es irgendwie solche Dinge als eine Art skurrile Unterhaltung zu sehen.

Quito selbst ist wie Cuenca eine schöne Stadt mit Unesco Zertifizierter historischem Stadtkern. Ausser dem üblichen" durch die Stadt strolchen" haben wir aber nichts nennenswertes gemacht.

Noch was zur Frauenwelt in Südamerika. Das weibliche Geschlecht liebt hier ihre Rundungen. Es ist unglaublich was diese wandelnden Belastungstests für Strechstoffe so alles in eine enge Hose bringen. Einerseits erstaunlich wie wohlwollend gewisse Frauen darüber hinwegschauen dass das T-shirt bei jeder Bewegung den Kampf gegen den Bauch verlieren könnte

Andererseit für den Betrachter mit einem gewissen Hang zur Estetik, einfach zu viel Frau für so wenig Kleidung!

Von dicken Frauen zu dünnen Männern. 2 Stunden westlich von Quito liegt mitten in den Nebelwäldern dieser Region das kleine Städtchen Mindo. Auf dieser Fahrt haben wir übrigens das erste mal auf unserer Reise den Äquator auf dem Landweg überquert.

Untergekommen sind wir beim spindeldürren Willy aus Winterthur. Er lebt schon seit 24 Jahren in Ecuador, hat 9 Jahre lang das Bahnradteam von Quito trainiert ( ja das gibts) und vermietet nun 4 Bungalows mitten im Dschungel. Ein lustiger aber auch etwas spezieller Artgenosse.

Mindo ist bekannt für seine Vogelwelt. 500 Arten soll es um Mindo geben, was diesem Ort den ersten Platz im weltweiten Vogelartenranking einbringt. ( ja! Auch so was gibt es.) Eigendlich wollten wir mit einer Seilbahn auf die andere Talseite um dort einige dieser 500 Vogelarten zu sehen. Die Taxifahrer wollten fuer diese 4 km 10 Dollar ( entspricht etwa 300km mit dem Bus) und so sind wir die Strecke hald zu Fuss gegangen-

Unterwegs fuhr ein Pickup mit einem riesigen Motor auf der Ladefläche an uns vorbei.  Nach einer Stunde sind wir oben angekommen und haben gemerkt, dass dieser Motor für die Seilbahn war, die wir eigentlich gleich benutzen wollten. Keiner in den vorbeifahrenden Autos kam auf die Idee uns mitzuteilen, dass heute die Seilbahn nicht funktioniert. Es sind ja grundsätzlich wirklich liebe Menschen hier in Südamerika, aber vorausschauendes Handeln und Denken scheint nicht von allen eine Stärke zu sein. Kurzerand haben wir unseren Plan geändert und sind mit einem kanadischen Pärchen in einem naheliegenden Naturschutzgebiet wandern gegangen. Nach dieser 5 stündigen Wanderung konnten wir endlich ein weiteres Häkchen auf unserer "want to see" Liste machen. Wir haben endlich einen Tucan gesehen.  

 

Von Mindo gings über Quito nach Otavalo.

Hier findet jeden Samstag einer der grössten Märkte Südamerikas statt. Wir waren an einem Donnerstag da und haben so nur die light Version dieses Marktes gesehen. Dieser Markt wird in den Reiseführern als traditioneller Andenmarkt verkauft. Wie traditionell ein Markt ist, bei dem 80% der Ware aus farbigen Alpaccakleidern und irgendwelchen Gegenständen mit einem Ecuadoraufdruck besteht, sind wir uns aber nicht ganz sicher. Und so waren wir eigentlich froh, uns nicht durch den grossen Samstagmarkt kämpfen mussten.

Und schon standen wir wieder vor der nächsten Landesgrenze. Wir werden aber sicherlich irgendwann nach Ecuador zurückkommen. Da gibt es eben noch die Galapagos oder den Amazonas oder die Pazifikküste und dann runter nach Chile und Argentinien und rauf nach Brasilien und dann Mittelamerika und dann Mexico oder rüber nach Japan, China oder die Philipinen oder Aaaaahhhhhhhh! Wir freuen uns auf zuhause, damit wir endlich unsere nächsten Ferien planen können!!!

Jetzt gehts aber nach Kolumbien. Dieses Land stand eigentlich nie auf unserem Reiseplan. Wir haben aber von anderen Reisenden so viel gutes über dieses Land gehört, dass wir auch da noch kurz vorbeischauen. Liegt ja in der Nähe und wenn man schon mal das ist!

Wir haben nun noch 5 Wochen Zeit für dieses Land und dann wartet mit Kuba schon der letzte Stopp unserer Reise auf uns. Mit riesen Schritten nähert sich also ein Moment der, beim daran denken, mit ganz unterschiedlichen Gefühlen verbunden ist. Momentan ist es noch ein Gewirr von Verdrängung, Freude, Angst,  Heimweh und Ungewissheit. Wir hoffen aber, dass am 8. April die positiven Gefühle überwiegen werden.

Wir wünschen allen viel Kraft um euch in den nahenden Frühling zu retten und wir gesellen uns dann zu euch.

Liebe Grüsse von uns zwei!

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